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Pearl - Liebe macht sterblich

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am24.05.20171. Auflage
Die ungestillte Sehnsucht nach Liebe macht sie unsterblich. Aber alles, was sie will, ist endlich zu lieben. 'Zweihundert Jahre habe ich die Liebe gesucht, wollte sie mehr als alles andere - nie hat sie sich meiner erbarmt. Ich habe noch nie geliebt. Wurde noch nie geliebt.' Pearl ist eine Suchende. Ihre Sehnsucht nach Liebe ist so groß, dass sie selbst im Tod keine Ruhe gefunden hat und zur Unsterblichkeit verdammt ist. Sie hat nur eine Möglichkeit, erlöst zu werden: sie muss die wahre, aufrichtige Liebe erfahren. Aber der, den sie endlich lieben kann, stellt sich als ihr größter Feind heraus. Wird er ihre Gefühle erwidern und sie befreien oder wird er ihr Schicksal auf ewig besiegeln? Unendlich romantisch und absolut spannend - der neue phantastische Roman von Julie Heiland!

Julie Heiland hat Journalistik studiert. Parallel dazu hat sie eine Schauspiel- und Rhetorikausbildung absolviert und schon in einigen Fernsehfilmen mitgespielt. Julie Heiland ist 1991 geboren und lebt in der Nähe von München. Nach der Trilogie »Bannwald«, »Blutwald« und »Sternenwald« ist »Pearl« ihr vierter Roman.
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Produkt

KlappentextDie ungestillte Sehnsucht nach Liebe macht sie unsterblich. Aber alles, was sie will, ist endlich zu lieben. 'Zweihundert Jahre habe ich die Liebe gesucht, wollte sie mehr als alles andere - nie hat sie sich meiner erbarmt. Ich habe noch nie geliebt. Wurde noch nie geliebt.' Pearl ist eine Suchende. Ihre Sehnsucht nach Liebe ist so groß, dass sie selbst im Tod keine Ruhe gefunden hat und zur Unsterblichkeit verdammt ist. Sie hat nur eine Möglichkeit, erlöst zu werden: sie muss die wahre, aufrichtige Liebe erfahren. Aber der, den sie endlich lieben kann, stellt sich als ihr größter Feind heraus. Wird er ihre Gefühle erwidern und sie befreien oder wird er ihr Schicksal auf ewig besiegeln? Unendlich romantisch und absolut spannend - der neue phantastische Roman von Julie Heiland!

Julie Heiland hat Journalistik studiert. Parallel dazu hat sie eine Schauspiel- und Rhetorikausbildung absolviert und schon in einigen Fernsehfilmen mitgespielt. Julie Heiland ist 1991 geboren und lebt in der Nähe von München. Nach der Trilogie »Bannwald«, »Blutwald« und »Sternenwald« ist »Pearl« ihr vierter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104904146
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum24.05.2017
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1416 Kbytes
Artikel-Nr.2111699
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

»Ich liebe dich«, formen meine Lippen stumm. »Ich liebe dich ...«

Jedes noch so kleine Detail des Toilettenvorraums, in dem ich mich verbarrikadiert habe, ist typisch venezianisch kitschig. Ein vergoldeter Wasserhahn in Form eines Schwans mit ausgebreiteten Flügeln. Üppige Sträuße aus weißen Rosen zu beiden Seiten der marmornen Ablage. Weiche Frotteehandtücher, aufgestapelt in einer goldenen Halterung.

Seit fünf Minuten prüfe ich anhand des Bildes, das mir der ovale Spiegel mit den goldenen Rahmenverzierungen präsentiert, wie mein Mund diese drei Worte sagt. Ich. Liebe. Dich.

John - mein Date -, der draußen auf der Terrasse des Nobelrestaurants auf mich wartet, ist ein Mann, den eine Frau sich nur wünschen kann. Er ist charmant, klug und aufmerksam. Hat ein schönes Lächeln, dunkelblonde, dicke Haare. Graue Augen, die hervorragend zu seinem dunkelblauen Anzug passen. Sein Drei-Tage-Bart lässt sein Gesicht männlich wirken. Er lebt in Kalifornien, studiert dort Wirtschaftspsychologie und arbeitet nebenbei vier Tage die Woche in einem großen Immobilienbüro.

Ich horche tief in mich hinein. Wenn ich mich konzentriere, spüre ich ein warmes Kribbeln in meinem Bauch. Fühlt sich so die Liebe an? Ja!, schreit mein Bauch hoffnungsvoll. Nein, antwortet mein Kopf trocken. Dieses warme Kribbeln hast du lediglich dem Ramazotti zu verdanken, den du nach der Schokoladenmousse noch unbedingt trinken musstest.

Ich stütze mich auf den Waschbeckenrand. Die Klinke wird heruntergedrückt, schon das dritte Mal innerhalb der fünf Minuten. Doch ich habe vorsorglich die Tür abgeschlossen. Nur noch ein paar Sekunden ..., ein paar Sekunden lang brauche ich noch meine Ruhe. Ich kann John lieben. Das weiß ich. Er bringt mich zum Lachen. Ich misstraue ihm nicht. Mehr noch: Ich glaube, ich könnte ihm sogar vertrauen.

»Ich liebe dich, John. Ich liebe dich. Ich liebe dich. Ich liebe dich«, murmele ich, diesmal etwas lauter.

Mein Körper leistet Widerstand. Ich bekomme kaum noch Luft. Spüre, wie sich ein leichter Schweißfilm auf meinem Rücken bildet. Mein Mund wird ganz trocken. Das ist die Nervosität!, beruhige ich mich selbst in Gedanken. Du bist nervös, weil John dir gefällt.

»Are you alright?«, fragt eine hohe Frauenstimme durch die Tür hindurch. Vermutlich eine viel zu reiche Amerikanerin, die es sich leisten kann, mit ihrem Mann in diesem überteuerten Restaurant direkt am Canal Grande zu speisen. Die in einem der versnobten Hotels logiert, einen persönlichen, englischsprachigen Reisebegleiter gebucht hat und später ihren Freundinnen erzählen wird, sie habe das wahre Venedig kennengelernt.

»Yes, thank you.« Ich straffe die Schultern, nehme Haltung an.

Vor etwa einer Woche habe ich John in einer Bar in der Calle Vallaresso kennengelernt. Seitdem haben wir jeden Tag zusammen verbracht. Haben die Sehenswürdigkeiten der Stadt besucht. Haben am Lido den Sonnenuntergang betrachtet. Sind mit einem gemieteten Motorboot übers Meer geflitzt. Wenn John mir jetzt noch sagt, dass er mich liebt, ist alles perfekt.

Und wenn ich seine Liebe erwidere.

Zweihundert Jahre lang habe ich die Liebe gesucht, wollte sie mehr als alles andere - nie hat sie sich meiner erbarmt. Ich habe noch nie geliebt. Wurde noch nie geliebt. Nicht mal meine Mutter konnte mich ertragen. Sie hat mich als Säugling im Wald zurückgelassen, in der Hoffnung, dass ich von wilden Tieren gefressen werde. Alles in meinem Dasein ist auf die Liebe ausgerichtet, und dennoch weiß ich so gut wie nichts über sie. Weiß nicht, wie sie sich anfühlt. Kann es nur ahnen. Mir in meiner Phantasie ausmalen.

Ich werfe einen letzten Blick in den Spiegel. Tiefdunkle, fast schwarze Augen blicken mir entgegen. Schwarzes Haar, das mir bis zum Kinn reicht. Ein Pony wie mit dem Lineal gezogen. Mein Gesicht wirkt hart. Gezeichnet von all dem Leid, das ich ertragen musste. Man sagt, Männer mögen Frauen mit einer positiven und liebenswerten Ausstrahlung. Aber alles, was ich ausstrahle, ist, dass ich in zweihundert Jahren nie wirklich glücklich war.

Ich bin eine Suchende.

Suchende sind Menschen, die gestorben sind, ohne jemals Liebe erfahren zu haben. Deren Sehnsucht nach Wärme, Geborgenheit und Liebe aber so groß gewesen ist, dass ihr Herz nach dem Tod keinen Frieden gefunden hat.

Ich weiß nicht genau, wie alt ich war, als ich gestorben bin - oder eben nicht gestorben bin. Schätzungsweise war ich achtzehn. Obwohl ich inzwischen über zweihundert Jahre alt bin, habe ich noch immer den Körper des Mädchens, das ich damals war. Die Leiterin des Waisenhauses, in dem ich vor meinem Tod aufwuchs, war ein abgrundtief böses Miststück. Selbst wenn ich nichts falsch gemacht hatte, zerrte sie mich vors Haus und drückte meinen Kopf in ein Fass, gefüllt mit eisigem Wasser. Lange. Bis ich glaubte zu ertrinken. Erst dann ließ sie mich auftauchen und zischte: »Das hast du nun davon.« Die anderen Kinder bewarfen mich mit Steinen oder legten Schlangen unter meine Bettdecke. So wie ich, hatten auch sie noch nie etwas Gutes erlebt. Wie also hätten sie mich nicht quälen und verletzen sollen? Ich wehrte mich nie.

Eines Tages, als ich von der Leiterin ins Dorf geschickt worden war, um dort Briefe aufzugeben, warf ich die Kuverts einfach in die Büsche, steckte das Geld ein und lief. Lief, bis es stockdunkel war. Lief weiter bis zum nächsten Tag, die nächsten Tage hindurch. Immer weiter. Zunächst schmeckte meine Flucht nach Freiheit und Abenteuer. Aber dann hatte ich das wenige Geld ausgegeben und schrecklichen Hunger. Bis heute lässt mich die Erinnerung an meinen Tod nicht los. Erlebe ich meine letzten Stunden wieder und wieder.

Abwechselnd überkommen mich Schüttelfrost und Fieber. Das hat mir den Hunger vertrieben. Vom Brot, das ich gestohlen habe, ist eh nur noch ein faustgroßes Stück übrig. Und das ist schon ganz grün vom Schimmel.

Mein Körper und mein Kopf arbeiten nicht mehr zusammen. Mein Kopf sagt, dass ich von hier weg muss. Mein Körper aber hört nicht hin, konzentriert sich auf das siedend heiße Blut in meinen Adern. Auf meine Muskeln, die bei der kleinsten Bewegung schmerzen. Ich weiß nicht, wie lange ich schon hier bin, aber ich muss weiterziehen, immer weiter, damit sie mich nicht finden, weg von hier, weit weg von dem Waisenhaus, in dem sie mich mit einem Gürtel geschlagen haben, bis meine Haut aufgeplatzt ist.

Ich lecke über meine rauen Lippen. Schmecke Blut. An einem Holzbalken ziehe ich mich auf die Beine. Beiße die Zähne zusammen, um nicht vor Schmerz aufzuschreien. Vor einer Woche erwischte mich eine Bauersfrau dabei, wie ich etwas von der Milch trank, die in großen Kannen in einer Ecke des Stalls stand. Ich versuchte zu fliehen. Übersah das hervorstehende Brett am Boden. Stolperte, und eine Sekunde später grub sich die Spitze einer Mistgabel in meinen Oberschenkel. Ich konnte nur entkommen, weil es mir gelang, der Bauersfrau die Mistgabel aus der Hand zu treten.

Das Brennen in meinem Bein ist so heftig, dass mir ein paar Sekunden lang schwarz vor Augen wird. Trotzdem schaffe ich es irgendwie, ein paar Schritte zu laufen.

Jede Nacht sieht der Mond mir dabei zu, wie ich langsam zugrunde gehe. Auch heute hängt er inmitten dieses sternenlosen Himmels. Ich höre ihn lachen. Vielleicht bin auch ich es, die lacht. Alles geht ineinander über. Ich sehe verschwommen. Höre verschwommen. Nehme meinen eigenen Herzschlag nur noch dumpf wahr. Aber solange mein Herz schlägt, bin ich am Leben.

Das Gras neben dem Unterstand ist so hoch, dass es mir bis zur Hüfte reicht. Meine zu weite Hose und mein zerrissenes Hemd saugen die Feuchtigkeit auf. Offenbar hat es erst vor kurzem geregnet. Bereits nach wenigen Schritten beginnen erst meine Knie, dann mein ganzer Körper zu zittern.

Gott kann das nicht zulassen, ist alles, was ich denken kann. Er kann nicht zulassen, dass ich einfach so sterbe. Ich habe nie etwas Böses getan, ich habe verdient zu leben. Ich möchte so gerne leben ...

Aber Gott lässt es zu. Meine Beine geben nach. Ich breche zusammen. Stürze zu Boden. Versuche, wieder aufzustehen. Aber ich kann nicht. Ich kann einfach nicht ... Bin so schwach.

Es beginnt wieder zu regnen. Ich bin allein. So allein wie kein anderer auf dieser Welt. Es gibt niemand, der meine Hand hält. Niemand, der um mich weint. Niemand, der meinen Tod überhaupt bemerken wird.

Mein Herz hört auf zu schlagen.

Ich sterbe.

Aber ich bin nicht gestorben. Kurz bevor die Sonne aufging, setzte mein Herz wieder ein. Es fing einfach an zu schlagen, als wäre nichts passiert. Es schlug und schlug und schlägt und schlägt. Unaufhörlich. Ewig.

Die Sehnsucht nach der mir verwehrten Liebe hat es angetrieben. Und eben diese Sehnsucht ist es, die einen Suchenden ans Leben kettet. Es gibt für ihn nur eine Möglichkeit, den Fluch der Unsterblichkeit zu durchbrechen: Er muss die wahre Liebe erfahren. Eine bedingungslose, schicksalhafte Liebe. Wird diese einem Suchenden zuteil, so wird er wieder zum Menschen. Und so hoffen wir jeden Tag, jede Minute, jede Sekunde darauf, dem Menschen zu begegnen, der diese unglaublichen Gefühle für uns empfindet und in uns entfacht. Der uns rettet.

 

Ich spritze mir kaltes Wasser auf die Wangen. Um wieder Farbe ins Gesicht zu bekommen, trage ich etwas Rouge auf. Das Lächeln, das ich mir aufzwinge, strengt meine Mundwinkel an. Meine Lippen glänzen kirschrot. Laden ein, sie zu küssen. Ganz leicht zittern meine Hände.

Ich entschuldige mich bei der Amerikanerin,...
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