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Nacht der Füchse

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am15.11.20161. Auflage
Es geht um ein außergewöhnliches, höchst geheimes Ereignis des Zweiten Weltkriegs, um einen Zwischenfall, der den Ausgang des Krieges in Europa hätte nachhaltig beeinflussen können. Bei einer alliierten Übung für die Landung an der Atlantikküste wird ein Schiff von einem deutschen Schnellboot versenkt; ein hoher Offizier gilt als vermißt, der die supergeheimen Daten für den D-Day, den Tag der Invasion, kennt. Als die Alliierten durch Résistance-Kanäle erfahren, daß der Mann von den Deutschen aufgefischt wurde, gilt allerhöchste Alarmbereitschaft. Der Mann muß um jeden Preis - und rechtzeitig - befreit werden ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jack Higgins ist eines der vielen Pseudonyme, unter denen der 1929 in Newcastle geborene Autor Harry Patterson Thriller veröffentlicht. Von seinen mehr als 60 Titeln wurden viele zu Bestsellern, teilweise mit Gesamtauflagen von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt.
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Produkt

KlappentextEs geht um ein außergewöhnliches, höchst geheimes Ereignis des Zweiten Weltkriegs, um einen Zwischenfall, der den Ausgang des Krieges in Europa hätte nachhaltig beeinflussen können. Bei einer alliierten Übung für die Landung an der Atlantikküste wird ein Schiff von einem deutschen Schnellboot versenkt; ein hoher Offizier gilt als vermißt, der die supergeheimen Daten für den D-Day, den Tag der Invasion, kennt. Als die Alliierten durch Résistance-Kanäle erfahren, daß der Mann von den Deutschen aufgefischt wurde, gilt allerhöchste Alarmbereitschaft. Der Mann muß um jeden Preis - und rechtzeitig - befreit werden ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Jack Higgins ist eines der vielen Pseudonyme, unter denen der 1929 in Newcastle geborene Autor Harry Patterson Thriller veröffentlicht. Von seinen mehr als 60 Titeln wurden viele zu Bestsellern, teilweise mit Gesamtauflagen von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105610916
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum15.11.2016
Auflage1. Auflage
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1248 Kbytes
Artikel-Nr.2134250
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Jersey 1985

1

Die alten Römer waren davon überzeugt, daß die Seelen der Toten stets in der Nähe ihrer Gräber verweilen. Daran schien etwas zu sein - besonders an diesem kalten Märzvormittag, unter einem beinahe schon nachtschwarzen Himmel.

Ich stand unter dem Granitbogen des Eingangs und schaute über den Friedhof, der sich vor mir erstreckte. Ein Schild verkündete: Pfarrkirche von St. Brelade, und die Grabsteine und Gruften - hier und dort von einem Steinkreuz unterbrochen - drängten sich dicht aneinander. Mein Blick fiel auf einen geflügelten Engel weiter hinten, da grollte Donner am Horizont, und Regen peitschte von der Bucht herein.

Der Hotelportier hatte mir einen Regenschirm mitgegeben, den ich nun aufspannte, ehe ich mich auf den eigentlichen Friedhof wagte. Letzten Sonntag in Boston hatte ich noch nichts von den britischen Kanalinseln vor der französischen Küste gewußt, der Name Jersey war mir unbekannt gewesen. Heute war Donnerstag, und ich war um die halbe Welt gereist, um die Antwort auf eine Frage zu finden, die mich drei Jahre lang intensiv beschäftigt hatte.

Die Kirche war sehr alt und aus Granit. Langsam ging ich durch die Gräberreihen darauf zu und hielt nur einmal inne, um einen Blick auf die Bucht zu werfen. Die Ebbe hatte weite goldene Sandflächen freigelegt. Ich konnte mein Hotel erkennen.

Ich hörte Stimmen, drehte mich um und erblickte zwei Männer mit Stoffmützen. Sie hatten sich Säcke über die Schultern gelegt und hockten unter einer Zypresse an der rückwärtigen Friedhofsmauer. Sie standen auf und entfernten sich, dabei lachten sie wie über einen Witz. Ich sah, daß sie Spaten trugen. Als sie hinter der Kirche verschwunden waren, näherte ich mich der Mauer.

Dort war ein Grab frisch ausgehoben und mit einer Plane zugedeckt worden, obwohl es unter dem Baum ziemlich geschützt lag. Ich fühlte eine ungeheure Erregung in mir aufsteigen. Es war, als hätte dieses Grab auf mich gewartet. Ich wandte mich ab und ging zwischen den Gräbern hindurch zur Kirche, öffnete die Tür und trat ein.

Ich hatte einen finsteren, deprimierenden Ort erwartet, statt dessen brannten die Lampen und erleuchteten eine sehr schöne Szene. Das Dachgewölbe war sehr ungewöhnlich: Es war aus Granitsteinen gemauert und zeigte keinerlei stützende Holzbalken. Ich näherte mich dem Altar, verweilte ein wenig und ließ die Ruhe auf mich einwirken. Hinter mir öffnete und schloß sich plötzlich klickend eine Tür. Ein Mann kam auf mich zu.

Er hatte weißes Haar und sehr helle blaue Augen. Er trug eine schwarze Soutane und über dem Arm einen Regenmantel. Seine Stimme klang sehr alt und brüchig und hatte einen irischen Akzent. «Kann ich Ihnen helfen?»

«Sind Sie der Pfarrer hier?»

«Ach, nein.» Er lächelte gutmütig. «Man hat mich schon vor langer Zeit in Pension geschickt. Cullen. Kanoniker Donald Cullen. Sie sind Amerikaner?»

«Erraten.» Wir gaben uns die Hand. Er griff erstaunlich fest zu. «Alan Stacey.»

«Ihr erster Besuch auf Jersey?»

«Ja», antwortete ich. «Bis vor ein paar Tagen hatte ich keine Ahnung von der Existenz dieser Insel. Aber das geht wohl den meisten Amerikanern so. Ich kannte nur unser New Jersey.»

Der Mann lächelte. Auf dem Weg zur Tür sagte er: «Sie haben sich für Ihren ersten Besuch eine schlechte Jahreszeit ausgesucht. Jersey kann wunderschön sein - allerdings selten im März.»

«Ich hatte leider keine andere Wahl», antwortete ich. «Hier wird heute jemand beerdigt. Harry Martineau.»

Er war im Begriff seinen Regenmantel anzuziehen und hielt überrascht inne. «Stimmt. Und ich leite die Trauerfeier. Zwei Uhr heute nachmittag. Gehören Sie zur Familie?»

«Eigentlich nicht, auch wenn ich manchmal das Gefühl habe. Ich bin außerordentlicher Professor für Philosophie an der Harvarduniversität. Seit drei Jahren arbeite ich an einer Biographie über Martineau.»

«Ah.» Er öffnete die Tür, und wir traten vor die Kirche.

«Wissen Sie viel über Martineau?» fragte ich.

«Eigentlich nur wenig, außer über die ungewöhnlichen Umstände seines Todes.»

«Und die noch ungewöhnlicheren Umstände seiner Beerdigung», bemerkte ich. «Schließlich passiert es nicht oft, daß man einen Mann vierzig Jahre nach seinem Tod bestattet.»

 

Der Bungalow stand am anderen Ende der St.-Brelade-Bucht, unweit des Hotels L´Horizon, in dem ich wohnte. Das Haus war klein und unauffällig, das Wohnzimmer allerdings überraschend groß und gemütlich eingerichtet; an zwei Wänden zogen sich Bücherreihen hin. Große gläserne Schiebetüren führten auf eine Terrasse in einen Garten, dahinter erstreckte sich die Bucht. Die Flut strömte machtvoll herein, der Wind zauberte Schaumkronen auf die Wellen, der Regen prasselte gegen die Scheiben.

Mein Gastgeber kam aus der Küche und stellte ein Tablett auf einen kleinen Tisch vor dem Feuer. «Ich hoffe, Sie sind mit Tee einverstanden.»

«Durchaus.»

«Meine Frau hat immer Kaffee getrunken, aber sie ist vor drei Jahren gestorben. Ich selbst mag keinen Kaffee.»

Er schenkte ein und schob mir die Tasse hin, während ich mich setzte. Ein Schweigen entstand. Er hob die Tasse und trank mit kleinen Schlucken. Er schien darauf zu warten, daß ich das Gespräch eröffnete.

«Sie haben es hier sehr gemütlich», bemerkte ich.

«Ja, es geht mir gut. Natürlich bin ich einsam. Professor Stacey, es ist die größte Schwäche des Menschen, daß er einen anderen Menschen braucht.» Er schenkte sich nach. «Als Junge verbrachte ich drei Jahre auf Jersey und verlor mein Herz an die Insel.»

«Das verstehe ich durchaus.» Mein Blick wanderte über die Bucht. «Sie ist sehr schön.»

«Später verbrachte ich oft den Urlaub hier. Bei meiner Pensionierung war ich Kanoniker der Winchester-Kathedrale. Da unser einziger Sohn vor vielen Jahren nach Australien zog ...» Er zuckte die Achseln. «Jersey bot sich gewissermaßen von allein an, zumal dieses Haus schon seit vielen Jahren meiner Frau gehörte. Von einem Onkel geerbt.»

«Das paßte ja alles sehr gut.»

«Ja, besonders in Anbetracht der strengen Bauvorschriften.» Er stellte die Tasse hin, nahm eine Pfeife zur Hand und begann sie aus einem zerschlissenen Lederbeutel zu füllen. «Also», sagte er forsch, «jetzt wissen Sie alles über mich. Was ist mit Ihnen und Freund Martineau?»

«Wissen Sie viel über ihn?»

«Nein. Ich hörte vor einigen Tagen zum erstenmal von ihm, als mir Dr. Drayton aus meinem Freundeskreis die Umstände erklärte, unter denen die Leiche gefunden worden war, und mitteilte, daß sie von London zur Beerdigung hierher überführt werde.»

«Sie wissen, wie er gestorben ist?»

«Bei einem Flugzeugabsturz 1945.»

«Im Januar 1945. Die RAF unterhielt während des Zweiten Weltkrieges eine sogenannte Feindmaschinen-Staffel . In dieser Einheit wurden erbeutete deutsche Maschinen geflogen, um deren Leistungsfähigkeit zu überprüfen, und so weiter.»

«Aha.»

«Harry Martineau arbeitete für das Kriegswirtschaftsministerium. Im Januar 1945 flog er als Beobachter in einer Arado 96 mit, einer zweisitzigen deutschen Ausbildungsmaschine, die zur Feindmaschinen-Staffel gehörte. Von diesem Flug kehrte er nicht zurück; man hat immer angenommen, das Flugzeug sei über dem Meer abgestürzt.»

«Und?»

«Vor zwei Wochen wurde das Wrack bei Ausschachtungsarbeiten in einem Sumpf in Essex gefunden. Die Baustelle wurde stillgelegt, während die RAF die Überreste barg.»

«Und Martineau und der Pilot waren noch in der Maschine?»

«Ihre Überreste. Aus irgendwelchen Gründen haben die Behörden die Sache totgeschwiegen. Die Nachricht erreichte mich erst letztes Wochenende, und da bin ich gleich mit der ersten Maschine losgeflogen. War Montag früh in London.»

Cullen nickte. «Sie schreiben eine Biographie über ihn? Inwiefern ist der Mann denn etwas Besonderes? Wie ich schon sagte, war mir der Name bisher kein Begriff.»

«Der Öffentlichkeit geht es auch so», entgegnete ich. «Aber in den dreißiger Jahren, in akademischen Kreisen ...» Ich zuckte die Achseln. «Bertrand Russell hielt ihn für einen der brillantesten, innovativsten Denker auf seinem Gebiet.»

«Und das war?»

«Moralphilosophie.»

«Ein interessantes Fach», sagte der Priester.

«Für einen faszinierenden Mann. Geboren wurde er in Boston. Sein Vater arbeitete im Reedereigeschäft. Reich, aber nicht übermäßig. Seine Mutter war auch in New York geboren, hatte aber deutsche Eltern. Ihr Vater lehrte einige Jahre lang an der Columbiauniversität, ehe er 1925 als Professor für Chirurgie an die Universität Dresden zurückkehrte.» Ich stand auf, ging zum Fenster und starrte nachdenklich hinaus. «Martineau studierte in Harvard, promovierte in Heidelberg, studierte als Rhodes-Stipendiat in Oxford und war mit achtunddreißig ein Fellow des Trinity-College und Professor für Moralphilosophie.»

«Eine erstaunliche Leistung», bemerkte Cullen.

Ich wandte mich um. «Sie sehen das noch nicht richtig. Martineau war ein Mann, der alles in Frage stellte, der sein gesamtes Fachgebiet von Grund auf umpflügte. Aber dann brach der Zweite Weltkrieg aus, und der Rest ist Schweigen. Jedenfalls bis jetzt.»

«Schweigen?»

«Ach, er verließ Oxford, das wissen wir. Arbeitete für das Verteidigungsministerium und dann, wie schon gesagt, für das Kriegswirtschaftsministerium. Viele Akademiker ergriffen eine ähnliche Laufbahn. Tragisch aber ist der Umstand, daß er offenbar auf...

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Autor

Jack Higgins ist eines der vielen Pseudonyme, unter denen der 1929 in Newcastle geborene Autor Harry Patterson Thriller veröffentlicht. Von seinen mehr als 60 Titeln wurden viele zu Bestsellern, teilweise mit Gesamtauflagen von über 5 Millionen verkauften Exemplaren. Mehrere seiner Bücher wurden verfilmt.