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Die Mutter des Satans

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am25.01.20171. Auflage
Ein historischer Roman von den Zwillingen Claudia und Nadja Beinert über Margarethe Luther und wie sie ihren Sohn, den Reformator Martin Luther, prägte. In Zeiten von Pest, Aberglaube und Ablass: 1480 wird die junge Margarethe mit dem gleichaltrigen Hans Luder vermählt. Trotz der zunächst trostlosen Aussicht eines Lebens an der Seite eines Bergmannes ist die Ratsherrentochter 1483 über die Geburt ihres ersten Sohnes Martin sehr glücklich. Als Martin Luther sich Jahre später gegen den Willen des Vaters für ein Leben als Mönch entscheidet, ist Margarethe hin- und hergerissen zwischen Ehegehorsam und Mutterliebe. In den gefährlichen Jahren der beginnenden Reformation wagt sie einen gefährlichen Balanceakt und trifft den mittlerweile berühmt-berüchtigten Sohn sogar heimlich. Erst ihre bedingungslose Zuneigung und Liebe zu Martin - von Geburt an - machten aus Martin Luther den mutigen, unerschütterlichen Reformator, der uns bis heute überliefert ist.

Dr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Leipzig.Dr. Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause.Besuchen Sie die Autorinnen unter:www.beinertschwestern.dewww.facebook.com/beinertschwestern
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR19,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR6,99

Produkt

KlappentextEin historischer Roman von den Zwillingen Claudia und Nadja Beinert über Margarethe Luther und wie sie ihren Sohn, den Reformator Martin Luther, prägte. In Zeiten von Pest, Aberglaube und Ablass: 1480 wird die junge Margarethe mit dem gleichaltrigen Hans Luder vermählt. Trotz der zunächst trostlosen Aussicht eines Lebens an der Seite eines Bergmannes ist die Ratsherrentochter 1483 über die Geburt ihres ersten Sohnes Martin sehr glücklich. Als Martin Luther sich Jahre später gegen den Willen des Vaters für ein Leben als Mönch entscheidet, ist Margarethe hin- und hergerissen zwischen Ehegehorsam und Mutterliebe. In den gefährlichen Jahren der beginnenden Reformation wagt sie einen gefährlichen Balanceakt und trifft den mittlerweile berühmt-berüchtigten Sohn sogar heimlich. Erst ihre bedingungslose Zuneigung und Liebe zu Martin - von Geburt an - machten aus Martin Luther den mutigen, unerschütterlichen Reformator, der uns bis heute überliefert ist.

Dr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Leipzig.Dr. Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause.Besuchen Sie die Autorinnen unter:www.beinertschwestern.dewww.facebook.com/beinertschwestern
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426437032
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum25.01.2017
Auflage1. Auflage
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1630 Kbytes
Artikel-Nr.2137740
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe



Teil 1
Der Antichrist



Der Tod lauert uns Menschen auf allen Wegen auf. Und täglich sterben wir, weil täglich ein Teil unseres Lebens schwindet. Selbst wenn wir wachsen oder gebären, nimmt das Leben ab, und wenn es dann eisig wird, geht es zu Ende. Gevatter Tod, so war mir seit Kindertagen erzählt worden, sei ein Forstmann, der seine Axt an jeden Menschen ansetze. Und auf dem Weg nach Eisleben war so ein Tag, an dem ich die Kälte seiner Axt am ganzen Körper spürte. Blankes, kaltes Eisen auf warmer Haut. Die Dunkelheit war nicht mehr fern. Bei diesem Wetter waren nicht einmal Straßenräuber unterwegs. Der vom Regen durchnässte Schleier klebte mir am Kopf. Die Tage, die wir nun schon unterwegs waren, zählte ich nicht mehr. Ich wollte nur noch in Eisleben ankommen, in diesem Jahr 1483. In dreckigen Herbergen und stickigen Gasthöfen hatten wir auf unserer Reise übernachtet. Hans war sparsam. Seit Mittag gingen wir deswegen wieder zu Fuß. Niemand hatte uns für die zwei angebotenen Münzen bis nach Eisleben mitnehmen wollen. Aber eigentlich war das nicht das Schlimmste. Nach der Fahrt auf dem Wagen des Töpfers hatte ich mich so steif gefühlt wie ein altes, abgerittenes Pferd. Ich sehnte mich nach einem sauberen Bett und der Ruhe eines Heimes. Außerdem brauchte ich dringend Wärme für das wachsende Leben in mir, sollte es nicht sterben.



Denk an etwas anderes!, mahnte ich mich. Gerade spürte ich kräftige Tritte gegen meine Bauchdecke, kein gutes Zeichen, obwohl ich doch alle Regeln der klugen Frauen aus Möhra befolgte: Ich hatte den ungestümen Koitus vermieden, Niesen, die sitzende Lebensweise und Erschrecken außerdem. Mehrmals täglich rief ich die heilige Dorothea an. In Sangerhausen hatten wir vor ihrem Schrein sogar einen halben Tag lang für das Wohl unseres Ungeborenen gebetet, dann hatte mich Hans von dort weggezogen.

»Wir schaffen das!« Hans wandte sich mir zu. Der Regen hatte seine Reisekappe dunkelbraun gefärbt, er hielt sein Bündel verkrampft in der linken Hand. Kurz verweilte sein Blick auf meinem gewölbten Leib, dann fügte er hinzu: »Du musst schneller gehen, Margarethe. Deinetwegen kommen wir noch zu spät!«

Stechend jagte ein Schmerz meine Wirbelsäule hinab. Hoffe auf den Herrn und sei stark! Ich biss die Zähne zusammen und nickte. Die Stadttore würden bald geschlossen werden, und auch ich wollte die Nacht um keinen Preis auf einem düsteren, menschenleeren Feld verbringen. Wenn ich ihm eine gehorsame Ehefrau war, würde es der Allmächtige dieses Mal besser mit mir und dem Ungeborenen meinen. Nie wieder wollte ich derart für meine Vergehen bestraft werden wie vor zwei Jahren in Möhra am Fest Mariä Heimsuchung, von dem mir nur noch einige Erinnerungsfetzen geblieben waren. Ich kannte den Beginn und den schlimmen Ausgang der Geschehnisse. Alles dazwischen, vor allem, wie es zum schlimmen Ausgang überhaupt kommen konnte, wusste ich nicht mehr. Allein der Ausgang zeigte mir jedoch, wie sehr ich vor zwei Jahren als Mutter versagt hatte. Und die Ahne hatte mir meine Schuld bestätigt. Ein galliger Geschmack wie von ungenießbarem Essen trat mir auf die Zunge, sobald ich Mariä Heimsuchung in Gedanken auch nur streifte. Ich konzentrierte mich wieder auf das Hier und Jetzt, was mir trotz der erbärmlichen Kälte zuträglicher erschien.

Meine Füße versanken im Schlamm des Weges, und der Rücken bereitete mir immer mehr Schwierigkeiten. Mir war, als zöge jemand einen Gürtel beständig enger um meinen Bauch. Dabei wechselten sich jetzt Kälte und Hitze in mir ab. Anzeichen der einsetzenden Geburt?

Ungeachtet dessen drängte mich mein Ehemann weiter vorwärts, das ansteigende Feld hinauf. Er hatte den Blick in die graue Ferne gerichtet. Die Gegend hier war weniger bergig und ließ mich die dichten Wälder und die steilen Schluchten Thüringens vermissen. Auch wenn mir Möhra, diese kleine Bauernsiedlung, längst nie so lieb geworden war wie das Haus meiner Familie in Eisenach, war mir der Abschied von dort nicht leicht gefallen. Schließlich hatte ich Christina, unser erstes Kind, in Möhra zurücklassen müssen, was mir das Herz zerriss. Es verging kein Tag, an dem ich nicht an sie dachte, obwohl ich Gegenteiliges versprochen hatte.

Ich wurde nervös, weil die Finsternis ganz nah war. Die Ahne - wie Hans´ Großmutter in Möhra von allen nur genannt wurde - war überzeugt, dass Geister und Wiedergänger vor allem bei Unwettern und in den Zwölfnächten, den Nächten zwischen dem Jahreswechsel, in denen die Dunkelheit am tiefsten ist, umgehen. Hans von meiner Furcht vor Geistern zu erzählen, wagte ich nicht. Er würde sie genauso wenig verstehen wie meine Angst vor dem Forstmann. Doch wir Menschen sind Bäume im Revier des Forstmanns. An unseren Ästen tragen wir Früchte, gute Werke. Aus schadhaften Ästen gehen Eitelkeit, Ruhmsucht und andere Vergehen hervor. Kahle Äste gehören geschnitten, sie übertragen Unfruchtbarkeit bis in die Wurzeln hinab. Die größte Gefahr jedoch sind Früchte voller Würmer, die an uns Menschenbäumen wachsen. Es sind Schwächen wider die zehn heiligen Gebote, Verwachsungen unserer Seele.

Vielleicht hatte Hans an diesem Tag das erste Mal Mitgefühl mit mir, weil er kurz darauf meinte, dass Eisleben jeden Moment auftauchen müsse. Und es stimmte. Der Ort erschien vor uns, als wir oben auf dem kleinen Hang angekommen waren. Eisleben war das Wirtschafts- und Verwaltungszentrum der Grafschaft Mansfeld. Johannes, mein ältester Bruder, lebte dort. Er hatte mir geschrieben, dass die Stadt von einem Stadtvogt sowie zwölf Ratsmännern regiert wurde - ähnlich dem Rat in Eisenach, dem unser Vater angehörte. Zudem befand sich die Münzstätte der Grafschaft in Eisleben. Eine Aussicht, von der sich Hans besonders angezogen fühlte, denn wo Gott Kupfer und Silber in den Berg gelegt hatte, da war alles möglich. Trotz dieser Aussichten wuchs mein Unbehagen mit jedem weiteren Schritt in Richtung unserer neuen Heimat.

Mein Blick schweifte über die Umgebung. Rauchende Schlackehalden umgaben die Stadt. Und wo Schlacke war, waren auch Bergwerke. Wunden, die der Mensch gewaltvoll in den Leib von Mutter Erde schlug. Die vielen schmalen Wasserläufe zwischen den Halden muteten wie dunkle Blutströme an, die aus den Wunden hervorquollen. Wo war der Wald mit den goldenen Blättern, die ich am Herbst so liebte? Wo die lebendige Natur mit all ihrer Schönheit und Kraft? In Eisenach bei meinen Eltern hatte ich mich bei Waldspaziergängen unter dem Blätterdach der Bäume immer wie unter einem Schutzmantel gefühlt. Die Bäume waren wie eine übergroße Hand, die mich und meine Familie umschloss und beschützte.

Beim Betrachten der kargen Eisleber Landschaft wurde mir klar, dass es in der Grafschaft Mansfeld keinerlei Schutz geben würde: Ich war meinem ungeduldigen Ehemann ganz und gar ausgeliefert.

»Komm schon, noch die letzten Schritte!«, mahnte Hans erneut und rauher. Mit seinen kleinen, braunen Augen schaute er mich auffordernd an. Ich verstand seinen Blick als Vorwurf, mit dem dicken Bauch nicht schnell genug voranzukommen. Dabei war es doch auch sein Kind, um dessen Leben ich rang. Wie sollte ich es noch zwei oder sogar drei Wochen in mir halten können, wenn jeder weitere Schritt meine Kräfte aufzuzehren drohte?

Unter Schmerzen beschleunigte ich meinen Schritt dennoch. »Natürlich«, murmelte ich. Stillschweigend bat ich Gott, dass er uns auf dem letzten Stück Weges vor einem Gewitter verschonen möge.

Hans ging zielstrebig auf das Stadttor zu. Ich vermutete, dass er die hereinbrechende Nacht nicht einmal bemerkt hatte. Mich und unser Ungeborenes überließ er dem einsetzenden Sturm.

Hans´ Abstand zu mir wurde immer größer, und am liebsten hätte ich ihm zugerufen, mich an die Hand zu nehmen. Aber dafür hätte er mich ja berühren müssen.

Jeder Schritt bedeutete Schmerzen, die jetzt meinen gesamten Körper erfassten. Noch rechtzeitig, bevor ich einen Angstschrei ausstieß, erinnerte ich mich daran, wie oft meine Hebamme - Ilse aus Möhra - mich ermahnt hatte, ruhig zu bleiben, da sich die Gemütsverfassung der Mutter auf ihr Kind übertrage. Ilse hatte mir bei der Geburt meiner ersten Tochter zur Seite gestanden. Christina, wie konnte ich dich nur in Möhra zurücklassen?

Ich strich mir über den Leib, was meine Panik jedoch nicht zu mindern vermochte. Mein Kind zu spüren, hatte mich vor dem Reiseantritt stets beruhigt. Am liebsten hätte ich jetzt den Rosenkranz aus meinem Bündel hervorgeholt, doch dafür war keine Zeit.

»Die Türme von St. Andreas!«, rief Hans und beschleunigte seinen Schritt abermals, als könne er dadurch seinen Traum, mit Kupfer zu Wohlstand zu kommen, schneller wahr machen. Als Geselle hatte er in der wenig ergiebigen Grube unweit der elterlichen Gehöfte erste Erfahrungen im Hüttenwesen gemacht und dabei sogar ein bescheidenes Vermögen erworben. In der Grafschaft Mansfeld wollte er nun schaffen, was meine Eltern seit der Ehezusage von ihm erwarteten: den Aufstieg vom Sohn eines Großbauern zu einem geachteten Bürger, zu einem Hüttenmeister. Ich wollte ihm Stütze und Hilfe dabei sein.

Vor Schmerz stöhnend schritt ich weiter voran. Der Sturmwind pfiff kälter, und einzig der Gedanke an das Leben in mir hielt mich auf den Beinen. Seitdem ich von der Schwangerschaft wusste, schlief ich nur so viel wie nötig. Hans´ Ungeduld und der Umstand, dass mein zweites Kind das Leben seiner Mutter spüren und in sich aufnehmen sollte, drängten mich weiter vorwärts. Der Regen wurde härter. Mit der linken Hand auf meinem Leib hielt ich mir vor Augen, dass Johannes in Eisleben auf uns wartete, was mich schließlich völlig verschwitzt bis an das Stadttor von Eisleben...

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Autor

Dr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Leipzig.Dr. Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause.Besuchen Sie die Autorinnen unter:beinertschwestern.defacebook.com/beinertschwesternDr. Claudia Beinert, Jahrgang 1978, ist genauso wie ihre Zwillingsschwester Nadja in Staßfurt geboren und aufgewachsen. Claudia studierte Internationales Management in Magdeburg, arbeitete lange Zeit in der Unternehmensberatung und hatte eine Professur für Finanzmanagement inne. Sie lebt und schreibt in Würzburg und Leipzig.Nadja Beinert studierte ebenfalls Internationales Management und ist seit mehreren Jahren in der Filmbranche tätig. Die jüngere der Zwillingsschwestern ist in Erfurt zu Hause.Besuchen Sie die Autorinnen unter:beinertschwestern.defacebook.com/beinertschwestern