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Herr Blunagalli auf großer Kreuzfahrt

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
224 Seiten
Deutsch
Lagoerschienen am20.03.2017
Angelo Colagrossi - in Comedykreisen auch bekannt als Herr Blunagalli - hat ein typisches Autorenproblem: sein Verlag wartet ungeduldig auf das längst überfällige Manuskript, aber Herrn Colagrossi hemmt eine Schreibblockade. Liegt es an der Trennung von seinem langjährigen Lebensgefährten? Oder an einer heißen Affäre? Der Verleger weiß jedoch Rat und schickt seinen Autor auf eine Kreuzfahrt entlang der italienischen Mittelmeerküste, auf der er Lesungen für sein letztes Buch geben und gleichzeitig konzentriert das neue Manuskript - ein autobiografisches Kochbuch - fertig schreiben soll. Aber so einfach funktioniert das nicht, denn die Ablenkungen sind vielfältig: Wie soll einer sich auf Tante Antonias großartige Kompositionen aus eingelegten Kapern, Pancetta, Schwertfischcarpaccio und Pecorino konzentrieren, wenn Reinhard und Silvio, die vorwitzigen inneren Stimmen der deutschen und italienischen Seele von Angelo Colagrossi, unablässig ihre vorwitzigen Kommentare hinausposaunen? Angelo Colagrossi hat mit seinem neuen Roman einen temporeichen Ritt durch Dialekte, Charaktere und Nationalitäten geschrieben, der unterhält, Spaß macht und ein Feuerwerk an Situationskomik bietet. Bellissimo!

Angelo Colagrossi, geboren 1960 in Rom, ist Autor und Regisseur. Zusammen mit Hape Kerkeling und Achim Hagemann hat er u.a. die mehrfach ausgezeichnete TV-Serie Total normal konzipiert, als Regisseur drehte er den Kino-Film Samba in Mettmann und zusammen mit Hape Kerkeling und Angelina Maccarone ist er Co-Autor des Hörspiels Ein Mann, ein Fjord. 2009 kam der Film Horst Schlämmer - Isch kandidiere! in die deutschen Kinos, bei dem Colagrossi Regie führte und an dessen Drehbuch er mitgeschrieben hatte. 2012 erhielt er als Co-Produzent den Deutschen Comedypreis für Türkisch für Anfänger. Er hat bereits zwei erfolgreiche Romane geschrieben und lebt in Berlin und auf Sardinien.
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Produkt

KlappentextAngelo Colagrossi - in Comedykreisen auch bekannt als Herr Blunagalli - hat ein typisches Autorenproblem: sein Verlag wartet ungeduldig auf das längst überfällige Manuskript, aber Herrn Colagrossi hemmt eine Schreibblockade. Liegt es an der Trennung von seinem langjährigen Lebensgefährten? Oder an einer heißen Affäre? Der Verleger weiß jedoch Rat und schickt seinen Autor auf eine Kreuzfahrt entlang der italienischen Mittelmeerküste, auf der er Lesungen für sein letztes Buch geben und gleichzeitig konzentriert das neue Manuskript - ein autobiografisches Kochbuch - fertig schreiben soll. Aber so einfach funktioniert das nicht, denn die Ablenkungen sind vielfältig: Wie soll einer sich auf Tante Antonias großartige Kompositionen aus eingelegten Kapern, Pancetta, Schwertfischcarpaccio und Pecorino konzentrieren, wenn Reinhard und Silvio, die vorwitzigen inneren Stimmen der deutschen und italienischen Seele von Angelo Colagrossi, unablässig ihre vorwitzigen Kommentare hinausposaunen? Angelo Colagrossi hat mit seinem neuen Roman einen temporeichen Ritt durch Dialekte, Charaktere und Nationalitäten geschrieben, der unterhält, Spaß macht und ein Feuerwerk an Situationskomik bietet. Bellissimo!

Angelo Colagrossi, geboren 1960 in Rom, ist Autor und Regisseur. Zusammen mit Hape Kerkeling und Achim Hagemann hat er u.a. die mehrfach ausgezeichnete TV-Serie Total normal konzipiert, als Regisseur drehte er den Kino-Film Samba in Mettmann und zusammen mit Hape Kerkeling und Angelina Maccarone ist er Co-Autor des Hörspiels Ein Mann, ein Fjord. 2009 kam der Film Horst Schlämmer - Isch kandidiere! in die deutschen Kinos, bei dem Colagrossi Regie führte und an dessen Drehbuch er mitgeschrieben hatte. 2012 erhielt er als Co-Produzent den Deutschen Comedypreis für Türkisch für Anfänger. Er hat bereits zwei erfolgreiche Romane geschrieben und lebt in Berlin und auf Sardinien.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783957620866
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.03.2017
Seiten224 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2138879
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

Eines habe ich noch nie verstanden: Warum eigentlich sieht man einen Wald vor lauter Bäumen nicht? Den Wald hinter lauter Hochhäusern nicht zu sehen, wie in Neapel-Fuorigrotta oder in Berlin-Marzahn, das leuchtet mir ein. Aber Bäume? Oder Türen. Ich suche jedenfalls die Tür zum Zimmer 5454, genauer gesagt, das Büro »Bordentertainment«. Und wenn es hier etwas gibt, dann sind es Türen. Dieses Schiff besteht hauptsächlich aus Türen, und die sehen nicht nur alle gleich aus, ihre Nummerierung folgt einem System, das nur Eingeweihte verstehen können. Oder sollen. Ich kenne aus Berlin die Hufeisennummerierung (auf der einen Seite beginnt man zu zählen und am Ende der Straße zählt man auf der anderen Seite wieder bis zum Anfang zurück). Zudem gibt es die bekannte wechselseitige Zickzacknummerierung (auf der einen Seite die geraden Nummern, auf der anderen die ungeraden). Aber hier komme ich nicht klar. Ich laufe einfach weiter.

Die Frauen mit Motto-T-Shirt: »Die fröhlichen Klabauterinnen, seit 1988. Eine Seefahrt, die ist lustig.« Sie blockieren den Gang, ich quetsche mich an ihnen vorbei. Sektgeruch. Überall Sektgeruch. Es ist erst elf und mir schlecht. Schnell weiter.

»5454?«, rufe ich einer Putzfrau zu, die, grob geschätzt, einhundertzwanzig Türen weiter hinten im Gang ihr Wägelchen um die Ecke schiebt. Sie hört mich nicht. Die Rezeptionistin sagte: »Ganz einfach, Herr Colagrossi, Sie fahren rauf in die fünfte Etage. Wenn Sie aus dem Lift kommen, laufen Sie immer geradeaus. Richtung Heck. Sie wissen, was und wo das Heck ist?«

»Heck heißt hinten, stimmt s?«

»Hinten heißt achtern , das Heck ist der hintere Teil des Schiffs.«

Achtern? Ich fragte noch einmal nach.

»Signora, mi scusi, also zur Sicherheit: Ich fahre in den fünften Stock und achtere einfach immer geradeaus?«

»Nein. Also ja. Fünfter Stock und dann geradeaus Richtung⦠?« Fragend sah sie mich an.

»Heck!«, platzte ich heraus.

Die Gäste, die sich mittlerweile hinter mir gestaut hatten, klatschten so begeistert, als hätte ich bei Günther Jauch die Millionenfrage richtig beantwortet. Madonna, wie peinlich.

»Herzlich willkommen an Bord der Mare Bello II !« Mit diesen Worten überreichte mir die Rezeptionsdame meine Papiere, ich griff nach meinem Trolley, steckte meinen Pass und das Ticket ein und drückte die »5« am Aufzug. Es erstaunt mich auch nach fast dreißig Jahren, dass die Aufzüge in Deutschland immer funktionieren. So wie hier, an Bord der »Mare Bello II«, die trotz ihres Namens fest in der Hand einer deutschen Reederei ist. Man drückt, und es tut sich was. Und wenn man fährt, bleibt man nicht stecken.

Anders in Italien. Man kann froh sein, wenn man die »5« drückt und nicht in der Tiefgarage herauskommt. Oder zu Fuß gehen muss. Der Reinhard in mir meint: »Allerdings. Das reinste Chaos. Dauerbaustellen, wo man hinschaut. Nichts wird fertig.« Silvio erwidert: »Du redest von Deutschland, mein Lieber!« Reinhard: »Wie bitte?« Silvio: »BER. Das ist eine Dauerbaustelle, schlimmer als alle in Italien zusammen. Also, wenn du mich fragst, lieber ein kleines italienisches Chaos als kalte Gürkchen zum Abendessen.«

Reinhard und Silvio. Die beiden tauchten zum ersten Mal auf, als ich ein Kind war, und zwar in meinem von vier Geschwistern plus Eltern besetzten Wohnzimmer meiner Familie in Rom. Damals waren sie sich auch schon nie einig, hatten allerdings noch keine Namen, sondern nannten sich schlicht A und B. Ich habe sie Reinhard und Silvio getauft, als ich nach Deutschland kam, und damit begann der Kampf zwischen meiner deutschen und meiner italienischen Seele.

Natürlich hatte ich damals keinen Schimmer davon, dass sie mein Leben derart verkomplizieren würden. Sie nerven. Sie quatschen. Sie streiten sich. Ich habe mich schon oft gefragt, wer von beiden im echten Leben wohl mein Freund sein würde. Das ist jedoch sehr schwer zu sagen, wenn auch Reinhard einen ganz klaren Vorteil hat: Er hat einen Plan - Silvio kommt einfach nie zum Punkt.

Reinhard: »Genau. Der Plan ist, Zimmer 5454 zu finden. Er ist schließlich nicht zum Vergnügen hier.« Silvio: »Das musste ja so kommen. Arbeit und Vergnügen schließen einander aus. Spaßbremse!«

Mir schwirrt der Kopf vom inneren Gezerre, während ich in den Lift steige. Reinhard und Silvio sind so gleich und so verschieden wie Italiener und Deutsche eben sind. Als ich Kind war, so erinnere ich mich, während sich die Türen schließen, fuhr ich mit Mama und Papa in den Weihnachtsferien zur väterlichen Verwandtschaft. Ich war von Anfang an fasziniert von all den Menschen, die ständig durcheinanderredeten, alle gleichzeitig - laut und viel. Und ihre Worte unterstrichen sie mit jeder Menge Gesten, alle waren ständig in Bewegung. Bei meiner italienischen Familie gab es einfach keinen Stillstand und keine Ruhe - außer während der obligatorischen mittäglichen Siesta. Da hörte man zwei Stunden lang keinen Mucks von Oma, Opa, Onkeln, Tanten, Cousins, Cousinen, Nichten, Neffen und der ganzen Nachbarschaft. Aber gleich danach schienen sie doppelt so schnell alles loswerden zu wollen, was sie sich während der Mittagsruhe nicht hatten sagen können.

An jedem Weihnachtsfeiertage fuhren meine Eltern, meine Geschwister und ich samt Oma und Opa zu einem unserer vielen Verwandten, um sämtliche Onkel, Tanten und deren Ableger zu besuchen - beladen mit allen möglichen, am Abend vorher zubereiteten hausgemachten Gerichten wie Lasagne, gefüllten Cannelloni, frittiertem Gemüse, Hühnchen aus dem Backofen mit Rosmarinkartoffeln und anderen Köstlichkeiten. Auf dem Schoß. Zusammengepfercht hockten wir in dem engen, schwarzen Fiat 1100 meines Opas. Das Auto war ein ambulantes Delikatessengeschäft, dem, sobald die Tür geöffnet wurde, eine Wolke köstlicher Düfte entstieg. Nach mindestens fünf Stunden Völlerei fuhren wir singend, untermalt von Adriano Celentanos Lied »Azzurro, il pomeriggio è troppo azzurro«, mit leeren Töpfen und Schüsseln wieder nach Hause - um das Ganze drei Tage hintereinander zu wiederholen. Es war ein geheimnisvolles, irritierendes, faszinierendes Schauspiel, das ich auf jeder gemeinsamen großen Feier bestaunte. Vor allem diese Lust und der Spaß am gemeinsamen Kochen und natürlich Essen. Damals entdeckte ich meine Leidenschaft fürs Kochen. Ich bekomme allerdings noch heute Platzangst, wenn ich das Lied »Azzurro« höre â¦

»Hömma!«, rutscht es mir raus, als ich aus dem Lift trete. Die Frau stürmt aus einer Tür und läuft einfach in mich hinein, stolpert über meinen Trolley und wirft uns beide zu Boden. Ohne zu reagieren, rappelt sie sich wieder auf, während, klack, die Tür ins Schloss schnappt. Die Frau stakst stumm den Gang hinunter. »Hallooo?«, rufe ich betont entrüstet der seltsamen Erscheinung nach. Trug sie eine riesige Jackie-Onassis-Sonnenbrille? Und rote Handschuhe? Bei dieser Hitze? Mir läuft der Schweiß herunter und sie trägt Handschuhe! Rote - das erkenne ich auch von hinten.

Vor mir liegt ein Haufen Wäsche. Schmutzwäsche. Das Hemd kenne ich. So ein blaues mit weißem Kragen habe ich gestern noch in die Wäsche geworfen. Vor allem kommt mir der Eigelbfleck auf der Knopfleiste bekannt vor. Heiliger Bimbam.

Reinhard: »Und ich hab s kommen sehen. Ein gebügeltes Hemd kann man nämlich gar nicht mit einem verschwitzten verwechseln. Aber der Herr Signore hier ist sich ja zu fein zum Bügeln.« Silvio: »Hast du schon mal einen italienischen Mann ein Hemd bügeln sehen?« Hämisches Lachen. Reinhard: »Er ist aber anders als die meisten Männer.« Silvio: »Und? Das ändert nichts. Mann ist Mann.«

Da liege ich also auf meinem Achtern, neben mir mein geöffneter Trolley, und stelle fest, dass ich meine gesamte Schmutzwäsche der letzten Wochen eingepackt habe, und bin jetzt schon reif für ein frisches Hemd. »Die werden hier bestimmt eine Waschmaschine haben, oder?«, mache ich mir selber Hoffnung. Wenn ich nicht in den nächsten zehn Minuten das blöde Büro finde, springe ich in voller Montur in den Pool, es wird mir nichts anderes übrig bleiben.

Neun lange Flurminuten später stehe ich vor einer Wand. Und kein Zimmer Nr. 5454 in Sicht. Finito, Ende, Heck, Achtern. Mit einem Seufzer drehe ich mich um und stapfe zurück. Im Takt meiner Schritte höre ich eine altbekannte Stimme. Reinhard: »Eine Seefahrt, die ist lustig, eine Seefahrt, die ist schön ⦫ Silvio: »Holahi. Holaho.« Bei Strophe zehn komme ich an der Stelle vorbei, wo ich den Zusammenstoß mit dieser komischen Frau hatte. Reinhard: »â¦ und im Heizraum bei...
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Angelo Colagrossi, geboren 1960 in Rom, ist Autor und Regisseur. Zusammen mit Hape Kerkeling und Achim Hagemann hat er u.a. die mehrfach ausgezeichnete TV-Serie Total normal konzipiert, als Regisseur drehte er den Kino-Film Samba in Mettmann und zusammen mit Hape Kerkeling und Angelina Maccarone ist er Co-Autor des Hörspiels Ein Mann, ein Fjord. 2009 kam der Film Horst Schlämmer - Isch kandidiere! in die deutschen Kinos, bei dem Colagrossi Regie führte und an dessen Drehbuch er mitgeschrieben hatte. 2012 erhielt er als Co-Produzent den Deutschen Comedypreis für Türkisch für Anfänger. Er hat bereits zwei erfolgreiche Romane geschrieben und lebt in Berlin und auf Sardinien.