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Wer Rache sät

Kriminalroman
Midnighterschienen am01.07.2016
In Hamburg-Harburg geht ein Feuerteufel um: Im Hafen gehen drei Yachten in Flammen auf. Kriminalkommissarin Petra Taler wird gerufen, weil zunächst unklar ist, ob Menschen an Bord waren. Und auch wenn dem nicht so ist, steckt Petra plötzlich mittendrin in einem Fall, der es in sich hat. Einer der Yachtbesitzer wird kurze Zeit später tot aufgefunden. Dann gibt es einen weiteren Toten, scheinbar völlig unabhängig von der ersten Leiche. Petra und ihr Team ermitteln in alle Richtungen, können aber keinen Zusammenhang und kaum verwertbare Spuren finden. Doch Petra ahnt, dass mehr dahinter steckt. Und ist schockiert über die Verbrechen, die sich ihr nach und nach offenbaren...
Von Angela L. Forster sind bei Midnight erschienen:
In der Petra-Taler-Reihe:
Opfergabe
Wer Rache sät
Faule Ernte
Kalte Tage



Angela L. Forster lebt und arbeitet im Hamburger Süden, dessen bezaubernde Landschaft mit der Nähe zum Alten Land und der Lüneburger Heide sie immer wieder zu neuen Geschichten inspiriert.
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Produkt

KlappentextIn Hamburg-Harburg geht ein Feuerteufel um: Im Hafen gehen drei Yachten in Flammen auf. Kriminalkommissarin Petra Taler wird gerufen, weil zunächst unklar ist, ob Menschen an Bord waren. Und auch wenn dem nicht so ist, steckt Petra plötzlich mittendrin in einem Fall, der es in sich hat. Einer der Yachtbesitzer wird kurze Zeit später tot aufgefunden. Dann gibt es einen weiteren Toten, scheinbar völlig unabhängig von der ersten Leiche. Petra und ihr Team ermitteln in alle Richtungen, können aber keinen Zusammenhang und kaum verwertbare Spuren finden. Doch Petra ahnt, dass mehr dahinter steckt. Und ist schockiert über die Verbrechen, die sich ihr nach und nach offenbaren...
Von Angela L. Forster sind bei Midnight erschienen:
In der Petra-Taler-Reihe:
Opfergabe
Wer Rache sät
Faule Ernte
Kalte Tage



Angela L. Forster lebt und arbeitet im Hamburger Süden, dessen bezaubernde Landschaft mit der Nähe zum Alten Land und der Lüneburger Heide sie immer wieder zu neuen Geschichten inspiriert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783958190726
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Verlag
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum01.07.2016
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3541
Artikel-Nr.2144289
Rubriken
Genre9200
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Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 2

»Willst du, Petra Taler, den hier anwesenden Jan Maria Lorenzo Lüdersen zu deinem Mann nehmen? Ihn lieben und ehren, bis ⦫

»Chefin! Chefin!« Oberkommissar Nils Seefeld wummerte mit der Faust an der offenen und mit einem Holzkeil blockierten Metalltür der Arrestzelle der Harburger Wache.

»Was? Ja! Nein!« Petra riss die Augen auf und starrte auf Oberkommissar Nils Seefeld, der am Türrahmen gelehnt ihre traumschweren Bewegungen beobachtete.

»Was ist passiert, Seefeld?«

»Der Hafen brennt!«, sagte der angespannt. Seefeld war ein Enddreißiger, vier Monate mit Monika aus der Personalabteilung verheiratet und ein hervorragender Tangotänzer, wie Petra auf seiner Hochzeit hatte feststellen dürfen.

»Und? Rufen Sie die Kollegen der Feuerwehr.« Petra zog sich die Decke ans Kinn, um den verlorenen Traum wieder einzufangen.

»Drei Boote brennen!«, erwiderte Seefeld nachdrücklich und merklich lauter.

»Seefeld, was haben wir damit zu tun?« Genervt schlug sie die graue Wolldecke über den Kopf.

»Die Feuerwehr sagt, wir sollen ⦫

»Ja, ja. Ich steh ja auf.« Petra warf die Decke ans Fußende, rollte auf die Kante der Pritsche und rieb sich den verspannten Nacken. Mit dem Traum war es endgültig vorbei. Sie fühlte sich gerädert und ausgelaugt. Es wurde Zeit, dass sie in den Urlaub kam.

»Was starren Sie mich so an, Seefeld?« Petra öffnete ein schlaftrübes Auge.

»Weil Sie wie die Grinsekatze aus Alice im Wunderland gegrinst haben.«

»Sie beobachten mich, wenn ich schlafe?« Sie rieb sich die Augen.

»Lässt sich kaum vermeiden, wenn Sie die Tür auflassen.«

»Lässt sich auch nicht vermeiden«, murmelte Petra mehr zu sich selbst, während sie ihr Haar zu einem Zopf flocht und um das Ende ein schwarzes Haargummi wickelte. Ihr klaustrophobisches Empfinden in geschlossenen Räumen war ein Relikt ihrer Vergangenheit, das sie dringend beseitigen musste.

»Ich hab gegrinst?«

»Ja, haben Sie. War es ein schöner Traum?«

»Wenn Sie s genau wissen wollen, Seefeld - ich war in der Kirche.«

»Sie, als ungläubigste Katholikin, die mir je über den Weg gelaufen ist, gehen in die Kirche? Was haben Sie da gemacht? Etwa geheiratet?« Seefeld lachte. »Das ist mit Abstand die beste Geschichte des Jahrhunderts. Wann kommt der Roman raus? Ich will ihn lesen.«

»Nett, Seefeld, sehr nett. Monika kitzelt wohl den Humoristen aus Ihnen heraus.« Petra warf den Zopf mit Schwung über die Schulter. »Übrigens bin ich aus der Kirche ausgetreten.«

»Äh, ja, wir ⦠Nun, können wir?«

Seefeld wirkte verlegen. Seit seiner Hochzeit mit Monika Schmalenberg, Mitte Mai, fühlte er sich gut wie nie, beschwingter und leichter. Was nicht an der Badezimmerwaage lag, im Gegenteil, die Neunzigkilomarke war geknackt und zumindest hier gab es Handlungsbedarf.

»Nun kriegen Sie sich wieder ein. Ich find s klasse, dass Sie aus sich rauskommen. Mir gefällt der neue Seefeld.«

Seit seiner Heirat war ihr Kollege nicht nur gesprächiger, sondern auch weitaus modischer angezogen. Die strengen gestreiften und dunklen Anzüge mit Krawatte waren flotten farbenfrohen Jacketts mit Jeans und lockerem Hemd gewichen. Monikas Einfluss war durchaus nicht von der Hand zu weisen.

»Und jetzt muss ich nur noch ⦫ Petra ging auf die Knie und wühlte unter der Pritsche. »Und dann können wir ⦠Ach, hier sind sie ja.«

»Wollten Sie nicht bis zu Ihrem Dreißigsten ⦫

»Meine Turnschuhe, Seefeld«, unterbrach sie, stöhnte auf, dann: »Und, Seefeld, nur zur Erinnerung, wir haben Anfang September und bis zu meinem Geburtstag sind s noch drei Monate. Gönnen Sie mir gefälligst die Gnadenfrist, mit dem Rauchen aufzuhören.«

Für ihren Dreißigsten hatte sie sich einiges vorgenommen. Sie wollte aufhören zu rauchen, die Entscheidung fällen, ob sie endgültig als Flexitarier gelten wollte (ihre Erklärung für jemanden, der ab und an Fleisch aß), ihre Trödelei in den Griff bekommen, die langen Haare abschneiden, vielleicht blond oder rot färben, nach reiflicher Überlegung den mit Lüdersen ausstehenden Sex haben, aber keinesfalls Geburtstag feiern. Sie wollte allein sein. Ein Bad nehmen und früh schlafen gehen. So, wie es sich für eine Frau, die die dreißig erreicht hatte und auf die vierzig zuging, gehörte. Ein Vorsatz, der bei ihren Eltern, Klaus, ihrem Ex-Verlobten, Perle Elli, ihrer Haushälterin, ihrem Mieter Horst, den Landfrauen, dem Jorker Dorfkern und den Kollegen auf dem Revier auf taube Ohren stieß. Denn kaum näherte sie sich den Kollegen, hörten diese auf zu tuscheln und stoben wie aufgeplatzte Federkissen auseinander. Irgendetwas war im Busch, das spürte sie in ihren Haarwurzeln.

Petra griff nach Jacke, Tasche und Autoschlüssel, die neben dem Zellenbett griffbereit auf dem Holzstuhl lagen. Die Nächte des Bereitschaftsdienstes verbrachte sie auf der Wache in einer der zwei Arrestzellen. Der Weg von Königreich, dem kleinen Jorker Randbezirk, nach Harburg-Stadt war ihr mit ihrem Wagen zu weit, wenn mitten in der Nacht das Telefon klingelte. Möglich war, sie wollte so schnell wie möglich am Einsatzort sein, oder sie war einfach nur zu bequem. Petra war der Meinung, dass für sie beides gleichzeitig zutraf.

Seit dem Mord an der Tierarztgattin Regine Carlsen in Eißendorf und dem Fund der Kinderleiche an der Außenmühle im März vor einem halben Jahr war es auf dem Revier, die üblichen Krawalle einmal ausgenommen, relativ friedlich zugegangen. Auch die angebliche Leiche in der Apfelplantage des Bauern Chors stellte sich als gehörnter Ehemann heraus. Vor lauter Verzweiflung hatte er zwei Flaschen Pflaumenschnaps gesoffen und unter dem Apfelbaum seinen Rausch ausgeschlafen.

Dann gab es achtzehn Ladendiebstähle, zwei Einbrüche und drei Vermisstenfälle. Der erste Einbruch ereignete sich in einer Reihenhaussiedlung in Harburg-Langenfeld, der zweite in einem Tante-Emma-Laden in Neugraben. Bei den drei Vermisstenfällen handelte es sich um zwei Jugendliche, ein fünfzehnjähriges Mädchen und ein sechzehnjähriger Junge, die nach einer Woche wieder auftauchten und verschüchtert erklärten, dass sie in sechs Monaten Eltern würden. Dann eine ältere Dame, die aus dem Seniorenstift in Neuwiedenthal ausgebrochen war und nach sieben Stunden verwirrt am Berliner Hauptbahnhof gefunden wurde. Im guten Glauben, ihre Tochter wohne dort, hatte sie den Zug in Harburg bestiegen. Am Berliner Bahnhof fiel sie zwei Beamten auf, als sie mit einem Foto in der Hand umherirrte und Passanten anhielt. Nach zwei Stunden auf der Wache stellte sich heraus, dass ihre Tochter im sechs Kilometer von Neuwiedenthal entfernten Neu Wulmstorf lebte.

Mit der Gruppe Tierschützer, die es sich Woche für Woche nicht nehmen ließ, im Harburger Binnenhafen ihre Protestplakate lautstark zu unterstützen, hatte man sich arrangiert. Ein rundum friedliches Häufchen Menschen, das gegen den Tierschmuggel protestierte und zu Mitmachaktionen aufriefen, die in der Bevölkerung auf wenig Zuspruch stießen. Als Tierliebhaber verstand Petra die Proteste. In München hatte ihr Ex-Verlobter Klaus bei jeder Tierdemo an vorderster Front gestanden. Er kettete sich mit Gleichgesinnten an Schienen oder Brückengeländer, zog sich nackt aus oder brach in Schweinemastbetrieben ein, um zu filmen und der Öffentlichkeit die Missstände nahezubringen. Beruflich distanzierte sie sich von diesen Aktionen, privat stimmte sie ihm zu.

Der Harburger Hafen hatte sich in den frühen Morgenstunden in ein Volksfest verwandelt. Sogar der Kiosk, der Bäckerladen, der die Straße hinunter hinter dem verglasten Bürogebäude lag, sowie ein Imbisswagen hatten die Rollläden hochgezogen und Angestellte werkelten geschäftig in den Auslagen.

Drei Feuerwehrlöschzüge standen auf dem Parkplatz verteilt. Einige Feuerwehrmänner rollten die letzten Meter eines Wasserschlauchs ein, andere verstauten Atemgeräte im Fahrzeug. Kollegen der Schutzpolizei drängten Schaulustige, die sich zu den Booten geschlichen hatten, mit Körperkraft zurück hinter die Absperrung. Vier Kollegen warteten bei ihren Einsatzfahrzeugen auf Befehle.

Ein älterer Herr stand hinter der Absperrung und debattierte aufgeregt mit zwei Streifenpolizisten. Immer wieder hob er den Arm Richtung Kulturzentrum, ein grau-weißes Gebäude, das zehn Meter entfernt lag und das er anscheinend unbedingt aufsuchen wollte. Auf der anderen Straßenseite lehnte ein Mann in Kochmontur an der Eingangstür des Restaurants. Er rauchte und blickte unbeteiligt auf die Szenerie, die sich ihm um fünf Uhr morgens im Hafen darbot.

»Meine Güte, hier ist ja ordentlich was los.« Petra fuhr im Schritttempo neben das Kulturhaus und schaltete den Motor aus. »Dann wollen wir mal«, sagte sie zu Seefeld, der ihr vom Beifahrersitz aus zunickte.

»Ja, auf in den Kampf«, antwortete er und öffnete schwungvoll die Wagentür.

Mit dem Dienstausweis in der Hand duckte sich Petra unter dem Absperrband hindurch und ging auf eine Traube Feuerwehrmänner zu.

»Petra Taler, Kripo Harburg, das ist mein Kollege Nils Seefeld. Guten Morgen. Wer ist der Einsatzführer?«, fragte sie, während sie ihren Ausweis in die Runde hielt.

»Theo Westermann«, antwortete ein kompakter Feuerwehrmann, der auch als amerikanischer Footballspieler hätte durchgehen können. Mit ihren eins zweiundsiebzig fand sich Petra als Frau schon recht groß, aber zu dem Feuerwehrmann musste sie hoch hinaufblicken. »Sie finden ihn hinten bei dem Brandschutzexperten.«

Petra nickte zum Gruß in die Runde...
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