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Der Duft des Teufels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Aufbau Verlage GmbHerschienen am14.07.20172. Auflage
Die dunkle Seite des Kölnisch Wasser

Köln 1695: Ein Duftwasser versetzt die Stadt in Hysterie. Die enthemmende Wirkung seines Aromas wird dem Teufel zugeschrieben. Und die junge Witwe Kathrina gerät unter Verdacht, als dessen Handlangerin unschuldige Jungfrauen in seine Arme zu treiben. Um sie zu retten, ruft ihr Geliebter, der Kaufmannssohn Daniel, den Parfümeur Giovanni Paolo Feminis zu Hilfe. Aber gelingt es dem Erfinder des Aqua mirabilis, Kathrinas Unschuld zu beweisen und Köln von dem Fluch zu befreien?

Die packende Geschichte über die Entstehung des Eau de Cologne.



Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Sie hat Rechtswissenschaften in Kiel studiert und lebt in Dresden.

Im Aufbau Taschenbuch Verlag sind ihre Romane »Die Tochter von Rungholt«, »Luther und der Pesttote«, »Der Duft des Teufels«, »Das Geheimnis der Porzellanmalerin«, »Das Geheimnis der Zuckerbäckerin«, »Das Erbe der Porzellanmalerin«, »Die Maitresse. Aufstieg und Fall der Gräfin Cosel«, »Das Geheimnis der Baumeisterin« und »Die Elbflut« lieferbar.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextDie dunkle Seite des Kölnisch Wasser

Köln 1695: Ein Duftwasser versetzt die Stadt in Hysterie. Die enthemmende Wirkung seines Aromas wird dem Teufel zugeschrieben. Und die junge Witwe Kathrina gerät unter Verdacht, als dessen Handlangerin unschuldige Jungfrauen in seine Arme zu treiben. Um sie zu retten, ruft ihr Geliebter, der Kaufmannssohn Daniel, den Parfümeur Giovanni Paolo Feminis zu Hilfe. Aber gelingt es dem Erfinder des Aqua mirabilis, Kathrinas Unschuld zu beweisen und Köln von dem Fluch zu befreien?

Die packende Geschichte über die Entstehung des Eau de Cologne.



Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Sie hat Rechtswissenschaften in Kiel studiert und lebt in Dresden.

Im Aufbau Taschenbuch Verlag sind ihre Romane »Die Tochter von Rungholt«, »Luther und der Pesttote«, »Der Duft des Teufels«, »Das Geheimnis der Porzellanmalerin«, »Das Geheimnis der Zuckerbäckerin«, »Das Erbe der Porzellanmalerin«, »Die Maitresse. Aufstieg und Fall der Gräfin Cosel«, »Das Geheimnis der Baumeisterin« und »Die Elbflut« lieferbar.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783841213020
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum14.07.2017
Auflage2. Auflage
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2586 Kbytes
Artikel-Nr.2145132
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Kapitel 1

Vor dem Portal der Kirche Klein St. Martin drängten sich Menschen, als der italienische Kramhändler Giovanni Paolo Feminis die Martinsgasse betrat, die am Gotteshaus vorbeiführte. Er kam vom Rheinhafen, wo er Glasperlen, verschiedene Knöpfe, Zitronen- und Portugalöl abgeholt hatte, die er bei einem Geschäftsfreund in Antwerpen bestellt hatte. Feminis und seine Familie gehörten der Gemeinde Klein St. Martin an, und seine Frau Sophia hatte an diesem Morgen zur Beichte gehen wollen. Warum ihm der Gedanke kam, dass der Auflauf vor der Kirche etwas mit ihr zu tun haben könnte, wusste er nicht; jedenfalls strebte er eilig der Menge zu. Er blickte in betroffene und fassungslose Gesichter. Eine Frau mit weit aufgerissenen Augen keuchte und musste gestützt werden. Sie sah aus, als hätte sie in den Schlund der Hölle geblickt. Feminis erkannte eine Nachbarin aus der Sternengasse.

»Was ist passiert, per amor di Dio?«, fragte er mit italienischem Akzent.

Die Frau war ungefähr eine Handbreit größer als er und neigte sich zu ihm. Hinter vorgehaltener Hand und mit gesenkter Stimme erzählte sie: »In der Kirche ist etwas passiert.«

»Hat es einen Unfall gegeben?« Er hatte von einem Fall aus seiner Heimat gehört, wo ein mannshoher gekreuzigter Jesus von der Wand gefallen war und eine davor betende Frau erschlagen hatte. Madre di Dio, lass so etwas nicht mit Sophia passiert sein!

»Kein Unfall«, flüsterte die Frau. »Die Kirche wurde geschändet.«

»Madonna Mia!« Feminis bekreuzigte sich. Er war entsetzt und erleichtert zugleich. »Wer macht so etwas?« In seinem Kopf wirbelten die Gedanken, und er fand die deutschen Worte nur mit Mühe.

»Das Böse geht um.« Auch die Nachbarin bekreuzigte sich.

»Das Böse?« Er wartete ihre Antwort nicht ab. »Meine Frau wollte zur Beichte gehen. Habt Ihr sie gesehen?«

Die Frau schüttelte den Kopf, und in der Menschenmenge stand Sophia auch nicht. Feminis drängte sich weiter nach vorne zum Portal. Dort verwehrten einige Älteste des Kirchspiels den Zugang.

Jemand erkannte ihn und flüsterte den anderen etwas zu, sie ließen ihn durch. Eine Hand winkte ihn Richtung Altar. War ihm vorher flau gewesen im Magen, begann er nun, sich richtig schlecht zu fühlen. Feminis eilte durch das leere Kirchenschiff, seine Schritte hallten auf dem Steinboden. Je näher er dem Altar kam, desto mehr fiel ihm ein eigenartiger Geruch auf: vergossener Rotwein, etwas wie Fäkalien oder Jauche und darunter ganz schwach der Geruch trockenen Brotes. Links hinter dem Altar befand sich die Sakristei, die Tür stand offen. Als Nächstes hörte er ein Schluchzen und erblickte den jungen Diakon von Klein St. Martin, der kreidebleich und mit bebenden Schultern an der Wand lehnte. Halb hinter einer Säule verborgen, in der Nähe der Tür, saß der Priester auf einem Stuhl. Er war ein kurzgewachsener feister Mann mit rundem Gesicht und grauem Haarkranz. Im Moment waren nur sein breiter Rücken und ein Teil des Hinterkopfs zu sehen. Neben ihm stand Sophia. Feminis seufzte erleichtert auf - was immer geschehen war, seiner Frau schien es gutzugehen.

Sie hatte sich zu dem Priester heruntergebeugt und redete auf ihn ein. Feminis näherte sich der Sakristei, und immer mehr Kleinigkeiten fielen ihm auf. Etwa, dass das stets rot angehauchte Gesicht des Priesters an diesem Tag die Farbe eines gekochten Krebses aufwies. Den Mund hatte der Mann geöffnet, als wollte er einen Schrei ausstoßen, der nicht über seine Lippen kam.

»Pater«, sagte seine Frau mit einer Stimme, als ob sie alles versucht hätte und nun nicht mehr weiterwusste. »Christus hat Euch nicht verlassen. So etwas dürft Ihr nicht einmal denken.«

Feminis trat leise zu seiner Frau und berührte sie am Arm. Sie schaute zu ihm auf. Erleichterung breitete sich auf ihrem Gesicht aus.

»Dem Himmel sei Dank, dass Ihr gekommen seid«, flüsterte sie. »Es ist schrecklich. In der Sakristei ...«

Der Geruch von dort war so stark, dass Feminis beinahe würgen musste. An seiner Frau vorbei ging er zu der offenen Tür und warf einen Blick in den Raum, dessen Betreten den einfachen Gemeindemitgliedern verboten war. Er musste auch nicht weiter hineingehen, um das ganze Ausmaß zu erkennen: Auf dem Boden schwamm eine Weinlache, darin eine breiige Masse und etwas, das nur menschliche Fäkalien sein konnten. Feminis schüttelte sich, diesmal nicht nur wegen des Geruchs. Die Kirche war geschändet, und das einen Tag vor Mariä Lichtmess und dem Beginn des Karnevals.

Er schaute seine Frau fragend an.

»Jemand muss in der Nacht in die Sakristei eingedrungen sein und sie verwüstet haben. Das ist der Abendmahlswein da auf dem Boden. Darin schwimmen die Hostien, und das andere muss ich nicht erklären. Aus dem Kelch wurden die Edelsteine herausgebrochen, und man hat ihn in eine Ecke geworfen. Den Abendmahlsteller ebenso. Ich habe den Geruch bemerkt, als ich zur Beichte in die Kirche gekommen bin. Außer mir war niemand da, aber die Tür zur Sakristei stand offen. Ich habe gleich den guten Pater und den Diakon geholt«, erklärte Sophia leise. »Ihnen ist der Schreck in die Glieder gefahren und mir auch. Wer macht so etwas?«

»Ein im Geiste verwirrter Mensch.«

»So wirr kann er nicht gewesen sein, denn immerhin muss er an den Schlüssel des Paters gelangt sein.« Sophia deutete auf die Tür der Sakristei, und Feminis sah den Schlüssel im Schloss stecken.

»Es ist nicht an uns, Vermutungen anzustellen.« Er griff nach der Hand seiner Frau, die eiskalt war. Beruhigend streichelte er mit dem Daumen ihren Handrücken. Seine Sophia hatte sich tapfer verhalten. Er kannte eine Reihe Frauen - viele davon seine Kundinnen - die bei einem derartigen Fund schreiend aus der Kirche gelaufen wären und für den Rest des Tages kein vernünftiges Wort mehr herausgebracht hätten.

Behutsam zog er Sophia ein paar Schritte von dem Priester fort und bedeutete ihr, dass es am besten wäre, nach Hause zu gehen. Was jetzt getan werden musste, lag in der Hand der Gemeindeältesten und des Priesters, nicht mehr in ihrer. Sophia ließ sich von ihm den Mittelgang des Kirchenschiffs entlangführen.

»Das kann kein Mensch sein, der so etwas macht«, murmelte sie vor sich hin.

Die Frage nach dem Täter stellten sich auch die Menschen vor der Kirche, und ihre Antwort darauf lautete: Etwas Böses war nach Köln gekommen.

Klein St. Martin war geschändet, und bis die Kirche neu geweiht war, galt sie nicht als Gotteshaus. Der Priester, dem ein Glas Wein wieder zu klaren Gedanken verholfen hatte, schloss sie ab und schlurfte über die Gasse zu seiner Wohnung.

In seiner Studierstube setzte er sich an den Schreibtisch. Sorgfältig spitzte er eine Feder an und legte einen Bogen Papier vor sich. Er hatte den schwersten Brief seines Lebens zu schreiben: Der Erzbischof musste von dieser Schandtat erfahren.

Bis zur Neuweihung konnten in der Kirche weder Messen gelesen noch die Beichte abgenommen oder Sakramente gespendet werden. Die Mitglieder seiner Gemeinde würden sonntags die umliegenden Gotteshäuser aufsuchen müssen, und er musste mit deren Priestern sprechen, damit sie ihm Zeit in ihren Beichtstühlen einräumten, bis der Erzbischof in einem feierlichen Hochamt Klein St. Martin neu geweiht hatte.

Der Erzbischof war ein Wittelsbacher, der jüngere Bruder des bayerischen Kurfürsten, und hielt sich meist an dessen Hof in München auf. Die Amtsgeschäfte überließ er seiner erzbischöflichen Kanzlei in Bonn.

Normalerweise war es dem Priester am liebsten, wenn der Erzbischof sich so weit weg wie möglich aufhielt. Seine Einsetzung durch den Papst im Jahr 1688 war ein Anlass für den Krieg gewesen, der vor sieben Jahren zwischen dem französischen König und Kaiser Leopold I. ausgebrochen war. Es ging um Macht und Einfluss. Daran hatte er als einfacher Priester einer Stadtkirche kein Interesse. Er wollte nichts anderes, als dass Köln von den französischen Soldaten verschont blieb. Dass sie nicht vor den Mauern auftauchten, die Stadt mit Kanonen beschossen und sie am Ende eroberten - wie es Bonn 1689 ergangen war. Und nun musste er den Erzbischof herlocken, selbst wenn es Monate dauern mochte, bis er aus München angereist kam, und das lenkte die Aufmerksamkeit des französischen Königs auf die Freie Reichsstadt am Rhein. Deren Bürgermeister und Stadträte hatten es bisher klug vermieden, sich auf eine Seite der beiden Kriegsparteien zu schlagen. So sollte es auch bleiben.

Was dem Pater mindestens so viel Kopfzerbrechen bereitete wie der Brief an den Erzbischof, war die Frage, wie jemand in die Sakristei hatte eindringen können. Gestern Abend hatte er die Türen nach der letzten Andacht abgeschlossen, da war er sich sicher. Den Schlüssel trug er immer in einer Tasche seiner Soutane. Auch gestern - er hatte hineingegriffen und nachgefühlt, ehe er das Kleidungsstück in den Schrank neben der Eingangstür seiner Wohnung gehängt hatte.

Aber auf seiner Türschwelle hatte ein Krug mit Wein gestanden. Er ahnte, dass er ihn nicht hätte mit ins Haus nehmen und trinken sollen. Er hatte jedoch vermutet, einer der Ältesten seines Kirchspiels habe ihm den Wein vor die Tür gestellt, weil er ihm ein Geschenk versprochen hatte. Er hatte bemerkt, dass mit dem Wein etwas nicht stimmen konnte, als er beim zweiten Glas müde geworden war. Eine so geringe Menge machte ihm normalerweise nichts aus, da brauchte es schon mehr als einen Krug, ehe sein Kopf auf die Tischplatte sank.

Es half alles nichts: Er hatte...
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Autor

Birgit Jasmund, geboren 1967, stammt aus der Nähe von Hamburg. Sie hat Rechtswissenschaften in Kiel studiert und lebt in Dresden.

Im Aufbau Taschenbuch Verlag sind ihre Romane »Die Tochter von Rungholt«, »Luther und der Pesttote«, »Der Duft des Teufels«, »Das Geheimnis der Porzellanmalerin«, »Das Geheimnis der Zuckerbäckerin«, »Das Erbe der Porzellanmalerin«, »Die Maitresse. Aufstieg und Fall der Gräfin Cosel«, »Das Geheimnis der Baumeisterin« und »Die Elbflut« lieferbar.