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Nach der Party

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
400 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am25.04.2017
Die dramatische Geschichte einer großen Frauenfreundschaft
Texas in den 1950er Jahren: Joan Fortier ist das Epizentrum der Welt der Schönen und Reichen von Houston. Groß, blond, atemberaubend schön und unabhängig, zieht sie alle Blicke auf sich. Jeder Mann scheint sich nach ihr zu verzehren, jede Frau ihr nachzueifern. Texas ist in diesen Tagen eine starr geordnete Welt. Das Geld sprudelt hier wie das Öl aus den Fördertürmen, aber Freiheit, Macht und Einfluss haben nur die Männer. Was aber, wenn eine Frau sich aus der Norm bewegt? Und wie wirkt sich das auf ihre beste Freundin aus? Cece Buchanan ist Joans Freundin seit Kindertagen. Sie hat sich der glamourösen Freundin verschrieben, mit Haut und Haaren. Früh verwaist, sehnt Cece sich nach Zuneigung und Anerkennung und lebt als Ehefrau und Mutter die Rolle, die Frauen in dieser Welt zugestanden wird. Doch in ihrer Verschworenheit mit Joan wird sie deren Komplizin und Zeugin ihrer Eskapaden, die bis an den Rand der Selbstzerstörung gehen. Bis Cece eine Entscheidung treffen muss mit Folgen für sie beide ....

A. Beatrice DiSclafani, 34 Jahre alt, wuchs in Florida auf. Sie studierte an der Emory University und machte ihren Master an der Washington University, wo sie heute Creative Writing lehrt. Sie lebt in St. Louis. Ihr Debütroman, 'The Yonalossee Riding Camp for Girls' (2012) war ein New-York-Times-Bestseller und wurde von der Kritik hoch gelobt. Seither wird sie in den USA als neue, junge Erzählstimme gehandelt. 'Nach der Party' ist ihr zweiter Roman, der Presse und Publikum begeisterte.
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Produkt

KlappentextDie dramatische Geschichte einer großen Frauenfreundschaft
Texas in den 1950er Jahren: Joan Fortier ist das Epizentrum der Welt der Schönen und Reichen von Houston. Groß, blond, atemberaubend schön und unabhängig, zieht sie alle Blicke auf sich. Jeder Mann scheint sich nach ihr zu verzehren, jede Frau ihr nachzueifern. Texas ist in diesen Tagen eine starr geordnete Welt. Das Geld sprudelt hier wie das Öl aus den Fördertürmen, aber Freiheit, Macht und Einfluss haben nur die Männer. Was aber, wenn eine Frau sich aus der Norm bewegt? Und wie wirkt sich das auf ihre beste Freundin aus? Cece Buchanan ist Joans Freundin seit Kindertagen. Sie hat sich der glamourösen Freundin verschrieben, mit Haut und Haaren. Früh verwaist, sehnt Cece sich nach Zuneigung und Anerkennung und lebt als Ehefrau und Mutter die Rolle, die Frauen in dieser Welt zugestanden wird. Doch in ihrer Verschworenheit mit Joan wird sie deren Komplizin und Zeugin ihrer Eskapaden, die bis an den Rand der Selbstzerstörung gehen. Bis Cece eine Entscheidung treffen muss mit Folgen für sie beide ....

A. Beatrice DiSclafani, 34 Jahre alt, wuchs in Florida auf. Sie studierte an der Emory University und machte ihren Master an der Washington University, wo sie heute Creative Writing lehrt. Sie lebt in St. Louis. Ihr Debütroman, 'The Yonalossee Riding Camp for Girls' (2012) war ein New-York-Times-Bestseller und wurde von der Kritik hoch gelobt. Seither wird sie in den USA als neue, junge Erzählstimme gehandelt. 'Nach der Party' ist ihr zweiter Roman, der Presse und Publikum begeisterte.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641194093
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum25.04.2017
Seiten400 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3509 Kbytes
Artikel-Nr.2150908
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Kapitel 1

1957

Joan saß bei mir im Wohnzimmer, auf meiner niedrigen orangefarbenen Couch, und nippte an einem Dirty Gin Martini, ihrem üblichen Drink. Es war ihr zweiter, aber Joan hatte schon immer wie ein Mann trinken können. An diesem heißen, schwülen Tag im Mai - der Sommer beginnt in Houston früh - war unser Leben noch normal. Im August würde Joan weg sein.

Joan und ich wohnten fünf Minuten voneinander entfernt, noch immer in River Oaks, dem hübschesten Viertel von ganz Houston, in dem sich eine eindrucksvolle Villa an die andere reihte. Wenn man in River Oaks lebte, hatte man das Gefühl, ein bedeutender Mensch zu sein. Die Rasenflächen waren so groß wie Weiden, die Häuser so prachtvoll, dass man sie für Schlösser halten konnte, die gepflegten Gärten und Promenaden hätten sich in Versailles befinden können. Sicher, es gab auch andere hübsche Viertel in Houston, aber West University war nicht reich genug und Shadyside nicht groß genug, eher eine Ansammlung von Häusern als ein Viertel. River Oaks war eine andere Welt. Man betrat sie und fand sich in einem Land wieder, das beeindruckend und grenzenlos war.

Ich war fünfundzwanzig, Mutter eines kleinen Jungen, und verbrachte meine Tage damit, den Haushalt zu versorgen und Besuche zu machen, kurzum, ich lebte das Leben einer reichen jungen Hausfrau. Nicht, dass irgendeine der Frauen in River Oaks etwas anderes als Hausfrau war. Was hätten wir auch sonst tun sollen? Ich gehörte dem River Oaks Garden Club an, der Junior League of Houston, dem Ladies´ Reading Club. Joan auch, allerdings nahm sie diese Mitgliedschaften nicht ernst und kam nur selten zu den Treffen. Aber niemand wäre auf die Idee gekommen, ihr die Mitgliedschaft zu entziehen. Sie war Mary Fortiers Tochter, und Mary hatte zu ihrer Zeit in River Oaks den Ton angegeben. Abgesehen davon hätte ich es niemals zugelassen.

Joan fläzte in einem braunen Hemdblusenkleid aus der letzten Saison, das in der Taille von einem roten Gürtel zusammengehalten wurde, auf meiner Couch. An diesem Kleid stimmte nichts: Es war für den Herbst gedacht, an den Schultern zu breit, aus einem steifen, wenig schmeichelhaften Stoff. Was Mode anging, hatte sie kein Gespür, und wenn wir ausgingen, suchte immer ich etwas für sie aus. Oder die Verkäuferinnen bei Sakowitz schickten ihr eine komplette Ausstattung, von den Schuhen über Unterwäsche und Kleid bis zu den Ohrringen, ein Schwarz-Weiß-Polaroid des entsprechenden Ensembles am Ärmel befestigt.

Von uns beiden war stets ich diejenige, die besser angezogen war. Obwohl ich das Haus an diesem Tag nur einmal für ein Treffen der Junior League verlassen hatte, trug ich einen knielangen blassblauen Taftrock, der vom Bund wie ein Blütenkelch nach unten aufsprang und bei jedem Schritt mitwippte. Gut gekleidet zu sein, verlieh mir Selbstvertrauen.

Ich musste mich nur vorbeugen und den Saum ihres Rocks berühren, schon verdrehte Joan die Augen.

»Du willst bestimmt sagen, dass ich es einmotten soll. In die Altkleidersammlung geben.« Sie stellte ihren Martini auf den kleinen Beistelltisch aus Chrom und Glas, den ich immer für Cocktails hervorzog, verschränkte die Hände hinter dem Kopf und streckte sich. Joan bewegte sich fast wie ein Mann. Sie war unachtsam mit ihren Gesten, ihren Gliedmaßen. Ihr Blick wanderte durchs Wohnzimmer, sie sah überallhin, nur nicht zu mir. Sie langweilte sich.

»Wo ist Tommy?«, fragte sie mit aufgesetzter Munterkeit, was mich darauf brachte, dass ich ihr Verhalten womöglich falsch interpretiert hatte. Vielleicht langweilte sie sich gar nicht. Als ich ihr Gesicht musterte, fiel mir auf, dass ihre berühmten braunen Augen ein wenig geschwollen waren.

Sie bemerkte meinen Blick und hob die Augenbrauen. »Was ist? Hängt mir ein Stück Huhn zwischen den Zähnen? Ich habe heute zu Mittag wieder Hähnchen-Enchiladas bei Felix gegessen. Mit Speck dazu. Über kurz oder lang werde ich mich selbst in eine Enchilada verwandeln ...« Ihre Stimme verlor sich, und sie zupfte einen unsichtbaren Fussel von ihrem Rock.

»Alles in Ordnung?«

»Bist du sicher, dass da kein Stück Tortilla klebt?«, wischte sie meine Frage mit einem Scherz beiseite und entblößte zwei Reihen wunderbar weißer Zähne.

Ich vergaß, was ich Joan gefragt hatte, und gleich darauf auch den Grund dafür.

»Tommy?«, wiederholte sie.

Ich rief nach Maria. Wenig später tauchte sie auf, dunkelhaarig und zierlich, Tommy auf dem Arm. Maria war offiziell unsere Haushälterin und half mir, Tommy zu versorgen. Die Leute - die Frauen aus unserem Kreis - fanden es merkwürdig, dass ich nicht mehr Personal hatte, kein Kindermädchen für Tommy, aber obwohl es mich störte, dass die Leute möglicherweise dachten, wir könnten uns kein Kindermädchen leisten, wollte ich keins. Die Vorstellung, Tommy den prüfenden Blicken einer fremden Person auszusetzen, selbst wenn sie meine Angestellte war, behagte mir nicht.

»Er kann laufen«, sagte ich streng. »Tommy, begrüße Miss Joan!.«

Falls Tommy überhaupt jemals anfangen würde zu sprechen, könnten aus seinem Mund dank Maria statt englischer Worte genauso gut spanische kommen. Wir verständigten uns in einem Mischmasch aus Worten und Gesten.

Von ein paar wenigen vom Land stammenden Weißen abgesehen, waren die Dienstboten, mit denen Joan und ich aufgewachsen waren, alle farbig gewesen. In River Oaks waren die meisten Hausangestellten nach wie vor Farbige, Nachkommen dieser ersten Generation, ich hatte jedoch ganz Houston nach jemandem abgesucht, der mich nicht an Idie erinnerte.

Tommy starrte mich an, dann streckte er die Hand nach Joan aus. Er war jetzt drei Jahre alt und hatte noch kein einziges verständliches Wort von sich gegeben. Er liebte Joan. Er liebte eine Menge Dinge: Wasser, Hunde, Rutschen. Ein Buch über einen fliegenden Affen. Wie ich ihm die Wangen tätschelte und dann auf jede einen Kuss gab, erst links, dann rechts, wenn ich ihn ins Bett brachte. Und doch kam es mir, nur mir, wie ich hoffte, manchmal so vor, als läge in seinem Blick eine gewisse Leere, eine Abwesenheit.

Joan durchquerte den Raum mit drei großen Schritten und nahm Maria Tommy ab.

»Warum laufen, wenn man sich tragen lassen kann?«, zwitscherte sie, während sie seinen Kragen zurechtzupfte und ihm die hübschen braunen Haare glatt strich.

Ich sah ihnen zu und war glücklich. Auch Joan wirkte glücklicher.

Es war leicht, in Joans Gegenwart glücklich zu sein. Mein Ehemann Ray war da, wo er im Augenblick hingehörte: in seinem Büro im Stadtzentrum. Aber er würde bald nach Hause kommen und später, nachdem Joan und ich uns umgezogen hatten und Ray seinen Anzug gegen etwas Bequemeres getauscht hatte, würden wir ausgehen. So tun, als wären wir wieder jung. Heute standen Abendessen und einige Drinks im Cork Club auf dem Programm. Wir würden tanzen, herumalbern, das gegenseitige Wohlwollen durch Champagner verstärkt. Wo immer Joan auftauchte, gingen die Drinks aufs Haus, und die Leute suchten ihre Nähe, wollten die Bekanntschaft mit ihr vertiefen, ihre Aufmerksamkeit auf sich lenken.

Doch von allen Orten auf der Welt, an denen sie hätte sein können, war sie in diesem Moment hier, bei mir. Sie stand in meinem Wohnzimmer, hielt meinen kleinen Jungen bei den Händen und versuchte, ihm das Tanzen beizubringen. Gleich würde sie mich bitten, eine Schallplatte aufzulegen.

Mit Joan gab es immer eine Zukunft. Einen weiteren Augenblick, auf den man sich freuen konnte. Tommy sah zu mir her, und ich lächelte; mit dem Tanzen klappte es noch nicht so ganz, aber er bemühte sich. Als würde er verstehen, worum Joan ihn bat.

Joan ließ sich in diesem Sommer einfach treiben. Die Mädchen, mit denen wir früher zusammen gewesen waren, hatten geheiratet, Kinder bekommen, ihren vorbestimmten Platz im Leben eingenommen. Wie ich. Seit der Highschool stand Joan in dem Ruf, ein Wildfang zu sein, aber in Houston spielte das weiter keine Rolle; nicht, wenn man jung war. Nicht, wenn man Geld hatte; gutes Aussehen war auch kein Nachteil. Und Joan besaß beides. In einer anderen Stadt hätte man ihr den Ausflug nach Hollywood nicht so leicht verziehen - wer wusste schon, mit welchen Männern sie zusammen gewesen war oder was sie dort getrieben hatte? -, aber in Houston war man allgemein großmütig.

Trotzdem war sie keine achtzehn mehr. Und vergangenen Monat hatte ich auf der Damentoilette des Confederate House gehört, wie Darlene Cooper zu Kenna Fields sagte, langsam sei Joan Fortier zu alt dafür, ihre blonden Haare zu einem hohen Pferdeschwanz zusammenzubinden wie ein kleines Mädchen.

Ich war in meiner Kabine geblieben und hatte peinlich berührt die schwarz-weiß gestreifte Tapete angestarrt. Eine bessere Freundin als ich wäre rausmarschiert und hätte Darlene Cooper, deren Mann, wie jeder wusste, warm angehaucht war, klipp und klar gesagt, was sie von ihr und ihrem schäbigen Tratsch und ihrem noch schäbigeren Kleid hielt. Darlene gehörte seit der Highschool zu unserer Clique. Sie hätte besser ihre Zunge hüten sollen.

In letzter Zeit war mir einiges Gerede über Joan zu Ohren gekommen. Männer seien für sie Spielzeug, dessen sie nach ein oder zwei Monaten überdrüssig werde. Früher hatte sich niemand daran gestört, dass sie seit der Highschool keinen festen Freund mehr gehabt hatte - aber jetzt, da sie älter wurde, fiel es den Leuten auf. Man fand allgemein, es sei an der Zeit, dass die großartige Joan Fortier ihre Sprunghaftigkeit ablegte.

Aber ich durfte meine Munition nicht blindlings verschießen. Ich sagte mir, dass es diese Bemerkung nicht wert war, einen Streit vom Zaun zu brechen, im Grunde...

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Autor

A. Beatrice DiSclafani, 34 Jahre alt, wuchs in Florida auf. Sie studierte an der Emory University und machte ihren Master an der Washington University, wo sie heute Creative Writing lehrt. Sie lebt in St. Louis. Ihr Debütroman, "The Yonalossee Riding Camp for Girls" (2012) war ein New-York-Times-Bestseller und wurde von der Kritik hoch gelobt. Seither wird sie in den USA als neue, junge Erzählstimme gehandelt. "Nach der Party" ist ihr zweiter Roman, der Presse und Publikum begeisterte.