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Küstenfluch

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
320 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am20.03.2017
An der Küste der Nordsee lauert der Tod ...
Als ein Orkan über Nordfriesland hinwegfegt, taucht ein rostiges Schiffswrack im Wattenmeer auf - und plötzlich häufen sich mysteriöse Todesfälle an der Küste. Der Bauer Jessen ist eines der Opfer. Doch war sein Tod ein Unfall oder Mord? Und was hat es mit Jessens kleinem Neffen Jan auf sich, der von furchtbaren Albträumen heimgesucht wird? Kommissar Theo Krumme ermittelt zusammen mit einer jungen Kollegin und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten in der Familie. Dann verschwindet Jan, der sich von dem Schiffswrack magisch angezogen fühlte - und seine Spur führt direkt ins Watt ...

Hendrik Berg wurde 1964 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und Madrid arbeitete er zunächst als Journalist und Werbetexter. Seit 1996 verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR11,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextAn der Küste der Nordsee lauert der Tod ...
Als ein Orkan über Nordfriesland hinwegfegt, taucht ein rostiges Schiffswrack im Wattenmeer auf - und plötzlich häufen sich mysteriöse Todesfälle an der Küste. Der Bauer Jessen ist eines der Opfer. Doch war sein Tod ein Unfall oder Mord? Und was hat es mit Jessens kleinem Neffen Jan auf sich, der von furchtbaren Albträumen heimgesucht wird? Kommissar Theo Krumme ermittelt zusammen mit einer jungen Kollegin und stößt auf immer mehr Ungereimtheiten in der Familie. Dann verschwindet Jan, der sich von dem Schiffswrack magisch angezogen fühlte - und seine Spur führt direkt ins Watt ...

Hendrik Berg wurde 1964 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und Madrid arbeitete er zunächst als Journalist und Werbetexter. Seit 1996 verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641197940
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum20.03.2017
Reihen-Nr.3
Seiten320 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2806 Kbytes
Artikel-Nr.2151006
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe



6

Nach einer nur halbstündigen Autofahrt - ihr erster gemeinsamer Einsatz, Patrizia saß überraschend nervös am Steuer - hatten sie ihr Ziel erreicht: Den Jessen-Hof, einen dreihundert Jahre alten Haubarg nahe der Nordseite Eiderstedts. Ein mächtiger Bauernhof, der komplett zu Wohnungen umgebaut worden war, in denen die Familie lebte.

Im Moment interessierte sie aber nur die Scheune. Kollegen hatten sie weiträumig abgesperrt. Vor dem offenen Tor stand bereits der Passat der Spurensicherung und neben einem Streifenwagen auch ein Rettungswagen.

»Moin«, rief Krumme fast schon wie ein echter Friese den Kollegen von der Streifenpolizei entgegen, die vor dem Absperrband eine Zigarette in der Sonne rauchten. Bei ihnen wartete neben einem Koffer auch ein Mann mit zurückgegelten Haaren. Seine Hände steckten tief in den Taschen eines langen Trenchcoats, den er trotz der Mittagshitze trug. Aber weder er noch einer der anderen beachtete Krumme. Alle starrten nur zu Patrizia, die mit schwarzer Jeans, einem sackartigen T-Shirt und halbhohen Chucks wie eine dunkle Riesin hinter ihm stand.

Patrizia schien solche Blicke gewohnt zu sein. Zumindest ließ sie sich nichts anmerken. Mit ausdrucksloser Miene blieb sie im Hintergrund - und zog ihr Handy aus der Tasche, um ihre letzten Nachrichten zu checken. Oder was auch immer. Krumme seufzte. »Sie sind der Neue aus Berlin, oder?«, fragte einer der beiden Streifenpolizisten, ein stoppelhaariger Bodybuilder mit tiefliegenden Hundeaugen.

Krumme verzog das Gesicht und zeigte auf den Krankenwagen. »Was macht der denn hier?«

Der Kollege des Bodybuilders, ein magerer Mann mit krummem Rücken und verschlagenem Hyänenblick, grinste.

»Der ist für die Schwester des Toten. Sie hat ihn heute Morgen gefunden und ist gleich umgekippt.«

»Kein Wunder, ist echt kein schöner Anblick«, sagte der Mann mit dem Gel in den Haaren.

»Und Sie sind ...?«, fragte Krumme.

»Schröder, Gerichtsmedizin«, antwortete der Mann, ohne die Hände aus den Taschen zu nehmen.

»Sagen Sie bloß, Sie sind schon fertig?«

Der Mediziner nickte. »Die Todesursache ist mehr als klar. Ich nehme an, es ist kurz vor Mitternacht passiert. Den Rest sage ich Ihnen, wenn ich den Burschen auf meinem Tisch hatte.«

Krumme beschloss, sich den Tatort endlich selbst anzuschauen. Als er Patrizia mit einem Zeichen aufforderte, ihm zu folgen, bemerkte er, wie sie gerade mit ihrem Handy und dem Polizeiwagen im Hintergrund ein Selfie knipste.

»Wollte ich posten. Mein erster Fall «, erklärte sie verlegen, als sie seinen vorwurfsvollen Blick sah.

»Spinnst du? Pack bloß das Scheißding weg«, zischte Krumme.

Als die beiden schließlich die Scheune betraten, verstanden sie sofort, was der Gerichtsmediziner gemeint hatte. Ihnen bot sich ein recht unappetitlicher Anblick, auf den Krumme in dieser friesischen Idylle überhaupt nicht gefasst war. Auch seine junge Kollegin stöhnte leise auf. Für einen Moment sah sie aus wie ein junges Mädchen - was sie in ihrem Herzen wohl auch war. Krumme atmete tief durch und trat langsam an den Toten heran.

Der dunkelhaarige Mann steckte mit weit ausgestreckten Armen auf den Dornen einer Egge, die sich an vier Stellen durch seinen Körper gebohrt hatten. Seine aufgerissenen Augen starrten in einer Mischung aus Entsetzen und Verständnislosigkeit zum Dach. Der Boden war schwarz von seinem getrockneten Blut. Krumme sah, wie Patrizia neben ihm würgte und sich die Hand vor den Mund hielt. Da muss sie durch, dachte er. Eine Kriminalpolizistin sollte so einen Anblick ertragen können.

Der Beamte mit dem schiefen Rücken, der ihnen in die Scheune gefolgt war, bemerkte, wie Patrizia litt.

»Autsch, das hat wehgetan, was?«, sagte er und grinste dabei über das ganze Gesicht. Patrizia schwieg und wendete sich ab.

»Haben Sie sonst noch eine sinnvolle Information für uns?«, erkundigte sich Krumme.

»Hinnerk Jessen, 38 Jahre. Landwirt. Ist von dem Boden da oben heruntergestürzt.«

»Der Hof gehört ihm?«

»Nein, seinem Vater Tore Jessen. Hinnerk hat sich um die Landwirtschaft gekümmert, zusammen mit seinem Vater und seinem Bruder Finn. Ihre Schwester Ingrid Jacobs und deren Mann wohnen mit ihren beiden kleinen Kindern ebenfalls hier auf dem Hof, haben aber mit der Landarbeit und der Viehwirtschaft nichts zu tun.«

Krumme blickte zu Patrizia, die bereits ihr Notizheft herausgeholt hatte und mitschrieb. Sehr gut.

»Und wo sind die alle?«, fragte er.

»Hinnerks Frau ist gerade bei ihrer Schwester in Hamburg. Ingrids Mann ist auf Geschäftsreise. Die anderen haben wir ins Haus geschickt, bis wir mit ihnen reden können.«

Krumme nickte zufrieden.

»Spurensicherung?«

»Ich bin hier oben«, kam eine Stimme vom Scheunenboden. Krumme schaute sich um und fand eine schmale Treppe, die hinaufführte. Patrizia folgte ihm.

Der Kollege, ein rund 50-jähriger Mann mit hoher Stirn und buschigen Augenbrauen über einem strengen Gesicht, fotografierte gerade Hinnerks Arbeitstisch. Krumme stellte sich und Patrizia vor. Der Mann hieß Köhler.

»Dürfen wir uns ein bisschen umschauen?«, erkundigte sich Krumme.

Köhler sah ihn zuerst verständnislos an, nickte dann. »Bitte, machen Sie, was Sie wollen. Ich bin hier fertig.«

»Schon?«

Der Mann kniff die Augen zusammen und musterte den Kommissar. »Jawohl. Ich habe alles fotografiert und Fingerabdrücke genommen. Ansonsten war hier nichts zu holen. Kein Müll, keine Spuren. Hinnerk hat vor seinem Tod alles sauber gemacht.«

Krumme sah sich überrascht um. Tatsächlich war auf dem Dachboden kein Staub zu sehen.

»Also für mich ist die Sache klar«, fing sein Kollege an. »Der Mann hat hier oben gebastelt und dazu das ein oder andere Bierchen getrunken. Dann wollte er noch ordentlich Klarschiff machen. Aber so angeschickert, wie er war, hat er da vorn das Gleichgewicht verloren, ist vom Boden runter auf die Egge gefallen - und zack!« Patrizia zuckte zusammen, als er mit beiden Händen aufeinanderklatschte.

»Sie meinen, er war betrunken?«

»Vielleicht nicht besoffen, aber ein bisschen beschwipst auf jeden Fall.« Er zeigte auf vier leere Bierflaschen, die neben einem Modellschiff standen. Unter dem Tisch war eine Kiste mit weiteren Flaschen zu sehen. »Genaueres kann Ihnen natürlich nur der Gerichtsmediziner sagen.«

»Also ein Unfall, meinen Sie?«

Köhler schloss seine Tasche mit einem leisen Klicken.

»So sieht´s doch aus, oder nicht? Aber wen interessiert hier schon meine Meinung?« Er zog ein Taschentuch aus seiner Hose und schnäuzte sich. Dann schnappte er seine Sachen und wollte nach unten gehen.

»Was ist mit dem Rest der Scheune?«, fragte Krumme.

Köhler starrte ihn verwirrt an.

»Ich will, dass auch unten alles nach Fußspuren abgesucht wird.«

»Die ganze verdammte Scheune?« Der Mann sah ihn ungläubig an.

Krumme nickte. »Nach Fingerabdrücken natürlich auch. Und vergessen Sie nicht die Egge und die anderen Maschinen.«

Köhlers Augen wurden zu Schlitzen. »Aber wenn es doch ein Unfall war?«

»Das werden wir schon sehen. Holen Sie sich ruhig Verstärkung, wenn Sie Hilfe brauchen. Vielen Dank«, ergänzte Krumme, um ihm zu zeigen, dass das Gespräch für ihn zu Ende war.

Köhler musterte ihn abschätzig. Dann nahm er seine Tasche und machte sich auf den Weg. Er fluchte leise, als er auf der steilen Treppe fast das Gleichgewicht verlor.

Krumme ging langsam auf dem Dachboden herum, blickte in jede Ecke und sah sich alles genau an. Es roch nach altem Stroh und Kuhdung. Ansonsten war alles so sauber und aufgeräumt, dass man vom Boden hätte essen können.

Vorsichtig riskierte er einen Blick durch die Dachbodenöffnung nach unten. Das Licht der Sonne fiel in einem breiten Strahl durch das Tor genau auf den toten Hinnerk. Von hier oben sah er aus wie ein gekreuzigter Heiliger.

»Passen Sie auf, dass Sie nicht auch noch runterfallen«, sagte Patrizia, die sicherheitshalber auf Abstand blieb. Krumme hatte ihr eigentlich das kollegiale »Du« angeboten. Aber sie schien doch so viel Respekt vor ihm zu haben, dass sie lieber beim »Sie« und »Herr Krumme« blieb.

Er trat einen Schritt zurück und schaute sich weiter um. Das alte, durchgesessene Sofa, der Kalender an der Wand, die Fußballzeitungen auf dem Tisch. Offensichtlich war diese Ecke für Hinnerk nicht nur ein Arbeitsplatz, sondern auch eine Art Wohnzimmer gewesen.

Er hörte ein leises Rascheln. Gab es hier Mäuse? Oder Ratten? Er hasste Ratten! Er musste an den Hinterhof seiner alten Berliner Wohnung denken, an das pelzige Monster, das er dort einmal neben dem Müll entdeckt hatte.

Wieder das Geräusch, dieses Mal aber viel leiser. Angestrengt lauschte Krumme in die Stille. War das wirklich ein Tier? Vielleicht eine Kuh, die irgendwo im Stall stand?

»Ist was?«, erkundigte sich Patrizia.

»Was denkst du, was hier passiert ist?«, fragte er sie. Patrizia überlegte einen Moment, zuckte dann mit den Schultern.

»Stimmt schon, sieht alles nach einem Unfall aus. Obwohl ...« Sie zeigte zu dem Modellschiff, das immer noch auf dem Arbeitstisch lag. »Ich kann nicht glauben, dass jemand, der so süße Dinge bastelt, so besoffen ist, dass er einfach von der Scheune fällt.«

Krumme betrachtete seine junge Kollegin. Er nickte zufrieden.

»Komm, mal schauen, was...


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Autor

Hendrik Berg wurde 1964 in Hamburg geboren. Nach einem Studium der Geschichte in Hamburg und Madrid arbeitete er zunächst als Journalist und Werbetexter. Seit 1996 verdient er seinen Lebensunterhalt mit dem Schreiben von Drehbüchern. Er wohnt mit seiner Frau und seinen beiden Kindern in Köln.