Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

London Stalker

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.03.2017
Detective Nick Belsey ist vom Dienst suspendiert, hat eine Anklage am Hals und haust im verlassenen Polizeirevier von Hampstead. Amber Knight ist Londons größtes It-Girl und lebt das glamouröse Leben eines Pop- und Filmstars. Als eines Tages eine ältere Frau bei Belsey anklopft und ihn bittet, ihren Sohn aufzuspüren, der seit Tagen verschwunden ist, findet Belsey Hinweise darauf, dass er Amber Knight gestalkt hat. Belsey schmuggelt sich als Security-Mann in Amber Knights Leben ein und gerät, als eine Bekannte von Amber tot aufgefunden wird, selbst unter Mordverdacht. Während er versucht, seinen eigenen Hals zu retten sowie den wahren Täter und den Vermissten zu finden, stößt Belsey hinter Reichtum, Glanz und Glamour auf Verzweiflung, Obsession und eine mysteriöse Organisation, die davon zu profitieren scheint.
Auch in seinem dritten Fall deckt Nick Belsey auf seine gewohnt kaltschnäuzige und draufgängerische Art die Abgründe hinter Londons blitzblanker Fassade auf. Ein packender, raffinierter Thriller mit einem charmanten Ermittler, der unter seinen Fans bereits Kultstatus erlangt hat.

Oliver Harris, geboren 1978, hat am University College of London Englische Literatur studiert und in Psychologie promoviert. Sein Debüt London Killing, Detective Nick Belseys erster Fall, erschien 2012 bei Blessing. 2014 folgte London Underground. Oliver Harris lebt in London.
mehr

Produkt

KlappentextDetective Nick Belsey ist vom Dienst suspendiert, hat eine Anklage am Hals und haust im verlassenen Polizeirevier von Hampstead. Amber Knight ist Londons größtes It-Girl und lebt das glamouröse Leben eines Pop- und Filmstars. Als eines Tages eine ältere Frau bei Belsey anklopft und ihn bittet, ihren Sohn aufzuspüren, der seit Tagen verschwunden ist, findet Belsey Hinweise darauf, dass er Amber Knight gestalkt hat. Belsey schmuggelt sich als Security-Mann in Amber Knights Leben ein und gerät, als eine Bekannte von Amber tot aufgefunden wird, selbst unter Mordverdacht. Während er versucht, seinen eigenen Hals zu retten sowie den wahren Täter und den Vermissten zu finden, stößt Belsey hinter Reichtum, Glanz und Glamour auf Verzweiflung, Obsession und eine mysteriöse Organisation, die davon zu profitieren scheint.
Auch in seinem dritten Fall deckt Nick Belsey auf seine gewohnt kaltschnäuzige und draufgängerische Art die Abgründe hinter Londons blitzblanker Fassade auf. Ein packender, raffinierter Thriller mit einem charmanten Ermittler, der unter seinen Fans bereits Kultstatus erlangt hat.

Oliver Harris, geboren 1978, hat am University College of London Englische Literatur studiert und in Psychologie promoviert. Sein Debüt London Killing, Detective Nick Belseys erster Fall, erschien 2012 bei Blessing. 2014 folgte London Underground. Oliver Harris lebt in London.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641173654
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.03.2017
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2293 Kbytes
Artikel-Nr.2151198
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Der Strom war abgestellt worden. Am Vormittag fiel die Sonne ins CID-Büro und wurde von den Metallgittern an den Fernstern in Quadrate zerteilt, die von Tabakrauch und Staub geschwängert waren. Nachmittags um drei erreichte die Sonne die Rückseite des Gebäudes. Oft öffnete Belsey im ersten Stock die Flurtüren, damit das Licht von der Küche bis in die Vernehmungsräume fiel. Lange goldene Rauten glitten über die lädierten Wände, sodass das Gebäude nicht so verlassen wirkte und die Strahlen eine Art Sonnenuhr bildeten. Er setzte sich auf den Fußboden und beobachtete das Ganze. Der in den Lichtrauten gefangene Staub wirkte hektisch, ziellos. Der Rauch seiner Zigarette schwebte hindurch. Er nutzte die Uhr als Aschenbecher.

Im Zuge von Sparmaßnahmen war das Revier in Hampstead vor drei Wochen gemeinsam mit sechs anderen Londoner Polizeirevieren geschlossen worden. Die meisten Mitarbeiter hatten spätestens Ende letzten Jahres ihre Versetzung bekommen. Belsey hatte erwartet, nach Holborn versetzt zu werden, es war aber nichts passiert. Der Revierleiter in Holborn meinte, als sie versucht hatten, ihn zu bekommen, hätte es geheißen, er wäre gesperrt. Zehn Tage nach der Schließung des Hampstead-Reviers hatte man ihm mitgeteilt, dass er bis zu einer Anhörung aufgrund des Vorwurfs groben Fehlverhaltens offiziell suspendiert sei. Details wurden nicht genannt. Ein paar Stunden später erhielt er einen Anruf von einem Mann, der seinen Namen nicht nannte, ihn aber informierte, dass er unter Beobachtung stehe: Die Independent Police Complaints Commission, IPCC, würde Munition gegen ihn sammeln und Kontakt zu allen Leuten aufnehmen, die ihn kannten, von Exfreundinnen bis zu früheren Informanten. Sein Wagen, seine Wohnung und sein Vermieter würden observiert. Man mache sich auf einen Shitstorm gefasst. Bleib in Deckung, sagte der Anrufer und legte auf. Eine Stunde später hob Belsey alles Geld von seinem Girokonto ab, kaufte sich einen Gaskocher, drei Flaschen Havana Club und ein Buch: Spanisch zum Selbstlernen. Er brach in seinen alten Arbeitsplatz ein und tauschte die Schlösser aus. Er ging davon aus, dass dies der letzte Ort wäre, an dem sie ihn suchen würden.

Seitdem waren elf Tage vergangen.

Eine seltsame Zeit. Manchmal hatte er sich dabei ertappt, wie er alten Routinen folgte, sich um 10:30 in der Kaffeeküche Tee kochte, sich im alten Konferenzraum auf den Boden legte und die freigelegten Kabel zwischen den fehlenden Deckenplatten betrachtete. Er durchstreifte das Revier. Es war 1913 erbaut worden, ein labyrinthartiges Relikt aus vergangenen Zeiten mit Arrestzellen und angebautem Gerichtsgebäude. Ein Großteil war seit Jahrzehnten ungenutzt. Für die Entrümpelung waren jedoch auch ein paar alte, in den letzten Jahren ungenutzte Bereiche geöffnet worden: Das verlassene Revier war gewachsen, hatte sich in die Vergangenheit ausgedehnt. Belsey spazierte durchs Amtsgericht und weiter zu einer edwardianischen Arrestzelle, vorbei an alten Sicherungskästen und Lichtschaltern für Zellen, die später mit alten, handgeschriebenen Berichten aus den Fünfzigern und Sechzigern tapeziert worden waren: vergilbte Einzelblätter und Notizbücher mit gebrochenen Ledereinbänden, die aussahen wie Muscheln. Die Akten mit den Handschriften längst verstorbener Polizisten waren nach einer Rattenplage aus den zerfressenen Pappkartons gefallen. Manchmal überflog er alte Fälle, um seinem Geist etwas Nahrung zu verschaffen. Er kämpfte mit ein bis zwei nervenaufreibenden Momenten am Tag, in denen er das Gefühl hatte, letztlich doch hierher zu gehören, weil man ihn aus Gründen, die ihm entfallen waren, hierher versetzt hatte. Mit den alten, dicken Fensterscheiben kam er sich manchmal vor, als läge das Gebäude unter Wasser. Sein Reich, zumindest bis vor zehn Minuten, als irgendjemand angefangen hatte, an die Eingangstür zu klopfen.

Die gleichförmige Beharrlichkeit des Klopfens war beunruhigend. Rituell. Ein Ritus, dem er sich verweigerte: die Ankunft der Realität. Er wusste, dass dieses letzte Vergehen, genau wie die vorherigen, eine Provokation gewesen war, der Wunsch des Spielers, den Moment der Abrechnung noch etwas hinauszuschieben, aus dem Nichts eine neue Chance heraufzubeschwören. Das Klopfen kam vom Haupteingang direkt unter dem CID-Büro. Belsey sah durch die Jalousie nach unten, der Winkel war aber zu spitz. Das Schild an der Tür war eigentlich unmissverständlich: HAMPSTEAD POLICE STATION / DIESES POLIZEIREVIER IST GESCHLOSSEN. DAS NÄCHSTE REVIER FINDEN SIE IN KENTISH TOWN. Niemand wusste, wohin er in Deckung gegangen war. Das Klopfen kam ihm jedoch vor wie die Rückkehr von etwas, das er vergessen hatte: eine Verpflichtung, eine Abmachung, ein Schlachtplan.

Belsey ging hinunter in die holzvertäfelte Dunkelheit des alten Amtsgerichts. Er nahm ein sauberes Hemd vom zur Wäscheleine umfunktionierten Telefonkabel, das er über die Bankreihen gespannt hatte, und griff nach einer schweren Jacke mit Metallknöpfen und einem weißen Fadenrest am Oberarm, wo das Sergeant-Abzeichen geprangt hatte. In den Jackentaschen steckten das Ladegerät für sein Handy, sein Pass, seine Bankkarte und zweihundertzwanzig Pfund in bar. Neben der Jacke lag ein dreißig Zentimeter langes Stück Kupferrohr, das er für alle Fälle aus dem Keller mit hochgebracht hatte. Er zog die Jacke an, steckte das Rohr in den Ärmel, fuhr sich mit der Hand über den Elftagebart und atmete tief durch. Er schloss die Tür an der Rückseite des Amtsgerichts auf und ging hinaus.

Der Tag kam ihm ungewöhnlich hell vor. Seit achtundvierzig Stunden war er nicht mehr unter freiem Himmel gewesen. Belsey kletterte über den Zaun und ließ sich leise auf den Gehweg hinunter. Er ging zur Ecke und sah zum Haupteingang: Eine Frau mit schulterlangen weißen Haaren blickte zu den geschlossenen Fenstern hinauf. Zerrissene malvenfarbene Jacke. Sandalen und Socken. Belsey ging zu ihr.

»Alles okay mit Ihnen?«

»Ich brauche die Polizei«, sagte sie.

»Das Revier ist geschlossen. Soll ich sie für Sie rufen?«

»Geschlossen?«

»Seit einem Monat.«

Belsey sah sich um. Die Boutiquen in Hampstead hatten die Markisen heruntergelassen und die Haute Couture vor die Tür gestellt. Nichts hatte sich verändert. Es war Nachmittag, aber die Eltern waren noch nicht unterwegs, um ihre Kinder nach Hause zu chauffieren. Die Ruhephase zwischen Mittagspause und Rushhour.

»Sind Sie ein Polizist?«, fragte die Frau. Sie hatte blassblaue Augen, in die die Angst eingebrannt zu sein schien.

»Eigentlich nicht«, sagte Belsey. »Das nächste Polizeirevier ist in Kentish Town. Da finden Sie jede Menge Polizisten.« Er deutete auf eine Telefonzelle. »Ich kann die Nummer für Sie wählen, und Sie sagen der Polizei, was passiert ist.«

»Man hat mir gesagt, dass ich hierherkommen soll.«

»Tja, da hat wohl jemand einen Fehler gemacht.«

Sie nickte, als hätte sie das schon die ganze Zeit erwartet. »Finde ich Detective Nick Belsey in Kentish Town?«, fragte sie.

Belsey hielt inne. Er dachte über mögliche Erklärungen nach.

»Warum suchen Sie Nick Belsey?«

»Man hat mir gesagt, dass er mir helfen kann.«

»Wobei?«

»Es geht um meinen Sohn. Er ist verschwunden.«

»Wer hat Ihnen gesagt, dass Sie hierherkommen sollen?«

»Ein Mann - er hat bei mir zu Hause angerufen.«

»Wer war das?«

»An seinen Namen erinnere ich mich nicht. Ich habe ihn aufgeschrieben. Aber ich hab den Zettel nicht dabei.«

Sie sah verzweifelt aus. Der Tag wurde etwas kälter.

»Ihr Sohn ist verschwunden, und ein Mann hat Sie angerufen und Ihnen gesagt, dass Sie hierherkommen sollen?«

»Ja.«

»Was hat er noch gesagt?«

»Bloß, dass ich dringend versuchen soll, Mark zu finden.«

»Mark ist Ihr Sohn?«

»Ja.«

»Wie heißt er weiter?«

»Doughty.«

Belsey kannte ihn nicht. »Wie lange wird er schon vermisst?«

»Fast zwei Tage.«

»Wie alt ist er?«

»Einundvierzig.«

Dies schien die Dringlichkeit ihres Anliegens nicht zu schmälern - sie griff nach dem Geländer, um sich zu stützen, wirkte aber immer noch unsicher. Belsey half ihr, sich auf die Treppenstufen zu setzen, und ließ sich neben ihr nieder.

»Ich bin Nick Belsey«, sagte er.

Sie sah ihn mit ihren verängstigten Augen an. Ihre Brust hob und senkte sich. Er wusste nicht genau, ob sie ihn verstanden hatte.

»Mit ist klar, dass Sie sehr beschäftigt sein müssen«, sagte sie, als sie sich etwas gesammelt hatte.

»Wie heißen Sie?«

»Maureen.«

»Atmen Sie, Maureen. Ganz ruhig und langsam.« Belsey lehnte sich zurück, schloss die Augen, genoss die Sonne auf seinem Gesicht. Das Leben holte einen immer wieder ein. Die Sonne ging auf, Leute klopften. Er ließ das Rohr aus dem Ärmel rutschen und legte es auf die Stufe. Es gab eine Menge alte Bekannte, die ihn empfohlen haben könnten, eine Menge, die nichts von seiner misslichen Lage wussten. Was änderte das? Er stellte sich vor, wie sich eine Signalrakete durch seinen Gaumen bohrte und in seinem Gehirn zündete.

Als er die Augen öffnete, musterte Maureen Doughty sein Gesicht. Er lächelte, stand auf und half ihr hoch. »Welcher Tag ist heute?«, fragte er.

»Montag.«

»Montag«, wiederholte er. Sie blieben noch einen Moment lang stehen. Belsey hatte noch eine Hand unter ihrem Arm,...

mehr

Autor

Oliver Harris, geboren 1978, hat am University College of London Englische Literatur studiert und in Psychologie promoviert. Sein Debüt London Killing, Detective Nick Belseys erster Fall, erschien 2012 bei Blessing. 2014 folgte London Underground. Oliver Harris lebt in London.