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Die sieben Farben des Blutes

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am03.07.2017
Er hasst sie, er jagt sie, er tötet sie ...
Drei Morde in drei Monaten. Drei Frauen. Drei Verkündungen, in denen der Mörder von sieben 'Heilungen' erzählt. Die Berliner Polizei steht unter Druck. Doch dann ist die Serie mit einem Mal beendet und gerät in Vergessenheit - nur nicht für Staatsanwältin Helena Faber, die davon überzeugt ist, dass dies erst der Anfang war. Als ein Jahr später eine vierte Frau brutal ermordet wird, macht Helena Jagd auf den, der sich selbst Dionysos nennt. Es ist der Beginn eines Rennens gegen die Zeit, aber auch eines Kampfes ums Überleben, denn Helena ist ins Visier des Täters geraten. Und Dionysos wird nicht aufgeben, solange sie nicht 'geheilt' wurde ...

Uwe Wilhelm, geboren 1957, hat mehr als 120 Drehbücher unter anderem für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst, darunter Tatort und Polizeiruf, die Kinofilme Bandits, Gebrüder Sass und Friendship, sowie Theaterstücke, u.a. Fritz! (über Friedrich den Großen). Nach einem Schicksalsschlag ist Wilhelm mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Die sieben Farben des Blutes ist der erste Teil der spannenden Trilogie um die heldenhafte Staatsanwältin Helena Faber. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm sind die Thriller Nach dem Schmerz und In den Tod erschienen. Zusammen mit Sven Felix Kellerhof und Martin Lutz hat er unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die 60er-Jahre-Kriminalromane Die Tote im Wannsee und Teufelsberg verfasst. Sein neuestes Werk Die Frau mit den zwei Gesichtern erzählt die aufregende Geschichte eines weiblichen Bodyguards im heutigen Berlin.
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Produkt

KlappentextEr hasst sie, er jagt sie, er tötet sie ...
Drei Morde in drei Monaten. Drei Frauen. Drei Verkündungen, in denen der Mörder von sieben 'Heilungen' erzählt. Die Berliner Polizei steht unter Druck. Doch dann ist die Serie mit einem Mal beendet und gerät in Vergessenheit - nur nicht für Staatsanwältin Helena Faber, die davon überzeugt ist, dass dies erst der Anfang war. Als ein Jahr später eine vierte Frau brutal ermordet wird, macht Helena Jagd auf den, der sich selbst Dionysos nennt. Es ist der Beginn eines Rennens gegen die Zeit, aber auch eines Kampfes ums Überleben, denn Helena ist ins Visier des Täters geraten. Und Dionysos wird nicht aufgeben, solange sie nicht 'geheilt' wurde ...

Uwe Wilhelm, geboren 1957, hat mehr als 120 Drehbücher unter anderem für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst, darunter Tatort und Polizeiruf, die Kinofilme Bandits, Gebrüder Sass und Friendship, sowie Theaterstücke, u.a. Fritz! (über Friedrich den Großen). Nach einem Schicksalsschlag ist Wilhelm mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Die sieben Farben des Blutes ist der erste Teil der spannenden Trilogie um die heldenhafte Staatsanwältin Helena Faber. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm sind die Thriller Nach dem Schmerz und In den Tod erschienen. Zusammen mit Sven Felix Kellerhof und Martin Lutz hat er unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die 60er-Jahre-Kriminalromane Die Tote im Wannsee und Teufelsberg verfasst. Sein neuestes Werk Die Frau mit den zwei Gesichtern erzählt die aufregende Geschichte eines weiblichen Bodyguards im heutigen Berlin.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641189099
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum03.07.2017
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1336 Kbytes
Artikel-Nr.2151239
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


22

Jeder macht die Dinge erst zu dem, was sie sind, hatte ihr Vater immer wieder zu ihr gesagt. In der vergangenen Nacht hatte sich sein Gesicht mehrmals vor die Maske geschoben, die Dionysos trug. Es war Sonntag. Sie musste nicht zum Dienst. Sie sah auf die Uhr. 8:30 Uhr. Die Mädchen spielten mit der Playstation. Mittags würde Robert sie abholen und mit ihnen zum Spiel Alba gegen Bayern gehen. Seit drei Stunden lag sie wach und sammelte das, was von ihrem Ich noch übrig war, vom Boden ihrer geschundenen Seele auf. Dachte über den Überfall nach, als wäre er nicht ihr passiert, sondern irgendeiner Frau, die sie noch nie zuvor gesehen hatte. Sie musste mit jemandem darüber sprechen. Doch mit wem? Robert würde durchdrehen. Schwören, dass er Dionysos finden und eigenhändig umbringen würde. Er würde sie keinen Schritt mehr alleine machen lassen. Paulus? Er würde ebenso entsetzt sein, aber er würde nicht überreagieren. Er würde sagen, dass er sie genau deswegen von dem Fall abgezogen hätte. Und dann würde er sie beurlauben. Sie sah schon die Schlagzeile: Berliner Staatsanwältin Opfer von Dionysos. Darunter ein Foto von ihr. Sie müsste eine Aussage machen, jedes Detail beschreiben, das Parkhaus, den Lagerraum. Am besten vor einer Kommissarin. Das machten sie schon seit einigen Jahren so, dass Opfer sexualisierter Gewalt vor weiblichen Ermittlern aussagen durften. Sie müsste erklären, warum sie dem Notarzt gegenüber und im Krankenhaus einen falschen Namen angegeben hatte. War es Scham gewesen? Hatte sie sich selbst einen Teil der Schuld gegeben und sich geschämt? Oder hatte ihr Instinkt ihr gesagt, dass die nicht wissen dürfen, wer du bist, weil es das Ende deiner Karriere ist. Du kannst keine Aussage machen, denn wenn die Öffentlichkeit erfährt, was mit dir passiert ist, wird es das willkommene Argument für jeden Verteidiger sein. Sie werden vor Gericht sagen, dass das, was dir passiert ist, dein Urteil beeinflusst: Die Frau Staatsanwältin wäre beinahe einmal umgebracht worden, deswegen reagiert sie so, werden sie sagen. Also durfte niemand erfahren, was gestern passiert war. Niemand. Und zum Glück wusste außer ihr und Dionysos auch niemand von dem Vorfall. Also schweigen. Sie hatte Todesangst ausgestanden, aber sie war nicht zerbrochen, hatte es ausgehalten. Sie würde zum Dienst gehen, mit niemandem darüber sprechen. Dionysos jagen. Und wenn sie ihn finden würde? Dann wird er sagen, dass er mich beinahe umgebracht hätte. Dann kommt es heraus. Sie schob den Gedanken beiseite. We cross the bridge when we get there. Ein Satz, den Paulus zu ihr an ihrem ersten Tag bei der Staatsanwaltschaft gesagt hatte. Machen Sie sich nicht verrückt, hatte er gesagt. Versuchen Sie nicht alle Fragen auf einmal zu lösen. Manches ergibt sich von selbst.

»Mama, bist du wach?«

Katharinas Stimme. Die Mädchen hatten offensichtlich Hunger und polterten durch das Haus. Früher waren sie ohne Vorwarnung ins Schlafzimmer geplatzt. Bis sie an einem Samstag einen Mann in Helenas Bett gefunden hatten, der nicht ihr Vater war. Seitdem klopften sie an. Manchmal. Die Tür ging auf. Katharina lugte vorsichtig ins Schlafzimmer. Sie hatte Jacke und Schuhe an.

»Sophie und ich gehen Brötchen holen. Was willst du haben?«

»Egal.«

»Wir brauchen Geld.«

»Ich komme.«

Helena schälte sich aus den Kissen. Noch etwas wacklig auf den Beinen. Aber es ging schon ganz gut im Vergleich zu letzter Nacht.

»Die Playstation ist übrigens so was von geil. So eine will ich auch haben.« Sophie trippelte aufgeregt auf der Stelle.

»Wolltest du nicht eine Gitarre haben?«

»Jetzt nicht mehr.«

Helena drückte Katharina 5 Euro in die Hand. Die Mädchen stürmten los. »Macht die Haustür leise zu!«, rief sie ihnen noch hinterher, doch es war zu spät. Die Lampe im Flur wackelte, als die Tür ins Schloss krachte. In einer Viertelstunde würden die Mädchen zurück sein. Genug Zeit, um sich anzuschauen, was auf dem Chip zu sehen war. Sie hatte ihn in einen Briefumschlag und dann in das kleine Fach ihrer Handtasche gelegt, weil sie die mit einem Reißverschluss verschließen konnte. Sie griff hinein. Kein Chip. Ich hab ihn doch da reingetan, oder? Helena wurde nervös. Sie leerte die Tasche auf dem Küchentisch aus. Ein Berg aus Lippenpflegestift, Haarbürste, Schlüssel, Taschentücher, Tampons, Geldbörse mit Kreditkarten, Mitgliedskarten, Ausweis, Pfefferminzbonbons, Tabletten, Handcreme. Nichts. Helena riss das Futter heraus, öffnete die Nähte. Panik zog herauf. Kein Chip. Ganz ruhig. Irgendwo muss er sein. Erinnere dich. Robert hatte ihr den Chip gegeben, und sie hatte ihn in das kleine Seitenfach gelegt. Sie war nach Hause gefahren, hatte die Geschenke versteckt. Mit den Mädchen Kuchen gegessen. Kaffee getrunken. Die Fahrt zur Trainingshalle. Die Mädchen abgeliefert. Dann zum KaDeWe. Sie hatte den Wagen in einer Seitenstraße abgestellt, war zum Kaufhaus gelaufen. Hatte Gibran getroffen, sich auf seine Empfehlung hin für die Spielkonsole entschieden, aber vergessen zu bezahlen. Dann die Situation im Parkhaus. Dann der Lagerraum. Auf dem Weg nach Hause hatte sie befürchtet, dass Dionysos den Chip aus ihrer Tasche genommen hatte, nachdem sie ohnmächtig geworden war. Sie hatte nachgesehen. Er hatte noch in dem Seitenfach gelegen. Oder? Mit einem Mal war sie nicht mehr sicher. Hatte sie tatsächlich nachgesehen oder hatte sie es nur tun wollen, war dann aber abgelenkt worden, weil die Taxifahrerin sie so seltsam angesehen hatte? Ja, so war es gewesen. Sie hatte nicht nachgesehen. Das bedeutete, dass der Chip unter Umständen zu diesem Zeitpunkt nicht mehr in ihrer Tasche war, vielleicht schon nicht mehr, als der Krankenwagen sie aus dem Lager abgeholt hatte. Hatte sie den Chip dort verloren? Hatte jemand vom Kaufhaus ihn gefunden? Oder die Polizisten? Nein. Dionysos hat ihn. Oder? Wenn Dionysos ihn hat, ist das eine Katastrophe. Eine gottverdammte Katastrophe. Stopp! Wenn Dionysos ihn hat, wieso hat er mich dann am Leben gelassen? Weil jemand an der Tür war und ihm dazwischengekommen ist? Oder hat er mich am Leben gelassen, weil er den Chip nicht gefunden hat?

»Dürfen wir in meinem Zimmer frühstücken?«

Helena zuckte zusammen. Sie hatte nicht gehört, wie die Mädchen hereinkommen waren.

»War eine von euch gestern oder heute Morgen an meiner Tasche?«

»Nein«, rief Katharina sorglos.

Die Mädchen packten die Brötchen aus, packten Butter, Nutella, Salami und Apfelsaft auf ein Tablett.

»Seid ihr ganz sicher?«

»Was sollen wir denn an deiner Tasche?«, fragte Sophie. »Da findet man doch sowieso nichts.«

»Ist was passiert?« Katharina bemerkte die Panik.

»Ihr wart sicher nicht an meiner Tasche?«

»Nein.«

»Jemand von den Geburtstagsgästen?«

»Wieso? Fehlt Geld?« Sophie.

»Nein.«

»Was fehlt denn?« Katharina.

»Nichts. Alles okay. Ich dachte ... Ihr dürft oben frühstücken.«

Die Schwestern rannten die Treppe hoch, Tassen und Besteck auf dem Tablett klirrten, sie kicherten. Dann flog die Tür zu Katharinas Zimmer mit einem lauten Knall zu.

Helena musste sich setzen. Wenn ich den Chip verloren habe ... Robert würde nach dem Chip fragen, die Leute von der KTU. Melody Deneuve würde irgendwann herumerzählen, dass sie Robert Faber einen Chip übergeben hatte, auf dem vermutlich der Mörder von Ursula Reuben und den anderen drei Frauen zu sehen war. Robert würde sagen, dass er den Chip Helena gegeben habe. Und ich muss Ziffer und Paulus erklären, wo das Ding geblieben ist. Sie würden Erklärungen fordern. Erklärungen, die sie nicht liefern konnte. Ich muss eine Geschichte erfinden. Irgendeine. Und zwar schnell.

23

Seit er sich vor mehr als einem Jahr entschlossen hatte, ein Krieger zu werden, hatte er die alten Möbel entfernt. Er hatte jedes Zimmer so gestaltet, dass es einem Krieger angemessen war. Die Wände im Schlafzimmer waren rot angestrichen, in der Mitte stand ein schmales Holzbett, auf dem eine dünne Matratze aus Rosshaar lag. Daneben ein Nachttisch, darauf Das Buch Dionysos. Ein Schrank aus massivem Buchenholz für Anzüge, Hemden, Krawatten und Schuhe. Im Badezimmer hatte er die Badewanne herausgerissen und stattdessen einen Holzbottich aufgestellt, in dem er sich kalt wusch. Die Zähne putzte er mit einer Zahnbürste aus Bambus und verwendete statt Zahnpasta Original-Popp-Zahnsalz. Das Wohnzimmer, das gewissermaßen sein Tempel war, weil er dort an seiner Botschaft arbeitete, war genauso karg eingerichtet. Ein Sofa, zwei Sessel, ein Tisch. Kein Fernseher, der ihn doch nur mit profanem Unsinn ablenken würde. Dafür ein mannhohes Kruzifix, auf dem das Leid des Erlösers derart naturalistisch dargestellt war, dass er jedes Mal weinen musste, wenn er morgens und abends davor betete. Nur jetzt nicht.

Obwohl er die Heilung von Helena Faber nicht vollendet hatte, fühlte er dennoch einen leisen Triumph, der ihn nun schon seit vierundzwanzig Stunden wach hielt. Er hatte sich im Bett hin und her gewälzt. Hatte gelesen und Musik gehört. Die Wohnung aufgeräumt. Staub gesaugt, geputzt. Wäsche in die Waschmaschine gestopft. Ordnung hergestellt. Er liebte Ordnung. Ohne Ordnung verlor er die Kontrolle über die beiden Persönlichkeiten in seiner Brust. Er hatte fünfzig Liegestütze und einhundert Sit-ups gemacht, Baldrian-Tropfen eingenommen und sich wieder ins Bett gelegt....

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Autor

Uwe Wilhelm, geboren 1957, hat mehr als 120 Drehbücher unter anderem für Bernd Eichinger, Katja von Garnier und Til Schweiger verfasst, darunter Tatort und Polizeiruf, die Kinofilme Bandits, Gebrüder Sass und Friendship, sowie Theaterstücke, u.a. Fritz! (über Friedrich den Großen). Nach einem Schicksalsschlag ist Wilhelm mehrere Monate durch Amerika, Indien, Tansania und Israel gereist und hat begonnen zu schreiben. Die sieben Farben des Blutes ist der erste Teil der spannenden Trilogie um die heldenhafte Staatsanwältin Helena Faber. Unter dem Pseudonym Lucas Grimm sind die Thriller Nach dem Schmerz und In den Tod erschienen. Zusammen mit Sven Felix Kellerhof und Martin Lutz hat er unter dem Pseudonym Lutz Wilhelm Kellerhoff die 60er-Jahre-Kriminalromane Die Tote im Wannsee und Teufelsberg verfasst. Sein neuestes Werk Die Frau mit den zwei Gesichtern erzählt die aufregende Geschichte eines weiblichen Bodyguards im heutigen Berlin.