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Murder Park

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am13.06.2017
Zodiac Island vor der Ostküste der USA: ein beliebter Freizeitpark - bis dort ein Serienmörder drei junge Frauen auf bestialische Weise tötet. Der Täter Jeff Bohner wird schnell gefasst, der Park aber geschlossen. Die Schreie der Opfer scheinen vergessen zu sein. 20 Jahre später: Die Insel soll zur Heimat werden für den Murder Park - eine Vergnügungsstätte, die mit unseren Ängsten spielt. Paul Greenblatt wird zusammen mit elf weiteren Personen auf die Insel geladen. Und dann beginnen die Morde.
Ein Killer ist auf der Insel ...keiner kann dem anderen trauen ...die nächste Fähre kommt erst in drei Tagen ...

Jonas Winner wuchs in Berlin, Rom und den USA auf und studierte in Deutschland und Frankreich. Nach seiner Promotion über Spieltheorie arbeitete er zehn Jahre lang als Fernsehjournalist, danach folgten Drehbücher fürs deutsche Fernsehen und Romane. Besuchen Sie Jonas Winner auf jonaswinner.com und Facebook.
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Produkt

KlappentextZodiac Island vor der Ostküste der USA: ein beliebter Freizeitpark - bis dort ein Serienmörder drei junge Frauen auf bestialische Weise tötet. Der Täter Jeff Bohner wird schnell gefasst, der Park aber geschlossen. Die Schreie der Opfer scheinen vergessen zu sein. 20 Jahre später: Die Insel soll zur Heimat werden für den Murder Park - eine Vergnügungsstätte, die mit unseren Ängsten spielt. Paul Greenblatt wird zusammen mit elf weiteren Personen auf die Insel geladen. Und dann beginnen die Morde.
Ein Killer ist auf der Insel ...keiner kann dem anderen trauen ...die nächste Fähre kommt erst in drei Tagen ...

Jonas Winner wuchs in Berlin, Rom und den USA auf und studierte in Deutschland und Frankreich. Nach seiner Promotion über Spieltheorie arbeitete er zehn Jahre lang als Fernsehjournalist, danach folgten Drehbücher fürs deutsche Fernsehen und Romane. Besuchen Sie Jonas Winner auf jonaswinner.com und Facebook.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641205348
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.06.2017
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse4143 Kbytes
Artikel-Nr.2151319
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Vier Wochen später

»Verdammt!«

Er trat auf die Bremse.

Die Tropfen trommelten auf das Blechdach seines Wagens wie Haselnüsse. Die Scheibenwischer kamen kaum damit hinterher, die Wassermassen von der Frontscheibe zu schieben. Paul fuhr mit dem Ärmel seines Pullovers über das beschlagene Glas und beugte sich über das Lenkrad nach vorn. Verschwommen sah er durch die Scheibe ein paar Schritte weiter einen Lotsen mit grelloranger Sicherheitsweste stehen, der ihm Zeichen gab.

Paul ließ das Fenster auf der Beifahrerseite herunter und schrie durch den Regen: »Hier? Kann ich hier parken?«

Der Lotse schien ihm den Kopf zugewandt zu haben, doch Paul konnte sein Gesicht im Dunkeln nicht richtig erkennen. Ruhig schwenkte der Lotse die schmutzig-gelbe Warnlampe durch die herunterströmenden Tropfen.

»Was?«

Keine Antwort. Der Regen schlug in dichten Schwaden ins Innere des Fahrzeugs und durchtränkte den Beifahrersitz. Paul lehnte sich zurück und gab vorsichtig Gas. Das linke Vorderrad rumpelte über irgendetwas hinweg, dann hörte er einen Schlag gegen den Wagenboden. Paul zog den Kopf zwischen die Schultern und fuhr einfach weiter. Vor sich, durch die dichten Regenschauer hindurch, konnte er eine Kaimauer erkennen, dahinter erstreckte sich eine tiefgraue Fläche, die sich zwischen den umherflirrenden Tropfen und dem Nachthimmel verlor.

Er stoppte, zog die Handbremse an, riss den Schlüssel aus dem Zündschloss und griff nach seinem Rucksack. Zehn Minuten war er jetzt schon zu spät, er konnte nicht mehr lange nach einem Parkplatz suchen. Hastig stieß Paul die Fahrertür auf und sprang aus dem Wagen. Innerhalb von Sekunden war sein Gesicht klatschnass, das Haar klebte ihm am Kopf wie eine Haube. Er schlug die Tür hinter sich zu, ließ die Schlösser einschnappen, wuchtete den Rucksack auf die Schulter und rannte durch den Regen auf den Lotsen zu.

»Die Fähre zum ...«

- Murder Park, schoss es ihm durch den Kopf -

»... zu Rupert Levin - die Fähre zum Presse-Event. Wissen Sie, wo sie ablegt?«

Der Mann trug einen Regenhut mit breiter Krempe und stand so, dass das Licht des Hafenscheinwerfers seine Züge gerade in den Schatten tauchte.

»Die Warnleuchte dort hinten«, brüllte er Paul ins Gesicht, um sich über das Rauschen des Regens und das Tosen der Brandung hinweg verständlich zu machen. »Wenn Sie sich beeilen, schaffen Sie es noch.«

Vage sah Paul weiter vorn die Bordwand eines Schiffs ins Dunkel ragen, die Taue, die den Stahlkoloss hielten. Er begann, auf das Licht zuzuhasten. Die Tropfen klatschten mit einer solchen Wucht auf den Betonboden, dass das Pfützenwasser zentimeterweit in die Höhe flog. Waren das zwei Männer dort oben?

»Stopp! Halt!« Paul schrie. »Ich muss noch mit. Paul Greenblatt!«

Die beiden Schattenrisse schauten von der Bordwand zu ihm herab. Statt einer Antwort vernahm Paul ein Knirschen, mit dem sich die stählerne Gangway, die sich bereits zu heben begonnen hatte, zurück auf die Kaimauer senkte. Eilig betrat er die Brücke und umklammerte das eiskalte Drahtseil, das als Geländer diente. Unter sich hörte er die Wellen schwappen. Die Gangway federte unter seinen Tritten, dann hatte er das Schiffsdeck erreicht. Ein wenig benommen von dem ungewohnten Schwanken des Bodens wandte er sich um und sah, dass sich die Fähre bereits von der Kaimauer gelöst hatte. Dumpf konnte er den Motor im Inneren des Schiffsrumpfs arbeiten hören. Er wischte sich mit der Hand über die Augen - aber die Warnleuchte, die ihn zu der Fähre gelotst hatte, war von den umherwirbelnden Tropfen schon verschluckt.

»Mr. Greenblatt, Paul Greenblatt?«

Er drehte sich um. Sie trug einen gewaltigen schwarzen Regenschirm, und ihr Gesicht wurde von dem gelben Licht, das durch das Fenster aus dem Inneren des Schiffs fiel, dreieckig aus dem Dunkel geschnitten.

»Ja?«

»Schön, dass Sie es noch geschafft haben. Constance Parker, wir haben telefoniert.«

»Constance, wunderbar.« Er holte Luft.

»Kommen Sie, Paul, die anderen haben drinnen schon Platz genommen.« Sie nickte zu den Fensterscheiben, hinter denen der Passagierraum der Fähre zu erkennen war. Eine Handvoll Männer und Frauen saßen in den Sitzreihen. Constance zog die schwere Glastür auf, die in die Kabine führte.

»... krank gespritzt, zum Teil mit konzentrierter Schwefelsäure, zum Teil mit bestimmten Laugen, die er unter die Haut injiziert hat.«

Das künstliche Licht, das in der Kabine herrschte, passte zu der lauwarmen Luft. An der Stirnseite des Raums stand eine vielleicht vierzigjährige Frau zwischen einem Pult und einer Anzeigetafel und zeigte auf ein Bild, das von einem Beamer an die Tafel geworfen wurde.

»Nehmen Sie Platz, Paul«, flüsterte Constance neben ihm, »wir sprechen nachher.«

»Eine Zeit lang hat er sich auf die Handrücken konzentriert«, hörte Paul die Frau vorne weitersprechen, »es scheint ihn interessiert zu haben, wie das Gewebe auf die Säure reagiert.«

Er ließ sich auf einen Sitz gleich beim Gang fallen.

»Später dann hat Bohner sich auf Regionen am Bauch, an den Waden und am Gesäß konzentriert.« Die Stimme der Frau war hell und klar. »Wir haben relativ gute Kenntnis davon, wie er die Injektionen durchgeführt hat, in welcher Reihenfolge, in welchen Abständen, all das konnte post mortem rekonstruiert werden. Was genau Bohner jedoch dazu gebracht hat, welches Bedürfnis ... wenn ich das so sagen darf ... er damit befriedigen wollte, ist weniger einfach zu beantworten.«

Paul nahm die Brille ab, zog einen Zipfel seines Hemds aus der Hose und begann, sie zu putzen. Er hörte ein leises Klicken, mit dem die Frau das nächste Beamerbild aufrief.

»Wir haben auch Erkenntnisse über Verätzungen am Kopf, am Gesicht, innerhalb der Mundhöhle ...«

Paul setzte die Brille wieder auf. Sein Blick tastete sich zum neuen Bild auf der Anzeigetafel vor. Er fühlte, wie sich sein Bauch nach innen wölbte.

»... wichtig gewesen zu sein, dass die Opfer noch lebten, deshalb das Adrenalin«, fuhr die Frau fort. »Zugleich aber hatte er es offenbar darauf abgesehen, seine Opfer sozusagen dicht an die Grenze zum Tod heranzuführen. Zum einen mit den Verätzungen und Injektionen, zum anderen aber auch, indem er Flüssigkeiten aus Tierkadavern entnommen und ihnen verabreicht hat. Und dies offenbar aus keinem anderen Grund, als um sie ... in gewisser Weise krank zu machen.«

Wieder das Klicken, und ein neuer Ausschnitt kam ins Bild. Eine Wunde, winzig, fast nur ein Stich. Rings um den Einstich herum war die Haut allerdings rötlich verfärbt.

Eine Entzündung, ging es Paul durch den Kopf, die Wunde hat sich entzündet.

»Auch Bohners Experimente mit Fischeiern, die er in den letzten Monaten vor seiner Festnahme durchgeführt hat, lassen sich im Grunde nicht anders erklären.« Die Frau wandte sich von ihren Zuhörern ab und sah zu dem Lichtbild. »Hier sehen Sie eine Öffnung, die er geschnitten hat, um Fischeier in die Bauchhöhle einer Frau einzuführen. Auch diese ... Maßnahme lässt sich nicht anders erklären, als dass er ... verkürzt ausgedrückt: seine Opfer so lange wie möglich am Rand des Todes halten wollte. Es ging ihm darum, dass sich lebende Organismen, also auch Menschen, offenbar unterschiedlich weit weg von dieser Grenze zum Tod aufhalten können. Sie können dem Tod unterschiedlich nah sein. Dieser Aspekt muss Bohner sehr wichtig gewesen sein. Ja, wir hatten sogar den Eindruck, dass er so etwas wie eine sexuelle Erregung aus dieser Nähe zum Tod ziehen würde. Also dass er - anders ausgedrückt - praktisch versuchen würde, den Tod so nah wie möglich heranzuholen, um sich dann, wenn sein Opfer ...«, damit wandte sie sich wieder ihrem Publikum zu und machte mit Zeige- und Mittelfinger Anführungszeichen in der Luft, » flirrte - wie das in dem Zusammenhang von anderen Patienten mit vergleichbaren Obsessionen auch genannt wird - um sich also dann, wenn sein Opfer flirrte , mit ihm zu vereinigen. Das heißt, sexuell mit ihm in dem Moment zu interagieren, in dem das Opfer am Rand des Todes schwebte.«

Sie schwieg einen Moment lang, und Paul sah ihren Blick nachdenklich über die Anwesenden schweifen.

»Dieser Moment der Vereinigung ist sozusagen das Herz oder der Fluchtpunkt von Jeff Bohners Gedanken- und Fantasiewelt«, fuhr sie schließlich fort. »Er wollte seine Opfer sexuell besitzen, während sie gleichsam den Abhang zum Tod hinunterglitten. Deshalb achtete er penibel darauf, den Exitus so lange wie möglich hinauszuzögern. Fast, als wollte er den Eintritt des Todes mit seinem eigenen Höhepunkt synchronisieren. Als wollte er das Opfer mit dem Tod zugleich penetrieren - als wollte er den Tod selbst, wenn wir uns den Tod einmal als eine Gestalt vorstellen, die vom Opfer im Moment des Sterbens Besitz ergreift, als wollte er diese Todesgestalt also selbst sexuell durchdringen.«

Pauls Blick war noch immer auf das Bild von der entzündeten Wunde gerichtet. Er hatte den Eindruck, sein Gesicht würde sich ein wenig taub anfühlen. Als wäre eine zweite Haut darüber genäht. Als würden die Nervenenden nicht mehr ganz bis an die äußerste Schicht heranreichen.

»Entschuldigung«, hörte er seine Stimme wie von außen, »könnten Sie vielleicht - die Aufnahme ...«

»Ja?« Die Frau vorne am Pult schaute zu ihm herüber.

»Könnten Sie vielleicht die Aufnahme von der Tafel nehmen? Sie...

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