Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Wie Balder es schaffte, einen Blitz zu fotografieren, und es fast nicht überlebte

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
144 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am17.05.20131. Aufl. 2013
Balder, fast 13, lebt nach dem Motto: Wer wenig spricht, sagt möglichst wenig Falsches. Als in der Schule eine Projektarbeit zum Thema 'Wetter' ansteht, fasst Balder allerdings einen spektakulären Plan. Er will einen Blitz fotografieren. Das gelingt ihm auch, allerdings begräbt der Baum, in den der Blitz eingeschlagen ist, ihn fast unter sich und Balder landet im Krankenhaus. Doch sein Einsatz hat sich gelohnt, denn mit dem Foto gewinnt er einen Preis. Und so wird Balder urplötzlich geradzu zum Held. Wenn auch zu einem Helden wider Willen...mehr

Produkt

KlappentextBalder, fast 13, lebt nach dem Motto: Wer wenig spricht, sagt möglichst wenig Falsches. Als in der Schule eine Projektarbeit zum Thema 'Wetter' ansteht, fasst Balder allerdings einen spektakulären Plan. Er will einen Blitz fotografieren. Das gelingt ihm auch, allerdings begräbt der Baum, in den der Blitz eingeschlagen ist, ihn fast unter sich und Balder landet im Krankenhaus. Doch sein Einsatz hat sich gelohnt, denn mit dem Foto gewinnt er einen Preis. Und so wird Balder urplötzlich geradzu zum Held. Wenn auch zu einem Helden wider Willen...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838726618
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum17.05.2013
Auflage1. Aufl. 2013
Seiten144 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2188374
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


                      Es war früh am Freitagmorgen. Mama war als Erste aufgestanden. Kurz darauf konnte ich auch Papa hören. Er war im Bad und rasierte sich. Mein ganzes Leben lang höre ich immer die gleichen Geräusche, sicher schon seit meiner Geburt. Meine Mutter, die aufsteht, aufs Klo geht, und dann in die Küche, um Kaffee aufzusetzen. Mein Vater, der kurz nach ihr aufsteht und dann den Rasierapparat vier Minuten brummen lässt. Ich gucke immer auf die Uhr. Es sind immer vier Minuten. Sicher hat er noch nie die Zeit selbst gestoppt, er weiß nicht, wie viel Zeit er braucht. Ich habe es gemacht. Papa braucht vier Minuten. Dann schaltet er den Rasierapparat aus und ruft nach mir. Ich weiß, wenn die Maschine anfängt zu brummen, dann habe ich noch vier Minuten, bis ich aufstehen muss.

»Balder!«, rief er. »Aufstehen.«

Ich trottete ins Bad. Papa stand mit der Zahnbürste im Mund da. Er putzt sich immer die Zähne vor dem Frühstück. Mama frühstückt lieber, bevor sie sich zurechtmacht.

»Gut geschlafen?«

»Uhmm«, antwortete ich.

»Das ist gut.«

Draußen vor dem Vogelhäuschen auf der Terrasse sah ich vier Spatzen. Die Gleichen wie jeden Morgen. Ich hatte ihnen Brotkrümel und Samen hingelegt. Die Spatzen wohnen in den Bäumen hinten in unserem Garten. Wenn ich zu spät mit dem Futter komme, sitzen sie auf dem Zaun und starren auf das leere Brett. Das Vogelhäuschen steht auf einem hohen Pfahl, ich muss auf einen Stuhl klettern, um mit dem Futter oben anzukommen. Es ist so hoch, damit die Katzen nicht drankommen. Sie fangen Vögel. Die Katzen. Draußen im Garten habe ich noch zwei Futterhäuschen. In das eine legen wir oft Reste vom Mittagessen. Fleisch oder Fisch. Und Gemüse. Der Trick dabei ist, nicht zu viel hinzulegen. Sonst fällt es hinunter in den Garten. Das kann Ratten anlocken. Und die wollen wir hier nicht haben, sagt meine Mutter.

Ein kleiner brauner Vogel saß auf dem Dach des Vogelhäuschens.

»Guck mal«, sagte ich zu Mama, »das ist ein Zaunkönig. Oder? Das ist doch ein Zaunkönig, nicht wahr?«

»Ich weiß es nicht«, erwiderte sie.

»Das ist bestimmt ein Zaunkönig«, sagte ich.

Mama schaute mich an, als ich losgehen wollte.

»Willst du so früh schon los?«

»Ist am besten so«, antwortete ich.

»Du gehst gern rechtzeitig los.«

Das sagt sie immer. Fast jeden Tag.

»Dein Schulbrot liegt auf der Kommode im Flur. Hast du an dein Sportzeug gedacht?«

»Wir haben heute keinen Sport.«

»Ach ja, stimmt ja ...«

»Tschüs.«

»Tschüs.«

Ich ging auf den Flur und rief die Busauskunft an, um nachzufragen, ob es auch keine Veränderungen im Fahrplan gab. Es gab keine. Dann ging ich los. Ich schloss die Tür vorsichtig hinter mir, damit sie keinen Lärm machte, nicht knallte. Papa hat einmal gesagt, das sei das Unhöflichste, was er sich denken kann, wenn die Leute mit den Türen knallen. Kinder, die mit den Türen knallen. Ich schloss sie vorsichtig.

Ich musste fast eine Viertelstunde warten, bis der Bus kam. Es war ziemlich kalt, und um nicht zu frieren, hüpfte ich ein bisschen auf der Stelle. Die Bustüren glitten auseinander und ich konnte die Wärme drinnen spüren. Nancy fuhr heute den Bus.

»Da ist ja mein treuester Fahrgast«, sagte sie und lächelte mir zu. »Hast du schon lange gewartet?«

»Ja«, antwortete ich.

»Und ich tippe mal, du hast vorher kontrolliert, ob der Fahrplan auch stimmt?«

Ich nickte.

»Offenbar fährst du gern Bus«, sagte sie und lächelte erneut. »Es ist schön, dass du vorher immer mit nach Vik fährst. So früh morgens nimmt sonst niemand den Bus in die Richtung.«

Ich setzte mich auf den Sitz neben Nancy. Ganz vorn, an der Tür. Nancy nickte in den Spiegel und fuhr aus der Haltebucht heraus. Sie hatte den Fahrkartenautomaten und den Behälter mit dem Wechselgeld noch nicht an Ort und Stelle gepackt. Das macht sie immer erst während der Wartezeit in Vik. Dort steht sie, bis es an der Zeit ist, dass sie so richtig losfahren kann, um die Kinder abzuholen, die zur Schule müssen.

»Gestern musste ich Überstunden machen«, erzählte Nancy. »Der Neue ist nicht aufgetaucht, bestimmt hat er verschlafen. Stell dir vor, er hat erst vor drei Wochen bei uns angefangen. Und schon zweimal verschlafen. Zur Abendschicht. So eine Schlafmütze.«

»Eine richtige Schlafmütze«, nickte ich.

»Ich tippe mal, wenn du anfängst zu arbeiten, wirst du später so einer, der immer pünktlich erscheint. Nicht wahr, Balder, mit dir wird es keine Probleme geben?«

»Nein, mit mir wird es keine Probleme geben«, bestätigte ich.

»Und wie sieht es aus, willst du immer noch Busfahrer werden?«

»Ja, oder aber Zahnarzt.«

»Zahnarzt ist besser, du. Die verdienen viel mehr. Und sie müssen nicht im Schichtdienst arbeiten. Das ist besser als Bus zu fahren.«

»Ja, ich werde es mir überlegen.«

»Und, läuft es gut in der Schule? Hast du viele Einsen?«

»Ja, es läuft gut. Aber solche Zensuren kriegen wir noch nicht.«

»Nein, das stimmt. Ihr kriegt solche Zensuren ja nicht.«

Nancy musste bremsen. Ein Auto bog direkt vor dem Bus auf die Straße ein.

»Blödmann«, murmelte Nancy. »Der war bestimmt noch nicht ganz wach. Vielleicht hatte er ja auch keine Lust, heute zur Arbeit zu gehen.«

»Woher weißt du das?«

»Nein, das weiß ich natürlich nicht, aber ich tippe das mal. Vielleicht möchte er auch gern mit einem Bus zusammenstoßen. Dann könnte er blaumachen.«

»Blaumachen?«

»Wir hatten vor vielen Jahren mal einen bei uns, der hat das so gemacht. Er hat Busunfälle verursacht, sodass es zum Schaden kam. Und das mehrere Male. Zum Schluss haben sie herausgefunden, dass er das mit Absicht gemacht hat. Weil er keine Lust hatte, Bus zu fahren.«

»Wieso hatte er keine Lust?«

»Das weiß ich nicht. Vielleicht waren ihm das zu viele Menschen. Oder er wollte die Verantwortung nicht übernehmen. Jedenfalls musste er aufhören, als sie herausgekriegt haben, dass er das mit Absicht gemacht hat. Weg war er.«

Vielleicht ist er ja weggezogen, dachte ich, woanders hingezogen und hat dort einen Job gefunden, der ihm gefallen hat. Aber das sagte ich Nancy nicht. Sie fuhr gerne Bus. Obwohl, vielleicht fuhr sie ihn auch nur so. Ohne es wirklich zu mögen.

Nancy bremste vor einer roten Ampel.

»Baustelle«, sagte sie. »Hier soll ein neuer Kreisverkehr gebaut werden.«

»Warum das?«

»Die alte Kreuzung ist zu gefährlich. Hier gab es einen Unfall. Dabei ist jemand gestorben. Ich glaube, deshalb wollen sie es jetzt besser machen.«

»Wer ist gestorben?«

»Irgendein Tourist, glaube ich. Das ist schon ziemlich lange her.«

»Es gibt viel, was ziemlich lange her ist.«

»Ja«, nickte Nancy. »Da gibt es viel. Nur schade, dass die großen Bäume gefällt werden müssen. Die sind bestimmt schon sehr alt.«

»Und sehr hoch«, sagte ich.

»Riesig hoch.«

Es wurde grün. Ich sah ein paar Baumaschinen am Straßenrand stehen. Ein Mann hob die Hand und winkte uns zu.

»Kennst du den?«, fragte ich Nancy.

»Nein, oder vielleicht doch. Es gibt viele, die die Busfahrer grüßen, weißt du. Wir sehen viele Leute im Laufe des Tages. Und einige erkennen uns wieder. Aber viele von denen erkenne ich nicht wieder.«

»Aber mich erkennst du wieder«, sagte ich.

»Ja, dich erkenne ich wieder. Und viele der anderen, die jeden Morgen den Schulbus nehmen.«

»Vielleicht fahre ich demnächst stattdessen mit dem Fahrrad«, sagte ich.

»Da musst du aber vorsichtig sein«, sagte Nancy. »Es gibt viel Verkehr.«

»Ich habe keine Angst vor Autos.«

»Autos können aber gefährlich sein.«

»Ich habe trotzdem keine Angst.«

Doch dann überlegte ich, dass ich doch lieber nicht mit dem Fahrrad fahren wollte. Denn wenn ich Fahrrad fahren würde, hätte ich niemanden, mit dem ich reden konnte. Keine Nancy.

Wir kamen in Vik an. Nancy drehte unten am Kai eine Runde, um zu wenden. Dann warteten wir eine Weile. Und anschließend ging der Weg zurück in die Stadt. Die ersten Schüler standen gleich hinter dem Kai vor dem Busunterstand. Nancy öffnete die Tür und ließ sie herein. Mit ihnen kam kalte Luft in den Bus. Keiner von ihnen grüßte uns, obwohl sie doch jeden Morgen den Bus nahmen. Die meisten setzten sich ganz hinten hin. Es wurde etwas laut, aber nicht sehr.

»Das waren aber viele müde Gesichter«, sagte Nancy.

Sie fuhr weiter. An fast jeder Haltestelle standen Kinder, die auf den Bus warteten. Ein paar Erwachsene waren auch darunter. Leute, die zur Arbeit wollten. Eine Dame setzte sich neben mich. Sie unterhielt sich ein wenig mit Nancy. Wahrscheinlich kannten die beiden sich schon seit vielen Jahren. Zum Schluss war der Bus richtig voll. Jetzt war es auch ziemlich laut hier drinnen. Als Nancy vor der Schule anhielt, sprangen viele hinaus.

»Na, die haben es aber eilig, in die Schule zu kommen«, sagte Nancy zu der Dame neben sich. Ich wartete, bis die anderen alle draußen waren. Dann verließ ich auch den Bus.

»Tschüs«, sagte ich zu Nancy.

»Tschüs«, sagten sie und die Dame. Und dann fuhr der Bus ab.

Ich überquerte die Straße und ging durch das Tor. Die Schule war ein großes rotes Gebäude, aus Ziegelsteinen gebaut. Es war ziemlich alt, Papa war schon auf die gleiche Schule gegangen. Auf der einen Seite des Schulhofs lag die Turnhalle. Das war ein eigenes Gebäude und man musste über den Schulhof, um dorthin zu kommen. Auf der anderen...

mehr