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Wo ist der Witz?

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
304 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am08.10.20151. Aufl. 2015
Wir Deutsche haben keinen Humor? Das wollen wir doch mal sehen - denkt sich Comedian Guido Cantz und macht sich auf die Suche nach dem teutonischen Frohsinn. Und er hat Erfolg: Überall findet er Belege dafür, dass 'der Deutsche' längst nicht so bierernst ist, wie viele behaupten. Cantz schildert ungewöhnliche und humorvolle Begegnungen mit Kölner Karnevalsprinzen, Berliner Taxifahrern, ostfriesischen Blondinen und gesamtdeutschen TV-Stars. Unterhaltsam und anekdotenreich widerlegt er so ein altes Klischee und präsentiert einen Schatz voller skurriler Alltagsgeschichten, origineller Lieblingswitze und verblüffend heiterer Lebenseinstellungen.mehr

Produkt

KlappentextWir Deutsche haben keinen Humor? Das wollen wir doch mal sehen - denkt sich Comedian Guido Cantz und macht sich auf die Suche nach dem teutonischen Frohsinn. Und er hat Erfolg: Überall findet er Belege dafür, dass 'der Deutsche' längst nicht so bierernst ist, wie viele behaupten. Cantz schildert ungewöhnliche und humorvolle Begegnungen mit Kölner Karnevalsprinzen, Berliner Taxifahrern, ostfriesischen Blondinen und gesamtdeutschen TV-Stars. Unterhaltsam und anekdotenreich widerlegt er so ein altes Klischee und präsentiert einen Schatz voller skurriler Alltagsgeschichten, origineller Lieblingswitze und verblüffend heiterer Lebenseinstellungen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838758800
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum08.10.2015
Auflage1. Aufl. 2015
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189408
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Prolog

»Deutscher Humor ist, wenn man trotzdem nicht lacht.«
Sigismund von Radecki (1891-1970), deutscher Schriftsteller und Übersetzer

Für die 5.335 Kilometer Luftlinie zwischen meiner Haustür in Köln-Porz (Deutschland) und unserem Hotelzimmer in Maskat (Oman) braucht man: zwölf Stunden Reisezeit, drei Rollkoffer, ein Stofftier und jede Menge Humor.

Es war Dezember, und mir war kalt. Die Außentemperatur betrug, untypisch für einen deutschen Winter, deutlich unter null Grad. Es war so kalt, dass die Bofrost-Wagen mit offenen Türen durch die Gegend fuhren. Ich vertrage die Kälte nicht besonders gut, also wollte ich nur noch weg. Ab in den Süden! Und das schnell.

Die Buchung selbst dauerte nur Minuten: Browserfenster auf, Reise aussuchen, Kreditkartennummer eingegeben, Returntaste drücken, fertig. Oman, wir kommen! So schnell bucht man im 21. Jahrhundert.

Nur das Reisen selbst, das ist noch fast so beschwerlich wie früher, als die Leute in Köln dachten, hinter Wuppertal fällt man von der großen, runden Scheibe. Immer noch gilt: Wer sich in die Welt aufmacht, der muss mit allem rechnen. Erst recht, wenn er mit Frau und Kleinkind in den Urlaub fliegt. Mir jedenfalls war vollkommen bewusst: Ich würde in den nächsten Stunden jede Menge Spaß haben!

Das erste Mal musste ich schon vor der Abfahrt lachen, als der von meiner Frau auf zwölf Kilo geschätzte Koffer bei genauerem Nachwiegen 28,3 Kilo auf die Waage brachte. Auch Kerstins Vorschlag machte die Sache nicht besser: »Dann lasse ich halt deine Flip-Flops hier.«

Das zweite Mal musste ich lachen, als ich sah, wen uns die Taxizentrale als Fahrer geschickt hatte. Die ersten 11,8 Kilometer unseres Abenteuers würden wir mit Taxi-Wolle verbringen, unserem Lieblingsfahrer, weil er bei jeder Tour seinen neuesten Lieblingswitz zum Besten gibt. So war es auch diesmal.

»Fragt der Richter: Wieso haben Sie Ihre Frau aus dem fahrenden Auto geschmissen? Sagt der Angeklagte: Was sollte ich machen? Es war doch Halteverbot! «

Ich musste sehr lachen und konnte selbst dann nicht aufhören, als Kerstin mich vorwurfsvoll von der Seite ansah und fragte: »So was findest du lustig?«

Ja, so was finde ich lustig. Männer und Frauen haben offenbar nicht immer den gleichen Humor. Doch dazu später mehr.

Jedenfalls kamen wir pünktlich und entspannt am Bahnhof Siegburg an. Entschuldigung, korrekt muss es heißen: ICE-Bahnhof Siegburg/Bonn. Wobei Siegburg und Bonn satte sechzehn Kilometer voneinander entfernt sind. Trotzdem haben sie einen gemeinsamen Bahnhof. Na ja, wir wollen nicht kleinlich sein. Wir reden ja nicht vom Ostseebad Kaiserslautern.

Wir standen an Gleis 6 und warteten auf den Stolz der Deutschen Bahn, den ICE. Wobei ich die drei Buchstaben ICE bei minus fünf Grad Außentemperatur eher englisch ausgesprochen hätte. Es war eisig, außerdem standen wir im Zug. Dabei war der noch gar nicht eingetroffen.

Ein paar Minuten später kam er dann endlich. Die Einfahrt, wenn man der schlecht gelaunten Durchsage aus dem Lautsprecher glauben wollte, war planmäßig. Nur, wie es in schönstem Bahndeutsch hieß, »verkehrt der ICE 43 von Dortmund nach Basel heute ausnahmsweise in umgekehrter Wagenreihung«.

Logisch, klar, natürlich: Das ist nur heute so.

Mir drängt sich die Frage auf, sind die Züge der DB überhaupt jemals in richtiger Reihenfolge unterwegs? Die Zusammenstellung der Wagenfolge erinnert mich kolossal an das Kinderzimmer meines Sohnes Paul: ein ständiges Durcheinander. Komischerweise kommt der Hinweis auf die umgekehrte Reihung der Waggons immer erst drei Minuten vor der Einfahrt, dabei ist der Zug doch schon falsch sortiert losgefahren. Warum sagt man den Reisenden nicht schon früher Bescheid? Es ist zumindest immer so knapp, dass ältere Menschen keine Chance haben, in der kurzen Zeit von Gleisabschnitt A zu Abschnitt H zu hasten. Und selbst für mich ist es konditionell anstrengend, obwohl ich noch nicht zu den älteren Semestern zähle. Zumindest wenn es nach Taxi-Wolle geht. Der hat mir gesagt: »Richtig alt bist du erst dann, Guido, wenn der Bürgermeister zum Gratulieren kommt.«

Jedenfalls war die falsche Reihenfolge bei der Abfahrt des Zuges in Dortmund offenbar keinem aufgefallen. Erst kurz vor Siegburg hatte der Zugchef bei seinem lockeren Kontrollgang gemerkt: »Ups, nach Wagen 38 kommt nicht 39, sondern Wagen 24. Da stimmt doch was nicht! Lieber schnell Bescheid sagen.«

Ich dachte mir: »Nicht aufregen, Guido, konzentriere dich auf die Einfahrt des Zuges.« Und auf die Frage: Wo ist Wagen 29? Ist der erste Zugteil verdreht, oder ist es der zweite? Ist Wagen 29 überhaupt dabei? Oder ist Wagen 29 bei umgekehrter Wagenreihung Wagen 92? Und was macht die Lok in der Mitte des Zuges?

Ich nenne diese heitere Abteilsuche »Wagen-Bingo«. Manchmal habe ich das Gefühl, die Deutsche Bahn betreibt ein Resozialisierungsprogramm für ehemalige Trickbetrüger. Vermutlich kümmert sich um die Wagenreihung der Deutschen Bahn niemand anderes als Salvatore. Kennen Sie den noch? Pronto-Salvatore war der Hütchenspieler in den guten alten Anfangszeiten von RTL. Nur, dass er damals »Rosso, giallo, blu!« gesagt hat und heute: »Wo isse Bistrowage, he? Isse in Gleisabschnitt A, B oder C?« Wer es weiß, gewinnt fünfzig Mark!

Nachdem wir Wagen 29 schließlich doch noch gefunden hatten, stand Familie Cantz mitsamt den drei Rollkoffern und dem Stofftier im Gang. Schlappe 48 Minuten lang. Denn auf unseren reservierten Plätzen hockten drei verdutzte japanische Touristen, die nicht glauben konnten, dass wir die rechtmäßigen Sitzinhaber waren. Wir vertrieben uns die Zeit, indem wir die Fahrkarten kontrollieren ließen und uns mit der Speisekarte des Bordbistros beschäftigten. Wobei ich als Vielfahrer nie lange suchen muss, denn ich bestelle immer das Gleiche, nämlich das leckerste Produkt, das die Schiene zu bieten hat: die Vollkornschnitten.

Leider waren sie aus. Unter uns: Die Vollkornschnitten sind immer aus. Ich habe extra mal einen Zug um 6.11 Uhr gebucht, aber selbst da waren die Stullen schon weg. Wie kann das sein? Bei so etwas verstehe ich gar keinen Spaß. Wie viele Brote bereiten die eigentlich vor? Werden die alle vom Bahnchef persönlich belegt? »Cornelia, heute schmier ich mal zwei Kniften mehr für den ICE 43 Dortmund-Basel! Meinst du, das reicht?«

Egal, schon kurz darauf kamen wir mit knurrenden Mägen an Deutschlands Vorzeige-Airport an. Ratzfatz hatten wir eingecheckt, ich dachte: »Super! Endlich geht´s los!«

Doch dann kam die Sicherheitskontrolle. Jeder kennt das: Es gibt drei Schlangen - eine schnelle, eine mittelschnelle und die, an der man selbst ansteht.

Wir wollten schlau sein und wählten die Fast Lane.


In der Fast Lane kommt man angeblich schneller voran als in anderen Schlangen, aber wie der Name schon sagt: leider nur fast.


Es war nur eine Person vor uns, und die hatte auch nur eine einzelne Plastiktüte als Handgepäck. Leider hatte die Dame offenbar kurz vorher den Drogeriemarkt des Flughafens leer gekauft und diskutierte nun mit dem zuständigen Sicherheitsbeamten darüber, ob Shampoo eine Flüssigkeit oder ein Haarwaschmittel ist. Nachdem ihr der Mitarbeiter geduldig erklärt hatte, dass Shampoo weder einen festen noch einen gasförmigen Aggregatszustand vorweise und somit durchaus als Flüssigkeit zu verstehen sei, versuchte es die Frau mit weiblicher Logik: »Aber ich will es doch gar nicht trinken!«

Ich hatte auch noch nie Shampoo getrunken - trotzdem hatte ich Schaum vor dem Mund.

Dann waren wir endlich dran. Ich verstehe einfach nicht, warum ich mich bei der Sicherheitskontrolle stets komplett ausziehen muss, obwohl ich mich am Morgen doch erst komplett angezogen habe. Ich habe nie Kleingeld in der Hosentasche. Ich bin nicht gepierct. Ich habe (noch) kein künstliches Hüftgelenk. Und trotzdem piept es bei mir. Jedes Mal. Und dann auch noch der Kommentar meiner Frau: »Kein Wunder, dass es bei dir piept. Du hast eh ´nen Vogel!«

Herr und Frau Cantz: Beide haben Humor.

Leider nicht immer denselben.

Nach der Kontrolle konnte nicht mehr viel passieren. Nach 28 Minuten Fußweg waren wir endlich am Gate A32. Ich liebe diese kleinen überschaubaren Flughäfen. 28 Minuten! Mein Sohn fragte völlig zu Recht: »Papa, sind wir schon im Oman?«

Der Blick auf die Uhr sagte: Es war halb elf. Wir waren schon seit Stunden unterwegs, und ich verspürte einen deutlichen Hunger. Zeit für ein gemütliches Frühstück im Stehen. Ein Brötchen für meine Frau, eines für mich und eine Brezel für den Sohnemann - das war unser Plan. Versüßt wurde uns der Einkauf durch die lustigen Nikolausmützen, die die Mitarbeiter der überregionalen Großbäckerei tragen mussten. Ihre Blicke sagten: Wo ist Amnesty International, wenn man die mal braucht? Ich kann das verstehen. Noch unwürdiger ist nur, wenn man als Student im Ganzkörper-Bananen-Kostüm durch die Fußgängerzone von Halle an der Saale laufen muss und den Chiquita-Song trällert.

»Ho-ho-ho!«, begrüßte ich Herrn Nikolaus und Frau Ruprecht, doch die beiden guckten nur genervt. Auch mein nächster Spruch kam nicht so gut an, wie ich es mir erhofft hatte: »Wie orientiert sich der Weihnachtsmann eigentlich in seinem Schlitten? Mit einem Ruten-Planer!«

Na ja - Künstlerpech, es kann nicht jeder Gag funktionieren. Immerhin schmeckten die...
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