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So finster die Nacht

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am29.08.20141. Aufl. 2014
Wenn das Unfassbare Einzug hält, nimmt es anfangs niemand wahr ...



In dem Stockholmer Vorort Blackeberg wird die Leiche eines Jungen gefunden. Sein Körper enthält keinen Tropfen Blut mehr. Alles deutet auf einen Ritualmörder hin.



Noch ahnt niemand, was tatsächlich geschehen ist. Auch der zwölfjährige Oskar verfolgt fasziniert die Nachrichten. Wer könnte der Mörder sein? Und warum sind in der Nachbarwohnung die Fenster stets verhangen ...



Eine fesselnde Geschichte über Liebe, Rache - und das Grauen.



Dieses E-Book enthält neben dem Roman 'So finster die Nacht' die Kurzgeschichte 'Das dunkle Echo der Liebe', die hier erstmals auf Deutsch veröffentlicht ist.
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Produkt

KlappentextWenn das Unfassbare Einzug hält, nimmt es anfangs niemand wahr ...



In dem Stockholmer Vorort Blackeberg wird die Leiche eines Jungen gefunden. Sein Körper enthält keinen Tropfen Blut mehr. Alles deutet auf einen Ritualmörder hin.



Noch ahnt niemand, was tatsächlich geschehen ist. Auch der zwölfjährige Oskar verfolgt fasziniert die Nachrichten. Wer könnte der Mörder sein? Und warum sind in der Nachbarwohnung die Fenster stets verhangen ...



Eine fesselnde Geschichte über Liebe, Rache - und das Grauen.



Dieses E-Book enthält neben dem Roman 'So finster die Nacht' die Kurzgeschichte 'Das dunkle Echo der Liebe', die hier erstmals auf Deutsch veröffentlicht ist.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783838754925
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum29.08.2014
Auflage1. Aufl. 2014
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2189625
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
DONNERSTAG, 22. OKTOBER

Mama standen Tränen in den Augen, als sie Oskars Hand über den Küchentisch hinweg in ihre nahm und fest drückte.

»Du darfst auf gar keinen Fall mehr in den Wald gehen, hörst du?«

In Vällingby war gestern ein Junge in Oskars Alter ermordet worden. Es hatte nachmittags in den Zeitungen gestanden, und Mama war außer sich gewesen, als sie nach Hause kam.

»Das hättest genauso gut du … ich mag gar nicht daran denken.«

»Aber das war doch in Vällingby.«

»Und du meinst, jemand, der Kindern etwas antun will, kann keine zwei Haltestellen mit der U-Bahn fahren? Oder das Stück zu Fuß gehen? Zu uns nach Blackeberg kommen und das Gleiche noch einmal machen? Bist du eigentlich oft im Wald?«

»Nee.«

»Du gehst nicht mehr vom Hof, solange das … Bis sie ihn verhaftet haben.«

»Soll ich etwa nicht mehr zur Schule gehen?«

»Doch, du sollst zur Schule gehen. Aber nach der Schule gehst du schnurstracks nach Hause und gehst höchstens auf den Hof, bis ich nach Hause komme.«

»Und dann?«

Die Sorge in Mamas Augen vermischte sich mit Zorn.

»Willst du etwa ermordet werden? Was? Möchtest du in den Wald gehen und ermordet werden, und ich sitze dann hier und warte und mache mir Sorgen, während du im Wald liegst und … bestialisch zerstückelt worden bist von einem …«

Ihr schossen Tränen in die Augen. Oskar legte seine Hand auf ihre.

»Ich werde nicht in den Wald gehen. Ich verspreche es.«

Mama strich ihm über die Wange.

»Mein Schatz. Du bist doch alles, was ich habe. Dir darf nichts zustoßen. Sonst sterbe ich auch.«

»Mhm. Wie ist es passiert?«

»Was?«

»Na das. Der Mord.«

»Woher soll ich das wissen? Er ist von irgendeinem Irren mit einem Messer ermordet worden. Er ist tot. Das Leben seiner Eltern ein einziger Scherbenhaufen.«

»Steht das nicht in der Zeitung?«

»Ich konnte das einfach nicht lesen.«

Oskar griff nach der Abendzeitung und blätterte darin. Vier Seiten waren dem Mord gewidmet.

»Du sollst das nicht lesen.«

»Nee, ich guck doch nur. Kann ich die Zeitung haben?«

»Du sollst darüber nichts lesen. Diese ganzen Horrorgeschichten und was du da alles liest sind nicht gut für dich.«

»Ich will doch nur gucken, ob was im Fernsehen kommt.«

Oskar stand auf, um mit der Zeitung in sein Zimmer zu gehen. Mama umarmte ihn unbeholfen und presste ihre feuchte Wange an seine.

»Mein kleiner Liebling. Du begreifst doch, dass ich mir Sorgen mache, nicht? Wenn dir etwas zustoßen würde …«

»Ich weiß, Mama. Ich weiß. Ich passe schon auf.«

Oskar erwiderte schwach ihre Umarmung, wand sich dann aus ihren Armen und ging in sein Zimmer, während er sich Mamas Tränen von der Wange wischte.

Diese Sache war echt unglaublich.

Verdammt, wenn er es richtig verstanden hatte, war dieser Typ also ungefähr zur gleichen Zeit ermordet worden, als er selber draußen im Wald gespielt hatte. Leider war jedoch nicht Jonny Forsberg ermordet worden, sondern irgendein unbekannter Typ aus Vällingby.

In Vällingby hatte an dem Nachmittag Trauerstimmung geherrscht. Er hatte die Schlagzeilen schon gesehen, ehe er dorthin kam, und vielleicht hatte er sich das auch nur eingebildet, aber er hatte den Eindruck gehabt, dass die Leute auf dem Platz im Ortszentrum leiser gesprochen hatten, langsamer gegangen waren als sonst.

Im Eisenwarengeschäft hatte er ein unglaublich schniekes Jagdmesser für dreihundert Mäuse geklaut. Für den Fall, dass er erwischt wurde, hatte er sich eine Erklärung zurechtgelegt.

»Entschuldigung, Onkel. Aber ich habe so große Angst vor dem Mörder.«

Wenn nötig, hätte er bestimmt auch ein paar Tränen kullern lassen können. Sie hätten ihn gehen lassen. Hundert pro. Aber er wurde nicht erwischt, und das Messer lag jetzt in dem Versteck neben seinem Buch mit den Zeitungsausschnitten.

Er musste nachdenken.

War es möglich, dass sein Spiel auf irgendeine Art zu dem Mord geführt hatte? Er glaubte es zwar nicht, aber der Gedanke ließ sich nicht gänzlich ausschließen. In den Büchern, die er gelesen hatte, wimmelte es nur so von solchen Dingen. Ein Gedanke an einem Ort führte zu einem bestimmten Vorfall an einem anderen.

Telekinese, Voodoo.

Aber wo, wann und vor allem wie genau war der Mord geschehen? Handelte es sich um eine große Zahl von Stichen auf einen liegenden Körper, musste er ernsthaft die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass seine Hände über eine furchtbare Macht verfügten. Eine Macht, die er zu steuern lernen musste.

Oder ist es etwa so, dass … der Baum der … Vermittler ist.

Der morsche Baum, auf den er eingestochen hatte. War vielleicht gerade dieser Baum irgendwie speziell, sodass sich alles, was man dem Baum antat, anschließend … verbreitete?

Details.

Oskar las jeden einzelnen Artikel, in dem es um den Mord ging. Auf einem Foto war der Polizist abgebildet, der in ihrer Schule gewesen war und über Drogen gesprochen hatte. Er konnte keine näheren Angaben machen. Spezialisten von der Spurensicherung waren hinzugezogen worden, um Spuren zu sichern. Man musste die Ergebnisse abwarten. Ein Bild von dem Jungen, der ermordet worden war, dem Jahrbuch seiner Schule entnommen. Oskar hatte ihn noch nie gesehen. Sein Aussehen erinnerte ihn an Jonny oder Micke. Vielleicht gab es einen Oskar in der Schule von Vällingby, der nun befreit worden war.

Der Junge war auf dem Weg zum Handballtraining in der Vällingbyhalle gewesen, dort jedoch niemals angekommen. Das Training begann um halb sechs. Der Junge hatte vermutlich gegen fünf das Haus verlassen. Irgendwann in dieser Zeitspanne war es passiert. Oskar wurde schwindlig. Das kam haargenau hin. Und er war im Wald ermordet worden.

Ist es so? Bin ich es, der …

Ein sechzehnjähriges Mädchen hatte die Leiche gegen acht Uhr abends gefunden und die Polizei in Vällingby alarmiert. Das Mädchen hatte einen »schweren Schock« erlitten, was nur bedeuten konnte, dass der Körper irgendwie verstümmelt gewesen sein musste. Sonst schrieben sie nur »Schock«.

Was hatte dieses Mädchen nach Einbruch der Dunkelheit im Wald zu suchen. Vermutlich unwichtig. Sie hat Tannenzapfen gesammelt, sonst irgendwas gemacht. Aber warum stand nirgendwo, wie der Junge ermordet worden war? Es gab nur ein Bild vom Tatort. Das zuckerstangengestreifte Plastikband der Polizei, aufgespannt um eine nichtssagende Mulde im Wald, in deren Mitte ein großer Baum stand.

Morgen oder übermorgen würden Bilder des gleichen Ortes abgedruckt werden, der dann jedoch voller brennender Kerzen und Schilder mit Aufschriften wie »WARUM?« und »WIR VERMISSEN DICH« sein würde. Oskar kannte die ganze Leier; er hatte mehrere ähnliche Fälle in seinem Buch.

Vermutlich war das alles reiner Zufall. Aber wenn nicht?

Oskar lauschte an der Tür. Mama spülte. Er legte sich bäuchlings aufs Bett und holte das Jagdmesser heraus. Der Griff war der Form einer Hand angepasst, und das Messer wog mit Sicherheit drei Mal so viel wie das Küchenmesser, das er gestern benutzt hatte.

Er stand auf und stellte sich mit dem Messer in der Hand mitten ins Zimmer. Es war schön, verlieh der Hand, die es hielt, Macht.

In der Küche klirrte Porzellan. Er stach ein paar Mal in die Luft. Der Mörder. Wenn er gelernt hatte, seine Kraft zu steuern, würden Jonny, Micke und Tomas ihn nie wieder quälen. Er wollte schon einen weiteren Ausfallschritt machen, hielt dann jedoch inne. Man konnte ihn vom Hof aus sehen. Draußen war es dunkel, und in seinem Zimmer brannte Licht. Er warf einen Blick auf den Hof, sah aber nur sein eigenes Spiegelbild in der Fensterscheibe.

Der Mörder.

Er verstaute das Messer wieder in dem Versteck. Es war nur ein Spiel. So etwas passierte nicht wirklich. Dennoch musste er Details erfahren. Musste sie jetzt erfahren.

Tommy saß im Sessel und blätterte in einer Motorrad-Illustrierten, nickte und grummelte. Ab und zu hielt er die Zeitschrift Lasse und Robban hin, die auf der Couch saßen, und zeigte ihnen ein besonders interessantes Bild, kommentierte Hubraum und Höchstgeschwindigkeit. Die nackte Glühbirne an der Decke spiegelte sich im Hochglanzpapier, warf blasse Lichtreflexe an die Zementwand, an die Bretterwände.

Er spannte sie auf die Folter.

Tommys Mutter war mit Staffan zusammen, der Polizist in Vällingby war. Tommy mochte Staffan nicht sonderlich, im Gegenteil. Der Kerl war ein zeigefingerwedelnder, schmieriger Typ. Noch dazu religiös. Aber von seiner Alten erfuhr Tommy so einiges, was Staffan seiner Alten im Grunde nicht erzählen durfte und was seine Alte eigentlich nicht Tommy erzählen durfte, aber …

Auf die Art hatte er beispielsweise herausgefunden, wie der Stand der Ermittlungen im Fall des Einbruchs in ein Rundfunkgeschäft am Islandstorget war. Den er, Robban und Lasse auf dem Gewissen hatten.

Von den Tätern fehlte jede Spur. So hatte seine Mutter sich wörtlich ausgedrückt: »Von den Tätern fehlt jede Spur.« Staffans Worte. Sie hatten nicht einmal eine Beschreibung des Autos.

Tommy und Robban waren sechzehn Jahre alt und gingen aufs Gymnasium. Lasse war neunzehn, und mit seinem Kopf stimmte etwas nicht, er sortierte Blechteile bei LM Ericsson in Ulvsunda. Aber einen Führerschein hatte er. Und einen weißen Saab, Baujahr 74, dessen Nummernschild sie vor dem Einbruch mit einem Filzschreiber geändert hatten. Vergebliche Liebesmühe, da ohnehin niemand das Auto gesehen hatte.

Ihre Beute hatten sie in dem unbenutzten Katastrophenschutzraum verstaut, der dem Kellerverschlag gegenüber lag, der ihr Clubraum war. Die Kette an...
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