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Gehässige Geister

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
287 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am13.05.20161. Aufl. 2016
Das Leben von Nekromant Eric Carter läuft nicht gerade optimal. Seine unfreiwillige Heirat mit der Todesgöttin Santa Muerte verändert seine Kräfte. Zwar gelingen ihm einige Zauber jetzt mit einem Fingerschnippen, dafür hört er Stimmen, die er nicht hören sollte. Eric zweifelt an seiner Zurechnungsfähigkeit.

Während er nach einem Weg sucht, das Band zwischen ihm und Santa Muerte zu lösen, wird er zur Zielscheibe eines Psychopathen, der das Aussehen und die Erinnerungen von Menschen stiehlt - und sich in ihre Haut kleidet. Erik hat alle Hände voll damit zu tun, seine eigene zu retten ...


Stephen Blackmoore war nach eigener Aussage als Kind der Ansicht, man könne seine Zeit am besten damit verbringen, Dinge in Brand zu stecken. Bis er entdeckte, dass Augenbrauen nur sehr langsam nachwachsen. Neben seinen Romanen um das von dunklen Mächten unterwanderte L. A. schreibt er Kurzgeschichten, Artikel und betreut als Redakteur das Pulp-Magazin NEEDLE: A MAGAZINE OF NOIR.
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Produkt

KlappentextDas Leben von Nekromant Eric Carter läuft nicht gerade optimal. Seine unfreiwillige Heirat mit der Todesgöttin Santa Muerte verändert seine Kräfte. Zwar gelingen ihm einige Zauber jetzt mit einem Fingerschnippen, dafür hört er Stimmen, die er nicht hören sollte. Eric zweifelt an seiner Zurechnungsfähigkeit.

Während er nach einem Weg sucht, das Band zwischen ihm und Santa Muerte zu lösen, wird er zur Zielscheibe eines Psychopathen, der das Aussehen und die Erinnerungen von Menschen stiehlt - und sich in ihre Haut kleidet. Erik hat alle Hände voll damit zu tun, seine eigene zu retten ...


Stephen Blackmoore war nach eigener Aussage als Kind der Ansicht, man könne seine Zeit am besten damit verbringen, Dinge in Brand zu stecken. Bis er entdeckte, dass Augenbrauen nur sehr langsam nachwachsen. Neben seinen Romanen um das von dunklen Mächten unterwanderte L. A. schreibt er Kurzgeschichten, Artikel und betreut als Redakteur das Pulp-Magazin NEEDLE: A MAGAZINE OF NOIR.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732523481
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum13.05.2016
Auflage1. Aufl. 2016
Seiten287 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2193015
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1

In Los Angeles findet man eine Menge Geister. Gespenster starren einen aus den Eingängen der Häuser an, in denen sie gestorben sind. Die sogenannten Wanderer unter ihnen mischen sich blind unter die Stricher, ohne dass die einen von den anderen etwas bemerken, während die Echos stockend immer wieder ihre letzten Augenblicke absolvieren, kaputte Schallplatten, die immer wieder Spuren überspringen, bis sie letztlich verblassen.

Dann gibt´s da noch andere Arten von Geistern. Überreste abgerissener Baudenkmäler, verblasste historische Ereignisse, Erinnerungen an jene Dinge, die nie wieder zurückkehren werden. Man sieht nur Andeutungen von ihnen; winzige Stücke in verblassten kalifornischen Bungalows, in den Kirchen am Adams Boulevard oder den Reihenhäusern in der zunehmend gentrifizierten Skid Row. L. A. ist eine gespenstische Stadt, in ihrer Glanzzeit von Illusionen, Korruption und zerstörten Träumen geprägt. Doch auch die Erinnerungen daran schwinden letztlich dahin. Niedergewalzt für eine U-Bahn-Strecke, einen gemischten Komplex aus Geschäften und Luxuswohnungen, einen Parkplatz.

Schließlich sind da jedoch noch die Geister, die man nicht wieder loswird, egal wie sehr man sich bemüht.

Ich sitze in meinem Auto, dem jüngsten in einer Reihe gestohlener Fahrzeuge, und blicke zu Vivians Wohnung am Wilshire Boulevard hinauf. Die Wohnung ist dunkel, ganz wie ich es erwartet habe. Ist schließlich zwei Uhr früh.

Ich war einige Wochen lang nicht hier. Ich sehe immer wieder mal nach Vivian, obwohl sie mich vermutlich erschießen würde, wenn sie es wüsste. Sie hat mir vor sechs Monaten auf Alex´ Beerdigung unmissverständlich klargemacht, dass ich ganz oben auf ihrer schwarzen Liste stehe. Und das mit Recht.

Sie und ich waren seit der High School miteinander gegangen. Bis vor fünfzehn Jahren, als ich L. A. verließ. Eine üble Art, mit jemandem Schluss zu machen. Ich habe nicht mal eine Nachricht hinterlassen. Natürlich ist sie dann eine Beziehung mit meinem besten Freund eingegangen. Verdammt, als ich in die Stadt zurückkehrte, standen sie und Alex kurz davor zusammenzuziehen! Sie hatten die ganze Zeit darauf verwandt, ein gemeinsames Leben aufzubauen. Und sie hatten eine Verantwortung übernommen, die eigentlich meine Aufgabe gewesen wäre. Gaben für meine jüngere Schwester die Geschwister.

Zu meiner Verteidigung muss ich sagen: Ich war damals nicht freiwillig fortgegangen. Ich hatte eines dieser Angebote erhalten, die man nicht ablehnen kann. Verschwinde aus L. A. Komm nicht zurück. Oder wir bringen dich um, deine Schwester, deine Freunde, deinen Hund, deinen Mathelehrer aus der dritten Klasse. Ihr wisst schon.

Also bin ich gegangen, versteht ihr?

Ich werfe einen Blick über die Straße und erlebe, wie eine Erinnerung aufblitzt, begleitet von stechenden Kopfschmerzen. Auf dem Spaziergang zu einem Kino in Westwood vor etwa fünf Jahren, ein Mädchen am Arm, leicht angetrunken. Nur war ich vor fünf Jahren nicht in L. A. Das ist nicht meine Erinnerung. Es liegt einige Zeit zurück, dass ich einen Geist verschlungen habe. Ich wusste nicht mal, dass ich dazu in der Lage war. War ein echter Drecksack namens Jean Boudreau, den ich fünfzehn Jahre vorher gekillt zu haben glaubte. Hab ihn in Stücke gerissen, ihn verspeist.

Schlimm genug, dass mir Bruchstücke seiner Erinnerungen im Kopf herumtreiben. Übler noch schlägt aber zu Buche, dass er damals mit anderen Geistern das Gleiche anstellte. Tausende hat er verschlungen, Jahrzehnte voller Erinnerungen in sich aufgesogen. Alle diese zerbrochenen Geister hat er verzehrt, um die Löcher in der eigenen zerfallenden Seele zu stopfen.

Und ich erhalte jetzt ab und an diese unvermittelt aufblitzenden Eindrücke. Zumeist nur Kleinigkeiten, aber von der lebhaften Art. Erinnere mich dann an etwas, das ich nie getan habe; eine Person, der ich nie begegnet bin, eine Mahlzeit, die ich nie verzehrt habe. Manchmal verdrängen diese Erinnerungen alles andere. Ich vergesse, wo ich bin, wer ich bin. Der schlimmste dieser Fälle dauerte drei Tage, und ich kam zitternd und nackt in einer ausgebrannten Hütte in der Mojave wieder zu mir.

Das passiert, wenn man anderer Leute Seelen frisst. Ich kann es nicht empfehlen.

Die Kopfschmerzen legen sich zusammen mit der Erinnerung an die Verabredung, die ich nie hatte, und ich lasse den Atem entweichen, den ich unbewusst angehalten hatte. Diese Episoden sind seltener geworden, weniger lebhaft. Ich wache nicht mehr pausenlos mitten in der Nacht auf, während ich in einer Fremdsprache rede und mich frage, wo ich bin. Sie treten jedoch nach wie vor auf, und ich weiß nie, wann mich mal eine üble Episode erwischt.

Mein Telefon, ein Prepaid aus dem Supermarkt, summt in seiner Halterung. Eine SMS. »Griffith-Observatorium.«

Seltsame Wahl, aber okay. In diesem Fall bin nicht ich es, der die Entscheidungen trifft. Ich lege den Gang ein und fahre los. Frage mich, ob es mir jemals gelingt, die Dinge wieder in Ordnung zu bringen. Frage mich, ob sie nicht besser in Unordnung bleiben sollten.

Wenn man endlich einen Termin bei dem Typen erhält, der einem helfen kann, das Leben wieder auf die Reihe zu kriegen, dann sagt man zu, egal wie komisch der vorgeschlagene Treffpunkt auch sein mag. Vielleicht stellt er dich auf die Probe, vielleicht gibt er an. Hab keine Ahnung, schert mich auch nicht.

Ich fahre auf den leeren Parkplatz des Griffith-Observatoriums, oben auf dem Berg. Das Gebäude mit den drei Kuppeln steht am Rand des Griffith Parks, oberhalb von Los Feliz. Zwei Uhr morgens. Niemand ist hier. Der Park ist geschlossen. Ranger in SUVs fahren hier Streife, aber mit etwas magischer Hilfe passieren sie mich ahnungslos, während ich den Berg hinauffahre. Ich stelle den gestohlenen Mercedes direkt am Rand des Rasens ab. Am anderen Ende des Parkplatzes steht ein weißer Bentley.

Harvey Kettleman ist so eine Art Magier für Magier. Er widmet sich mehr der Forschung als der Praxis, ist aber in magischen Kreisen wohlbekannt und in L. A. eine große Nummer. Ist man ein Talent mit irgendeiner Form von Ansehen in dieser Stadt, dann hat man schon von ihm gehört. Ich bin Kettleman zum ersten Mal vor etwa zwanzig Jahren begegnet. Über meinen Vater, auch wenn Dad und er sich nicht wirklich nahestanden. Scheint, dass Magier ab einem bestimmten Punkt niemandem mehr trauen. Wir unterhalten Beziehungen mehr nach Zweckmäßigkeit, als dass wir echte Freundschaften pflegen würden. Magie bedeutet Macht, und Macht stellt dergleichen mit einer Person an.

Ich hoffe, er erinnert sich nicht mehr daran, dass ich ihn Gandalf genannt habe, als ich noch ein Junge war.

Den Kontakt habe ich deshalb auch über eine dritte Partei hergestellt. Über einen Typen namens Jack MacFee, den ich aus Torrance kenne. Primär ein billiger Gauner und Lieferant für das Drum und Dran der Magie; all die Sachen, die wir zur Ausübung unserer Kunst benötigen, wie Ziegenblut, Fried­hofs­erde, ausgegrabene Knochen verurteilter Mörder. Solche Sachen halt. Zeug, das man nicht in der örtlichen Target-Filiale bekommt.

Hat dann noch einige Zeit gedauert, aber MacFee hat mir den Gefallen getan. Er steht seit Langem in meiner Schuld und ich in seiner. Wir haben schon vor Jahren aufgehört, Buch über die Gefallen zu führen. Ihn zu sehen, das stellte einen der wenigen Lichtblicke meiner Rückkehr in dieses Drecksloch von Stadt dar.

Ich erkenne Kettleman auf der Dachplattform der Sternwarte, wo er sich vor einem bernsteingelben Dunst abzeichnet. Der Himmel ist wolkenverhangen, und die Straßenbeleuchtung von L. A. überzieht ihn mit einem scheußlichen nächtlichen Gelb. Ich rechne nicht mit Problemen, aber andererseits kriege ich die gewöhnlich genau dann. Ich stecke mir die Browning Hi-Power ins Holster am Kreuz. Es ist eine alte Nazi-Pistole, in der so viel Hass steckt, dass sie sich in meiner Hand anfühlt, als hätte ich Kakerlaken unter den Fingern. Es ist eine sonderbare Waffe und eine hässliche Pistole. Ihre ganze Albtraumgeschichte trägt förmlich einen Gesang zu meiner Magie bei, und wenn ich ihren Abzug drücke, dann durchschlägt sie ihr Ziel wie eine .44er.

Meine Taschenuhr, eine Illinois Sangamo Special von 1919 mit der Fähigkeit, die Zeit auf eine verruchte Art zu verformen, stecke ich in die Jackentasche. Ich habe sie seit Monaten nicht benutzt. Sie ist zu den besten Zeiten launisch und im schlimmsten Fall grauenerregend. Ich habe keine Ahnung, woher sie stammt, nur dass sie seit zwei Generationen in meiner Familie vererbt wird. Ich frage mich manchmal, ob sie vielleicht über einen eigenen Willen verfügt.

Weder die Pistole noch die Uhr möchte ich einsetzen, aber es ist allemal besser, die Dinger mitzunehmen und nicht zu benötigen, als umgekehrt. Ich überquere den Rasen neben dem Parkplatz und erklimme die Treppe an der Seite des Bauwerks, in dem die siebzig Jahre alten Teleskope der Sternwarte aufgebaut sind.

Auf halber Höhe spricht eine beunruhigend vertraute Stimme direkt in mein Ohr: »Er wird versuchen, dich umzubringen.« Ich erstarre.

Ist das wieder eine Episode? Es fühlt sich nicht danach an. Episoden sind Erinnerungen, keine Stimmen, und die stechenden Kopfschmerzen, die mit ihnen einhergehen, verspüre ich gerade nicht.

Ich blicke hinter mich, sehe aber niemanden in meiner Nähe. Mein Gespür für die Toten sagt mir das Gleiche: keine Geister auf der Treppe. Ich werfe das Netz meiner Sinne etwas weiter aus. Ein paar Geister toter Hobos treiben sich am Fuß des Hügels herum und ein Typ, der erschossen wurde, auf einem Fußweg in der Nähe. Dazu kommt allerdings noch...

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Stephen Blackmoore war nach eigener Aussage als Kind der Ansicht, man könne seine Zeit am besten damit verbringen, Dinge in Brand zu stecken. Bis er entdeckte, dass Augenbrauen nur sehr langsam nachwachsen. Neben seinen Romanen um das von dunklen Mächten unterwanderte L. A. schreibt er Kurzgeschichten, Artikel und betreut als Redakteur das Pulp-Magazin NEEDLE: A MAGAZINE OF NOIR.
Gehässige Geister