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Weltretten für Anfänger

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
317 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am09.12.20161. Aufl. 2016
Alles muss man selber machen! Der Finne Surunen bricht auf, um in Mittelamerika den politischen Gefangenen Lopez zu befreien. Sonst macht es ja keiner.



Die erste Etappe führt ihn jedoch nach Moskau, wo er die wodkareiche Gastfreundschaft des Pinguinforschers Lebkov genießt. Als er dann im zentralamerikanischen Diktaturstaat ankommt, hält man ihn für einen kommunistischen Terroristen. Ein Land namens Finnland existiere doch gar nicht. Surunen lässt sich nicht beirren und befreit Lopez schließlich aus der Haft ...


Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
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Verfügbare Formate
HörbuchCompact Disc
EUR10,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextAlles muss man selber machen! Der Finne Surunen bricht auf, um in Mittelamerika den politischen Gefangenen Lopez zu befreien. Sonst macht es ja keiner.



Die erste Etappe führt ihn jedoch nach Moskau, wo er die wodkareiche Gastfreundschaft des Pinguinforschers Lebkov genießt. Als er dann im zentralamerikanischen Diktaturstaat ankommt, hält man ihn für einen kommunistischen Terroristen. Ein Land namens Finnland existiere doch gar nicht. Surunen lässt sich nicht beirren und befreit Lopez schließlich aus der Haft ...


Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732532896
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum09.12.2016
Auflage1. Aufl. 2016
Seiten317 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2193942
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Es ist ein kalter Winterabend, und die Straßen der Großstadt sind leer. Nur ein einsames Räumfahrzeug ist unterwegs, um die Bürgersteige vom frisch gefallenen Schnee zu befreien. Am Nachthimmel spiegelt sich das bunte Licht, das die Farbfernseher in die Fenster der Wohnhäuser malen.

Auf dem Tisch brennt eine Kerze. In ihrem warmen Lichtschein sieht man zwei Menschen sitzen, eine Frau und einen Mann. Sie sind einander zugewandt, halten sich bei den Händen und schauen sich in die Augen. Die Frau hat schönes rotes Haar, sie wirkt sehr reizvoll in dieser stimmungsvollen Beleuchtung. Sie ist vielleicht knapp über dreißig, der Mann ein wenig älter. Er wirkt ergriffen, ernst, und seine Augen blicken besorgt.

Neben der Kerze stehen zwei Gläser, dazu eine Flasche mit warmem, aber trotzdem leichtem Château-Wein aus Frankreich. Der Käse auf dem Tablett bildet mit seinem feinen Aroma die passende Ergänzung zum schimmernden Wein. Das Paar wirkt gebildet. Beide haben feuchte Augen. Sie plaudern mit leisen, traurigen Stimmen. Auf den ersten Blick wirkt die Situation außerordentlich romantisch.

Die Frau erzählt die Geschichte ihres Großvaters Juho Immonen. Der Mann war zu Beginn des Jahrhunderts Gutsverwalter in Hauhola. 1916 trat er in das Schutzkorps ein. Während des Bürgerkrieges suchten verrohte Truppen der Roten das Gutshaus heim, dessen Besitzer längst geflüchtet waren. Die Roten plünderten das Fleischmagazin, brannten die Scheune und die Sauna nieder und durchlöcherten mit ihren Bajonetten die wertvollen Gemälde im Blauen Salon des Herrenhauses. Als Verwalter Immonen versuchte, das Eigentum des Gutsbesitzers zu verteidigen, schlugen ihn die Angreifer halb tot, banden ihn auf einen Schlitten und fuhren ihn zum nahen See. Dort knüpften sie ihn mit den Füßen an eine Birke und ließen ihn, mit dem Kopf nach unten, dort hängen, bis er nicht mehr sprechen konnte. Schließlich stach ihm einer der Angreifer mit dem Bajonett in den Bauch. Sie schnitten den Leichnam ab und schleiften ihn zu einem Wasserloch, das sie in Ufernähe ins Eis geschlagen hatten. Als im Frühjahr das Eis schmolz, wurde der Leichnam in der Flussmündung an einer Eiche gefunden.

Dies ist die schreckliche Geschichte, die Musiklehrerin Anneli Immonen erzählt. Sie hatte sie in ihrer Kindheit unzählige Male gehört. Als sie später im Erwachsenenalter nach Helsinki zog, schloss sie sich der finnischen Sektion von Amnesty International an. Anneli Immonen hatte sich dem Ziel verschrieben, dass niemand mehr so wie ihr Großvater gequält und getötet werden dürfe.

Der Mann drückt ihre Hand. Auch er hat Erinnerungen, die bis ins Jahr 1918 zurückreichen. Sein Großvater, der Schneider Ananias Surunen, nahm an der Front von Vilppula am Bürgerkrieg teil, geriet in der Endphase des Krieges in Gefangenschaft und wurde zusammen mit seinen Kameraden nach Raahe transportiert. Siebenhundert rote Aufständische wurden im dortigen Gebäude der Bürger- und Handelsschule interniert. Während des Frühjahrs kamen hundertsiebzig von ihnen ums Leben: Hundertzweiundsechzig starben an Hunger und Krankheiten, sieben wurden durch ein Erschießungskommando hingerichtet, und ein Mann wurde lebendig begraben. Letzterer war frierend in eine der leeren Holzkisten in der Leichenkammer gekrochen, in denen die Toten ins Massengrab transportiert wurden.

Die Männer des Begräbniskommandos merkten, dass sich in einer Kiste ein Lebender befand. Nach kurzer Diskussion beschlossen sie, ihn zusammen mit den anderen zu begraben, denn hätten sie einen nicht begrabenen Häftling ins Gefängnis zurückgebracht, hätte man ihnen das angekreidet und sie ebenfalls hingerichtet. So verschlossen sie denn die Kiste trotz des Widerstandes des Mannes und übergaben auch ihn der Erde.

Im Sommer wurde Ananias Surunen in die Zwangsanstalt von Tammisaari verlegt, wo man ihn zu Tode folterte. Nach seinem Tod wurde er versehentlich zu zwölf Jahren Zuchthaus verurteilt, aber dieses Urteil zu verbüßen blieb dem Schneider erspart. Als man in der Verwaltung den Irrtum bemerkte, wandelte man in den Protokollen das Zuchthausurteil in ein Todesurteil um.

So sitzen also an diesem Winterabend die beiden Menschen zusammen und erzählen sich gegenseitig ihre Familiengeschichte. Es sind die Musiklehrerin Anneli Immonen und der Magister der Fremdsprachen Viljo Surunen. Sie sind sich auf der Versammlung des Ortsvereins von Amnesty International begegnet und anschließend in Anneli Immonens Wohnung gegangen, um die Bekanntschaft zu vertiefen. Sie sind beide warmherzige Menschen, und sie beschließen, sich von nun an gemeinsam für die politischen Häftlinge dieser Welt einzusetzen. Die Nacht verrinnt, endlich erlischt auch die Kerze, aber die beiden reden immer noch im Dunkeln miteinander, halten sich umschlungen. Sie schenken sich Liebe und schwören, dass auch die Welt ihren Teil abbekommen soll.

Das ganze Frühjahr hindurch schrieben Magister Surunen und Anneli Immonen gemeinsam Beschwerdebriefe an zahlreiche Diktatoren und forderten sie auf, die politischen Häftlinge aus den Gefängnissen ihres Landes zu entlassen und dafür zu sorgen, dass dort niemand mehr wegen seiner Meinung inhaftiert oder gefoltert wird. Dutzende Briefe, Dutzende Appelle flatterten von Helsinki in alle Teile der Welt. Anneli Immonen und Magister Surunen schrieben nach Mittelamerika, nach Südamerika, nach Afrika und nach Ost-Europa. Sie übernahmen sogar die Patenschaft für einen Häftling, einen Mann namens Ramon López, der in einem Gefängnis im Staate Kalmanien in Mittelamerika schmachtete. Anneli hatte sich bereits vor Jahren für ebendiesen López eingesetzt - leider vergeblich.

Im Staate Kalmanien wurden immer wieder die Menschenrechte verletzt. Im vergangenen Herbst hatten paramilitärische Einheiten die Bewohner eines ganzen Bergdorfes ermordet. Nur ein sechsjähriges Mädchen hatte das Massaker wie durch ein Wunder überlebt. Sie hatte sich auf einem Zuckerrohrlaster versteckt, und die Soldaten hatten ihn nicht durchsucht. Aus dem Land flohen die Menschen scharenweise in die Nachbarstaaten El Salvador, Honduras und vor allem nach Nicaragua. Kalmanien wurde seit zig Jahren diktatorisch regiert. Ein Militärputsch folgte auf den anderen, und wenn sich zwischendurch mal eine Zivilregierung etablierte, so wurde sie alsbald wieder vertrieben, und das blutige Regime ging weiter.

Im Jahre 1979 wurden in Kalmanien Hunderte Studenten und Linke verhaftet, die man der Vorbereitung einer Revolution bezichtigte. Ein solcher Verdacht bedeutete in Kalmanien Folter und Tod. Die meisten der Verhafteten wurden bereits bei den Verhören getötet. Einige kamen ins Gefängnis, darunter auch der Hochschullehrer Ramon López, damals erst achtundzwanzig Jahre alt und Vater dreier kleiner Kinder. Inzwischen war Ramon fünfunddreißig, aber er saß immer noch ohne Urteil im Staatsgefängnis von Kalmanien. Magister Surunen schickte Geld an López Frau, und sie schrieb zurück, dass ihr Mann noch lebe, aber in sehr schlechter Verfassung sei.

Je weiter das Frühjahr voranschritt, desto klarer erkannte Magister Surunen, dass Ramon López nicht freikommen würde, selbst wenn sie beide von Helsinki aus immer wieder Briefe an den Präsidenten Kalmaniens, Generalleutnant Ernesto de Pelegrini, schickten. Es war gewiss wichtig, die Versammlungen von Amnesty zu besuchen, auch war es angenehm, anschließend bei Anneli zu sitzen und Rotwein zu schlürfen, aber all das schien letztlich nutzlos. Selbst wenn Surunen kistenweise Rotwein trank und kiloweise Käse aß, letztlich, so wurde ihm immer deutlicher bewusst, würde all das Ramon nicht weiterhelfen. Der würde in dem stinkenden Gefängnis verfaulen, obwohl er doch in Finnland zwei Paten hatte.

Surunen sagte sich, dass auch seinen Großvater leider niemand aus der Zwangsanstalt von Tammisaari gerettet hatte. Hatte es überhaupt jemand versucht? Die Großmutter hatte Verpflegungspakete hingebracht, hatte an die Beamten appelliert, aber trotzdem war der Schneider zu Tode gefoltert worden. Wäre Magister Surunen zu den Haftzeiten seines Großvaters ein erwachsener Mann gewesen, hätte er vielleicht etwas Konkretes unternehmen, zum Beispiel dem Großvater zur Flucht verhelfen können.

Na schön, die Zeiten waren vorbei. Mochte der Schneider in Frieden ruhen. Jetzt galt es, an Ramon López elendes Schicksal zu denken.

Der Sommer kam. In der Schule fand die Abschlussfeier statt, den Abend dieses Tages verbrachte das Paar zu Hause bei Anneli Immonen. Surunen brachte ihr Blumen mit. In der Mikrowelle wärmten sie Krabben-Sandwiches. Die Musiklehrerin spielte auf dem Klavier Chopin. Surunen öffnete die Sektflasche. Vor ihnen lagen mehrmonatige Sommerferien.

»Ich habe darüber nachgedacht, Anneli, ob ich nicht nach Amerika reisen sollte«, sagte Magister Surunen zu seiner Freundin.

»Ich komme mit.« Sie fand sofort Gefallen an der Idee.

Surunen erklärte ihr jedoch, dass das nicht gehe. Sein Ziel sei nicht New York, ja nicht einmal Los Angeles. Er beabsichtige, nach Mittelamerika, genauer gesagt nach Kalmanien, zu reisen. Und dorthin solle sich eine junge Frau besser nicht wagen, nicht mal in Begleitung eines Mannes.

»Ich kann mich verständigen, spreche fünfzehn Sprachen, außerdem habe ich den Wehrdienst absolviert und bin noch gut in Form. Ich werde dort bestimmt klarkommen, aber du solltest besser in Finnland bleiben. Gut möglich, dass ich dich hier brauche, du könntest mir zum Beispiel Geld schicken, falls meine eigenen Reserven unterwegs zur Neige gehen.«

Anneli Immonen dachte über die Sache nach. Sie begriff sofort, dass Magister Surunen die Reise nach Kalmanien nicht als Tourist antrat. War es jedoch klug, sein Leben zu riskieren und in...

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Arto Paasilinna wurde 1942 im lappländischen Kittilä/Nordfinnland geboren. Er ist Journalist und einer der populärsten Schriftsteller Finnlands. Er wurde mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet. Inzwischen hat er rund 40 Romane mit großem Erfolg veröffentlicht, von denen einige verfilmt und in verschiedene Sprachen übersetzt wurden. Auch bei uns erwarten die Fans jedes Jahr ungeduldig eine neue skurrile Geschichte vom finnischen Kultautor.
Weltretten für Anfänger