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Das Geheimnis der Pianistin

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
271 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am11.11.20161. Aufl. 2016
'Wer Glück hatte, konnte einen Blick auf sie am Flügel erhaschen. Hinten in der Kirche und beim Westportal, überall tuschelten sie miteinander, Fremde mit Fremden. Ist sie das?, fragten sie. Die soll einen Mann getötet haben?'



Kanada in den Dreißigerjahren: Hélène Giroux ist Französin, eine begnadete Musikerin und stammt aus einer Familie von Klavierbauern. Mehr wissen die Bewohner des Örtchens Saint Homais nicht über die neue Pianistin und Chorleiterin ihrer Gemeinde. Bis die Polizei auftaucht und Hélène wegen Mordverdachts unter Hausarrest stellt. Bald kursieren die wildesten Gerüchte über sie. Doch die abenteuerliche Lebensgeschichte, die schließlich ans Licht kommt, übertrifft jegliche Vorstellung -



'Großartig geschrieben, spannend und reich an historischen Details. Der perfekte Roman, um sich damit einschneien zu lassen.' The Star, Kanada


Kurt Palka ist in Österreich geboren und aufgewachsen. In Kenia und Tansania hat er für den African Mirror geschrieben und Naturdokumentationen gedreht. Heute lebt Kurt Palka in der Nähe von Toronto, Kanada. Dort arbeitet er als Journalist für mehrere kanadische und amerikanische Zeitungen sowie als Drehbuch- und Romanautor. Das Geheimnis der Pianistin ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint.
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Produkt

Klappentext'Wer Glück hatte, konnte einen Blick auf sie am Flügel erhaschen. Hinten in der Kirche und beim Westportal, überall tuschelten sie miteinander, Fremde mit Fremden. Ist sie das?, fragten sie. Die soll einen Mann getötet haben?'



Kanada in den Dreißigerjahren: Hélène Giroux ist Französin, eine begnadete Musikerin und stammt aus einer Familie von Klavierbauern. Mehr wissen die Bewohner des Örtchens Saint Homais nicht über die neue Pianistin und Chorleiterin ihrer Gemeinde. Bis die Polizei auftaucht und Hélène wegen Mordverdachts unter Hausarrest stellt. Bald kursieren die wildesten Gerüchte über sie. Doch die abenteuerliche Lebensgeschichte, die schließlich ans Licht kommt, übertrifft jegliche Vorstellung -



'Großartig geschrieben, spannend und reich an historischen Details. Der perfekte Roman, um sich damit einschneien zu lassen.' The Star, Kanada


Kurt Palka ist in Österreich geboren und aufgewachsen. In Kenia und Tansania hat er für den African Mirror geschrieben und Naturdokumentationen gedreht. Heute lebt Kurt Palka in der Nähe von Toronto, Kanada. Dort arbeitet er als Journalist für mehrere kanadische und amerikanische Zeitungen sowie als Drehbuch- und Romanautor. Das Geheimnis der Pianistin ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732530243
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum11.11.2016
Auflage1. Aufl. 2016
Seiten271 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2194004
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Eins

Auf der letzten Strecke durch den Küstenwald standen die Bäume so dicht, dass kaum Licht hindurchdrang. An einigen Stellen wölbten sie sich tunnelartig über die Straße, hohe Koniferen und auch einige Laubbäume, die zu dieser Jahreszeit kahl waren. Kurz vor der Küste lichteten sich die Bäume und gaben schließlich rechts der Fahrbahn einen großartigen Blick frei, die Gischt des Ozeans wie Sprühnebel voller Regenbögen.

Das erste Dorf, das sie erreichte, hieß Bonne Marie. Als sie schon zur Hälfte durch den Ort gefahren war, entdeckte ein Hund den Wagen, er bellte und lief neben dem fahrenden Auto her. Sie verlangsamte das Tempo und wich ihm aus, und in der Nähe sah ein Mann von dem Bootsrumpf auf, den er gerade bearbeitete. Er rief den Hund, dieser gehorchte sofort und blieb stehen. Im Spiegel konnte sie erkennen, wie er auf der Straße stand und witternd die Nase hob.

Einen Moment lang glaubte sie, der Hund könnte Jack sein, und sie trat auf die Bremse und starrte in den Rückspiegel, aber dann fuhr sie weiter. Wie sollte das Jack sein? Selbst wenn ihm ein halbes Ohr fehlte und er wie ein Schlittenhund aussah.

Sie ließ verwitterte Felsen und riesige Steinplatten hinter sich, die wie die Überreste uralter Dolmen aussahen. Dann folgten die nächsten Ortschaften: Sainte Émilie, Gaillard, La Roche. Es ging an Häusern mit bunten Fensterläden vorbei, an einer Art Mühle oder Presse, die von einem Esel angetrieben wurde. Sie sah eine Schmiede mit einem kräftigen braunen Pferd, ein Hinterbein auf einer Stütze, während der Hufschmied mit einer Feile den Huf bearbeitete. Sie sah Fischerboote auf Gerüsten und Netze an Gestellen. Hier und da winkte jemand, als sie vorüberfuhr.

Sie sah einige Kirchen, alle klein, aus Holz gebaut, und sie hielt weiterhin Ausschau nach dem steinernen Turm von Saint Homais. Madame Cabayé in Montreal hatte ihr die Côte Acadienne auf der Halbinsel Nova Scotia empfohlen, die einst französisches Siedlungsgebiet gewesen war, und insbesondere die Stadt Saint Homais. Sie sagte, dass sie dort aufgewachsen sei und die Stadt möge: die Leute, die schöne Kirche, die Aussicht. Saint Homais sei immer noch französisch geprägt, sagte sie, aber nicht mehr ausschließlich. Eine Stadt, gerade groß und freundlich genug, den Versuch wert, sich ein neues Zuhause zu schaffen.

»Dort hat vielleicht niemand die Zeitungsberichte gelesen«, hatte Madame Cabayé gesagt und sie bei diesen Worten nicht angesehen. Und einen Augenblick später, den Blick immer noch von ihr abgewandt, hatte sie noch hinzugefügt: »Und wenn, dann ist es längst vergessen. Ich kann Ihnen ein paar Namen nennen.«

Die Gischt beschlug die Windschutzscheibe, und an einigen Stellen war die Straße glatt. Doch in dem Wagen fühlte sie sich sicher. Er war bequem und ein gutes Fabrikat, der einzige Luxus, der ihr in diesen mageren Zeiten geblieben war: ein Austin Burnham Saloon mit einem Armaturenbrett aus Rosenholz und roten Ledersitzen. Er hatte gute amerikanische Weißwandreifen und Chromräder mit Speichen. Vor vier Jahren hatte sie ihn bar bezahlt, denn sie war damals voller Zuversicht gewesen, dass weiterhin Geld eingehen würde. All die Geschäftsreisen mit Nathan. Allein das Pferd und der Reiter aus dem persischen Sumpfgebiet hätten für sieben oder acht solcher Wagen gereicht.

Ein kalter, klarer Novembertag; die Sonne stand tief, ein heller Glanz lag über der Bucht von Fundy, nur unterbrochen von der langen, schmalen Landzunge Digby Neck. Es war fast elf Uhr, als sie in der Ferne den ersten Schimmer des hohen Kirchturms ausmachen konnte, das silbrige Schieferdach, von der Sonne beschienen.

Sie hielt auf dem Parkplatz und ging dann in die Stadt, über Kopfsteinpflaster und unbefestigte Straßen mit gefrorenen Hufeisenabdrücken und Wagenspuren. Mehrfach blieb sie stehen und bewunderte die alten Häuser aus behauenem Naturstein und Holz; in einige der Fachwerkgiebel hatte man vor zwei Jahrhunderten die Jahreszahlen geschnitzt. Sie sah das Hotel, das Madame Cabayé erwähnt hatte, ein großes Gebäude am Hauptplatz mit einer himmelblauen Sonnenuhr mit schwarzen römischen Ziffern an der Front über dem gemalten Namen: HOTEL YAMOUSSOUKE.

Als sie zur Kirche kam, blieb sie am westlichen Eingang stehen und betrachtete die Details über dem Portal, die Wasserspeier an den Regenrinnen. Sie trat ein. Durch eine Reihe von Fenstern fiel Sonnenlicht in bunten Streifen auf Kirchenbänke aus Holz, und zwischen den Fenstern hingen Gemälde mit den Stationen des Kreuzwegs. Die Bilder waren dunkel, fast so dunkel wie die Holzleisten, die sie einrahmten.

Geradeaus, etwas abseits der Vierung, stand ein Flügel, und selbst aus dieser Entfernung konnte sie erkennen, dass es ein Molnar war. Sie ging darauf zu und wunderte sich über diese merkwürdigen Zufälle: zuerst Madame Cabayé, die sie nach Saint Homais schickte, dann der Hund, der wie Jack aussah, und jetzt auch noch ein Molnar, der sie an diesem Ort aus Stein erwartete.

Die Tastenklappe war geöffnet, ebenso der Deckel. Sie trat näher und suchte auf der Raste nach dem Meisterstempel. Da war er: grüne Tinte, verblichen, aber noch lesbar. Die Initialen B.R. in einem kleinen Oval.

Morris, der Küster, betrachtete sie aus dem Halbdunkel beim Seitenaltar, und keine Stunde später erzählte er den Leuten, dass ihm irgendetwas an ihr ungewöhnlich vorgekommen war. Er hatte beobachtet, wie sie zu dem Flügel ging, sagte er, sie war keine junge Frau mehr, aber mit ihrem Stadtmantel und ihrem Hut sah sie immer noch gut aus. Sie erforschte den Flügel, dann öffnete sie einige Knöpfe an ihrem Mantel und setzte sich auf die Klavierbank, hielt die Finger über die Tasten, ohne sie zu berühren, und einen langen Moment schien sie wie von einem Fluch heimgesucht. Sie wirkte plötzlich gezeichnet und um Jahre gealtert, und als sie aufstand und die Tastenklappe schloss und dann wegging, bemerkte er, dass sie hinkte.

Er sagte, zuvor sei ihm das nicht aufgefallen, aber nun bestand kein Zweifel. Plötzlich hatte sie eine Düsternis umgeben. Wie eine große Trauer.

Sie erfuhr all das später von Mildred Yamoussouke, denn Mildred hielt sich gerade in der Hotelküche auf, als Morris einem Hausmädchen die Geschichte erzählte. Er wollte das Mittagessen für den Pfarrer abholen, und Mildred streckte schnell die Hand aus und schloss die Tür.

»Sprich leise, Morris«, sagte sie. »Sie ist gerade im Speisesaal.«

»Sie kommt aus Quebec«, flüsterte er. »Das steht auf dem Nummernschild.«

»Pst!«, sagte Mildred. »Sei still und mach dich auf den Weg, sonst wird Father Williams Essen noch kalt.«

Am Nachmittag sah Morris sie wieder in der Kirche. Sie stand vor der Anschlagtafel, und als er zu ihr trat und fragte, ob er ihr irgendwie behilflich sein könne, deutete sie auf den Zettel, mit dem Father William nach einem erfahrenen Pianisten suchte, der bei der Kirchenmusik aushalf, solange die Orgel nicht bespielbar war.

»Ist er der Pfarrer?«, fragte sie.

»Ja, das ist er.«

»Denken Sie, ich könnte mit ihm sprechen?«

»Warum nicht. Er ist gerade in der Sakristei. Ich zeige Ihnen den Weg.«

Morris gefiel es, wie sie lächelte und wie sie sich bedankte. Er führte sie durch das Kirchenschiff, durch den Altarraum und um den Altar herum zu den hinteren Räumlichkeiten, und als sich die Tür hinter ihr geschlossen hatte, lauschte er, während sie eine Weile miteinander sprachen, der Priester, der Fragen stellte, und sie, die Antworten gab.

Schließlich ging Morris wieder seiner Arbeit nach, und wenig später sah er, dass Father William ihr den Flügel zeigte. Sie hielt ihren Mantel und ihren Hut in den Händen und legte sie in einer der vorderen Bankreihen ab. Sie trug ihr Haar hochgesteckt. Es war hauptsächlich schwarz, mit einigen grauen Strähnen. Sie drehte einige Male die Kurbel der Klavierbank, um die Höhe anzupassen, und dann nahm sie Platz. Der Pfarrer setzte sich eine Reihe dahinter.

Morris stand auf einer Stehleiter am Nordfenster. Er hatte etwas an der Bleifassung repariert, und als sie zu spielen begann, löschte er die Lötlampe, stellte sie auf dem Sims ab und hörte zu.

Er fand, dass sie sehr gut spielte, und dann konnte Morris aus der Art und Weise, wie Father William sich zurücklehnte und entspannte, schließen, dass sie die Prüfung soeben bestanden hatte.

Danach ging sie ins Hotel zurück und fragte nach einem ruhigen Zimmer. Die Hotelbesitzerin händigte ihr den Schlüssel für die 308 aus und lächelte ihr zu.

»Oberstes Stockwerk, ganz hinten. Nur Koniferen und der Ozean. Ich heiße Mildred. Wenn Sie irgendetwas benötigen, sagen Sie einfach Bescheid.«

»Danke. Madame Cabayé in Montreal hat mir von Ihnen erzählt. Und von diesem Hotel.«

»Unsere Sidonie? Sie kennen sie!«

»Ja. Ich war einige Male in der Pension.«

»Sie haben hier geheiratet, aber dann sind sie weggezogen.«

»Das hat sie mir erzählt. Ihr Mann arbeitet bei der Bank, bei der Filiale in Sherbrooke. Er ist stellvertretender Geschäftsführer, und sie kümmert sich um die Pension.« Sie hielt den Schlüssel hoch. »Wir können später reden.«

Oben auf dem Zimmer klopfte sie prüfend aufs Bett und sah sich um; der Kleiderschrank und der grau-blau bemalte Nachttisch mit Wolken und Sonnenblumen im französischen Landhausstil, das Badezimmer hinter der offenen Tür, der Blick aus dem Fenster. Die Ruhe.

»Es ist wunderschön«, sagte sie auf dem Weg nach unten zu Mildred. »Danke. Ich nehme es. Ich heiße Hélène Giroux. Könnte mir bitte jemand mein Gepäck aus dem Wagen bringen? Für den Truhenkoffer auf dem Rücksitz benötige ich Hilfe.«

»Aber sicher«, sagte Mildred. »Wir holen ihn...
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Kurt Palka ist in Österreich geboren und aufgewachsen. In Kenia und Tansania hat er für den African Mirror geschrieben und Naturdokumentationen gedreht. Heute lebt Kurt Palka in der Nähe von Toronto, Kanada. Dort arbeitet er als Journalist für mehrere kanadische und amerikanische Zeitungen sowie als Drehbuch- und Romanautor. Das Geheimnis der Pianistin ist sein erster Roman, der auf Deutsch erscheint.
Das Geheimnis der Pianistin