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Die Tochter des Fechtmeisters

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
703 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am09.12.20161. Aufl. 2016
Rostock 1608. Als Tochter eines Fechtmeisters ist Clarissa von der Kunst des Fechtens fasziniert. Für sie geht ein Traum in Erfüllung, als sie ihren Vater nach Frankfurt begleiten darf, wo sich die besten Schwertkämpfer des Reiches messen. Doch zwischen den verfeindeten Fechtbruderschaften schwelt ein Krieg, und dann wird Clarissas Vater bei einem Überfall ermordet.



Mit dem jungen Räuber Leander macht sie sich auf die Suche nach den Mördern. Dabei stößt sie auf eine Verschwörung, die das ganze Reich bedroht: Kaiser Rudolf soll ermordet werden - ausgerechnet von einem Fechter ...


Sabine Weiß, 1968 geboren in Hamburg, war nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin tätig. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten historischen Roman, der zu einem großen Erfolg wurde und dem fünf weitere folgten. Für Die Tochter des Fechtmeisters tauschte die Autorin Schreib- gegen Stahlfeder - und wurde mit Muskelkater und tieferen Einsichten über die Fechtkunst belohnt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nordheide.
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Produkt

KlappentextRostock 1608. Als Tochter eines Fechtmeisters ist Clarissa von der Kunst des Fechtens fasziniert. Für sie geht ein Traum in Erfüllung, als sie ihren Vater nach Frankfurt begleiten darf, wo sich die besten Schwertkämpfer des Reiches messen. Doch zwischen den verfeindeten Fechtbruderschaften schwelt ein Krieg, und dann wird Clarissas Vater bei einem Überfall ermordet.



Mit dem jungen Räuber Leander macht sie sich auf die Suche nach den Mördern. Dabei stößt sie auf eine Verschwörung, die das ganze Reich bedroht: Kaiser Rudolf soll ermordet werden - ausgerechnet von einem Fechter ...


Sabine Weiß, 1968 geboren in Hamburg, war nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin tätig. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten historischen Roman, der zu einem großen Erfolg wurde und dem fünf weitere folgten. Für Die Tochter des Fechtmeisters tauschte die Autorin Schreib- gegen Stahlfeder - und wurde mit Muskelkater und tieferen Einsichten über die Fechtkunst belohnt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nordheide.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732530588
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2016
Erscheinungsdatum09.12.2016
Auflage1. Aufl. 2016
Seiten703 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2194022
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3

Rostock, Mecklenburg, August 1608

Der Kaufmann hieß den Knecht seinen Karren beiseitelenken, eine Patrizierin wechselte die Seite, selbst ein Ratsmann machte ihnen Platz, als sie forsch durch Rostocks Straßen schritten. Marius spürte das Wippen des Degens an seiner Seite, die bewundernden Blicke der Frauen auf seiner einnehmenden Gestalt und seinen Waffenbruder Alexander neben sich. Er fühlte sich unbesiegbar. Sogar Clarissa hatte ihn vorhin bewundernd angesehen. Sein neuer Radmantel aus tiefblauem Samt harmonierte aber auch ausgezeichnet mit seinen hellblauen Augen und seinem schulterlangen Blondschopf. Clarissa. Noch einmal spürte er den Gefühlen nach, die dieser Name in ihm auslöste. Die Tochter seines Fechtmeisters hatte ihn gleich fasziniert. Mit ihrer schwarzen Mähne, den tiefblauen Augen, ihrer vornehmen Blässe und den vollen Lippen strahlte sie eine Mischung aus Unnahbarkeit und Sinnlichkeit aus, die ihn ungeheuer reizte. Äußerlich würde sie einen hübschen Kontrast zu ihm abgeben. Und natürlich wäre sie eine gute Partie. Aber in den vier Wochen, in denen sie nun schon unter einem Dach lebten, hatte sie stets züchtigen Abstand zu ihm gehalten. Schon öfter hatte Marius versucht, sie allein abzupassen, aber stets war jemand dazwischengeplatzt. Heute musste es sein! Heute musste er herausfinden, ob sie ebenfalls etwas für ihn empfand! Schließlich würden sie bald getrennt.

Wenn ihm nur sein Freund und Waffenbruder nicht in die Quere kam! Alexander, dieser Schwerenöter. Schon oft hatten sie um die Gunst einer Frau konkurriert. Mal hatte der eine obsiegt, mal der andere. Es war Geschmackssache: Alexander war ein muskulöser, übergroßer Mann. Stets perfekt in Auftreten und Haltung, hatte er etwas von einer gespannten Armbrust. Bart und Haare glänzten tiefbraun, und er war ein geschätzter, weil großzügiger Kunde bei den Bartscherern der Stadt. Auch jetzt umgab ihn der feine Duft von Seife, wie Marius feststellte. Im Umgang mit dem weiblichen Geschlecht war Alexander geradlinig und ließ nichts anbrennen. Im Gegensatz zu Alexander betrachtete Marius sich als geschmeidig, charmant und gefällig. Glücklicherweise hatte sein Freund bislang kein Interesse an Clarissa gezeigt. Es gab allerdings auch so genügend Frauen, die ihm schöne Augen machten. Mit Alexander wurde es in dieser Hinsicht nie langweilig.

Sie hatten die Workrenterstraße und den Hafenbezirk hinter sich gelassen, in dem sich das Haus des Fechtmeisters befand. Inzwischen schritten sie an der Marienkirche vorbei auf den Neuen Markt zu. Zufrieden nahm Marius die Szenerie in sich auf. Seine Zeit in Rostock hatte seinem Leben eine neue Richtung gegeben. Von Anfang an hatte die alte Hanse- und Fürstenstadt ihn beeindruckt. Diese Fülle sattroter Giebelhäuser aus Backstein, die sich am Ufer der Unterwarnow ausbreiteten! Die unzähligen Kaufmannsläden und Braustuben! Die Vielfalt von Sprachen und Menschen! Rostock war eine quirlige Stadt. Schiffe aus dem gesamten Ostseeraum und darüber hinaus liefen den Hafen an. Auf den Straßen mischten sich Seeleute und Studenten aus verschiedensten Ländern mit den Einheimischen. Vor allem Holländisch und Brabantisch waren allerorten zu hören. Aber auch Schweden, Dänen und Norweger suchten die Hauptstadt des Landes Mecklenburg häufig auf, sogar Finnen und Isländer gab es hier. Viele schrieben sich an der Universität Rostock ein. Die Alma Mater Rostochiensis war die erste Universität im Ostseeraum gewesen und eine der ältesten und größten im ganzen Norden, was in Rostock gerne betont wurde.

Marius lüftete mit dem Zeigefinger die kleine Halskrause. Es war heiß, aber förmliche Kleidung war unabdingbar. Sie durften ihren Meister zu einem ganz besonderen Fest begleiten. Eine Doktorpromotion und Hochzeit auf einen Schlag, das kam nicht so oft vor. Es war ein feierlicher Abschluss ihrer Zeit in Rostock, dachte Marius. Hierhergekommen war er als einfacher Kürschner-Geselle aus dem mecklenburgischen Güstrow. Nun war er bald ein Meister des Schwerts. Er würde eine gehobene Stellung erringen, und niemand würde ihm mehr respektlos begegnen.

»Mach Platz da, du Schelm!«

Die Schulter des Entgegenkommenden rammte ihn. Marius wankte. Wer wagte es? Er griff nach seinem Degenknauf. Ein Pausbäckiger, ein Hagerer und ein Stämmiger bauten sich vor ihnen auf. Alle drei hatten sie die Hand am Degen. Diese Geste allein rechtfertigte schon einen Kampf! Es waren Studenten der Universität Rostock. Bestickte Wappen an den kurzen Überröcken, die sie zu Wams und Strumpfhosen trugen, wiesen sie als Adelige aus. Er hatte sie zu spät gesehen, gerade erst waren sie aus der Gasse gebogen.

Alexander stürzte vor. Oft suchten Studenten Streit mit Bürgern und Handwerkern. Gerade Adelige waren auf Ehrenhändel aus.

»Ihr Herren lasst es an Respekt mangeln«, sagte Alexander laut.

Der Pausbäckige schnaubte verächtlich. »Sagt einer, dem die Ehre versagt werden müsste, einen Degen zu tragen!«

»Ich verstehe gut, dass es Euch schwerfällt zu begreifen, dass Eure Zeit abgelaufen ist«, sagte Alexander maliziös lächelnd.

Eine alte Frau drängte sich mit ihrem Karren beinahe an die Häuserwand, um vorbei zu sein, bevor die Klingen gekreuzt wurden.

Der Hagere neigte sich zu seinen Kommilitonen. »Wie meint er das?«

»Ich meine, dass der Adel sich selbst zugrunde gerichtet hat, wie man ja an Euch sieht«, sagte Alexander laut, als wäre sein Gegenüber nicht nur begriffsstutzig, sondern auch taub.

»Du ...« Zischend wurde der Stahl aus der Scheide gerissen.

Alexanders Körper spannte sich.

Marius´ Knie waren hingegen weich. Er hatte sich noch immer nicht an derartige Herausforderungen gewöhnt. Beschwichtigend legte er die Hand auf den Arm seines Waffenbruders. »Lass gut sein. Warum sollten wir wegen dieser Dummköpfe unsere Meisterprüfung gefährden?«, mahnte er leise.

Doch Alexander ignorierte ihn. Über seinen katzenfellglatten Bart streichend, lachte er seinen Herausforderer an. »Nur zu! Wenn Ihr Glück habt, finden sich bald Büttel ein, die Euch zur Strafe in den Finkenbauer oder den Karzer werfen. Ansonsten könnte diese Unverschämtheit auch Euer Leben kosten.«

Jahrelang war Studenten das Waffentragen verboten gewesen. Seit aber immer mehr Adelige auf die Universität drängten, verbreiteten sich die höfischen Sitten wieder. Inzwischen war es Studenten erlaubt, nachts einen Degen zu tragen, sofern gleichzeitig eine Laterne mitgeführt wurde. Diese Einschränkung wurde aber wenig beachtet, obgleich Raufhändel streng geahndet wurden.

Aus den Läden traten erste Schaulustige. Der Kampf würde sich schnell herumsprechen.

»Ein Ehrenkampf ist unausweichlich. Nenn mir Stunde und Ort für unseren Zweikampf!«

»Wir sind zu einer Festivität geladen. Seht uns also nach, dass wir für Raufereien keine Zeit haben.«

»Wir sind auch zu einem Fest eingeladen.«

Marius schwante, dass sie das gleiche Fest meinen könnten, auch wenn sie jetzt noch in unterschiedlichen Richtungen unterwegs waren. »Was für ein Zufall! Lasst uns also den Frieden wahren«, warf er dazwischen.

Aber es war zu spät.

Der Stahl fuhr in die Scheide zurück.

»Mitternacht im Rosengarten«, forderte der Pausbäckige leise.

Alexander neigte das Haupt. »Es wird mir ein Vergnügen sein.«

Weit ausholend schritt Alexander weiter. Marius folgte ihm eilig.

»Bist du verrückt, dich auf eine Herausforderung einzulassen?«, flüsterte er und ärgerte sich darüber, dass seine Stimme bebte. »Morgen reisen wir gen Frankfurt ab! Willst du alles riskieren, was wir erreicht haben, nur um ein paar dummerhaftige Adelige zu maßregeln?«

Bei der großen Fechtschule der Bruderschaft Sankt Marx, dem Turnier, das alljährlich zur Herbstmesse am Main stattfand, würden sie in wenigen Wochen ihr Können unter Beweis stellen. Wenn es ihnen gelänge, sich vor den vier Hauptleuten der Fechtbruderschaft zu behaupten, würden sie zu Meistern des Schwerts ernannt. Danach folgte nur noch die Probezeit von zwei Jahren, in denen sie sich nichts zuschulden kommen lassen durften, und danach könnten sie selbst Schüler ausbilden. Ein einträgliches Geschäft.

Beinahe mitleidig lächelte Alexander ihn an. Seine Halsmuskeln spielten dabei. »Du bist mein Waffenbruder und mir lieb und teuer - aber du bist ein solcher Feigling!«

Alexander wich einem Mann aus, der das Pflaster mit Wasser aus den hölzernen Leitungen besprühte, damit es nicht so staubte. Dabei hatte das Jahr nass angefangen, hatte ihr Meister erzählt. Im Februar war das Hochwasser bis an das Mönchtor gestiegen. Der Sommer war kühl und feucht gewesen, gerade erst waren die Wolken gewichen. Jetzt brannte die Sonne allerdings so unbarmherzig, als wollte sie Versäumtes aufholen.

Aus den Brauereien zog der süßliche Duft von Getreide. Ein kühles Bier wäre jetzt genau das Richtige, dachte Marius sehnsüchtig. Er hatte in Rostock so manchen Humpen geleert. Aber selbst wenn er jeden Tag ein anderes probiert hätte, hätte er es nicht geschafft, alle Rostocker Biere zu kosten, schließlich fand sich in etwa jedem dritten Haus eine Brauerei. Ans Kniesenack, das Gersten-Starkbier aus seiner Heimat Güstrow, kam aber kaum eines der Biere heran, fand er.

»Ich bin kein Feigling! Ich bin nur vernünftig. Du weißt, dass der Rostocker Rat hart gegen derartige Kämpfe vorgeht.«

Sie passierten das Rathaus und bogen in die Wasserstraße ein. Zu ihrer Linken prangte ein prächtiges Giebelhaus mit glasierten Ziegeln und aufwendigem Figurenschmuck. Nun ging es bergab; Rostock war...

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Sabine Weiß, 1968 geboren in Hamburg, war nach ihrem Germanistik- und Geschichtsstudium als Journalistin tätig. 2007 veröffentlichte sie ihren ersten historischen Roman, der zu einem großen Erfolg wurde und dem fünf weitere folgten. Für Die Tochter des Fechtmeisters tauschte die Autorin Schreib- gegen Stahlfeder - und wurde mit Muskelkater und tieferen Einsichten über die Fechtkunst belohnt. Sie lebt mit ihrer Familie in der Nordheide.
Die Tochter des Fechtmeisters

Bei diesen Artikeln hat der Autor auch mitgewirkt