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Weil ich an uns glauben wollte

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
544 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am21.07.20171. Aufl. 2017
Es ist Liebe auf den ersten Blick, als Bex und David sich auf einer Party treffen. Sie sind für einander bestimmt, heiraten bald und gründen eine Familie. Aber die perfekte Fassade bröckelt, und zwar jeden Tag ein bisschen mehr. Denn David ist Alkoholiker. Und davor können sie nicht länger die Augen verschließen, wenn sie ihre Ehe retten wollen. Und das wünschen sie sich aus ganzem Herzen. Weil sie an sich und ihre Liebe glauben.

Hannah Beckerman studierte Englische Literatur am King's College London sowie am Queen Mary und am Westfield College. Sie arbeitete danach zwölf Jahre als Fernsehproduzentin von Kunst- und Geschichtsdokumentationen. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und ihrer Tochter in London. Nach In Liebe, für immer ist Weil ich an uns glauben wollte ihr zweiter Roman.
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Produkt

KlappentextEs ist Liebe auf den ersten Blick, als Bex und David sich auf einer Party treffen. Sie sind für einander bestimmt, heiraten bald und gründen eine Familie. Aber die perfekte Fassade bröckelt, und zwar jeden Tag ein bisschen mehr. Denn David ist Alkoholiker. Und davor können sie nicht länger die Augen verschließen, wenn sie ihre Ehe retten wollen. Und das wünschen sie sich aus ganzem Herzen. Weil sie an sich und ihre Liebe glauben.

Hannah Beckerman studierte Englische Literatur am King's College London sowie am Queen Mary und am Westfield College. Sie arbeitete danach zwölf Jahre als Fernsehproduzentin von Kunst- und Geschichtsdokumentationen. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und ihrer Tochter in London. Nach In Liebe, für immer ist Weil ich an uns glauben wollte ihr zweiter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732540204
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum21.07.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten544 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2194954
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
KAPITEL ZWEI

BEX

Die Bläschen um meine Ohren herum platzen leise blubbernd, und das Wasser ist so heiß, dass es mir fast die Haut versengt. Von draußen auf dem Flur kann ich hin und wieder Bruchstücke von Davids Stimme hören, deren leiser, unverbindlicher Ton darauf hindeutet, dass er noch immer seine Mutter in der Leitung hat und sie den Hauptteil des Gesprächs bestreitet.

Ich schließe die Augen und versuche, meinen sich vor jäher Wut beschleunigenden Herzschlag zu beruhigen. Mich von meiner Verärgerung übermannen zu lassen wird niemandem helfen, und schon gar nicht David. Das weiß ich. Aber mich zu beherrschen ist leichter gesagt als getan. Bei den seltenen Gelegenheiten, bei denen seine Mutter sich über Skype, einen Telefonanruf oder durch einen zeitlich schlecht gewählten, überraschenden Besuch in unser Leben drängt, hinterlässt sie unweigerlich ein emotionales Trümmerfeld. Denn sie beschwört dann wieder Gefühle herauf, die David in über zwei Jahrzehnten schön säuberlich verpackt in den hintersten Winkel seines Bewusstseins zu verdrängen versucht hat. Gefühle, die ich letztendlich durch die Kraft meiner Liebe wieder an ihren Platz zurückverbanne, sobald ihre virtuelle Präsenz wieder verschwindet. Ich weiß, dass das lieblos ist, und ich würde es auch nie laut aussprechen, aber manchmal wünschte ich, sie würde vom Erdboden verschwinden und David das Leben führen lassen, für das sie in den letzten fünfundzwanzig Jahren ohnehin kaum Interesse aufgebracht hat.

Ich öffne die Augen und schaue aus den hohen georgianischen Fenstern zu den Baumwipfeln in unserem Garten und den dahinterliegenden Rückseiten der Häuser anderer Leute hinaus. David sagt sehr oft im Scherz, ich solle die Jalousien herunterlassen, wenn ich ein Bad nehme, weil ich jedem mit einem wachsamen Auge oder Fernglas eine ziemlich gute Schau böte. Aber dieser Raum mit seinen glänzend polierten Holzdielen und der frei stehenden Badewanne im Mittelpunkt, die perfekt positioniert ist, um sich zurückzulehnen und die Aussicht zu genießen, ist einer der Gründe, aus denen ich mich in dieses Haus verliebt habe.

Das wortkarge Gemurmel im Schlafzimmer geht weiter, und ich frage mich, worüber sie wohl diesmal sprechen. Denn obwohl sie gewöhnlich nur zwei- oder dreimal im Jahr miteinander reden, dauern die Gespräche selten länger als die Zeit, die es in Anspruch nehmen würde, ein Ei zu pochieren.

Manchmal frage ich mich, wie es wohl wäre, eine andere Art von Schwiegermutter zu haben, eine, die interessiert und engagiert und stets verfügbar ist, wenn das Kind von der Schule abgeholt werden muss oder man über das Wochenende einen Babysitter braucht. Manchmal beobachte ich meine Freundinnen und ihre Schwiegermütter auf Kindergeburtstagspartys oder an Schulsporttagen und sehe sie miteinander lachen und plaudern, und das anscheinend völlig unbefangen und ohne auch nur einen Funken Angespanntheit zwischen ihnen. Und dann kann ich mich einer gewissen Wehmut nicht erwehren, weil ich diese Art von Beziehung mit Davids Mutter nie haben werde. Aber zum Glück fällt mir dann wieder ein, wie oft meine Freundinnen sich über die Einmischungen oder ungebetenen Ratschläge ihrer Schwiegermütter beklagen, und kann daraus nur schließen, dass die Kirschen in Nachbars Garten vielleicht auch nicht immer süßer sind. Oder dass eine desinteressierte Schwiegermutter, die eine vierundzwanzigstündige Flugreise entfernt lebt, vielleicht gar nicht mal die schlimmste aller Möglichkeiten ist.

Jetzt höre ich Davids dumpfe Schritte, die sich heute ungewöhnlich schwer anhören, aus dem Schlafzimmer kommen. Mit unseren Champagnergläsern und der Flasche bewaffnet kommt er ins Bad, reicht mir ein volles Glas und leert das andere in einem Zug. Dann lässt er sich auf den Stuhl fallen und starrt aus dem Fenster. Wir haben diese Szene oft genug geprobt, um zu wissen, dass ich jetzt geduldig sein und abwarten muss, bis er bereit ist, mir zu erzählen, was auch immer er loswerden muss.

Seine Stirn ist zerfurcht von Sorgenfalten, wo Minuten zuvor noch Lachfalten seine Haut gekräuselt hatten. Er schenkt sich ein weiteres Glas Champagner ein, leert auch dieses in einem Zug, und ich muss dem Bedürfnis widerstehen, ihn daran zu erinnern, dass es erst fünf Uhr ist und wir noch einen langen Abend vor uns haben. Oder dass er seiner Mutter gar nicht erst erlauben sollte, ihn so zu verstimmen.

Schließlich wendet er sich mir zu, und da ist mal wieder dieser Ausdruck in seinem Gesicht: die bittere Beilage zu was für einem ungenießbaren Gedeck auch immer, das seine Mutter ihm heute aufgetischt haben mag.

»Was ist das Gegenteil von einem Geburtstagsgeschenk? Ein Anti-Geschenk? Mit der Ausnahme allerdings, dass man ein Geschenk in den Laden zurückbringen und umtauschen kann, wenn es Mist ist, nicht?«

Seine Stimme ist bedrückt, aber immer noch von genügend Zorn erfüllt, um mir zu verraten, dass seine Mutter ihm wieder mal mächtig auf die Nerven gegangen ist.

»Worum ging es denn? Was hat sie gesagt?«

Daraufhin atmet er tief ein, als könnten die Worte, die er sucht, in den Sauerstoffpartikeln verborgen sein, die er in seine Lunge zieht.

»Sie will nach London zurückkehren. Für immer. Und ich soll ihr helfen, etwas zum Wohnen zu finden - ein Haus, ein Apartment oder was auch immer. Aber irgendwo in der Nähe offenbar. In unserer Nähe.« Er sieht mich an und schüttelt fassungslos den Kopf, während seine Augenbrauen bis fast zu seinem Haaransatz hinaufsteigen.

»Aber warum? Und wann? Und wie in Herrgotts Namen ist sie bloß auf die Idee gekommen?« Meine Stimme ist schrill, nachdrücklich und weit entfernt von dem ruhigen, forschenden Ton, um den ich mich bemüht hatte.

»Ich sage es dir mit den Worten meiner Mutter: Ich werde nicht jünger, David, und glaube, dass es zum jetzigen Zeitpunkt meines Lebens hilfreich für mich wäre, meiner Familie näher zu sein. Zum jetzigen Zeitpunkt ihres Lebens! Himmelherrgott! Kennt der Egoismus dieser Frau denn keine Grenzen?«

Es war eine rein rhetorische Frage, wofür ich dankbar bin, da ich mir im Moment nicht zutrauen würde, sie zu beantworten. Stattdessen schaue ich nur schweigend zu, wie David ein weiteres Glas Champagner trinkt - sein drittes in ebenso vielen Minuten -, und während er den letzten Schluck seine Kehle hinunterrinnen lässt, versuche ich, meinen Ärger hinunterzuschlucken.

Wir waren schon fast ein Jahr zusammen, bevor David mir die genaueren Umstände der Auswanderung seiner Eltern anvertraute. Ich wusste bereits, dass sie in Australien lebten, und das schon seit geraumer Zeit. Ich wusste auch, dass David sie nie besuchte und seine Stimme angespannt und seine Sätze knapper wurden, wann immer er von ihnen sprach. Doch erst als wir über die Möglichkeit nachdachten zusammenzuziehen, erzählte er mir eines Freitagabends bei einem Curry zum Mitnehmen und sechs Dosen Lagerbier die ganze Geschichte.

Er erzählte mir, dass seine Eltern kurz nach seinem fünfzehnten Geburtstag angekündigt hatten, sie würden nach Australien auswandern und sich ihren lebenslangen Traum erfüllen, dort zu leben ⦠auch wenn David von diesem Traum noch nie etwas gehört hatte. Sein Dad habe dort schon eine Anstellung gefunden, verkündeten sie David, einen sehr guten Job als Ingenieur bei einer der größten Baufirmen des Landes. Und sie hatten auch bereits ein Haus gefunden, das sie kaufen würden, von dem Davids Dad ihm ein Foto in die Hand drückte, wie um die Neuigkeiten mit fotografischer Genauigkeit zu erhärten. David schilderte mir seine Erinnerungen an die Gefühle, die auf ihn einstürmten und derart kompliziert und widersprüchlich waren, dass er eine Emotion nicht von der anderen trennen konnte: Aufregung, Angst, Unsicherheit, Hoffnung und die traurige Aussicht, seine Freunde, seine Schulkameraden und seine Fußballmannschaft zu verlieren. David sagte, dass er nicht einmal begonnen hatte, diese Gefühle zu trennen oder nach Prioritäten zu sortieren, bevor sein Vater ihm erklärte - so sachlich, als wäre es die vernünftigste Feststellung der Welt -, dass es natürlich unvernünftig wäre, David mitzunehmen. Schließlich habe er in weniger als einem Jahr seine Prüfungen vor sich. Dass es keinen Sinn hätte, ihn zu entwurzeln, da er in drei Jahren ja ohnehin die Universität besuchen würde.

Dann habe sein Vater sich seiner Mutter zugewandt, erzählte David, als hätten die beiden dies alles schon vorher als Kommentatoren-Team eingeübt. Sie habe ihn daraufhin darüber informiert, dass er ab September auf ein Internat wechseln würde und sie das alles bereits arrangiert hatten. »Es ist eine gute Schule, eine sehr teure Schule«, hatte seine Mutter betont, als besäße das irgendeine Relevanz. Sie hatte ihm mitgeteilt, dass er in den Oster- und Sommerferien bei seiner Tante, ihrer Schwester, bleiben würde, doch zu Weihnachten, wenn er den Klimaunterschied am besten beurteilen könnte, zu Besuch kommen dürfe - und ob das nicht aufregend wäre? David beschrieb mir, wie gespannt sie ihn angesehen hatten, als erwarteten sie auch noch von ihm, dass er ihnen gratulierte, dankte oder irgendetwas sagte, das seine Begeisterung für ihre Pläne zum Ausdruck bringen würde. Aber David hatte nichts anderes tun können, als zu nicken, tief durchzuatmen und zu blinzeln, um die Tränen zu verdrängen, die hinter seinen Augenlidern brannten.

Als ich ihn jetzt mit frustrierter Miene und schmalen Augen aus dem Fenster starren sehe, erinnere ich mich wieder an den einen Teil der Geschichte, der mir noch viel intensiver als der Rest in Erinnerung geblieben ist. Wie seine Mutter, während sein Dad und sie weiter Pläne besprachen, die David gar nicht hören wollte, erklärt...
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Hannah Beckerman studierte Englische Literatur am King's College London sowie am Queen Mary und am Westfield College. Sie arbeitete danach zwölf Jahre als Fernsehproduzentin von Kunst- und Geschichtsdokumentationen. Heute lebt sie als Autorin mit ihrem Mann und ihrer Tochter in London. Nach In Liebe, für immer ist Weil ich an uns glauben wollte ihr zweiter Roman.
Weil ich an uns glauben wollte