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Im Wartezimmer des Himmels

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
208 Seiten
Deutsch
Refineryerschienen am13.01.2017Auflage
Sterling Brooks hat sich sein Leben nach dem Tod anders vorgestellt. Anstatt es sich im Paradies gutgehen zu lassen, sitzt er seit Jahrzehnten im Wartezimmer des Himmels. Als der himmlische Rat ihn auf die Erde zurückschickt, damit er sich endgültig für einen Platz im Paradies würdig erweisen kann, setzt er alles daran, der kleinen Marissa zu helfen. Während die Wunschliste anderer Kinder ellenlang ist, hat diese nur einen großen Wunsch: Das Weihnachtsfest mit ihrem Daddy und ihrer Großmutter zu feiern. Diese haben sie nämlich vor einem Jahr allein zurückgelassen und weder Marissa noch Sterling ahnen, was hinter diesem mysteriösen Verschwinden steckt.

Mary Higgins Clark gehört zu den meistgelesenen Autorinnen von Spannungsliteratur und hat bereits über zwei Dutzend Romane veröffentlicht.
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Produkt

KlappentextSterling Brooks hat sich sein Leben nach dem Tod anders vorgestellt. Anstatt es sich im Paradies gutgehen zu lassen, sitzt er seit Jahrzehnten im Wartezimmer des Himmels. Als der himmlische Rat ihn auf die Erde zurückschickt, damit er sich endgültig für einen Platz im Paradies würdig erweisen kann, setzt er alles daran, der kleinen Marissa zu helfen. Während die Wunschliste anderer Kinder ellenlang ist, hat diese nur einen großen Wunsch: Das Weihnachtsfest mit ihrem Daddy und ihrer Großmutter zu feiern. Diese haben sie nämlich vor einem Jahr allein zurückgelassen und weder Marissa noch Sterling ahnen, was hinter diesem mysteriösen Verschwinden steckt.

Mary Higgins Clark gehört zu den meistgelesenen Autorinnen von Spannungsliteratur und hat bereits über zwei Dutzend Romane veröffentlicht.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783960480587
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Verlag
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.01.2017
AuflageAuflage
Seiten208 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3194 Kbytes
Artikel-Nr.2197430
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Es gibt nichts Schlimmeres, als mit anhören zu müssen, wie ein großes Fest vorbereitet wird, wenn man weiß, dass man nicht dazu eingeladen ist. Noch schlimmer ist es, wenn die Party im Himmel stattfindet, dachte Sterling Brooks. Man hatte ihn seit sechsundvierzig Jahren nach irdischer Zeitrechnung im himmlischen Warteraum schmoren lassen, direkt vor dem Himmelstor. Jetzt vernahm er den himmlischen Chor bei der Generalprobe für die Lieder, die das bevorstehende Weihnachtsfest einleiten würden.

»Vom Himmel hoch ...«

Sterling seufzte. Das Lied hatte ihm immer gefallen. Er rutschte auf seinem Stuhl hin und her und schaute sich um. Dicht gedrängt saßen die Menschen in Kirchenbankreihen und warteten darauf, vor den Himmlischen Rat zitiert zu werden. Menschen, die gewisse Dinge zu verantworten hatten, die sie in ihrem Leben getan - oder nicht getan - hatten, ehe man sie in den Himmel einließ.

So lange wie Sterling hatte dort niemand gesessen. Er kam sich wie ein Kind vor, dessen Mutter vergessen hatte, es von der Schule abzuholen. Für gewöhnlich gelang es ihm, gute Miene zum bösen Spiel zu machen, doch neuerdings fühlte er sich häufig einsam und verlassen. Von seinem Fensterplatz aus hatte er viele Bekannte aus seiner Zeit auf der Erde vorbeiziehen sehen - schnurstracks in den Himmel. Gelegentlich registrierte er schockiert oder auch ein wenig sauer, dass einige von ihnen nicht gezwungen waren, eine Zeit lang im himmlischen Warteraum zu verbringen. Sogar der Typ, der bei der Einkommenssteuer gemogelt und beim Golf einen falschen Punktestand angegeben hatte, schritt selig über die Brücke zwischen dem himmlischen Warteraum und dem Himmelstor.

Als er jedoch Annie erblickt hatte, war er zutiefst erschüttert gewesen. Vor ein paar Wochen war die Frau vorbeigeschwebt, die er geliebt, aber nicht geheiratet hatte, die Frau, die er stets hingehalten hatte. Sie sah so hübsch und jung aus wie damals, als sie sich kennen lernten. Er lief zur Rezeption und erkundigte sich nach Anne Mansfield, der Seele, die gerade am Aussichtsfenster vorbeigeflogen war. Der Engel schaute in seinem Computer nach und hob die Augenbrauen. »Sie ist vor ein paar Minuten gestorben, an ihrem siebenundachtzigsten Geburtstag. Als sie die Kerzen auspustete, erlitt sie einen Schwindelanfall. Was für ein beispielhaftes Leben sie geführt hat! Großzügig. Entgegenkommend. Sozial. Liebevoll.«

»War sie verheiratet?«, fragte Sterling.

Der Engel tippte etwas ein und verschob den Cursor, wie der Mann am Flugschalter auf der Suche nach der Reservierungsbestätigung. Der Engel runzelte die Stirn. »Sie war ziemlich lange mit so einem Depp verlobt, der sie ewig hinhielt, und es brach ihr das Herz, als er plötzlich starb. Ein Golfball hatte ihm den Schädel durchschlagen.« Der Engel drückte noch einmal auf den Cursor und schaute zu Sterling auf. »Oh, Verzeihung, das sind ja Sie.«

Sterling war kleinlaut zu seiner Bank zurückgeschlichen. Seitdem hatte er viel nachgedacht. Zugegeben, er war durch seine einundfünfzig Jahre auf Erden gerauscht, ohne je Verantwortung zu übernehmen. Stets war es ihm gelungen, sich von allem fern zu halten, was unerquicklich war oder Sorgen bereitete. Ich habe Scarlett O´Haras Leitspruch übernommen »Morgen ist auch noch ein Tag«, gestand er sich ein.

Nur damals, als er auf der Warteliste der Brown University stand, hatte ihn über längere Zeit Angst geplagt. Seine Freunde von der vorbereitenden Privatschule hatten dicke Briefe von den Colleges ihrer Wahl erhalten, die sie in ihren Reihen willkommen hießen und dringend aufforderten, umgehend ihre Gebühren zu überweisen. Erst kurz vor Schulbeginn hatte ihn das Sekretariat der Brown University angerufen, um ihm mitzuteilen, dass noch ein Platz im Erstsemester für ihn frei sei. Damit waren die längsten viereinhalb Monate seines Lebens zu Ende gegangen.

Er wusste genau, warum er nur knapp in die Brown University reingerutscht war, obwohl er mit einer wachen Intelligenz und herausragender athletischer Begabung auf allen Gebieten gesegnet war: Er hatte an der High School nie mehr als nötig getan.

Ein kalter Schauer nackter Angst lief ihm über den Rücken. Letztendlich war er in das College aufgenommen worden, das er sich gewünscht hatte, aber vielleicht würde er hier oben nicht so viel Glück haben. Bisher war er sicher gewesen, in den Himmel zu kommen. Sterling hatte den Engel am Tor zum Himmlischen Rat darauf aufmerksam gemacht, dass manche Menschen, die nach ihm gekommen seien, bereits aufgerufen worden waren, und er hatte sich erkundigt, ob man ihn vielleicht versehentlich übersehen habe. Höflich, aber bestimmt, war er aufgefordert worden, wieder Platz zu nehmen.

Er wünschte sich so sehr, dieses Weihnachtsfest im Himmel zu verbringen. Die Mienen der Menschen, die am Fenster vorbeischwebten und das offene Tor vor sich sahen, hatten seine Neugier geweckt. Und jetzt war auch noch Annie dort.

Der Engel an der Tür bat um allgemeine Aufmerksamkeit. »Ich habe gute Nachrichten. Folgende Personen erhalten eine Weihnachtsamnestie. Sie müssen nicht vor den Himmlischen Rat treten. Sie begeben sich umgehend zum Ausgang rechts, der direkt auf die Himmelsbrücke führt. Stellen Sie sich ordentlich hintereinander in der Reihenfolge auf, in der Sie aufgerufen werden ... Walter Cummings ...«

Ein paar Bankreihen entfernt sprang Walter auf, ein strammer Neunzigjähriger, und schlug die Hacken zusammen. »Hallelujah!«, rief er und lief nach vorn.

»Ordentlich, habe ich gesagt«, tadelte der Engel in beinahe resigniertem Tonfall. »Obwohl ich Ihnen keinen großen Vorwurf machen kann«, murmelte er und rief den nächsten Namen auf. »Tito Ortiz ...«

Tito jauchzte vor Freude, lief durch den Mittelgang und heftete sich an Walters Fersen.

»Jackie Mills, Dennis Pines, Veronica Murphy, Charlotte Green, Pasquale D´Amato, Winthrop Lloyd III, Charlie Potters, Jacob Weiß, Ten Eyck Elmendorf ...«

Eine endlose Reihe von Namen wurde vorgelesen, und die Bankreihen leerten sich.

Der Engel war am Ende der Liste angelangt und faltete sie zusammen. Sterling blieb als Einziger übrig. Eine Träne trat ihm ins Auge. Der himmlische Warteraum erschien ihm wie eine einsame Höhle. Ich muss ein schrecklicher Mensch gewesen sein, dachte er. Ich werde es am Ende gar nicht in den Himmel schaffen.

Der Engel legte die Liste zur Seite und kam auf ihn zu. O nein, dachte Sterling verzweifelt, sag jetzt nicht, dass ich an den anderen Ort geschickt werde. Zum ersten Mal spürte er, wie es war, absolut hilflos und ohne Hoffnung zu sein.

»Sterling Brooks«, sagte der Engel. »Sie werden zu einer außerordentlichen Sitzung des Himmlischen Rates gerufen. Folgen Sie mir bitte.«

Ein winziger Hoffnungsschimmer flackerte in Sterling auf. Vielleicht hatte er ja noch eine winzige Chance. Er atmete tief durch, stand auf und folgte dem Engel zur Tür des Ratszimmers. Der Engel schaute ihn mitleidig an und flüsterte ihm zu: »Viel Glück.« Dann öffnete er die Tür und schob Sterling hinein.

Der Raum war nicht groß. Er war in sanftes, erlesenes Licht getaucht, wie Sterling es noch nie erlebt hatte. Die verglaste Wand bot einen herrlichen Blick auf das Himmelstor, und Sterling wurde klar, dass das Licht von dort reflektiert wurde.

Vier Männer und vier Frauen saßen an einem langen Tisch und blickten ihn an. Ihr Haupt war von einem Glorienschein umgeben. Heilige, dachte Sterling sogleich, wenn auch nicht die, die er von den bleiverglasten Fenstern der im Urlaub besichtigten Kathedralen her kannte. Ihre Kleidung reichte von biblischen Gewändern bis hin zur Mode des zwanzigsten Jahrhunderts. Da Sterling mit einer schnellen Auffassungsgabe gesegnet war, wurde ihm sofort klar, dass sie die typische Kleidung der Zeit trugen, in der sie gelebt hatten. Der Mann am anderen Ende des Tisches, ein Mönch mit ernster Miene, eröffnete das Verfahren.

»Setzen Sie sich, Sterling. Wir haben ein Hühnchen mit Ihnen zu rupfen.«

Sterling nahm Platz. Alle Augen waren auf ihn gerichtet.

Eine Frau in einem eleganten Gewand aus rotem Samt und mit einer Tiara auf dem Kopf sagte in kultiviertem Ton: »Sie hatten es leicht im Leben, nicht wahr, Sterling?«

Du hast es auch nicht gerade schwer gehabt, wie´s aussieht, dachte Sterling, hielt aber den Mund. Er nickte fromm. »Ja, Madam.«

Der Mönch schaute ihn streng an. »Eine Krone ist eine schwere Last. Ihre Majestät hat ihren Untertanen viel Gutes getan.«

Mein Gott, sie können meine Gedanken lesen, merkte Sterling und begann zu zittern.

»Aber Sie haben sich nie für jemanden eingesetzt«, fuhr die Königin fort.

»Sie waren ein Gutwetterfreund«, verkündete der Mann in Schäferkleidung, der Zweite von rechts.

»Passiv-aggressiv«, erklärte ein junger Matador, der sich eine Fluse von der roten Capa zupfte.

»Was soll das heißen?«, fragte Sterling verängstigt.

»Oh, tut mir Leid, dieser irdische Ausdruck kam erst nach Ihrer Zeit auf. Er ist inzwischen recht geläufig, glauben Sie mir.«

»Deckt eine ganze Reihe von Sünden ab«, murmelte eine schöne Frau, die Sterling an die Bilder von Pocahontas erinnerte.

»Aggressiv?«, fragte Sterling. »Ich bin nie ausgerastet. Niemals.«

»Passiv-aggressiv ist etwas anderes. Man verletzt andere durch das, was man unterlässt. Und durch Versprechungen, die man gar nicht erst einzuhalten gedenkt.«

»Sie waren ichbezogen«, sagte eine hübsche Nonne am Ende des Tisches. »Sie waren ein guter Vermögensberater, der den Reichen bei ihren kleinen Problemen half, aber Sie haben Ihre Fachkenntnis nie dem armen Unglücklichen zur Verfügung gestellt, der zu Unrecht sein Zuhause verlor oder dem der Pachtvertrag...
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