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Das Grauen

Thriller
MIRA Taschenbucherschienen am01.07.2013
Es war ein langer, zermürbender Einsatz, bis die FBI-Profilerin Maggie O'Dell den Serienkiller Albert Stucky überführen konnte - jetzt ist er geflohen und setzt seine Bluttaten fort: Frauen werden ermordet und entsetzlich verstümmelt. Als Maggie bei ihrem Boss endlich erreicht, dass sie wieder den Fall übernimmt, scheint Stucky gewonnen zu haben. Denn es gehört zu seinem grausamen Plan, sich ausschließlich Opfer zu suchen, die Maggie kannte. In einem Psychokrieg, der Maggie zu zerbrechen droht, will Stucky ihr zeigen, wie leicht die Grenze zwischen kühlem Verstand und Besessenheit zu überschreiten ist ...

Alex Kava wuchs in einem kleinen Ort mit weniger als 500 Einwohnern im ländlichen Nebraska auf. Sie machte ihren Universitätsabschluss in Kunst und Englisch und verfügt zudem über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Werbe- und Grafikdesignbranche. Ihr Debütroman 'Das Böse' konnte sich auf Anhieb auf der New York Times Bestsellerliste platzieren.
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Produkt

KlappentextEs war ein langer, zermürbender Einsatz, bis die FBI-Profilerin Maggie O'Dell den Serienkiller Albert Stucky überführen konnte - jetzt ist er geflohen und setzt seine Bluttaten fort: Frauen werden ermordet und entsetzlich verstümmelt. Als Maggie bei ihrem Boss endlich erreicht, dass sie wieder den Fall übernimmt, scheint Stucky gewonnen zu haben. Denn es gehört zu seinem grausamen Plan, sich ausschließlich Opfer zu suchen, die Maggie kannte. In einem Psychokrieg, der Maggie zu zerbrechen droht, will Stucky ihr zeigen, wie leicht die Grenze zwischen kühlem Verstand und Besessenheit zu überschreiten ist ...

Alex Kava wuchs in einem kleinen Ort mit weniger als 500 Einwohnern im ländlichen Nebraska auf. Sie machte ihren Universitätsabschluss in Kunst und Englisch und verfügt zudem über mehr als 15 Jahre Erfahrung in der Werbe- und Grafikdesignbranche. Ihr Debütroman 'Das Böse' konnte sich auf Anhieb auf der New York Times Bestsellerliste platzieren.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783862781805
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.07.2013
Seiten417 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse541
Artikel-Nr.2225059
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
PROLOG

Zentralgefängnis North Dade County,

Miami, Florida,

Halloween, Freitag, 31. Oktober

Del Macomb wischte sich mit dem Hemdsärmel den Schweiß von der Stirn. Der steife Baumwollstoff seiner Uniform klebte ihm am Rücken. Wie konnte es im Oktober nur so feuchtheiß sein?

Er war nördlich von Hope, Minnesota, aufgewachsen. Dort bildete sich bereits Eis an den Ufern des Silver Lake, und sein Daddy sah beim Schreiben seiner Predigten die letzten Schneegänse über sich hinwegziehen. Del schob sich die feuchten Strähnen aus der Stirn. Der Gedanke an Daddy erinnerte ihn daran, dass er sich die Haare schneiden lassen musste. Verrückt, an so was zu denken. Und noch verrückter, dass Gedanken an zu Hause immer noch mit Heimweh verbunden waren.

"Also, wer ist das verdammte Arschloch, für das wir heute Kindermädchen spielen?"

Die Bemerkung seines Partners schreckte Del auf. Benny Zeeks' Ausdrucksweise ließ ihn zusammenzucken, und er blickte zu dem Exmarine mit der Tonnenbrust hinüber, um zu sehen, ob der es bemerkt hatte. Er war nicht scharf auf eine weitere Lektion von Benny, was nicht bedeutete, dass er nicht noch viel von ihm lernen musste.

"Die Jungs sagten, er heißt Stucky." Del fragte sich, ob Benny ihn gehört hatte, denn er wirkte abwesend.

Im Bezirksgefängnis von North Dade war Benny Zeeks so etwas wie eine Legende. Nicht nur, weil er ein Veteran mit fünfundzwanzig Dienstjahren war, sondern weil er den größten Teil dieser Zeit im Todestrakt gearbeitet hatte und sogar im X-Flügel, dem für Einzelhaft. Del hatte die Narben am Körper seines Partners gesehen, die er sich bei Rangeleien mit Häftlingen zugezogen hatte, die sich weigerten, in die sargähnlichen Isolationszellen zu gehen.

Er sah Benny die Hemdsärmel über die Unterarme hinaufschieben, ohne sie zu falten oder zu rollen, dabei kam eine der legendären Narben zum Vorschein. Sie zerteilte eine auftätowierte polynesische Tänzerin, die jetzt eine zackige rote Linie über dem Bauch hatte. Trotzdem konnte Benny die Figur noch tanzen lassen, indem er die Muskeln anspannte und ihren Unterkörper langsam, erotisch schwingen ließ, während der Oberkörper abgetrennt starr blieb. Die Tätowierung faszinierte Del, da sie ihn zugleich anzog und abstieß.

Sein Partner stieg auf der Beifahrerseite des gepanzerten Überführungsfahrzeugs ein und konzentrierte sich darauf, die schmalen Stufen zur Kabine hinaufzuklettern. Heute Morgen bewegte er sich langsamer als sonst. Del wusste sofort, dass sein Partner wieder einen Kater hatte, tat, als bemerke er es nicht, stieg auf der Fahrerseite ein und schnallte sich an.

"Wer, hast du gesagt, ist dieses Arschloch?" fragte Benny und schraubte mit fleischigen Fingern den Deckel der Thermoskanne auf, begierig, an seinen Kaffee zu gelangen. Del hätte ihn gern darauf hingewiesen, dass Koffein sein Problem noch verschlimmerte, doch nach vier Wochen im Job wusste er es besser, als Benny Zeeks irgendetwas sagen zu wollen.

"Wir übernehmen heute die Tour von Brice und Webber."

"Warum, zum Teufel?"

"Webber hat die Grippe, und Brice hat sich gestern Abend die Hand gebrochen."

"Wie, zum Geier, bricht man sich die Hand?"

"Wie weiß ich nicht. Ich habe nur gehört, dass sie gebrochen ist. Ich dachte, dir missfällt die Monotonie unserer üblichen Route und der dichte Verkehr bis zum Gericht."

"Ja, okay, ich hoffe nur, die Tour bringt nicht mehr Schreibkram mit sich." Benny rückte sich in Erwartung der befürchteten Änderung ihrer Routine unruhig zurecht. "Wenn das die Tour von Brice und Webber ist, heißt das, unser Arschloch muss rauf nach Glades, richtig? Die wollen ihn bis zu seiner beschissenen Verhandlung richtig fest wegsperren. Das heißt, er ist ein dicker Fisch, den sie nicht in unserem klapperigen Gefängnis lassen können."

"Hector sagte, der Typ heißt Albert Stucky. Er meint, er ist gar nicht so übel, ziemlich intelligent und freundlich. Hector sagt, er hat sogar anerkannt, dass Jesus Christus sein Retter ist."

Del spürte, dass Benny ihn mit finsterer Miene ansah. Er drehte den Schlüssel in der Zündung, ließ den Lieferwagen vibrierend anspringen und kurz anrollen, während er sich innerlich vor Bennys Sarkasmus wappnete. Als er die Klimaanlage aufdrehte, wehte ihnen ein Schwall heißer Luft entgegen. Benny griff hinauf und schaltete sie wieder aus.

"Lass dem Motor noch ein bisschen Zeit. Diese scheißheiße Luft im Gesicht fehlt uns gerade noch."

Del spürte verlegene Röte auf den Wangen. Ob er jemals etwas tun konnte, das sein Partner anerkannte? Er schluckte seine Verärgerung, holte das Fahrtenbuch heraus und notierte Kilometerstand und Tankanzeige. Die Routinehandlung beruhigte ihn.

"Warte mal", sagte Benny, "Albert Stucky? Ich habe im Miami Herald von dem Typ gelesen. Die Fiebies gaben ihm den Spitznamen ,der Sammler'."

"Fiebies?"

"Ja, FBI. Meine Fresse, Kleiner, kennst du dich denn gar nicht aus?"

Diesmal spürte Del seine Ohren rot werden. Er wandte den Kopf ab und tat, als blicke er in den Rückspiegel.

"Dieser Stucky", fuhr Benny fort, "hat drei oder vier Frauen aufgeschlitzt und abgeschlachtet, und nicht nur hier in Florida. Wenn er der ist, den ich meine, ist er ein verdammter Scheißkerl von einem Killer. Wenn der zu Jesus Christus gefunden hat, dann nur, weil er auf Milde hofft, damit sein Arsch nicht auf dem elektrischen Stuhl gegrillt wird."

"Menschen können sich ändern. Glaubst du denn nicht daran?" Del warf Benny einen Seitenblick zu. Dessen Stirn war mit Schweißperlen bedeckt, und er starrte Del aus blutunterlaufenen Augen an.

"Scheiße, Kleiner. Jede Wette, du glaubst auch noch an den Weihnachtsmann." Benny schüttelte den Kopf. "Die schicken den Typen doch nicht bis zur Verhandlung ins Hochsicherheitsgefängnis, weil sie glauben, dass er zu seinem dämlichen Jesus gefunden hat."

Benny wandte sich ab, sah aus dem Fenster und trank Kaffee. So merkte er nicht, dass Del erneut zusammengezuckt war. Bei so ketzerischen Reden war das ein Reflex für ihn wie das Kratzen eines Mückenstichs. Kein Wunder nach zweiundzwanzig Jahren mit einem Prediger als Daddy.

Del schob das Fahrtenbuch in die Seitentasche, legte den Gang ein und fuhr los. Im Seitenspiegel sah er das Gefängnisgebäude aus Beton. Die Sonne knallte in den Hof, wo mehrere Gefangene zusammenstanden, gegenseitig Zigaretten schnorrten und die Morgenhitze ertrugen. Wie sollten sie den Hofgang genießen, wenn es nicht den Hauch von Schatten gab? Er fügte diesen Punkt seiner geistigen Liste über unfaire Behandlung hinzu. In Minnesota hatte er zu den Aktivisten für Gefängnisreformen gehört. In letzter Zeit hatte er zu viel mit seinem Umzug und dem Eingewöhnen in ein neues Leben zu tun gehabt, um weiter mitzuwirken. Doch er machte eine Liste für die Zeit, wenn er es wieder konnte. Er wollte die Punkte Stück für Stück abarbeiten bis zu dem Vorhaben, den Isolationstrakt aufzulösen.

Als sie sich dem letzten Kontrollpunkt näherten, blickte er in den Rückspiegel und erschrak, da ihr Gefangener seinen Blick erwiderte. Mehr als stechende schwarze Augen, die ihn direkt durch den dick verglasten Schlitz ansahen, konnte er jedoch nicht ausmachen.

Trotzdem entdeckte Del etwas Beängstigendes in diesem Blick. Denselben Ausdruck hatte er vor vielen Jahren auf einer Reise mit seinem Vater erlebt. Sie hatten einen Verurteilten besucht, den sein Vater auf einem Treffen der Gefängnisgesellschaft kennen gelernt hatte. Während ihres Besuches hatte der Gefangene unvorstellbare Grausamkeiten gebeichtet, die er seiner Familie vor deren Ermordung angetan hatte - Ehefrau, fünf Kinder und sogar dem Hund.

Für Del war das ein traumatisches Erlebnis gewesen. Vor allem, mit welch bösartigem Vergnügen der Gefangene alle Einzelheiten berichtet und ihre Wirkung auf den Zehnjährigen beobachtet hatte. Genau diesen Ausdruck erkannte Del im Blick ihres Gefangenen wieder. Zum ersten Mal seit zwölf Jahren hatte er das Gefühl, dem schieren Bösen ins Auge zu schauen.

Er zwang sich, den Blick abzuwenden, und widerstand der Versuchung, erneut hinzusehen.

Nach dem letzten Kontrollpunkt fuhren sie auf den Highway. Sobald sie auf der Straße waren, entspannte Del sich. Er fuhr gerne, dabei konnte er nachdenken. Doch als er Benny mit einem Seitenblick streifte, schrak der aufgeregt aus seinen Gedanken hoch.

"Wohin zum Teufel fährst du? Die I-95 ist in der anderen Richtung."

"Ich dachte, wir nehmen eine Abkürzung. Highway 45 hat weniger Verkehr, und es ist auch eine schönere Strecke."

"Schön ist mir scheißegal!"

"Wir gewinnen etwa 30 Minuten. Wir liefern unseren Gefangenen ab, und haben eine halbe Stunde zusätzlich zum Lunch."

Er wusste, dass sein Partner nichts gegen zusätzliche Mittagszeit hatte. Insgeheim hatte er gehofft, Benny damit zu imponieren, und spekulierte richtig. Benny lehnte sich in seinem Sitz zurück und schenkte sich einen Becher Kaffee ein. Del langte hinauf und drückte den Knopf der Klimaanlage. Diesmal strömte kühle Luft in die Kabine, und Benny belohnte ihn mit einem seltenen Lächeln. Endlich hatte er doch etwas richtig gemacht. Del lehnte sich entspannt zurück.

Sie hatten den Verkehr von Miami hinter sich gelassen und waren etwa eine halbe Stunde gefahren, als ein Poltern den hinteren Teil des Wagens erzittern ließ. Zuerst dachte Del, sie hätten einen Auspufftopf verloren, doch das Poltern hielt an. Es kam aus dem Wageninnern, nicht von...
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