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Der Spion mit dem Strumpfband

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
259 Seiten
Deutsch
beHEARTBEATerschienen am16.02.20171. Aufl. 2017
Agentin mit Herz!

London 1756: Die junge Agentin Clarissa Greenly, Tochter eines verarmten Barons, erhält den Auftrag, einem hohen Regierungsbeamten, dem nüchternen und strengen Earl von Hawkhurst, ein geheimnisvolles Notizbuch abzujagen. Doch so erfolgreich sie auch sonst ihre geheimen Aufträge ausführt - diesmal will es nicht klappen! Und jeder neue Versuch stürzt Clarissa in tiefere Gefühlsverwirrungen, denn der Earl entpuppt sich als äußerst attraktiver und leidenschaftlicher Mann.
Charmante und kurzweilige Spionage- und Liebesgeschichte mit viel London-Flair.
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Produkt

KlappentextAgentin mit Herz!

London 1756: Die junge Agentin Clarissa Greenly, Tochter eines verarmten Barons, erhält den Auftrag, einem hohen Regierungsbeamten, dem nüchternen und strengen Earl von Hawkhurst, ein geheimnisvolles Notizbuch abzujagen. Doch so erfolgreich sie auch sonst ihre geheimen Aufträge ausführt - diesmal will es nicht klappen! Und jeder neue Versuch stürzt Clarissa in tiefere Gefühlsverwirrungen, denn der Earl entpuppt sich als äußerst attraktiver und leidenschaftlicher Mann.
Charmante und kurzweilige Spionage- und Liebesgeschichte mit viel London-Flair.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732535958
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum16.02.2017
Auflage1. Aufl. 2017
Seiten259 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2272168
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

DER ERSTE VERSUCH
Grosvenor Square, Mayfair, London, am übernächsten Tag

Am Montag nachmittag machte sich Clarissa auf den Weg zum vornehmen Grosvenor Square, der illustren Londoner Adresse des Earls von Hawkhurst, um die bestellten Bücher abzuliefern. Da es leicht regnete, hatte ihr der sonst so knauserige Mr. Noon sogar erlaubt, eine Sänfte zu mieten. Sie wusste, dass dieses Zuvorkommen weniger auf einem Anfall von Großzügigkeit oder der Sorge um ihr Wohlergehen beruhte, als vielmehr auf der Angst vor einer möglichen Beschädigung der heiklen Ware. Dem Alten war die sichere Ankunft der fünf kostbaren Lederbände offensichtlich einiges wert. So hatte Clarissa denn auch die eindeutige Anweisung erhalten, die exquisite Fracht nur an seine Lordschaft persönlich zu übergeben.

Nun, war dem, wie es wolle: Clarissa kam somit in den Genuss einer flotten, gar nicht beschwerlichen Tour durch die Metropole und ersparte sich das Gedränge und den Schmutz der Straßen. Sie selbst hätte sich die Annehmlichkeit eines Tragsessels niemals gegönnt - eine Strecke innerhalb der Stadt kostete immerhin sechs Pence.

Vor dem eindrucksvollen Wohnhaus des Earls von Hawkhurst angekommen, bezahlte sie die beiden Sänftenträger, zwei bullige, irische Kerle mit Armen wie Baumstämme, und betätigte dann den Türklopfer. Ein streng dreinblickender Butler in schwarzer Livree, der über ihren Besuch bereits informiert war, führte sie durch die große, marmorverkleidete Eingangshalle, vorbei an mehreren Salons und weiter in die holzvertäfelte Bibliothek.

»Seine Lordschaft ist noch auf dem Weg vom Parlament. Wir erwarten Mylord aber jede Minute zurück.« Die überhebliche, näselnde Stimme des Mannes passte bestens zu dessen stocksteifer Haltung - beides wahrscheinlich unumgängliche Voraussetzungen, um in die Dienste des Mönchs aufgenommen zu werden. »Du kannst derweilen hier warten. Aber mögest du um Himmels willen nichts anfassen!« Er warf Clarissa einen mahnenden Blick zu, den sie mit einem braven Knicks erwiderte, und dann ließ sie der Butler tatsächlich allein. Sie konnte ihr Glück kaum fassen!

Zu ihrem Bedauern blieb ihr keine Zeit, den eindrucksvollen Raum mit seinen unzähligen Regalen aus glänzendem Mahagoniholz, gefüllt mit tausenden prächtig gebundenen Büchern, den üppig weichen, orientalischen Teppichen und den herrlichen Ölgemälden ausgiebig zu bewundern, denn der Auftrag der Spinne duldete keinerlei Aufschub. Clarissa musste ihn erledigt haben, bevor der Earl von Hawkhurst heimkehrte.

Also flugs an die Arbeit! So hastete sie also zu dem monumentalen Schreibtisch, der die Mitte des Raumes beherrschte, und stöberte durch die wenigen Unterlagen, die darauf abgelegt waren. Außer ein paar ungeöffneten Briefen und einer Einladung zu einem Konzert im Foundling Hospital in zwei Tagen fand sie jedoch nichts. Das war aber wenig verwunderlich, denn kaum jemand würde ein geheimes Büchlein offen herumliegen lassen.

Sie achtete darauf, alles wieder haargenau so anzuordnen, wie sie es vorgefunden hatte, ehe sie sich den Schubladen auf beiden Seiten des Schreibtischs widmete. Diese sahen eindeutig vielversprechender aus. Mit flinken Händen durchwühlte sie deren Inhalte - aber nichts! Zwei der Fächer waren allerdings versperrt; deshalb zog sie eine Haarnadel unter ihrer Leinenhaube hervor, verbog sie etwas und stocherte damit in den Schlössern herum, so wie die Spinne es ihr und den anderen Rekruten beigebracht hatte.

Nach mehrmaligem geschickten Hin- und Herbewegen öffneten sich diese mit einem leisen Klicken, und Clarissa durchsuchte beide Schubladen gründlich nach dem kleinen karmesinroten Notizbuch. Alles Mögliche kam ihr in die Hände - Rechnungen, Geschäftsbriefe, Haushaltsbücher, ein Bündel Schreibfedern - aber nicht das, was sie suchte. Verflixt noch eins! Wo konnte er das Büchlein nur versteckt haben?

Da horchte sie auf. Draußen auf dem Gang waren Schritte zu vernehmen, die schnell näherkamen, zielstrebig und bestimmt. Klack, klack, klack. Sapperment! Ihre Zeit schien bereits abgelaufen zu sein. Sie schaffte es gerade noch rechtzeitig, die Schubladen wieder zu verriegeln und sich aufzurichten, als die Tür zur Bibliothek auch schon aufgestoßen wurde und der Earl von Hawkhurst höchstpersönlich eintrat. Wie immer ganz in Schwarz gekleidet und mit ernstem, strengem Gesichtsausdruck.

Clarissa setzte ihre beste Unschuldsmiene auf und knickste höflich. »Guten Tag, Mylord.« Die Haarnadel ließ sie unauffällig zu Boden fallen.

Der Earl nickte kurz. »Ah ja, Mortimer hat mir schon gesagt, dass meine Bücher geliefert wurden.« Während er nähertrat, rannten seine grünen Augen gierig über ihre Gestalt. Unangenehm berührt von diesem unverhohlenen Interesse des Mönchs war Clarissa froh, dass sie sich hinter ihrer grauen Arbeitstracht und den falschen Brillengläsern verstecken konnte - so war sie nichts weiter als eines der unzähligen Londoner Dienstmädchen, die es wie Sand am Meer gab: unauffällig, unscheinbar, eines wie das andere.

Gleichzeitig trieb ihre Neugierde sie an - und sie konnte sich diese nur damit erklären, dass sie dem Earl von Hawkhurst nun erstmals unter ebenbürtigen Bedingungen und nicht auf einer Leiter mit hochgeschürzten Röcken gegenüberstand. Nun, jedenfalls begutachtete sie ihn ihrerseits ausgiebig: den rabenschwarzen Haarschopf, das kantige Gesicht mit den hohen Wangenknochen und dem energischen Kinn, die breiten Schultern und schmalen Hüften, die langen, muskulösen Beine.

Widerstrebend musste sie sich eingestehen, dass der Earl ein überaus stattliches Exemplar der männlichen Spezies war. In der Tat, mehr als ansehnlich!

Sie unterdrückte ein leises Seufzen. Es war bedauerlich, dass das Äußere eines Menschen nicht auf dessen Inneres schließen ließ, denn wenn die Informationen der Spinne zutrafen - und das war ihres Wissens nach immer der Fall - sah Clarissa sich gerade einem skrupellosen Hochverräter gegenüber.

Da bemerkte sie, dass Hawkhurst erwartungsvoll eine schwarze Augenbraue nach oben gezogen hatte, und Hitze schoss in ihre Wangen. Wo war sie nur mit ihren Gedanken? Sie räusperte sich verlegen.

»Ähm, ja, das ⦠das Paket ist hier drüben.«

Sie hatte die sorgfältig verpackten Bücher auf einer eleganten Konsole gleich neben der Tür deponiert, bevor sie sich ihrem eigentlichen Ziel zugewandt hatte. Was nun Erklärungsbedarf schaffte, da sie direkt neben dem Schreibtisch stand.

»Ähm, ich habe mir erlaubt, ähm, Eurer Lordschaft außergewöhnliche Büchersammlung zu bewundern, während ich gewartet habe ⦠natürlich aus rein beruflichem Interesse, versteht sich. Sehr beeindruckend, wenn ich das sagen darf.«

Offensichtlich war Hawkhurst es nicht gewohnt, dass Dienstpersonal in seiner Gegenwart derart viel plapperte, denn er warf ihr einen etwas befremdlichen, vielleicht auch skeptischen Blick zu, nickte dann aber.

»Können wir also zum Geschäftlichen kommen?«

Seine tiefe, dunkle Stimme rollte wie eine mächtige Woge durch Clarissa hindurch und brachte unsichtbare Saiten in ihr zum Schwingen, von deren Existenz sie bisher nicht einmal etwas geahnt hatte. Sie hüstelte irritiert.

»Ähm, ja natürlich, Mylord.« Mit leicht zittrigen Knien stakste sie zu der schmalen Konsole und holte das Bücherpaket, das sie auf dem Mahagonischreibtisch vorsichtig ablegte. Ihr war mehr als deutlich bewusst, dass Hawkhurst jede ihrer Bewegungen mit glühenden Argusaugen verfolgte, was sie nur noch nervöser machte. Die Blicke dieses Mannes hatten eine mehr als gefährliche Wirkung!

Sie straffte die Schultern und zwang sich zur Ruhe. Eine Agentin der Spinne durfte sich auch vom stattlichsten Mannsbild, das ihr jemals untergekommen war, nicht aus dem Konzept bringen lassen. Sie öffnete die Verschnürungen des Pakets, entfernte das braune Wickelpapier und präsentierte dem Mönch die fünf Lederbände. Nacheinander nahm er jeden Einzelnen in die Hand und begutachtete ihn sorgfältig und ausführlich.

Clarissa starrte währenddessen wie gebannt auf seine langen Finger, die bedächtig, beinahe zärtlich, über das Leder strichen, behutsam die Kanten entlangfuhren, vorsichtig die Ecken abtasteten. Würde er den Körper einer Frau genauso liebevoll berühren? Genauso ehrerbietig? Sie schluckte schwer. Mit einem Male war ihr ungewöhnlich warm, und sie wäre am liebsten ins Freie gelaufen. Sie konnte sich beim besten Willen nicht erklären, wie diese unzüchtigen und ganz und gar unangebrachten Gedanken in ihren Kopf gelangt waren. Als der Earl schließlich hochsah, wusste sie nicht, wohin sie ihren Blick richten sollte. Sie musste sich zwingen, ihm direkt in die Augen zu sehen. Zum Glück schien er von ihrem Ungemach nichts zu bemerken, denn er nickte zufrieden.

»Alles so, wie Master Noon es versprochen hat. Perfekt! Dann bleibt nur noch, den Wechsel auszustellen.« Er nahm hinter dem Schreibtisch Platz, zog ein leeres Formular aus einer der Schubladen und setzte mit schwungvoller Hand die vereinbarte Summe ein. Dann erhob er sich und reichte ihr das Dokument. »Hier, bitte.«

Clarissa verstaute das wertvolle Papier vorsichtig in einer mitgebrachten Aktentasche. Voller Erleichterung darüber, dass das Geschäft nun abgewickelt war und sie somit aus Hawkhursts fataler Nähe verschwinden könnte, setzte sie eben zu einer höflichen Verabschiedung an, als sie die neuerlich hochgezogene Braue des Mönchs bemerkte, die ihr Einhalt gebot.

»Mylord?«

»Bekomme ich denn keine Quittung?«, war die unerwartete Gegenfrage.

Eine Quittung? Hm. Mr. Noon hatte nichts von einer Quittung erwähnt, daher blieb ihr...

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