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Heartware

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
Rowohlt Verlag GmbHerschienen am21.07.20171. Auflage
Erst verdunkelt sie dein Herz, dann die ganze Welt? Adam Eli hat seine Chance genutzt: Er ist erfolgreicher Ghostwriter, tut alles, um seine kriminelle Jugend vergessen zu machen. Eines verbindet ihn noch mit seinem alten Leben: seine große Liebe Willenya. Die letzte Begegnung liegt lange zurück, bis heute weiß er nicht, ob sie es war, die ihn damals verriet. Antwort darauf verspricht der Internettycoon Balthus - wenn Adam sich an der Suche nach Willenya beteiligt. Denn die junge Frau hat den Prototyp einer künstlichen Intelligenz gestohlen. Um Geld zu erpressen? Oder vielleicht sogar einen Terroranschlag zu verüben? Eine atemlose Jagd von den Urwäldern Boliviens über Dubai bis Tokio beginnt ...

Jenny-Mai Nuyen wurde 1988 als Tochter deutsch-vietnamesischer Eltern in München geboren.Geschichten schreibt sie, seit sie fünf ist, mit zehn folgte das erste Drehbuch, mit dreizehn ihr erster Roman. Seit ihrem literarischen Debüt «Nijura - das Erbe der Elfenkrone» gilt sie als eine der größten Entdeckungen der letzten Jahre. Nach einem Filmstudium an der New York University lebt Jenny-Mai Nuyen heute in Berlin, studiert Philosophie und widmet sich dem Schreiben.
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Produkt

KlappentextErst verdunkelt sie dein Herz, dann die ganze Welt? Adam Eli hat seine Chance genutzt: Er ist erfolgreicher Ghostwriter, tut alles, um seine kriminelle Jugend vergessen zu machen. Eines verbindet ihn noch mit seinem alten Leben: seine große Liebe Willenya. Die letzte Begegnung liegt lange zurück, bis heute weiß er nicht, ob sie es war, die ihn damals verriet. Antwort darauf verspricht der Internettycoon Balthus - wenn Adam sich an der Suche nach Willenya beteiligt. Denn die junge Frau hat den Prototyp einer künstlichen Intelligenz gestohlen. Um Geld zu erpressen? Oder vielleicht sogar einen Terroranschlag zu verüben? Eine atemlose Jagd von den Urwäldern Boliviens über Dubai bis Tokio beginnt ...

Jenny-Mai Nuyen wurde 1988 als Tochter deutsch-vietnamesischer Eltern in München geboren.Geschichten schreibt sie, seit sie fünf ist, mit zehn folgte das erste Drehbuch, mit dreizehn ihr erster Roman. Seit ihrem literarischen Debüt «Nijura - das Erbe der Elfenkrone» gilt sie als eine der größten Entdeckungen der letzten Jahre. Nach einem Filmstudium an der New York University lebt Jenny-Mai Nuyen heute in Berlin, studiert Philosophie und widmet sich dem Schreiben.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783644401242
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum21.07.2017
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1005 Kbytes
Artikel-Nr.2273829
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Y

Um fünf Uhr morgens betraten drei Männer in Anzügen die Lobby des Parkroyal Hotels in Singapur. Vor einer sechs Meter hohen Holzfassade, die die Erosionsformen eines Canyon nachahmte, stand eine Rezeptionistin mit so geschicktem Make-up, dass man ihr die Müdigkeit nicht ansah.

Da einer der Männer weiß war, der zweite asiatisch und der dritte dunkelhäutig, grüßte die Rezeptionistin auf Englisch: «Guten Morgen, Sirs, und willkommen im Parkroyal. Wie darf ich Ihnen helfen?»

«Guten Morgen. Mein Name ist Jonas Beckblum, das sind meine Kollegen Maurice Dussardier und Satoshi Nakamoto von Interpol.»

Der weiße Mann, fast zwei Meter groß und erschreckend hager, hielt einen Ausweis mit dem Emblem von Interpol und einem Foto hoch, auf dem sein totenkopfartiges Gesicht abgebildet war.

Die anderen beiden Männer verzichteten darauf, sich auszuweisen. Dafür lächelte der Japaner und stemmte die Arme in die Seiten, sodass unter seinem Jackett ein Pistolenhalfter sichtbar wurde.

«In Ihrem Hotel befindet sich eine international gesuchte Terroristin», fuhr Jonas Beckblum mit seiner rauchigen Stimme fort, als handelte es sich um eine alltägliche Lappalie. «Es gibt aber keinen Grund zur Panik. Wir haben die Situation unter Kontrolle. Kein Hotelpersonal, bitte. Nennen Sie uns nur die Zimmernummer von Clementine Shell. Und es wären einige Mühen vermieden, wenn Sie uns auch einen Zimmerschlüssel aushändigen.»

Die Rezeptionistin sah aus, als bezichtigte man sie eines Verbrechens, als sie stammelte: «Wir haben keine Schlüssel. Nur Karten.»

 

Sämtliche Lichter in der Executive Suite waren gelöscht. Die Skyline Singapurs gloste durch die Fensterfront wie ein auf die Erde gekrachter Sternenhimmel. Es war beinahe totenstill. Die Ahnung einer Klimaanlage hielt sich hinter den holzvertäfelten Wänden.

Auf der Wildledercouch kauerte eine Frau mit einem Laptop. Sie trug ein aufgeknöpftes Blusenkleid mit zu vielen Rüschen, da jede Rüsche ihrer Meinung nach eine zu viel war. Aber die Kleidungsstücke, die sie vor wenigen Tagen am Flughafen gekauft hatte, sollten absichtlich anders sein als das, was sie normalerweise trug. Auch das frisch blondierte Haar hätte sie sich unter weniger zwingenden Umständen nicht angetan. Sie hatte es zu einem Knoten aufgesteckt, um möglichst nicht daran erinnert zu werden.

Neben ihr stand ein Tablett mit einer Kanne Kaffee. Früher hatte sie in solchen Nächten ein oder zwei Flaschen Rotwein getrunken, aber seitdem sie Clementine Shell war, vermied sie Alkohol. Clementine Shell konnte sich Nervenberuhigung nicht erlauben.

Abwechselnd sah sie nach draußen, wo der Morgen einen ersten bleigrauen Schimmer in die Finsternis atmete, und auf den Bildschirm ihres Computers. Eine Website war geöffnet, weißer Hintergrund mit serifenloser, schwarzer Schrift.


Erster Blogeintrag auf www.fucktina.com:

Alle Menschen wollen etwas.

Alle Menschen wollen etwas sein und etwas haben.

Wenige sind Gewinner, die vieles haben. Und viele sind Verlierer, die kaum etwas haben. Wer will schon ein Verlierer sein? Null Menschen. Niemand.

Diejenigen Verlierer, die aus kluger Einsicht nicht mehr hoffen, eines Tages noch zu den Gewinnern aufzusteigen, richten allzu oft ihr Wollen auf die Liebe, diese verwässerte Muttermilch voller Bonbonaromen für die Masse. Die große, mystische Liebe soll sie retten. Die Liebe des Geliebten soll ihnen die Würde und den Wert schenken, die das System ihnen schuldig bleibt. Die Liebe der Kinder soll ihrer Lohnsklaverei einen Sinn verleihen. Die Liebe des Unterleibs soll ihnen Macht vermitteln, Triumph. Erfolgreich Fleisch an Fleisch klatschen, sich aneinander abreiben, aufreizen, gegenseitig auszeichnen: Man ist arm, ausgebeutet, auf dem Abstellgleis - aber wenigstens paarungsbereit. Gnade der Tierwelt. Tiefste Erniedrigung, tiefer, noch tiefer, zurück in den Bauch der Urmutter, ins Paradies, ins Ich-weiß-von-nichts und Bin-nur-unfrei, brauch nicht mehr als Ficken und Futter.

Von welchem System sprechen wir überhaupt?

In der Natur gibt es kaum Gewinner, dafür Milliarden Verlierer. Die Menschen sind Teil der Natur. Aber liegt es nicht im Wesen des Menschen, die Natur zu verändern?

Margaret Thatcher hat über den Kapitalismus gesagt:

There

Is

No

Alternative.

Wir sagen: Fuck TINA.


Clementine Shell las den Text langsam. Wenn sie traurig war oder sich einsam fühlte, weil ihr ein Gesprächspartner fehlte, ging sie die Einträge des Blogs durch. Es steckte ein enormer Trost darin, nicht allein zu sein mit ihrer Rage. Ihre Idee von einer besseren Welt war das reale Ziel eines anderen, mächtigeren Individuums. Ihre Idee ... würde realisiert.

Sie wusste, dass Y heute Nacht zu beschäftigt war, um mit ihr zu reden. Sie wusste, dass das höhere Ziel das allemal rechtfertigte. Dennoch vermisste sie Y. Vermisste es, sich von ihren Fragen in Gedankenwelten pusten zu lassen, die sie allein nie entdeckt hätte. Und ihren Betrachtungen zu lauschen, Betrachtungen von so reiner, erschütternder Vernunft, dass man darüber Tränen vergießen mochte.

Als sich ein Chatfenster auf ihrem Bildschirm öffnete, glaubte Clementine Shell im ersten Moment, dass sie tagträumte. Sie blinzelte. Aber die Nachricht war echt. Echter konnte eine Nachricht kaum werden:


Hotelsystem meldet: Zimmercode auf zweite Karte geladen. Lauf, Kleine!


Obwohl keine Stunde verstrich, in der sie diese Nachricht nicht erwartete, raste der Schock wie ein Stromschlag durch ihre Glieder. Immerhin war sie durch die ständige Vorstellung von Flucht so routiniert, dass sie innerhalb von Sekunden aufsprang, das Kleid zuknöpfte, in die Stoffschuhe schlüpfte und den kaum ausgepackten Militärrucksack aus dem Badezimmer holte. Sie warf einen letzten Blick auf den Computer - keine neue Nachricht -, dann klappte sie ihn zu und steckte ihn ein.

Lauf, Kleine.

Niemand sonst durfte sie Kleine nennen.

Sie verließ die Suite, hastete den matt beleuchteten Flur entlang zur Feuertreppe. Grelles Licht empfing sie. Sie glaubte, Geräusche von weit, weit unten zu hören. Waren es Schritte, oder war es nur das Pochen in ihren Schläfen? Sie beschloss, nach oben zu rennen, jeden Treppenabsatz in drei Schritten. Ein Stockwerk, zwei, vier. Hier nahm sie die Tür nach draußen, weil sie außer Atem war.

Um zwei Ecken gelangte sie ins Foyer einer geschlossenen Bar. Links jedoch war eine Glastür, die automatisch zur Seite glitt. Sie trat zwischen tropische Pflanzen auf einer Art Terrasse, mindestens vierzig Meter über dem Erdboden. Schwüle Luft wehte ihr um die Ohren. Sie rückte den Rucksack zurecht, lief bis an den Rand der Terrasse und von dort aus eine gewundene Treppe hinab auf ein bewaldetes Plateau, durch das ein Betonweg führte. Hinter dem Geländer war ein schmaler Streifen Gras, danach klaffte der Abgrund. Sie war froh, dass es noch zu dunkel war, um die Höhe allzu deutlich zu erkennen.

Sie gelangte auf eine zweite Plattform mit Schwimmbecken, die scheinbar grenzenlos in die Tiefe flossen, wie es seit einigen Jahren Mode war. Große, bunte Käfige standen zwischen den stillen Wassern. Eine Frau in Burka wandelte dazwischen wie ein Gespenst umher, ein weinendes Bündel in den Armen. Clementine Shell huschte Richtung Eingang. Als sie die Tür fast erreicht hatte, drehte sich die Verschleierte um und stieß einen Schreckenslaut aus; das Baby verstummte. Clementine Shell hob die Hand zum Gruß, etwas Besseres fiel ihr nicht ein. Schon war sie wieder im Gebäude.

Räumlichkeiten mit geschichteten Betonplatten, gitterartigen Trennwänden, sorgfältig getrimmtem Grünzeug. Zwei Aufzüge standen bereit. Clementine Shell stieg in einen und suchte den Knopf für das Parkhaus. Nicht zu finden. Auf der tiefsten Etage war lediglich ein Restaurant ausgewiesen.

Während sie nach unten glitt, floss das Licht durch die Zahlen der Stockwerke, und bei jeder fürchtete sie ein Innehalten, ein Öffnen der Türen, eine Begegnung mit ... nun, mit endgültigen Antworten. Sie ballte die Fäuste um die Träger ihres Rucksacks. Sie hatte keine Schusswaffe dabei - unmöglich bei einem Flughafen wie dem Singapurs. Sich eine vor Ort zu besorgen, hatte sie aus Vorsicht oder, im Anbetracht der jüngsten Entwicklungen, aus Leichtsinnigkeit unterlassen.

Der Aufzug gab einen Glockenlaut von sich, dann glitt die Tür auf, und vor Clementine Shell lag eine Art Steinbrücke über schwarzen Gewässern. Links war das Restaurant hinter einer Glasfassade und einem Arrangement aus geometrischen Teichen und Wasserfällen. Die Decke war offen und zeigte ein Riff gewundener Terrassen. Bonsais warfen Schatten an die Wände, wo sich nervöse Wellen spiegelten.

Sie eilte über den Steinweg, bis er sich Richtung Restauranteingang und Richtung Lobby teilte. Zögernd blieb sie stehen. Wenn man hinter ihr her war, wurde die Lobby ganz bestimmt bewacht. Aber offenbar gab es nur in der Lobby Aufzüge, die in die Parkgarage führten. Sie biss sich auf die Unterlippe. Was nun?

 

Queenie Ong Xiao Mei arbeitete noch nicht lange an der Rezeption. Eigentlich hatte sie bildende Kunst studiert. Aber weil bei ihrer Abschlussausstellung kein einziges Bild verkauft worden war, hatte ihr Onkel, der im Parkroyal arbeitete, ihr diese Stelle verschafft. Das vertrug sich gut mit ihrem neu gefassten Lebensziel, nämlich einen netten, reichen Mann zu finden, bei dem sie Bilder malen konnte, die niemanden zu interessieren brauchten. Das nächtelange Wachbleiben fiel ihr...
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Jenny-Mai Nuyen wurde 1988 als Tochter deutsch-vietnamesischer Eltern in München geboren.Geschichten schreibt sie, seit sie fünf ist, mit zehn folgte das erste Drehbuch, mit dreizehn ihr erster Roman. Seit ihrem literarischen Debüt «Nijura - das Erbe der Elfenkrone» gilt sie als eine der größten Entdeckungen der letzten Jahre.Nach einem Filmstudium an der New York University lebt Jenny-Mai Nuyen heute in Berlin, studiert Philosophie und widmet sich dem Schreiben.