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E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
HarperCollinserschienen am05.02.20181. Auflage
Das Leben war nicht immer gut zu Nessa Donati. Doch inzwischen konnte sie sich ihr eigenes kleines Glück aufbauen. Mit ihrem Mann John, ihrem Sohn Daltrey und dem Zurücklassen ihrer Vergangenheit. Doch plötzlich verschwindet John, und die Polizei befragt sie als Verdächtige. Kurz darauf beginnen die Attacken: erst im Internet, dann darüber hinaus. Sie fühlt sich verfolgt. Wer ist es, der sie mit ihren Geheimnissen quält? Und wie weit wird er gehen?


LS Hawker wuchs in einem Vorort von Denver auf, wo sie eine Besorgnis erregende Faszination für True-Crime-Bücher entwickelte. An der University of Kansas hat sie erfolgreich Journalismus studiert. Sie hat einen urkomischen, verständnisvollen Ehemann, zwei großartige Töchter und eine riesige Musiksammlung. Sie lebt in Colorado, fühlt sich aber spirituell in Kansas zuhause.
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Produkt

KlappentextDas Leben war nicht immer gut zu Nessa Donati. Doch inzwischen konnte sie sich ihr eigenes kleines Glück aufbauen. Mit ihrem Mann John, ihrem Sohn Daltrey und dem Zurücklassen ihrer Vergangenheit. Doch plötzlich verschwindet John, und die Polizei befragt sie als Verdächtige. Kurz darauf beginnen die Attacken: erst im Internet, dann darüber hinaus. Sie fühlt sich verfolgt. Wer ist es, der sie mit ihren Geheimnissen quält? Und wie weit wird er gehen?


LS Hawker wuchs in einem Vorort von Denver auf, wo sie eine Besorgnis erregende Faszination für True-Crime-Bücher entwickelte. An der University of Kansas hat sie erfolgreich Journalismus studiert. Sie hat einen urkomischen, verständnisvollen Ehemann, zwei großartige Töchter und eine riesige Musiksammlung. Sie lebt in Colorado, fühlt sich aber spirituell in Kansas zuhause.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783959676915
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum05.02.2018
Auflage1. Auflage
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2351322
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
2. KAPITEL
Das Herz schlug Nessa bis zum Hals, das Blut rauschte ihr in den Ohren. Sie schaute über die Schulter zum Haus zurück, dann wieder zur beschädigten Tür. Ihre Nerven waren zum Zerreißen gespannt. War John im Bootshaus, beobachtete er sie in diesem Augenblick durch das Loch in der Tür? Wollte er warten, bis im Haus die Lichter verloschen, um dann bei ihr einzubrechen?

Wie high war er?

Fragen über Fragen, keine Antworten.

Die Polizei anrufen? Würg. Wieder endloser Papierkram. Wieder zwei vergeudete Stunden wegen unbedeutender Details. Aber wenn ihr Mann tatsächlich auf Crack war und einen Tobsuchtsanfall bekam, würde er sie womöglich mit dem Gegenstand angreifen, mit dem er das Türschloss herausgeschlagen hatte.

Verdammt.

Sie kehrte ins Haus zurück und verriegelte die Tür. Wählte 911, ihre derzeit meistbenutzte Telefonnummer. Ihr schien, als hätten die Wahltasten 9 und 1 schon leichte Vertiefungen.

»Was für einen Notfall melden Sie?« Der mechanische, beinahe gelangweilte Tonfall der Telefonistin ärgerte Nessa.

»Bei uns gab es wieder einen Einbruch«, sagte sie in den Hörer. Das entnervte Seufzen in ihrer Stimme erfüllte sie mit Selbstverachtung.

»Wir schicken einen Streifenwagen. Soll ich am Apparat bleiben, bis er eintrifft?«

Oh, das wäre wirklich lieb von Ihnen, dachte Nessa. Ihre warme, tröstende Stimme wird mir zweifellos helfen, die nächste grauenvolle Konfrontation mit meinem Ex durchzustehen. Aber das war natürlich unfair - die Frau tat nur ihren Job. Nur wäre es zu viel verlangt, ein bisschen Anteilnahme zu zeigen, etwas mitfühlender zu sein?

Nessa ging in die Küche und stützte sich am Rand der Spüle ab, den Blick auf das Bootshaus gerichtet.

Aus ihrem Telefon tönte »I m Stuck in a Condo (with Marlon Brando)« von den Dickies, der Klingelton für Marlon.

»Hallo?«

»Es ist schlimm, immer recht zu behalten«, sagte er.

Nessa lachte. Sie hatte jetzt seine volle Aufmerksamkeit, was ihr für gewöhnlich etwas zu intensiv war, etwas zu tiefschürfend. Marlon, Ende dreißig, Maschinenbau-Professor, war während seiner Promotion alkoholabhängig geworden. Wodka war die Droge seiner Wahl gewesen, und nach einem beinahe tödlichen Autounfall unter Alkoholeinfluss hatte er sich mit sechsundzwanzig in eine Entzugsklinik begeben müssen. Er war jetzt seit zehn Jahren trocken und seit dreien Nessas Sponsor bei den Anonymen Alkoholikern. Sie hatten sich auf Anhieb gut verstanden, obwohl man es bei der Organisation nicht gern sah, wenn Betreuer und Betreuter unterschiedlichen Geschlechts waren.

»Er ist ins Bootshaus eingebrochen«, sagte Nessa und hoffte, die Polizeisirene, die jeden Moment ertönen musste, würde Daltrey nicht aufwecken; sie wollte ihn unbedingt vor dem Chaos abschirmen, das ihn umgab.

»Ist John auf dem Grundstück? Soll ich rüberkommen?«

»Nein, danke«, sagte Nessa. »Die Polizei ist unterwegs.«

»Du hast meine erste Frage nicht beantwortet.«

»Die Antwort lautet, ich fürchte ja.«

Sie füllte Wasser in den Teekessel und stellte ihn auf den Herd.

»Ich will ja nicht sagen, ich hätte dich gewarnt«, sagte Marlon. »Aber mir war von Anfang an klar, dass es so kommen würde. Du hättest dir die Unterlassungsverfügung besorgen sollen, sobald du ihm den Laufpass gegeben hast.«

»Ich weiß. Ich hatte keine Lust auf eidesstattliche Erklärungen, Gespräche mit der Polizei und Anwälten und den ganzen Mist. Ich wollte einfach, dass er von meinem Grundstück und aus unserem Leben verschwindet - aus meinem Leben.«

Traurig schaute sie aus dem Fenster über der Spüle auf die zwanzig Hektar Hopfenstöcke hinaus. Die Reben waren Teil der Geschäftsidee gewesen, die John verfolgt hatte, ehe er vor drei Wochen zum dritten - und für sie letzten - Mal rückfällig geworden war. Bis dahin hatten die Reben das Versprechen eines Neuanfangs versinnbildlicht, eines neuen Ziels. John hatte die Idee gehabt, Hopfen für die lokalen Bierbrauer anzubauen. Nessa hatte klargestellt, dass dieses Projekt sein Baby war. Sie selbst war voll ausgelastet mit ihrem Blog und ihrer Radiosendung. Nun aber musste sie jemanden anheuern, der sich um den Hopfen kümmerte, oder die Pflanzen würden verfaulen. Allein darüber nachzudenken machte sie müde.

»Du nimmst das besser gleich morgen in Angriff«, sagte Marlon. »Ich bezweifle, dass es Johns letzter Überraschungsbesuch war.«

»Mach ich«, sagte sie. Sie zögerte. »He, Marlon. Bitte, deine ehrliche Meinung. Ich habe doch das Richtige getan, oder?«

»Natürlich«, sagte Marlon. »Wenn jemand Crack bei dir raucht - egal ob es ein Landstreicher ist, dein Mann oder der Papst - und nebenan sitzt dein kleines Kind, dann schmeißt du ihn raus.«

»Ich habe ihm drei Chancen gegeben«, sagte sie.

»Ja. Was mehr als großzügig war.«

»Warum fühle ich mich dann so schuldig?«

»Weil du ein Herz hast.«

»Ihm zufolge nicht.«

»Unsinn«, sagte er. »Das ist eine Ausflucht. Man kann die Botschaft überbringen, verinnerlichen muss der Süchtige sie selbst.«

Nach sechs Jahren bei den Anonymen Alkoholikern kannte sie diesen Aphorismus aus dem Zwölf-Schritte-Programm längst auswendig - und all die anderen auch -, so wie andere Leute den Text der Rocky Horror Picture Show, aber es tat ihr gut, diese Worte von jemandem zu hören, der seit über einer Dekade trocken war.

»Anders gesagt, es ist nicht deine Schuld«, meinte er. »Du hast John nicht zu den Drogen gebracht. Nicht du bist dafür verantwortlich, dass er clean wird, sondern er allein. Du musst dich vorrangig um dich selbst kümmern - und um deinen Sohn.«

»Ich weiß«, erwiderte sie.

Sie schaltete den Herd ein, nahm einen Becher aus dem Schrank und legte einen Teebeutel hinein.

»Halte mich auf dem Laufenden, in Ordnung?«, sagte Marlon. »Und bewahre die Ruhe. Vergiss nicht, was wichtig ist. Nichts ist so schlimm, dass ein Drink es nicht noch schlimmer machen würde, stimmt s? Geh zu den Treffen.«

»Mach ich - und du mach weiter, was immer du tust, wenn du mich nicht gerade aufmunterst.«

»Ich muntere dich nicht auf. Das erledigt Gott. Vergiss das nicht.«

Marlon verabschiedete sich und legte auf. Sie wandte sich vom Fenster ab und erschrak.

Vor ihr stand Daltrey und schaute aus seinen großen, braungrauen Augen ernst und wachsam zu ihr auf. Er war fast vier und hatte noch immer nicht angefangen zu sprechen.

Was hatte er gehört? An seiner Miene konnte sie es nicht ablesen, denn selbst wenn sie ihm eine Clownsnummer vorgespielt hätte, hätte er sie genau so angesehen. Sein Gemüt war das eines ernsthaften, gebildeten, mittelalten Mannes, dessen Gedanken vornehmlich um den Plastikmüll in den Ozeanen und das Loch in der Ozonschicht kreisten. Nur deshalb war sie froh, dass er noch nicht sprechen konnte, denn sie hatte keine Antworten auf die Fragen, die er ihr dann unweigerlich stellen würde und die bereits jetzt in seinem Blick lagen.

Mit dem Daumen tippte er sich zweimal an die Stirn, Gebärdensprache für »Daddy«.

Sie hob ihn hoch; sein strammer, kompakter kleiner Körper war viel schwerer, als er aussah. Sie drückte ihn an sich und küsste sein Haar. »Nein, das war nicht Daddy. Warum bist du aufgestanden?«

Er nahm ihr Gesicht in die Händchen und drückte seine Stirn an ihre.

»Es ist längst Schlafenszeit«, sagte sie.

Er nickte und rieb sich die Augen. Nessa trug ihn nach oben, legte ihn wieder ins Bett, gab ihm einen Kuss und schloss die Tür.

Er konnte schon selbstständig auf die Toilette gehen und hasste es, wenn er sich schmutzig machte. Er sprach nicht, aber ebenso wenig weinte oder brüllte er. Keine Wut- oder Trotzanfälle, keine epischen Sauereien. Manchmal lachte er sogar - für Nessa war es der schönste Klang der Welt, den selbst der größte Goldschatz nicht aufwiegen konnte.

Als sie die Stufen hinabstieg, hörte sie die Polizeisirene und sah die roten und blauen Lichter eines Streifenwagens.

Nessa atmete tief durch und ging durch die Hintertür nach draußen.

Declan MacManus jaulte, bis die Sirene verstummte. Dann bellte er, und als zwei uniformierte Polizisten ausstiegen und auf sie zugingen, sträubte sich sein Nackenfell. Nessa packte sein Halsband, während Declan knurrend versuchte, die Besucher zu beschnüffeln.

»Guten Abend, Mrs. Donati«, sagte einer der Polizisten.

»Hi«, sagte Nessa und versuchte, die Namensschilder der beiden zu entziffern.

Officer R. Michaels. Officer B. Watt. Genau.

Sie waren schon einmal hier gewesen, in der Woche, nachdem sie John vor die Tür gesetzt hatte, an dem Abend, als er im Vorgarten gestanden und herumgebrüllt hatte wie Stanley Kowalski in Endstation Sehnsucht.

Michaels und Watt traten näher und hielten Declan die Hände entgegen, damit er an ihnen schnüffeln konnte. Er wedelte mit dem Schwanz, erkannte ihren Geruch, und Watt kraulte ihn kurz hinterm Ohr. Nun wollte Declan alle zum Bootshaus führen und sprang aufgeregt vor den Polizisten und Nessa herum.

»Also, was ist passiert?«, fragte Watt.

»Das Schloss am Bootshaus wurde zerstört«, sagte Nessa.

»Ist er da drin?«, fragte Michaels und deutete auf das kleine Gebäude.

»Ich weiß nicht. Ich habe nicht nachgeschaut, sondern bei Ihnen...
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LS Hawker wuchs in einem Vorort von Denver auf, wo sie eine Besorgnis erregende Faszination für True-Crime-Bücher entwickelte. An der University of Kansas hat sie erfolgreich Journalismus studiert. Sie hat einen urkomischen, verständnisvollen Ehemann, zwei großartige Töchter und eine riesige Musiksammlung. Sie lebt in Colorado, fühlt sich aber spirituell in Kansas zuhause.