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Vicky und die rätselhaften Fotos

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am31.03.20171. Auflage
Eine junge Frau wird tot aufgefunden. Vicky Bauer hatte sie zuvor bei sich aufgenommen und ihr Schutz vor dem gewalttätigen Ehemann geboten, den die Polizei nun des Mordes verdächtigt. Vicky hingegen verfolgt die Spur anonym zugeschickter Fotos, die auf ein Geheimnis zu verweisen scheinen ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Leona Gom, Jahrgang 1946, wuchs im Norden von Alberta, Kanada, auf. Sie arbeitete als Dozentin für Englisch und Kreatives Schreiben an der University of Alberta und der University of British Columbia. Für ihre Lyrik und ihre Romane erhielt sie mehrere Auszeichnungen.Im Fischer Verlag erschienen ihre Kriminalromane mit der Heldin Vicky Bauer: ?Vicky und der Mord im Sucher?, ?Vicky und das Doppelspiel? und ?Vicky und die rätselhaften Fotos?.
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Produkt

KlappentextEine junge Frau wird tot aufgefunden. Vicky Bauer hatte sie zuvor bei sich aufgenommen und ihr Schutz vor dem gewalttätigen Ehemann geboten, den die Polizei nun des Mordes verdächtigt. Vicky hingegen verfolgt die Spur anonym zugeschickter Fotos, die auf ein Geheimnis zu verweisen scheinen ... (Dieser Text bezieht sich auf eine frühere Ausgabe.)

Leona Gom, Jahrgang 1946, wuchs im Norden von Alberta, Kanada, auf. Sie arbeitete als Dozentin für Englisch und Kreatives Schreiben an der University of Alberta und der University of British Columbia. Für ihre Lyrik und ihre Romane erhielt sie mehrere Auszeichnungen.Im Fischer Verlag erschienen ihre Kriminalromane mit der Heldin Vicky Bauer: ?Vicky und der Mord im Sucher?, ?Vicky und das Doppelspiel? und ?Vicky und die rätselhaften Fotos?.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783105617397
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum31.03.2017
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1077 Kbytes
Artikel-Nr.2351648
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Erstes Kapitel

Das erste Bild kam zusammen mit dem Fotoalbum.

Vicky hatte gerade die Lektüre ihrer Morgenzeitung beendet, als sie die Post auf die Fußmatte fallen hörte. Dann plumpste ein Päckchen hinterher. Sie gähnte, reckte sich und ging zur Tür.

Das Päckchen war eine Jiffytüte mit Luftpolsterfütterung und hatte keinen Absender. Vicky wollte gerade die Lasche hochziehen, als sie merkte, dass der Umschlag nicht an sie, sondern an Rachel adressiert war.

Neugierig trug sie den Umschlag in die Küche, denn bis jetzt hatte Rachel so gut wie nie Post hierher bekommen. Am Treppenabsatz rief Vicky nach unten: »Rachel! Ein Päckchen für dich.«

»Komme.«

Vicky goss sich noch eine Tasse Kaffee ein. Sie hörte, wie Rachels Tür aufging und etwas später die Treppenstufen knarrten.

»Für mich? Bist du sicher?« Rachel erschien in der Küche.

Sie trug einen alten blauen Morgenrock aus dem Secondhandladen, den sie, wie früher die Damen in ihren langen Kleidern, hochraffte, damit er nicht über den Boden schleifte. Darunter trug sie einen rosa Flanellschlafanzug, den Vicky ihr gegeben hatte. Er war einige Nummern zu groß, weswegen Rachel die Ärmel und die Hosenbeine mehrmals umgekrempelt hatte. Neben Rachel, die kaum größer als 1,50 Meter war, kam Vicky sich immer auffallend plump vor. Rachel hatte sich heute frei genommen, da sie erkältet war. Aber auch mit ihrer roten Nase, dem zerknautschten Gesicht, dem seitlich am Kopf klebenden blonden Haar und der Delle in der Backe, die von der Kissennaht stammte, sah sie noch umwerfend aus.

Dass man sie selber - mit ihrer stämmigen Figur, der recht exzentrischen Nase und den Mundwinkeln mit eindeutigem Abwärtsdrall - jemals mit dem Adjektiv »umwerfend« beschreiben könnte, hielt Vicky für höchst zweifelhaft. Doch als »unscheinbar« konnte sie auch nicht gerade bezeichnet werden, das wusste sie immerhin. Das dicke schwarze Haar, die großen schwarzen Augen und die glatte Haut, die sie von ihrer indianischen Mutter geerbt hatte, verliehen ihr ein durchaus apartes Aussehen. Die Gene von Vickys weißem Vater hatten weniger deutliche Spuren hinterlassen und allenfalls zu dem beigetragen, was ihre beste Freundin Amanda ihre mediterrane Erscheinung nannte.

Rachel riss die Lasche des Umschlags auf. »Ich habe keine Ahnung, was da drin ist«, sagte sie. Ihre Stimme passte zu ihrem Körper: Sie war zart und dünn und zaghaft, so als könnte schon ein Lufthauch sie fortwehen.

Was sie schließlich herauszog, war ein Fotoalbum. Es war gerade so groß, dass auf jede Seite ein Bild passte, hatte einen dick gepolsterten rosa Einband, in den in imposanter Kursivschrift das Wort »Erinnerungen« eingeprägt war, und enthielt vielleicht ein Dutzend Seiten aus steifem Karton.

»Wie komisch«, sagte Rachel. »Wer schickt mir denn so was?«

Als sie das Album aufklappte, sahen sie es gleich auf der ersten Seite. Es war sorgfältig unter die durchsichtige Folie geschoben und saß exakt in der Mitte der Seite. Das Bild schien alt zu sein - ein leicht angegilbtes Schwarzweißfoto mit weißem welligen Zackenrand.

»Wer ist das?«, fragte Vicky.

Das Album zitterte jetzt in Rachels Händen. Sie legte es auf die Arbeitsfläche.

»Das bin ich«, sagte Rachel. »Es ist ein Babyfoto von mir. Ich erkenne das Kissen wieder, auf dem ich da sitze. Meine Mutter hat es bestickt.« Sie streckte den Finger aus und berührte das Bild - erst das Kissen und dann das winzige Babygesicht, das mit offenem Mund in die Kamera starrte.

»Weißt du, woher das stammt und wer das gemacht hat?«

»Aus einem Album meiner Mom. Sie hat so viele Fotos von mir gemacht. Besonders später. Als sie krank war. Und Bescheid wusste.«

Vicky nickte, ohne den Blick von dem Foto zu wenden. Rachels Mutter war an Krebs gestorben, als Rachel zwölf war. Das war etwas, das sie miteinander verband, hatte Vicky gedacht, als Rachel es ihr erzählte: Sie hatten ihre Mütter zu einem Zeitpunkt verloren, als beide, die Mütter wie die Töchter, noch viel zu jung waren.

»Aber was hat das hier zu suchen?«, fragte Vicky. »Wer schickt dir das jetzt?«

Rachel machte eine Faust, presste sie zwischen Nase und Oberlippe und bewegte den Kopf langsam hin und her. Ob das eine Antwort auf ihre Fragen sein sollte, wusste Vicky nicht.

»Komm, setz dich.« Vicky klappte das Album zu und schob es aus Rachels Reichweite. Sie legte eine Hand auf die Schulter der jungen Frau. Rachel duckte sich weg. Vicky zog die Hand rasch zurück. Sie hätte daran denken sollen, dass Rachel sich nicht gern anfassen ließ.

Beide setzten sich an den Esszimmertisch. Rachel konnte durch das Fenster die Semiahmoo-Bucht des Staates Washington und die Stadt Blaine sehen. Bucht und Stadt strahlten heute im Glanz einer überraschenden Februarsonne. Vickys Haus lag unmittelbar hinter der kanadischen Grenze in White Rock. Das Städtchen drängte sich dicht an ein sichelförmiges Stück Ozean und wurde neidisch von der Stadt Surrey beäugt, die White Rock an den übrigen drei Seiten umschloss.

»Nun erzähl mir mal«, sagte Vicky. »Wer hat dir das geschickt?« Sie legte das Album auf den Tisch.

»Dennis«, sagte Rachel. »Das kann nur er sein.«

Dennis.

Immer wenn dieser Name fiel, musste Vicky an ihre erste Begegnung mit ihm denken. An jenem Tag war sie gerade auf dem Weg zur Bank gewesen. Und als sie auf der Höhe des großen Uhrenturms in der Johnston Road war, dessen Hauptzweck offenbar darin bestand, den Blick vom Hügel auf den Ozean zu verstellen, fiel ihr ein entgegenkommendes Pärchen auf. Beide waren jung, kaum über dreißig, der Mann groß und mit Bodybuilderstatur, die Frau viel kleiner, und beide trugen die gleichen blauweißen Jacken. Der lange blonde Zopf der Frau war halb aufgelöst, und zwar weniger vom Wind als von dem Mann, der mit der Faust immer wieder ruckartig daran zog.

Als das Paar näher kam, konnte Vicky die Worte des Mannes verstehen. Laut und wütend wiederholte er sie. »Hure. Du blöde Hure. Du gottverdammte, nichtsnutzige Hure. Blöde, gottverdammte Hure!«

Was sollte sie tun? Es wäre ein Leichtes, wegzusehen, die beiden ziehen zu lassen und sich damit zu beruhigen, dass es sie nichts angehe. Sie blickte die Frau an, in der Hoffnung auf irgendein hilfreiches Zeichen von ihr, eine stumme Aufforderung, entweder zum Eingreifen oder zum Wegschauen. Doch sie sah nur in das vollkommen leere Gesicht einer Schlafwandlerin. Es war ein sehr schönes Gesicht mit vollkommen ebenmäßigen Zügen. Die großen Augen und die zierliche Nase verliehen ihm etwas unschuldig Kindliches, doch seine Ausdruckslosigkeit hatte nichts mit kindlicher Unschuld zu tun.

Jetzt waren sie nur noch wenige Meter von Vicky entfernt. Wieder packte der Mann die Frau an den Haaren. »Du Scheiß-Hure«, sagte er und riss ihren Kopf mit einem Ruck zu sich herüber. Ihr Gesicht verriet keinerlei Schmerz.

»Lassen Sie das«, sagte Vicky und stellte sich dem Mann in den Weg. Ihr Herz klopfte, als wollte es davongaloppieren. Was hatte sie da bloß getan?

Der Mann blieb abrupt stehen, ließ die Haare der Frau los und seine Hand sinken. Die Frau blieb ebenfalls stehen. Vicky fixierte den Mann, der, so wie er da jetzt vor ihr stand, sicher mehr als 1,85 Meter groß sein mochte und um die Brust fast genauso breit. Er hatte dickes, dunkles, krauses Haar und entsprechend buschige, bewegliche Augenbrauen. Sein Gesicht war auf eine etwas grobe, selbstbewusste Art hübsch. Er starrte Vicky mit leicht geöffnetem Mund an.

»Das geht Sie nichts an«, sagte er mit einer überraschend zivilisierten Stimme.

»Was Sie da machen, ist strafbar«, sagte Vicky. Sie hoffte, dass das stimmte. »Sie haben nicht das Recht, einen anderen Menschen so zu behandeln.«

»Sie ist meine Frau, und ich kann sie verdammt nochmal behandeln, wie ich will.«

»Nein, das können Sie nicht. Sie ist nicht Ihr Eigentum.«

Der Mann stieß ein raues Lachen aus. Er nahm den Arm der Frau. »Los, komm«, sagte er.

Er machte einen Bogen um Vicky, allerdings nicht ohne sie mit der Schulter anzurempeln, sodass sie gezwungenermaßen ein paar Schritte zurückweichen musste.

Die Frau rührte sich nicht. »Los, komm jetzt«, sagte der Mann und packte sie noch fester oben am Arm.

»Sie müssen nicht mit ihm gehen«, sagte Vicky und sah jetzt die Frau an.

Die Frau sagte nichts, sondern senkte nur die Augen. Sie machte einen Schritt vorwärts, ob aus freiem Willen oder weil ihr Ehemann sie zog, hätte Vicky allerdings nicht zu sagen gewusst.

»Da drüben ist eine Bank.« Vicky wies mit der Hand auf eine Bank am Straßenrand, nur wenige Meter von ihnen entfernt. »Da können wir uns hinsetzen und ein bisschen plaudern, wenn Sie möchten. Er kann ja gehen. Ich bringe Sie dann nach Hause. Oder irgendwo anders hin.«

»Herrgott nochmal!«, schrie der Mann. »Lass uns endlich gehen!«

Doch nun regte sich Widerstand in der Frau. Sie veränderte ihre Haltung: Breitbeinig und leicht zurückgelehnt stand sie jetzt da und signalisierte so, dass der Mann sie nur mit Gewalt von der Stelle würde bewegen können.

»Lassen Sie sie los«, forderte Vicky. Aber inzwischen war ihr etwas mulmig geworden. Denn es war ja vermutlich die Frau, die am Ende für Vickys Eingreifen würde bezahlen müssen.

Ein älteres Paar näherte sich und musterte die drei besorgt. Aber vielleicht waren die beiden auch der Grund dafür, dass der Mann die Frau plötzlich losließ und ihr einen leichten Stoß in Vickys Richtung versetzte. Die zwei Frauen stolperten rückwärts gegen das Schaufenster eines Secondhandladens. Die Glasscheiben vibrierten...
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Leona Gom, Jahrgang 1946, wuchs im Norden von Alberta, Kanada, auf. Sie arbeitete als Dozentin für Englisch und Kreatives Schreiben an der University of Alberta und der University of British Columbia. Für ihre Lyrik und ihre Romane erhielt sie mehrere Auszeichnungen.Im Fischer Verlag erschienen ihre Kriminalromane mit der Heldin Vicky Bauer: >Vicky und der Mord im SucherVicky und das DoppelspielVicky und die rätselhaften Fotos