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Ein Landarzt zum Verlieben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Droemer Knaurerschienen am26.02.20181. Auflage
Ein charmanter Roman über die Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Glück mit einer großen Portion Herz und einer Prise Ernst. Das Leben der 28-jährigen Isa steckt in einer Sackgasse: Seit 20 Jahren hat sie ihren Vater nicht gesehen, den sie schmerzlich vermisst; vom Mann fürs Leben ist weit und breit nichts zu entdecken; und nun muss sie auch noch ihr Medizinstudium unterbrechen, um ihrer Mutter in der Familienpension zu helfen. Als wäre das nicht genug, taucht in der Landarztpraxis, die Isa zu übernehmen hofft, handfeste Konkurrenz auf: Dr. Aaron Berner, der Neffe des alten Arztes. Trotz heftiger Gegenwehr bringt der charmante Aaron Isa ganz durcheinander. Denn da ist auch noch ein geheimnisvoller Pensionsgast, zu dem sich Isa unerklärlich hingezogen fühlt ...

Heike Denzau, Jahrgang 1963, lebt mit Ehemann und zwei Töchtern in dem kleinen Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Viele ihrer Kurzgeschichten wurden in Anthologien veröffentlicht, und sie hat mehrere Kriminachromane geschrieben, die in Norddeutschland spielen.. Ihr Krimi »Die Tote am Deich« war nominiert für den Friedrich-Glauser-Preis 2012 in der Sparte Debüt.
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Produkt

KlappentextEin charmanter Roman über die Suche nach dem Sinn des Lebens und dem Glück mit einer großen Portion Herz und einer Prise Ernst. Das Leben der 28-jährigen Isa steckt in einer Sackgasse: Seit 20 Jahren hat sie ihren Vater nicht gesehen, den sie schmerzlich vermisst; vom Mann fürs Leben ist weit und breit nichts zu entdecken; und nun muss sie auch noch ihr Medizinstudium unterbrechen, um ihrer Mutter in der Familienpension zu helfen. Als wäre das nicht genug, taucht in der Landarztpraxis, die Isa zu übernehmen hofft, handfeste Konkurrenz auf: Dr. Aaron Berner, der Neffe des alten Arztes. Trotz heftiger Gegenwehr bringt der charmante Aaron Isa ganz durcheinander. Denn da ist auch noch ein geheimnisvoller Pensionsgast, zu dem sich Isa unerklärlich hingezogen fühlt ...

Heike Denzau, Jahrgang 1963, lebt mit Ehemann und zwei Töchtern in dem kleinen Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Viele ihrer Kurzgeschichten wurden in Anthologien veröffentlicht, und sie hat mehrere Kriminachromane geschrieben, die in Norddeutschland spielen.. Ihr Krimi »Die Tote am Deich« war nominiert für den Friedrich-Glauser-Preis 2012 in der Sparte Debüt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783426443958
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum26.02.2018
Auflage1. Auflage
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse825 Kbytes
Artikel-Nr.2358988
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

So, Maja, jetzt geht´s wieder ab in den Keller.«

Mein Biene-Maja-Wecker verzieht keine Miene, was er tun würde, wenn er könnte. Vorsichtig stecke ich ihn hinter die Postkartenbox in die Plastikwanne, denn ich möchte nicht, dass er auf dem Weg nach unten auch noch seinen linken Fühler verliert - schließlich geht schon der Verlust des rechten auf mich. Wecker sollten überhaupt aus wurfsicherem Material hergestellt werden.

Ein Blick in die Schublade verrät, dass der Nachttisch jetzt komplett leer ist. Okay, die Staubflusen zählen nicht. Ein letzter Rundumblick. Jetzt müsste ich alles haben - fast. Der Lattenrost knarzt ungnädig, als ich mich auf das Bett fallen lasse und nach dem hölzernen Zigarrenkästchen greife, das ungeöffnet auf dem Kopfkissen liegt. Wenn ich mein Zimmer nicht gerade räumen muss, halte ich das Kästchen im Kleiderschrank unter dem Pulloverstapel versteckt.

Ich nehme es und löse die zerfranste Schleife mit dem Teddybären-Aufdruck. Sie durch eine neue Schleife zu ersetzen, bringe ich nicht über mich, denn sie ist ein Stückchen Kindheit. Als ich den Deckel hebe, schaut Papa mich an. Ich versuche den Stich zu ignorieren, den der Anblick seines schmalen Gesichts mir versetzt, aber es will nicht ganz gelingen - wie immer. Darum schaue ich auch so selten in das Kästchen. Weil es wehtut. Auch noch nach fast zwanzig Jahren schmerzt mich der Anblick seines fröhlichen Lachens. Zeit heilt längst nicht alle Wunden, jedenfalls niemals so ganz. Allerdings kann ich jetzt als Achtundzwanzigjährige gut damit leben. Als Kind war es viel schwerer.

Auf dem zerknitterten Foto kräuselt sich neben Papas Kopf eine grüngelbe Luftschlange von der Wohnzimmerlampe. Er lacht aus voller Seele, und seine Augen lachen mit. Ich habe dieses Foto geschossen. An einem Silvesterabend, in einem anderen Leben. Seine Augen, die blau wie die Adria im Sommer sind, habe ich geerbt. Das braune Haar nicht. Meines ist honigblond wie das meiner Mutter. Wie von selbst gleitet mein Finger über die Wangen meines Vaters. »Mein kleiner Spatz«, murmle ich. So hat er mich immer genannt. Manchmal, wenn ich die Augen schließe und es mir gelingt, mich von allem um mich herum zu lösen, kann ich seine Stimme noch in mir abrufen. Aber oft gelingt es eben nicht mehr, und das lässt mich dann in Panik geraten. Und ich hasse diese Panik. Soll seine Stimme doch in mir verschwinden! Auf Nimmerwiedersehen, so wie er.

Abrupt nehme ich die Hand von der Fotografie. Ich war acht Jahre alt, da hatte es sich ausgespatzt. Weg war er, von einem Tag auf den anderen. Angeschrien haben Mama und er sich, bevor er ging, so fürchterlich, dass ich in mein Zimmer geflüchtet bin und mich unter die Bettdecke verkrochen habe. Ich weiß nur noch, dass ich laut geweint habe vor Angst und vielleicht auch, weil ich sie übertönen wollte. Irgendwann knallte eine Tür, dann war Ruhe bis auf Mamas und mein Weinen.

Ich klappe den Deckel der Zigarrenkiste zu und starre vor mich hin. Dieses Haus hat noch viele Tränen von meiner Mutter und mir geschluckt. Dass es nicht ersoffen ist ...

Ich komme nicht dazu, mich weiter in diese Gedanken zu verlieren, denn ich höre Mamas Schritte auf der Treppe. Schnell stopfe ich Kiste und Schleife zwischen die Bücher in die Plastikwanne.

Ich versuche, nicht auf ihre Frisur zu starren, als sie mein Zimmer betritt. Sie sieht aus, als trüge sie eine Kurzhaarperücke, die die Nacht in der Mikrowelle verbracht hat. Auf Höchststufe. Jedes einzelne Haar ihres dichten blonden Schopfs ist kraus und zauselig. Und das Schlimme daran - ich bin dafür verantwortlich. Als ich ihr heute Morgen das Haar gewaschen und geföhnt habe, ist mir wieder einmal klar geworden, dass Friseure richtig tolle Handwerker sind oder vielmehr Künstler. Mir ist es nicht gegeben, mit nur zwei Händen eine wenigstens einigermaßen akzeptable Frisur zu föhnen. In ein paar Hunderttausend Jahren wird uns evolutionsbedingt bestimmt eine dritte Hand gewachsen sein, um den Föhn zu halten, während die anderen beiden Hände damit beschäftigt sind, die einzelnen Strähnen auf die Rundbürste zu bekommen. Leider ist das für mich zu spät. Und vor allem für Mamas Styling.

Sie blickt sich um. »Isa-Schatz, ist jetzt alles Persönliche raus aus dem Zimmer? Hast du das Bett frisch bezogen?«

»Ja, Mama.«

Ihre bandagierte Rechte streicht über die hellblau-weiß gestreifte Bettdecke. Ihr linker Arm hängt in einer Schlinge. Mama ist vor drei Monaten beim Reinigen der Dachrinne von der Trittleiter gefallen. Die Operationen an den Armen liegen schon einige Wochen zurück, aber sie kann den linken Arm immer noch nicht richtig bewegen. Nächste Woche nimmt sie endlich die längst fällige Reha wahr.

»Und du hast gesaugt und Staub gewischt?« Meine Mutter lugt von einer Ecke des Zimmers in die andere und scannt dabei jeden Winkel. Wie eine Krankenschwester auf der Suche nach einem entflohenen Tuberkelbazillus.

Ich schlage meine Handkante gegen die Stirn. »Jawohl, Schwester Silke. Die Quarantänestation der Uniklinik ist ein Seuchenpfuhl gegen diesen Raum.«

Sie zeigt mir ein falsches Lächeln. »Warum schenkst du dir deine albernen Bemerkungen nicht endlich, Isa?«

Sie nennt es albern, ich nenne es Humor. Aber das sage ich ihr nicht, weil ich weiß, dass ihre Antwort wieder mit dem Satz enden würde: »Das steckt von deinem Vater in dir.«

Das wenige, das sie von meinem Vater in mir erkennt, ist immer abartig. Jedenfalls strahlt ihr Gesicht das aus, wenn sie sich zu dieser Äußerung hinreißen lässt.

Statt zu antworten, gehe ich zum Fenster und schaue hinaus. Die Elbe strömt an diesem Maitag hellgrau vor dem mit Schafen und Lämmern bevölkerten Deich entlang. Sie fließt eher träge, was zu unserem beschaulichen schleswig-holsteinischen Örtchen passt. In Elmfleth herrscht nie Hektik. Wie auch. Dreihundertvierundsechzig Seelen, verteilt auf jede Menge landwirtschaftliche Fläche und ein Dörfchen mit Kirche und baufälligem Gemeindehaus, das gleichzeitig Kultur-, Sport- und Einkaufszentrum ist, können gar keinen Stress verursachen.

Hier, vom zweiten Stock unserer Pension aus, hat man einen wundervollen Blick auf den Fluss. Die Frühjahrssonne lässt das Wasser wie verzaubert schimmern. Allerdings lassen die Sonnenstrahlen auch erkennen, dass Fensterputzen nicht zu meinen herausragenden Fähigkeiten gehört. Um die Aufmerksamkeit meiner Mutter nicht auf die Schlieren zu lenken, greife ich nach Bob, der in einem antiken geblümten Porzellannachttopf sein Dasein auf der Fensterbank fristet, und setze ihn zuoberst auf die übervolle Plastikwanne.

»Lass doch den Farn stehen, Isa.« Mamas Blick fällt auf die vertrockneten Blättchen am Boden, die Bob bei unserem Rückzug verloren hat. Wäre sie nicht so lädiert, hätte sie sich längst gebückt und sie aufgesammelt. »Warum schleppst du ihn immer mit in dein Sommerzimmer?«

»Weil er persönlich ist.« Mit einem letzten wehmütigen Blick auf das wunderschöne Elbpanorama verlasse ich mit der schweren Wanne mein Zimmer. »Sommerzimmer!«, murmle ich dabei. Wenn ein Zimmer das Attribut Sommer nicht verdient, dann das Zimmer, in das ich Bob jetzt bringe.

»Was hast du gesagt, Isa?« Die Stimme meiner Mutter klingt leicht gereizt, während sie gebückt mit der bandagierten Hand versucht die Bettdecke zu glätten.

»Nichts, Mama.« Sie müsste doch langsam mal wissen, dass ich Gemurmeltes nicht laut wiederhole. Ich murmle oft. An der Treppe bleibe ich stehen, weil der schwarze Kater meiner Oma mitten auf der vorletzten Stufe liegt. Mit der Wanne in den Händen kann ich unmöglich über ihn rübersteigen. »Luzifer, verschwinde.« Ich stupse ihn mit dem Fuß an, weil er sich nicht rührt. »Luzifer!«

Aus meinem Zimmer erklingt Mamas Lachen. »Vielleicht solltest du ihn mit seinem richtigen Namen anreden, dann macht er Platz. Eventuell.« Sie lacht wieder.

Ich mag Tiere, wirklich, aber den Kater meiner Oma kann ich nicht ausstehen. Nicht, weil er fett und faul ist und schnarcht wie ein Grizzly, sondern weil er etwas Heimtückisches im Blick hat. Darum nenne ich ihn auch nicht Karlchen - das klingt viel zu niedlich -, sondern nach dem fiesen Kater aus dem Disney-Cinderella-Film.

»Isa?«

Ich drehe mich am Treppenabsatz noch einmal zu Mama um. »Ja?«

»Hast du zufällig heute Abend noch eine Verabredung?«

Wie ich es hasse, wenn sie diese Frage stellt. Sie will damit nicht nur in meinem Liebesleben herumbohren, sondern, falls ich diese Frage mit einem Nein beantworte, und das werde ich, eine Forderung hinterherschicken.

»Nein.«

Ich habe seit fast anderthalb Jahren kein Date mehr gehabt. Eine so große Zeitspanne lag noch nie zwischen meinen Beziehungen. Seit dem Desaster meiner letzten Beziehung - darüber möchte ich jetzt nicht nachdenken - bin ich solo.

»Wie schön«, sagt meine Mutter und meint damit definitiv nicht nur die Tatsache, dass ich verabredungslos bin. Nein, sie meint damit, dass sie mir dann ja beruhigt einen Auftrag erteilen kann. »Frau Weller hat Omas Lieblingskuchen gebacken. Es wäre wunderbar, wenn du ihr nachher noch ein Stück davon vorbeibringen könntest.«

»Heute?« Ich stelle die Wanne ab, weil sie mir zu schwer wird, und sehe auf die Armbanduhr. »Ich muss doch gleich rüber in die Praxis. Und nach der Arbeit wollte ich das Sommerzimmer in Ruhe herrichten. Ich bringe ihr den Kuchen morgen.« Dass ich heute Abend eigentlich gar nicht einräumen, sondern mit Jette telefonieren will, ist schließlich nicht von Belang, wenn ich damit den Besuch bei meiner Oma hinauszögern kann.

»Morgen sind die Streusel nicht mehr kross, Isa, und dann...
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Autor

Heike Denzau, Jahrgang 1963, lebt mit Ehemann und zwei Töchtern in dem kleinen Wewelsfleth in Schleswig-Holstein. Viele ihrer Kurzgeschichten wurden in Anthologien veröffentlicht, und sie hat mehrere Kriminachromane geschrieben, die in Norddeutschland spielen.. Ihr Krimi »Die Tote am Deich« war nominiert für den Friedrich-Glauser-Preis 2012 in der Sparte Debüt.