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Vorwärts küssen, rückwärts lieben

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
464 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am28.08.2017
Eines Tages wird dein Prinz kommen, haben sie gesagt. Doch von wo und wann war nie die Rede ...
Eigentlich wollte Pia sich nie wieder in einen Schönling verlieben. Eigentlich sollte es ein Sommer werden, in dem Mückenstiche und Fruchtfliegen zu ihren größten Herausforderungen zählen. Aber dann steht August vor ihr. Charmant, schlagfertig und sexy wie Ryan Gosling. Selbst Pias dicker Kater ist entzückt. Während Pia schon anfängt, ihr Luftschloss einzurichten, bleibt ihr bester Freund Eddi skeptisch. Wie oft musste er miterleben, dass aus Pias Zuckerwatteherz ein dicker Teerklumpen wird. Er ist ganz sicher: Pia braucht keinen Traumprinzen an ihrer Seite, sondern einen Kumpeltypen zum Anfassen. Denn ohne Freundschaft bleibt jede Liebe immer nur eine Luftnummer. Und tatsächlich: Das Leben hält in Liebesdingen eine zauberhafte Überraschung für Pia bereit - im wahrsten Sinne des Wortes!

Sybille Hein lebt und arbeitet als Autorin und Illustratorin in Berlin. Mit ihrem Musik-Kabarett Sybille und der kleine Wahnsinnige tourte sie jahrelang durch die Republik und füllte viele Kabarettsäle. Schon in ihren Bühnenprogrammen nahm sie am liebsten das tragikomische Gerangel der Geschlechter aufs Korn. Vorwärts küssen, Rückwärts lieben ist ihr erster Erwachsenenroman. Teil des Romans ist eine Songkollektion, die eigens für diese Geschichte getextet und komponiert wurde.
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Produkt

KlappentextEines Tages wird dein Prinz kommen, haben sie gesagt. Doch von wo und wann war nie die Rede ...
Eigentlich wollte Pia sich nie wieder in einen Schönling verlieben. Eigentlich sollte es ein Sommer werden, in dem Mückenstiche und Fruchtfliegen zu ihren größten Herausforderungen zählen. Aber dann steht August vor ihr. Charmant, schlagfertig und sexy wie Ryan Gosling. Selbst Pias dicker Kater ist entzückt. Während Pia schon anfängt, ihr Luftschloss einzurichten, bleibt ihr bester Freund Eddi skeptisch. Wie oft musste er miterleben, dass aus Pias Zuckerwatteherz ein dicker Teerklumpen wird. Er ist ganz sicher: Pia braucht keinen Traumprinzen an ihrer Seite, sondern einen Kumpeltypen zum Anfassen. Denn ohne Freundschaft bleibt jede Liebe immer nur eine Luftnummer. Und tatsächlich: Das Leben hält in Liebesdingen eine zauberhafte Überraschung für Pia bereit - im wahrsten Sinne des Wortes!

Sybille Hein lebt und arbeitet als Autorin und Illustratorin in Berlin. Mit ihrem Musik-Kabarett Sybille und der kleine Wahnsinnige tourte sie jahrelang durch die Republik und füllte viele Kabarettsäle. Schon in ihren Bühnenprogrammen nahm sie am liebsten das tragikomische Gerangel der Geschlechter aufs Korn. Vorwärts küssen, Rückwärts lieben ist ihr erster Erwachsenenroman. Teil des Romans ist eine Songkollektion, die eigens für diese Geschichte getextet und komponiert wurde.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641176655
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum28.08.2017
Seiten464 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse7104 Kbytes
Illustrationenmit 16-stg. illustriertem Bildteil
Artikel-Nr.2363344
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


DER PIZZAPRINZ

Ein einsames Räuberbein, Tiefkühlkost
für Nachtschwärmer und ein verheißungsvoller
Tauschhandel

Es fing an einer Tiefkühltruhe an. An einer Tiefkühltruhe mit romantischem Potenzial. Später nannten wir sie auch »Schicksalstruhe«, »Truhe der Verdammnis« oder »Pias kaltes Grab«. Aber der Reihe nach.

Die Truhe stand nicht in Tübingen, Lüneburg oder Würzburg, sondern im Prenzlauer Berg in Berlin. Einem Stadtteil, der auch deswegen so bekannt ist, weil er sich in vielerlei Hinsicht genauso anfühlt wie Tübingen, Lüneburg oder Würzburg.

Im Grunde ist der Prenzlauer Berg ein überfülltes Dorf mitten in Berlin. In den Bäumen wohnen Eichhörnchenfamilien. Die Kinder lassen ihre Bälle über das Kopfsteinpflaster hoppeln. In so mancher Straße hängen im Herbst Äpfel an den Ästen, und im Sommer blühen Geranien auf den Balkonen. (Allerdings nennen wir sie Pelargonien und legen pro Pflanze gerne zwanzig Euro auf den Tisch.) Ich duze alle Nachbarn bei mir im Haus. Wir leihen uns Eier und Mehl und Butter und Staubsauger aus. Wir tauschen Kochrezepte und Kopfschmerztabletten und nicht selten auch die Männer. Wenn mein dicker Kater mal wieder im zweiten Hinterhof im Kellerschacht feststeckt, leitet immer
irgendjemand eine aufwendige Rettungsaktion in die Wege. Ich weiß mehr von meinen Nachbarn, als meine Eltern von ihren Nachbarn wissen, denn es gibt ja keine Jalousien. Und weil wir alle furchtbar locker sind, hängen wir natürlich auch keine Gardinen auf.

Als meine Flurnachbarin Halina vor zwei Jahren in unser Haus zog, wusste ich schon nach kurzer Zeit, dass sie sich gerne zu
Devendra Banhart die Zähne putzt und den Zahnpastaschaum anschließend in ihre Blumentöpfe spuckt. Ich konnte ihr von meinem Küchenfenster aus dabei zusehen. Unsere Freundschaft begann nicht in unserem Treppenhaus, sondern schon lange vorher hinter unseren Küchenfenstern, durch die wir uns beide heimlich beobachteten.

Natürlich gibt es im Prenzlauer Berg auch echte Tante-Emma-Läden. Sie sehen auf den ersten Blick nur nicht danach aus. Von außen versuchen sie, nobel und weltstädtisch zu wirken, aber sobald man den Laden betritt und sich die Schiebetür hinter einem schließt, fühlt es sich trotzdem nach Dorfladen an.

Mein Tante-Emma-Laden war ein Kaiser´s in der Winsstraße. Ich hätte mit verbundenen Augen zu den Kichererbsen laufen können, und hätten die Salatgurken ihren Auslageplatz mit den Süßkartoffeln getauscht, wäre es mir sofort ins Auge gefallen. Ich plauderte mit der Kassiererin über verschollene Einkaufskörbe und mit dem Pfandflaschenmann über Benno Führmann. Schulden anschreiben lassen und Weintrauben naschen wurde zwar nicht ganz so gerne gesehen wie in dem winzigen Tante-Emma-Laden meiner Kindheit, aber es gab andere Vorteile. Wir hatten hier keine wohlmeinenden Bonbonpetzen, und wir mussten uns auch nicht vor einer schlaflosen Nacht fürchten, weil wir wieder mal vergessen hatten, den Pfarrer an der Wursttheke zu grüßen.

Als ich August das erste Mal in die Arme lief, wollte ich gerade ein paar Besorgungen für einen gemütlichen Abend mit Downton Abbey, Pizza und spanischem Rotwein machen. Noch vor fünf Minuten hatte ich einem störrischen Overnight-Kurier gegenübergestanden, der sich standhaft weigerte, ein Paket von mir mitzunehmen. Ich hatte an diesem Tag ein aufwendiges Bilderbuchprojekt abgeschlossen, eine Geschichte über einen betagten Räuberhauptmann und seine abgehalfterte Bande. Meine Zeichnungen wurden im Verlag schon ungeduldig erwartet.

Ich erfand und zeichnete Kindergeschichten. Man konnte sich damit keine goldene Nase verdienen, aber für mich war es ein Traumberuf. Wenn ich wollte, konnte ich an einem Tisch unterm Obstbaum zeichnen oder den ganzen Tag im Schlafanzug arbeiten und auf meinem weißen Papier erfinden, wonach mir der Sinn stand, während im Hintergrund ein spannendes Hörspiel, ein
Radiofeature oder meine neueste Lieblingsmusik lief.

Als der übellaunige Paketbote an meiner Wohnungstür klingelte, hatte ich meine zweiunddreißig bunten Aquarellcollagen noch nicht verpackt. Ich hatte nicht einmal damit angefangen, weil ich immer noch an einem Räuberbart herumpinselte, der mir nicht flauschig genug war. Gerade eben hatte sich eine Figur vom Blatt gelöst, der ich unbedingt noch etwas Kleber unter den Papierpo schmieren musste.

»Das wird nix«, maulte der Mann auf der Türschwelle. »Ich komm morgen wieder!«

»Nee, nee. Das muss ja morgen schon in Hamburg sein.«

»Tja.«

»Es dauert nur drei Minuten, ich beeil mich.«

»Drei Minuten? Macht bei vierzig Paketen hundertzwanzig Minuten. Das sind volle zwei Stunden. Zahl´n Se mir das?«, brüllte er durchs ganze Treppenhaus. »Den ganzen Krempel kriegen Sie nie im Leben in drei Minuten verpackt. Wett ick!«

Erst als ich auf die Idee kam, den Mann mit einem zerknitterten Fünf-Euro-Schein und einem Bündel Salzstangen zu bestechen, lenkte er ein.

Zehn Minuten später lief er mit meinem Paket unterm Arm die Treppe hinunter, und ich atmete erleichtert auf. Am liebsten hätte ich mich gleich auf mein Sofa fallen lassen: Pizza auf den Knien, Weinglas griffbereit, Fernbedienung schon in der Hand. Ich wollte Downton Abbey gucken, bis mir die Augen zufielen. Bis die wunderschöne Mary Crawley endlich wieder glücklich in den Armen eines hübschen Lords lag. Vielleicht käme Halina dazu. Dann könnten wir zusammen schmachten und zwischendurch auf mein fertiges Bilderbuch anstoßen. Doch leider war mein Kühlschrank komplett leergefegt und mein Weinvorrat aufgebraucht. Im letzten Rest Rotwein schwammen schon die Fruchtfliegen.

Als ich vorm Supermarkt vom Fahrrad stieg, klingelte das Handy in meiner Jackentasche. Eddi war am Apparat. Vielleicht hatte ihn eine Vorahnung zum Hörer greifen lassen. Sein Anruf hätte meinem Schicksal in letzter Minute einen Stoß in eine andere Richtung geben können. Eddi wollte mich für zwei, drei Gläser nach Kreuzberg ins Möbel Olfe locken, eine seiner Lieblingsbars. Aber meine Sehnsucht nach zwei, drei Gläschen Wein in den eigenen vier Wänden, eingemummelt in dicke Wollsocken und einen langen Gammelpulli, war größer. Eddi versuchte nur halbherzig, mich zu überreden.

»Pia, und wenn der lustige Schweizer wieder da ist?«

»Dann grüß ihn von mir.«

»Ihr habt euch doch so großartig unterhalten. Und er riecht so gut! Ich würd ihn nehmen.«

»Du hast Charly.«

»Du willst ihn nur nicht wegen seiner Segelohren, so was kann man doch heute ...«

Ich seufzte laut ins Telefon: »Herrje. Ich guck mir den Schweizer nächste Woche noch mal genauer an. Heute Abend würden meine Augenringe mit seinen Segelohren um die Wette eifern. Hab einen schönen Abend und grüß Charly.«

Eddi seufzte etwas leiser in die Muschel. »Na dann, Pia. Ab in die Wollsocken. Und grüß du mir deine Lords und Ladys.«

Eddi hatte in den vielen Jahren unserer Freundschaft ein
gutes Gespür für meine romantischen Sehnsüchte entwickelt. Wir kannten uns aus Schulzeiten und somit aus einem anderen Leben. Eddi hatte bei meinem ersten Kuss Schmiere gestanden und nach meinem letzten Kuss mal wieder eine Familienpackung Taschentücher vorbeigebracht. Zwischen diesen beiden Küssen lagen fast zwei Jahrzehnte.

Im Supermarkt lief ich im Stechschritt durch die Regalreihen. Eine Flasche Rotwein klemmte schon unter meinem Arm. Ich bog zu den Tiefkühltruhen ab, um mir noch ein leckeres Auftauwunder für den Backofen zu besorgen. Entscheidungsfreudig griff ich nach der letzten Packung Mozzarellapizza, doch auf der anderen Seite der Truhe war jemand schneller.

»Oh, wolltest du auch?«

Ein verflixt hübscher Kerl sah mich an.

Ein verirrter Märchenprinz!

Ich war als Kind haushoch in den dunklen schönen Prinzen aus Drei Haselnüsse für Aschenbrödel verliebt gewesen. Hier stand er leibhaftig vor mir. Mit kleiner Kerbe im Kinn und ohne seinen flatterbunten Märchenfummel. Schick angezogen war er trotzdem: weißes Hemd, dunkelblaue Anzughose (mit Bügelfalte!), darüber ein verdammt lässiger Trenchcoat. Aber neben der brummenden Tiefkühltruhe wirkte er irgendwie deplatziert.

»Nee, nimm ruhig«, sagte ich endlich.

Mein Gegenüber schaute unschlüssig auf die Pizzapackung in seinen Händen und ließ den Blick erneut über das Tiefkühlsortiment gleiten.

»Ich nehm dann Schinken-Pilze, ist schon in Ordnung«, schickte ich hinterher und hoffte, die Sache damit abzukürzen. Ich fühlte mich ganz und gar nicht schönlingstauglich. Zu Hause hatte ich den ganzen Tag mit Sprühkleber herumhantiert, bestimmt war mein Gesicht voller schwarzer Schlieren, die ein Uneingeweihter auch für Schimmelpilz halten konnte. Ich gehörte nicht zu den Frauen, die selbst mit der herannahenden Flutwelle im Augenwinkel noch einen kurzen Blick in den Spiegel werfen. Ich hatte mir nicht mal die farbverschmierten Hände gewaschen, bevor ich aus der Wohnung gesprungen war. Meinen Lippenstift hatte ich beim Mantelanziehen aufgetragen. Keine Ahnung, ob er auch wirklich auf meinen Lippen gelandet war.

»Gilt nicht auch an Tiefkühltruhen: Frauen und Kinder zuerst?«, kam es von der anderen Seite der Truhe, und wunderschöne graublaue Augen sahen mich belustigt an. Ich könnte hinter der Truhe abtauchen und auf den Knien bis zum Gemüse krabbeln, um mich in Sicherheit zu bringen, dachte ich. Doch stattdessen hörte ich mich patzig sagen: »Dass zwischen so viel Bügelfalten ein echter Gentleman steckt, hätte ich mir ja denken...

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Sybille Hein lebt und arbeitet als Autorin und Illustratorin in Berlin. Mit ihrem Musik-Kabarett Sybille und der kleine Wahnsinnige tourte sie jahrelang durch die Republik und füllte viele Kabarettsäle. Schon in ihren Bühnenprogrammen nahm sie am liebsten das tragikomische Gerangel der Geschlechter aufs Korn. Vorwärts küssen, Rückwärts lieben ist ihr erster Erwachsenenroman. Teil des Romans ist eine Songkollektion, die eigens für diese Geschichte getextet und komponiert wurde.