Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
560 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am09.01.2018
Die Galaxis hat riesige Imperien aufsteigen und fallen sehen. Jetzt hat sich die menschliche Zivilisation verstreut, und es gibt überall verborgene Schätze zu finden. Wenn man weiß, wo man suchen muss - wie Captain Rackamore und seine Crew. Der nächste Auftrag jedoch könnte sich für die Raumpiraten nicht nur als höchst lukrativ, sondern auch als äußerst tödlich erweisen ...

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Mit seinem Debütroman »Unendlichkeit« führte er die Science-Fiction ins 21. Jahrhundert: Millionen von Leserinnen und Lesern rund um die Welt haben die Abenteuer der Menschheit in dieser fernen, düsteren Zukunft verfolgt. Heute lebt Alastair Reynolds mit seiner Familie in Wales.
mehr

Produkt

KlappentextDie Galaxis hat riesige Imperien aufsteigen und fallen sehen. Jetzt hat sich die menschliche Zivilisation verstreut, und es gibt überall verborgene Schätze zu finden. Wenn man weiß, wo man suchen muss - wie Captain Rackamore und seine Crew. Der nächste Auftrag jedoch könnte sich für die Raumpiraten nicht nur als höchst lukrativ, sondern auch als äußerst tödlich erweisen ...

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Mit seinem Debütroman »Unendlichkeit« führte er die Science-Fiction ins 21. Jahrhundert: Millionen von Leserinnen und Lesern rund um die Welt haben die Abenteuer der Menschheit in dieser fernen, düsteren Zukunft verfolgt. Heute lebt Alastair Reynolds mit seiner Familie in Wales.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641214722
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum09.01.2018
Seiten560 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3316 Kbytes
Artikel-Nr.2363443
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Adrana hatte Doktor Morcenx immer gehasst. Er war schon vor unserer Geburt unser Hausarzt gewesen, seit unsere Eltern auf Mazarile gelandet waren. Er war da gewesen, als Adrana und ich heranwuchsen, und er war da gewesen, als die Seuche unsere Mutter dahinraffte. Die Seuche war der Grund, warum mein Vater etwas gegen Männer wie Kapitän Rackamore hatte, er fand nämlich, sie hantierten mit Dingen, die besser weggesperrt bleiben sollten, aber soweit ich weiß, wurde nie bewiesen, dass die Seuche aus einer Blase kam.

Das alles hielt ihn nicht davon ab, sich eine unüberlegte Investition in genau die Art von Geschäften aufschwatzen zu lassen, die er missbilligte.

So war er eben: wider besseres Wissen leicht zu überreden. Und am Abend eines Formungstags im Frühling 1799 in der Halle der Geschichte war das Desaster perfekt. Vater war hingegangen, um zu erfahren, was ihm seine Anlage eingebracht hatte, und weil er vor all den betuchten Bonzen in der Handelskammer von Mazarile Eindruck machen wollte, hatte er uns beide mitgenommen. Wir sollten uns von unserer besten Seite zeigen. Zwei wohlerzogene, gesittete junge Damen.

Adrana wollte das Theater nicht mitmachen.

»Doktor Morcenx«, rief Vater, als er den Hausarzt ein paar Tische weiter bemerkte. »Setzen Sie sich doch zu uns. Sie haben Adrana und Arafura schon so lange nicht mehr gesehen. Sind sie nicht groß geworden?«

Doktor Morcenx hinkte zu uns herüber. Er hatte eine Figur wie ein Pfefferstreuer und trug stets viel zu viele Schichten schwarzer Kleidung übereinander. »Es ist mir immer ein Vergnügen, Mr. Ness«, säuselte er mit seiner rauen Stimme und fasste sich mit der Hand an die Stirn. Dann fing er an zu summen. Doktor Morcenx summte immer irgendein Liedchen, als wollte er die eigenen Gedanken ausblenden, so wie manchmal ein Schädel ein Signal von einem anderen überlagert. »Sie können sehr stolz auf Ihre Töchter sein«, schmeichelte er in einem Ton, der vor Schleim nur so triefte. »Sie sind Ihnen sicher ein großer Trost, nachdem Kapitän Lars Expedition eine solche Enttäuschung war. Hoffentlich hatten Sie nicht zu viel investiert?«

»Es wird uns nicht umbringen.« Vater machte gute Miene zum bösen Spiel.

»Sie lassen sich nicht unterkriegen, Mr. Ness, und das gereicht Ihnen ebenso zur Ehre wie Ihre Töchter. Zwei prächtige junge Mädchen. Mit großer Freude habe ich sie durch ihre Entwicklung begleitet.« Er begann wieder zu summen und kramte mit seinen fetten Stummelfingern in seiner Tasche. »Möchtet ihr ein ...«

»Für Ihre Bonbons sind wir inzwischen doch zu alt«, sagte Adrana. »Ich bin achtzehn, und bei Fura dauert es nicht mehr lange.«

»Schon gut«, sagte ich und sträubte mich nicht, als der Doktor die Tüte mit den Süßigkeiten herauszog und mir ein Ingwerbonbon in die Hand drückte.

»Ich wollte Sie immer wieder einmal besuchen«, wandte sich Doktor Morcenx an unseren Vater. »Um etwas mit Ihnen zu besprechen, das von Interesse sein könnte ... besonders, was Arafura angeht. Die Kinderjahre sind so kostbar ...«

»Sie ist kein Kind mehr«, unterbrach ihn Adrana. »Und ich weiß genau, was Sie im Sinn haben. Es geht um das Medikament, nicht wahr? Mit dem man die Entwicklung verzögern kann. Aber das können Sie sich ...«

»Nicht in diesem Ton«, fiel ihr Vater ins Wort. »Der Doktor hat dich und Fura in all den Jahren sehr gut betreut.«

»Ach ja«, spottete Adrana. »Und es ist ganz normal, dass er sich andauernd in unserem Haus herumdrückt, als ob er hier wohnt. Damit ist jetzt Schluss, Doktor Mondgesicht.« Sie konnte das Wort so beiläufig einfließen lassen, dass es einem kaum auffiel, so als wäre es wirklich sein Name. »Ich bin alt genug, um Bescheid zu wissen, und bei Fura wird es bald so weit sein.«

»Du entschuldigst dich auf der Stelle«, befahl Vater.

»Ich denke nicht daran«, gab Adrana zurück. »Du kannst mich nicht zwingen, und du kannst mich auch nicht zwingen, diesen blöden Abend mit dem blöden Kapitän und all deinen blöden Freunden zu genießen und so zu tun, als hätten sie nicht gerade alle ihr halbes Vermögen verschleudert.«

»Ich kann dich aber von Paladin nach Hause bringen lassen«, drohte Vater.

Unser alter roter Roboter drehte seinen kugelförmigen Glaskopf hin und her und versuchte, dem Gespräch zu folgen. Im Innern der Kugel gingen Lichter an und aus. Paladin wurde oft konfus, wenn sein Name erwähnt wurde, ohne dass er einen einfachen, direkten Befehl erhielt.

»Ich melde mich«, versprach Doktor Morcenx und steckte seine Bonbons wieder ein.

»Ich bitte um Verzeihung für die Ungezogenheit meiner Tochter«, sagte Vater.

»Machen Sie sich keine Gedanken, Mr. Ness. Die emotionale Labilität junger Menschen ist mir nicht neu.«

Er wandte sich ab und watschelte zu seinem Tisch zurück. Wir sahen ihm nach. Im Nacken hatte er einen Fettwulst, der aussah wie ein aufgeblasener Schlauch. Und er summte immer noch vor sich hin.

»Das wäre nicht nötig gewesen«, sagte Vater. »Ich habe mich noch nie so ...«

»Geschämt?«, vollendete Adrana. »Weißt du, was wirklich beschämend ist? Eine Ness zu sein. Sich an die besseren Kreise von Mazarile ranzuschmeißen und so zu tun, als wären wir mehr, als wir wirklich sind.«

Ich war fast froh, als ein Betrunkener im Publikum zu randalieren anfing. Oben auf dem Podium redete Kapitän Malang Lar einfach weiter. Dann stand jemand von der Handelskammer auf und wollte den Betrunkenen niederbrüllen, doch da war es schon zu spät. Gendarmen in Pagenkappen und mit blitzenden blauen Schulterstücken stürmten von hinten durch die Zuhörer und versuchten den Betrunkenen gewaltsam abzuführen. Doch der gab sich nicht geschlagen, er attackierte die Ordnungshüter, taumelte gegen einen Tisch und stieß ihn um.

Paladin drehte sich um. »Störung erkannt«, sagte er immer wieder. »Störung erkannt.«

Vater krempelte die Ärmel hoch. »Ich sollte wohl ...«, begann er und suchte mit großer Geste den Eindruck zu vermitteln, er gedenke sich einzumischen. Dabei fühlte er sich hinter seinem Schreibtisch viel wohler als bei einem Handgemenge mit Betrunkenen.

Nun fiel uns beiden auf, dass Adrana sich vom Tisch weggeschlichen hatte.

Vater wandte sich an Paladin und fauchte: »Geh sie suchen!«

Der Roboter drehte den Kopf, rollte vom Tisch weg und bahnte sich einen Weg durch das Getümmel. Jemand versetzte ihm einen Tritt, nur weil es ihm Spaß machte, eine empfindungsfähige Maschine zu treten. Paladin war dergleichen gewohnt. Er wackelte zwar heftig, konnte sich aber aufrecht halten.

»Er hätte besser auf sie aufpassen müssen«, knirschte Vater wütend und zog seine Ärmel wieder herunter.

»Paladin kann nichts dafür«, protestierte ich. »Er ist eben ein alter Roboter, und er tut sein Bestes. Hör zu, ich sehe mal, ob ich sie finde. Man wollte die Leute nur durch den Nordeingang einlassen, nicht wahr?«

»Nein.« Vater wischte sich mit der Hand über die schweißnasse Stirn. »Man hat beide Eingänge geöffnet, und du kannst davon ausgehen, dass deine Schwester einen davon ansteuert.«

Paladin suchte immer noch den Raum ab, seine Kopfkugel drehte sich, und die Lichter unter dem Glas blinkten hektisch.

»Schön«, sagte ich zu ihm. »Du gehst zurück zur Garderobe, wo wir reingekommen sind. Ich gehe zum Südeingang.«

»Kann ich mich darauf verlassen, dass du zurückkommst?«, fragte Vater.

»Natürlich.«

Ich hatte es tatsächlich vor. Es lag nicht in meiner Absicht, ungehorsam zu sein. Ich wollte, dass wir alle wieder in die Tram stiegen und über die Jauncery-Promenade nach Hause fuhren, weg von dem chaotischen Trinkgelage, das als gesellschaftliches Ereignis begonnen hatte. Ich wollte zurück in mein Zimmer im dritten Stock neben dem Wohnzimmer, wo sich all unsere Bücher, Landkarten und Spiele befanden.

»Beeil dich«, drängte Vater.

Ich stand auf, machte einen Bogen um das Handgemenge - das sich inzwischen beruhigte, weil weitere Gendarmen eintrafen - und wollte mich auf den Weg durch die Halle der Geschichte machen.

Eine feuchtkalte Hand schloss sich um meinen Arm.

»Deine Schwester hat einen schlechten Einfluss auf dich. Je früher sie aus deinem Leben verschwindet, desto besser. Wollen wir gemeinsam nach ihr suchen?«

»Ich komme schon klar, Doktor«, sagte ich und entschlüpfte ihm, als wären seine Finger mit Schleim überzogen. »Behalten Sie diesen Raum im Auge. Der Roboter versucht sie zu finden, aber er hat kein sehr leistungsfähiges Bildverarbeitungssystem.«

»Du bist ein braves Mädchen, Arafura. Wenigstens eine von euch ist wohlgeraten und macht dem Andenken eurer Mutter Ehre.«

»Danke, Doktor Mond ... Morcenx.« Die Beleidigung war mir versehentlich herausgerutscht, fast, als wäre Adrana in mich hineingefahren, um mich aufzuhetzen. Ich lächelte verlegen und ließ ihn stehen. Ich wusste ja, dass er mich mit seinem Hinkefuß niemals einholen konnte. Adrana und ich trugen zwar unsere besten Kleider und Schuhe, aber wenn wir den Rock hochrafften, konnten wir notfalls auch rennen.

Die Halle war sehr viel länger als breit. Das musste so sein, denn sie hatte eine ganze Menge Geschichte zu fassen. Früher, bevor ich wusste, worum es eigentlich ging, hatte mir die Halle der Geschichte einfach deshalb gefallen, weil sie mit der langen schwarzen Längswand und den senkrechten bunten Streifen, die wie Zaunpfosten in unregelmäßigen Abständen daran aufleuchteten, so hübsch aussah. Die kräftigen Farben und die Schrift...

mehr

Autor

Alastair Reynolds wurde 1966 im walisischen Barry geboren. Er studierte Astronomie in Newcastle und St. Andrews und arbeitete lange Jahre als Astrophysiker für die Europäische Raumfahrt-Agentur ESA, bevor er sich als freier Schriftsteller selbstständig machte. Mit seinem Debütroman »Unendlichkeit« führte er die Science-Fiction ins 21. Jahrhundert: Millionen von Leserinnen und Lesern rund um die Welt haben die Abenteuer der Menschheit in dieser fernen, düsteren Zukunft verfolgt. Heute lebt Alastair Reynolds mit seiner Familie in Wales.