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Wunderweiße Tage. Zwölf winterliche Geschichten

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
352 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am16.10.2017
Die Weihnachtszeit und die Tage »zwischen den Jahren« sind eine Zeit des Zusammenkommens, eine Zeit des Feierns, Schenkens und Teilens. Und was eignet sich dafür besser als eine gute Geschichte? Jeanette Wintersons Winter- und Weihnachtsgeschichten laden dazu ein, am Kamin gelesen zu werden, zusammen oder allein, im Schnee oder auf dem Weg nach Hause. Sie wollen mit Freunden geteilt oder, hübsch verpackt, an einen geliebten Menschen verschenkt werden. Zu jeder der zwölf Geschichten hat die Autorin ein Rezept ausgewählt, mit dem sie Anekdoten undlieb gewonnene kulinarische Traditionen an ihre Leser weitergibt.
Weitere berührende Wunderraum-Geschichten finden Sie in unserem kostenlosen aktuellen Leseproben-E-Book »Einkuscheln und loslesen - Bücher für kurze Tage und lange Nächte«

Jeanette Winterson, geboren 1959, hat bereits zahlreiche Romane sowie Sach- und Kinderbücher veröffentlicht. Sie gilt als eine der profiliertesten Autorinnen und Feministinnen Großbritanniens. Sie wuchs in Manchester auf, wo ihre Adoptiveltern der Pfingstbewegung angehörten und sie streng erzogen. Über diese Erfahrung schrieb Winterson in ihrem ersten Roman 'Orangen sind nicht die einzige Frucht' und 27 Jahre später in 'Warum glücklich statt einfach nur normal?'. Beide Bücher wurden zu Bestsellern.
Shakespeares 'Das Wintermärchen' erzählt die Geschichte des Findelkindes Perdita. 'Wir alle haben Texte, die wir wie Glücksbringer in uns tragen und die uns tragen. Seit Jahren kreist meine Arbeit immer wieder um dieses Stück.' Nun erzählt Winterson ihre eigene Version von Shakespeares Klassiker.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden (Leinen)
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextDie Weihnachtszeit und die Tage »zwischen den Jahren« sind eine Zeit des Zusammenkommens, eine Zeit des Feierns, Schenkens und Teilens. Und was eignet sich dafür besser als eine gute Geschichte? Jeanette Wintersons Winter- und Weihnachtsgeschichten laden dazu ein, am Kamin gelesen zu werden, zusammen oder allein, im Schnee oder auf dem Weg nach Hause. Sie wollen mit Freunden geteilt oder, hübsch verpackt, an einen geliebten Menschen verschenkt werden. Zu jeder der zwölf Geschichten hat die Autorin ein Rezept ausgewählt, mit dem sie Anekdoten undlieb gewonnene kulinarische Traditionen an ihre Leser weitergibt.
Weitere berührende Wunderraum-Geschichten finden Sie in unserem kostenlosen aktuellen Leseproben-E-Book »Einkuscheln und loslesen - Bücher für kurze Tage und lange Nächte«

Jeanette Winterson, geboren 1959, hat bereits zahlreiche Romane sowie Sach- und Kinderbücher veröffentlicht. Sie gilt als eine der profiliertesten Autorinnen und Feministinnen Großbritanniens. Sie wuchs in Manchester auf, wo ihre Adoptiveltern der Pfingstbewegung angehörten und sie streng erzogen. Über diese Erfahrung schrieb Winterson in ihrem ersten Roman 'Orangen sind nicht die einzige Frucht' und 27 Jahre später in 'Warum glücklich statt einfach nur normal?'. Beide Bücher wurden zu Bestsellern.
Shakespeares 'Das Wintermärchen' erzählt die Geschichte des Findelkindes Perdita. 'Wir alle haben Texte, die wir wie Glücksbringer in uns tragen und die uns tragen. Seit Jahren kreist meine Arbeit immer wieder um dieses Stück.' Nun erzählt Winterson ihre eigene Version von Shakespeares Klassiker.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641204648
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum16.10.2017
Seiten352 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1959 Kbytes
Artikel-Nr.2363487
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


Weihnachtszeit

Drei weise Männer ziehen durch die Wüste, sie folgen einem Stern. Des Nachts auf den Feldern die Hirten mit ihren Herden. Ein Engel, flink wie ein Gedanke und hell wie die Hoffnung, der die Ewigkeit in Zeit verwandelt.

Schnell! Ein Kind wird geboren!

Diese Geschichte kennen Gläubige wie Nichtgläubige.

Wer kennt sie nicht?

Eine Herberge. Ein Stall. Ein Esel. Maria. Josef. Gold. Weihrauch. Myrrhe.

Und im Herzen der Geschichte Mutter und Kind.

Bis zur Reformation im 16. Jahrhundert war die Madonna mit Kind ein Bild, das die Menschen in Europa tagtäglich zu sehen bekamen, ob auf Kirchenfenstern, als Statue, Ölgemälde, Schnitzerei oder im häuslichen Herrgottswinkel.

Man stelle sich vor: Die meisten Menschen können weder lesen noch schreiben, doch ihre Gedanken sind voll von Geschichten und Bildern. Bilder sind mehr als die Illustration einer Geschichte - sie sind die Geschichte.

Wenn wir heutzutage eine alte Kirche in Italien, Frankreich oder Spanien besuchen, können wir weder die zahllosen Decken- und Wandfresken noch die gerahmten Gemälde deuten. Unsere Vorfahren konnten das. Wir blättern in unseren Reiseführern, weil wir von ihnen Auskunft erhoffen, sie legten den Kopf in den Nacken und erblickten das Geheimnis der Welt.

Ich liebe das geschriebene Wort - in diesem Augenblick schreibe ich es, lese es -, aber in einer analphabetischen Gesellschaft, die kulturell lebendig ist, sind das Bild und das gesprochene oder gesungene Wort alles. Es ist eine andere Ausprägung geistiger Vitalität.

Mit dem Aufkommen des Protestantismus wurde Maria, die bis dahin wie der vierte Teil der Gottheit behandelt worden war, degradiert. Die Reformation bedeutete für Frauen sowieso nichts Gutes; überall in Europa kündigten sich bereits die Hexenverbrennungen an, und natürlich waren auch die Pilgerväter, die 1620 am Plymouth Rock an Land gingen, Puritaner der allerstrengsten Sorte - man denke nur an die Hexenprozesse von Salem in den 1690er Jahren.

1659 untersagten die Puritaner in Neuengland das Feiern des Weihnachtsfests, ein Gesetz, das bis 1681 galt. In England unter Cromwell wurde Weihnachten schon 1647 verboten, ein Verbot, das erst 1660 wieder aufgehoben wurde.

Warum? Das Fest war, wie wir später noch sehen werden, zu heidnisch in seinen Ursprüngen, zu ausgelassen, zu freudig (warum froh statt einfach nur kreuzunglücklich?). Und es war zu gefährlich, Maria wieder aus der Küche zu lassen und ihr die Hauptrolle zurückzugeben.

Was den einfachen Menschen nach dem Bruch mit dem Katholizismus am meisten fehlte, war die Verehrung Marias.

Bis heute entfaltet der Marienkult - das Mysterium der Jungfrauengeburt, die Einheit von Mutter und Kind - in den katholischen Ländern Europas und auch im heutigen Lateinamerika eine enorme Wirkungskraft. Jedes Mal wenn eine Frau ein Kind zur Welt bringt, wird die Erinnerung an das Heiligste aller Ereignisse wach. Dieses Bild vereint das Alltägliche mit dem Religiösen.

Und es ist älter als das Christentum.

Beim Blick in die griechische und römische Geschichte sehen wir, dass sowohl die Götter als auch die sterblichen Sagengestalten in der Regel ein göttliches und ein menschliches Elternteil besaßen. Herkules´ Vater war Zeus, der auch die schöne Helena zeugte. Es gab immer Streit um sie, aber bei einer schönen Frau, die etwas Göttliches an sich hat, kennt man das nicht anders.

Romulus und Remus, die Gründer von Rom, behaupteten, Mars sei ihr Vater.

Jesus kam im Römischen Reich zur Welt. Das Neue Testament wurde auf Griechisch verfasst. Die Evangelisten wollten ihren Messias in die Liste der Superhelden mit Götterpapa einreihen.

Doch warum musste Maria eine Jungfrau sein?

Jesus war Jude. Weil im Judentum nicht die väterliche, sondern die mütterliche Abstammungslinie entscheidend ist, stehen Reinheit und sexuelle Enthaltsamkeit der Frau erwartungsgemäß hoch im Kurs, sind sie doch die beste Methode, um zu steuern, wer wer ist.

Wenn Maria Jungfrau ist, kann an Jesu göttlicher Abstammung kein Zweifel bestehen.

So weit, so sinnvoll, doch das ist längst nicht alles. Blicken wir nämlich noch weiter hinter diese Geschichte zurück, stoßen wir auf die Macht der Großen Göttin.

In der Antike spielte bei der Verehrung von Göttinnen die Keuschheit als Tugend keine Rolle. Sogar die Vestalinnen durften nach dem Ende ihrer Dienstzeit heiraten. Tempelprostitution war normal, und die Göttin war ein Symbol für Fruchtbarkeit und Fortpflanzung. Aber vor allem gehörte sie nie einem Mann.

Im Marienmythos verbinden sich also auf geniale Weise die Kräfte zweier magnetischer Gegenpole: Die neue Religion, das Christentum, enthält die Geschichte einer göttlichen Geburt, der Menschwerdung eines Gottes. Wie eine Gestalt in einer Heldensage ist Maria etwas Besonderes, eine Auserwählte. Ihre Schwangerschaft ist nicht Folge eines alltäglichen Geschehens innerhalb der Familie - ein Gott ist über sie gekommen.

Gleichzeitig kann die neue Religion Marias Reinheit und ihren Gehorsam nutzen, um sich von den zügellosen heidnischen Sexkulten und Fruchtbarkeitsriten zu distanzieren, die den Juden so verhasst waren.

Vom ersten Tag an hatte das Christentum den Dreh raus, wie es sich zentrale Elemente anderer Religionen und Kulte einverleiben konnte. Es warf die problematischen Elemente über Bord und erzählte die Geschichte einfach neu. Auch das trug zu seiner globalen Erfolgsstory bei.

Und die spektakulärste Erfolgsstory ist Weihnachten.

Die Geburt Jesu kommt nur im Matthäus- und im Lukasevangelium vor, in unterschiedlichen Versionen. Bei Markus und Johannes taucht sie überhaupt nicht auf. Der 25. Dezember wird in der ganzen Bibel nicht erwähnt.

Woher also stammt unser Weihnachten?

Ein Bestandteil sind die römischen Saturnalien, ein typisches Fest zur Wintersonnenwende (der kürzeste Tag des Jahres ist der 21. Dezember). Der heidnische Kaiser Aurelian erklärte den 25. Dezember zum Natalis Solis Invicti - zum Tag der Geburt des unbesiegbaren Sonnengottes. Zu den Feierlichkeiten gehörten Geschenke, Partys, lustige Hüte und Alkohol, brennende Kerzen und lodernde Feuer als Sonnensymbole sowie das Schmücken öffentlicher Straßen und Plätze mit immergrünen Pflanzen. Auf diese Lustbarkeiten folgten schon bald die Kalenden - denen wir das Wort »Kalender« verdanken. In der guten alten Zeit nahm man die Feste eben, wie sie fielen.

Im keltischen Britannien begannen die winterlichen Feste mit dem Totenfest Samhain am heutigen Halloweenabend, am Tag vor Allerheiligen. Wie Germanen und Skandinavier begingen auch die Kelten die Wintersonnenwende mit Freudenfeuern und Vergnügungen. Dieser Zeit, in den nordischen Sprachen Jul oder Jol genannt, verdanken wir die Worte Julfest und Jolly (man denke an den »good fellow«!). Stechpalme und Efeu, Embleme für immerwährendes Leben, wurden nicht nur für dekorative, sondern auch für religiöse Zwecke verwendet.

Bei den germanischen Stämmen zog während der Julzeit der weißbärtige Odin über das Land, den man mit kleinen Gaben, die nachts vor die Tür gelegt wurden, gnädig stimmte.

Die Kirche stellte sich auf den vernünftigen Standpunkt »Der Erfolg heiligt die Mittel« und verleibte Weihnachten all die Elemente ein, an denen die Menschen am meisten hingen - das Singen und Feiern, die immergrünen Pflanzen, das Schenken. Und natürlich die Jahreszeit.

Der 25. Dezember eignete sich wunderbar als Tag von Christi Geburt, weil Jesus demnach am 25. März von Maria empfangen worden sein musste - im Kirchenkalender Mariä Verkündigung, das Fest der Verkündigung des Herrn. So konnte die Kirche am 21. März den Frühlingsbeginn begehen, ohne allzu heidnisch zu werden. Außerdem ergab sich durch Jesu Empfängnis und seine Kreuzigung (Ostern) eine hübsche Symmetrie.

Der Weihnachtsmann ist eine der vielen widersprüchlichen Botschaften des Weihnachtsfestes.

Nikolaus war ein türkischer Bischof in der Stadt Myra, geboren ungefähr zweihundertfünfzig Jahre nach Christi Tod. Er war reich und schenkte den Bedürftigen Geld. Die beste Geschichte über ihn: Als er eines Nachts einen Beutel Gold in ein Haus werfen wollte, war das Fenster zu, und er musste aufs Dach klettern und ihn durch den Schornstein fallen lassen.

Kann sein, kann aber auch nicht sein. Auf jeden Fall entstand um ihn der übliche Heiligenkult, vor allem bei Seeleuten, die ihn auf ihren Fahrten verbreiteten. Auf dem Weg nach Norden vermischte sich der spendable bärtige Türke mit dem bärtigen Gott Odin, der ihm gegenüber allerdings den Vorteil hatte, beim Reisen ein fliegendes Ross benutzen zu können - und auch noch eins mit acht Beinen.

Sankt Nikolaus heißt bei den Holländern Sinterklaas. Und es waren die Holländer, die ihn nach Amerika brachten.

Neu-Amsterdam (Nieuw Amsterdam), das heutige New York City, war eine holländische Siedlung. Allen Bemühungen der Nachfahren puritanischer Neuengländer zum Trotz flog der Weihnachtsmann bereits 1809 in Diedrich Knickerbockers humoristischer Geschichte der Stadt New York von Washington Irving in einem Wagen über die Baumwipfel.

1822 verhalf ihm dann ein weiterer Amerikaner, Clement Moore, mit seinem Gedicht »A Visit from St Nicholas / Als der Nikolaus kam« endgültig zum Durchbruch. Die berühmten ersten Zeilen - hier in der Übersetzung von Erich Kästner - kennt jeder: »In der Nacht vor dem Christfest, da regte im Haus / sich niemand und nichts, nicht mal eine Maus.«

Von da an besaß der Weihnachtsmann auch...

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Autor

Jeanette Winterson, geboren 1959, hat bereits zahlreiche Romane sowie Sach- und Kinderbücher veröffentlicht. Sie gilt als eine der profiliertesten Autorinnen und Feministinnen Großbritanniens. Sie wuchs in Manchester auf, wo ihre Adoptiveltern der Pfingstbewegung angehörten und sie streng erzogen. Über diese Erfahrung schrieb Winterson in ihrem ersten Roman "Orangen sind nicht die einzige Frucht" und 27 Jahre später in "Warum glücklich statt einfach nur normal?". Beide Bücher wurden zu Bestsellern.
Shakespeares "Das Wintermärchen" erzählt die Geschichte des Findelkindes Perdita. "Wir alle haben Texte, die wir wie Glücksbringer in uns tragen und die uns tragen. Seit Jahren kreist meine Arbeit immer wieder um dieses Stück." Nun erzählt Winterson ihre eigene Version von Shakespeares Klassiker.