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Rosalie und die Farben des Südens

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
384 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am19.03.2018
Juni in der Provence: Der ehemalige Rennradprofi und Filmstar Yannis Quebec kommt zu Dreharbeiten an den Mont Ventoux. Die Bewohner des nahen Städtchens Vassols sind ganz aufgeregt ob so viel Prominenz und Glamour. Doch dann kommt Yannis' Manager Rémy Raunard bei einem Sturz mit dem Fahrrad ums Leben. Wie sich bald herausstellt, wurde sein Vorderrad manipuliert. Während sich die Hobbydetektivin Rosalie und der Apotheker Vincent Gedanken über mögliche Mordmotive machen, verbittet sich Commissaire Maurice Viale jegliche Einmischung. Viale ermittelt jedoch in die völlig falsche Richtung ...

Julie Lescault ist das Pseudonym von Patricia Mennen, einer vielfach und erfolgreich veröffentlichten Autorin atmosphärischer Frauenromane. Sie hat schon als Kind die Welt bereist und so früh ihre Lust am Beobachten, Geschichtenerzählen und Theaterspielen entdeckt. Nach ihrem Studium arbeitete sie einige Jahre als Redakteurin in einem Jugendbuchverlag. Heute lebt sie mit ihrer Familie abwechselnd in Oberschwaben und in der Provence.
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Produkt

KlappentextJuni in der Provence: Der ehemalige Rennradprofi und Filmstar Yannis Quebec kommt zu Dreharbeiten an den Mont Ventoux. Die Bewohner des nahen Städtchens Vassols sind ganz aufgeregt ob so viel Prominenz und Glamour. Doch dann kommt Yannis' Manager Rémy Raunard bei einem Sturz mit dem Fahrrad ums Leben. Wie sich bald herausstellt, wurde sein Vorderrad manipuliert. Während sich die Hobbydetektivin Rosalie und der Apotheker Vincent Gedanken über mögliche Mordmotive machen, verbittet sich Commissaire Maurice Viale jegliche Einmischung. Viale ermittelt jedoch in die völlig falsche Richtung ...

Julie Lescault ist das Pseudonym von Patricia Mennen, einer vielfach und erfolgreich veröffentlichten Autorin atmosphärischer Frauenromane. Sie hat schon als Kind die Welt bereist und so früh ihre Lust am Beobachten, Geschichtenerzählen und Theaterspielen entdeckt. Nach ihrem Studium arbeitete sie einige Jahre als Redakteurin in einem Jugendbuchverlag. Heute lebt sie mit ihrer Familie abwechselnd in Oberschwaben und in der Provence.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641191795
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum19.03.2018
Seiten384 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2714 Kbytes
Artikel-Nr.2363846
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

Mit wiegenden Schritten bewegte sich Rosalie LaRoux über den sonnenbeschienenen Marktplatz von Brillon-de-Vassols. An diesem herrlichen lauen Frühsommertag war ihre Laune besonders gut. Sie fühlte sich leicht und beschwingt und freute sich auf ihren freien Nachmittag, den sie in diversen Boutiquen in Avignon zu verbringen beabsichtigte. Die Vögel zwitscherten aus dem frischen Grün der Platanen, die den kleinen Platz wie ein Rondell umstanden. Zwischen den Schatten spendenden Bäumen mit ihren fleckigen Stämmen herrschte das wöchentliche Marktgeschehen. Da Vassols nur ein kleiner Ort war, ließ sich alles recht gemächlich an. Ein Fleisch- und ein Käsestand, daneben etwas Gemüse und Obst von Bauern aus der Umgebung, Marianne aus Mazan mit frischen Blumensetzlingen und der alte Gustav mit allerlei Haushaltswaren bildeten die übliche Hauptbesetzung. Wie immer gab es eine längere Schlange bei Albert, dem Fischhändler, der an seinem ausladenden Stand alles anbot, was die Meere um Frankreich zu bieten hatten. Rosalie entdeckte unter den Wartenden auch Arlette Farnauld, die dralle Bäckersgattin, die sich gestenreich mit ihrer Busenfreundin Josette Balbu unterhielt. Die hagere Besitzerin des örtlichen Zeitungsladens kannte sich bestens mit dem neuesten Dorftratsch aus, den Arlette gierig in sich aufsog. Rosalie winkte den beiden fröhlich zu. Josette grüßte gedankenverloren zurück, während Arlette sie geflissentlich übersah. Rosalie konnte sich ein schadenfrohes Schmunzeln nicht verkneifen. Die Bäckersfrau hatte ihr immer noch nicht verziehen, dass sie ihr kürzlich karottenrote Haare vor einer Versammlung des rechtsgerichteten Front Radical verpasst hatte, was natürlich kein Versehen, sondern sozusagen eine kleine Rache für Arlettes unmögliche politische Äußerungen gewesen war. Gegenüber dem Marktplatz befand sich die Bar Mistral, an deren Außentischen sich ein paar Handwerker zu einem morgendlichen Kaffee niedergelassen hatten. Dazwischen bewegte sich die zierliche Maryse, wie immer schäkernd und zu flotten Sprüchen aufgelegt. Rosalie konnte quer über den Marktplatz ihr glucksendes Lachen hören. Obwohl ihre Freundin immer alle Hände voll zu tun hatte, war sie stets guter Laune. Für viele im Dorf war es unfassbar, dass sich ausgerechnet die Dorfschönheit den bärenstarken, aber wenig attraktiven Josef als Ehemann ausgesucht hatte. Rosalie dagegen konnte Maryses Entscheidung gut nachvollziehen, denn sie kannte keinen Mann, der treuer und zuverlässiger war als ihr alter Jugendfreund. Außerdem las Josef seiner kleinen Frau jeden Wunsch von den Augen ab.

Unterdessen hatte sie ihr Auto erreicht. Es war etwas abseits vom Marktplatz in einer Nebenstraße geparkt. Der alte Renault Express hatte wahrlich schon bessere Tage gesehen. Er war das letzte Relikt aus ihrem früheren, sehr bewegten Leben. Nachdem ihr langjähriger Lebensgefährte Jérôme sie vor wenigen Monaten hinterhältig um ihr Erspartes betrogen und im Stich gelassen hatte, war ihr die Blechkiste als einzige Erinnerung an den miesen Typen geblieben. Rosalie hatte immer noch an seinem Verrat zu knabbern, was zu dem Entschluss geführt hatte, dass sie so schnell keinen Mann mehr in ihr Leben lassen wollte. Sie schloss das Auto auf, warf die Tasche mit den Fußpflegeutensilien und ihre Handtasche auf den Beifahrersitz und stieg ein. Bevor sie nach Avignon fuhr, hatte sie noch einen Fußpflegetermin bei der alten Suzanne Rivas, deren Sohn vor einigen Monaten ermordet worden war. Als sie den Motor anließ, tat sich nichts. Immer wieder drehte sie den Zündschlüssel und spielte mit Gas und Kupplung, aber außer einem altersschwachen Röcheln gab die Schrottkiste keinen Laut von sich.

»Nun komm schon! Verdirb mir nicht den schönen Tag!«

Schon nicht mehr ganz so gut gelaunt kramte sie nach dem kleinen Hammer in ihrem Handschuhfach, stieg wieder aus und öffnete die Motorhaube, um damit mehrere Male auf den Anlasser zu klopfen. Den Trick hatte sie von Rachid, dem Gemüsehändler. Er hatte schon so manches Mal zum Erfolg geführt. Sie stieg ein, um den Motor nochmals zu starten. Dieses Mal blieb jedoch sogar das müde Röcheln aus.

»Merde! Du bist genauso eine Enttäuschung wie Jérôme!« Rosalie sah genervt auf die Uhr, während sie auf ihrem Handy die Nummer von Raoul Dubois wählte und ihm eindringlich ihre Misere schilderte.

»Du musst sofort vorbeikommen und meinen Wagen wieder flottmachen«, forderte sie. »Ich habe gleich einen wichtigen Termin.«

»Wer hat das nicht?«, brummte der Automechaniker, der sich von nichts und niemandem aus der Ruhe bringen ließ, keinesfalls beeindruckt. »Du kannst ihn stehen lassen, dann hol ich ihn später ab.«

Rosalie kannte Raoul mittlerweile gut genug, um zu wissen, dass er sich anfangs immer zierte und seine Kunden gern zappeln ließ. Dummerweise war er der einzige Mechaniker am Ort, sodass sie gezwungen war, ihn zu bestechen und vielleicht auch ein klein wenig zu erpressen.

»Du kannst Agnes sagen, dass sie einen Sonderpreis in meinem Haarstudio bekommt, wenn du in den nächsten zehn Minuten auftauchst«, flötete sie charmant. »Das wird sie sicherlich milder stimmen, wenn sie nachher beim Einkaufen erfährt, wie viel ihr geliebter Mann gestern beim Kartenspielen verloren hat.«

»Bist du verrückt? Woher willst du das überhaupt wissen, hä?«

Rosalie sah vor ihrem inneren Auge, wie er sich gerade am anderen Ende der Leitung die Haare raufte.

»Keine Angst, ich verrate dich nicht!«, beschwichtigte sie ihn sofort. »Leider sind nicht alle so rücksichtsvoll wie ich. Doch wenn du im Dorf etwas geheim halten willst, solltest du nicht mit Jean-Luc Karten spielen«, gab sie ihm einen großzügigen Rat. »Der plaudert alles ungefiltert noch am selben Abend an sein Goldstück Arlette aus. Was das bedeutet, muss ich dir ja wohl nicht sagen.«

»Verflixt! Daran habe ich nicht gedacht!« Rosalie konnte spüren, wie sich der Mechaniker endlich einen Ruck gab. »Also gut! Ich bin gleich da. Muss nur noch den Ölwechsel hier über die Bühne bringen!«

Eine knappe Viertelstunde später kam Raoul tatsächlich in seinem Lieferwagen an und begann Rosalies Auto zu inspizieren. Die Diagnose war niederschmetternd.

»Verteiler, Anlasser, Getriebe, alles kaputt oder kurz davor zusammenzubrechen«, knurrte er, als sein Kopf wieder aus dem Motorraum auftauchte. »Am besten du lässt die Karre so schnell wie möglich verschrotten. Wenn ich sie dir nochmals herrichte, dann kostet dich das mehr als ein neues Fahrzeug.« Er wischte sich die Hände an seinem Overall ab und sah sie abschätzend an. »Hab da allerdings was Günstiges auf meinem Grundstück stehen. Einen Citroën C4, sieben Jahre alt, fast wie neu, für schlappe sechstausend, weil du es bist ...«

Rosalie verdrehte die Augen. »Sechstausend Euro? Bist du wahnsinnig? So viel Geld kann ich im Augenblick nicht aufbringen. Kannst du das Auto nicht wenigstens notdürftig reparieren?« Sie blinzelte ihm mit schief gelegtem Kopf bittend zu.

Raoul schüttelte den Kopf. »Ich fass die Karre nicht mehr an. Das ist mein letztes Wort. Aber wenn du willst, schlepp ich sie auf mein Grundstück, bis du dir überlegt hast, was du mit ihr machen willst.«

»Aber ich brauche das Auto!« Rosalies gute Laune war endgültig verflogen. Viele ihrer Kunden waren älter und lebten auf dem Land. Sie fuhr zu ihnen hinaus, um ihnen die Haare zu schneiden und die Füße zu pflegen. Ohne dieses Zubrot konnte sie ihren Haarsalon gleich dichtmachen. Sie war so mit sich beschäftigt, dass sie den Radrennfahrer, der neben ihr zu stehen kam, erst auf den zweiten Blick erkannte. Es war Vincent. In seinen bunten Radklamotten, mit der verspiegelten Sonnenbrille und dem schnittigen Helm bot der Apotheker einen sehr ungewöhnlichen Anblick.

»Salut, ma Chérie!«, begrüßte er sie gut gelaunt. »Mal wieder Probleme mit dem Auto?«

»Das ist ja wohl offensichtlich«, knurrte Rosalie mürrisch. »Raoul meint, dieses Mal lohnt es nicht mehr, die Karre zu reparieren.«

»So ein Pech! Vielleicht solltest du auch besser aufs Fahrrad umsteigen. Seitdem ich mein neues Rennrad habe, lasse ich das Auto am liebsten stehen!«

»Danke! Danach steht mir, weiß Gott, nicht der Sinn.« Rosalie hatte nicht vorgehabt, so schnippisch zu sein, aber sie ärgerte sich, dass Vincent nur an sein Vergnügen dachte, während sich vor ihr unlösbare Probleme auftürmten.

»Verzeih, das war nicht gerade einfühlsam«, setzte er rasch nach. Er schob seine Sonnenbrille in die Stirn und sah sie aus seinen warmen braunen Augen um Verzeihung bittend an. »Natürlich werde ich dir helf...«

Weiter kam er nicht, weil Rachid Ammari, der algerische Gemüsehändler, sich wild gestikulierend ins Spiel brachte.

»Ist es wieder das Auto?«, fragte er so mitfühlend, dass es Rosalie gleich viel besser ging. Er drückte ihr die üblichen drei Bisous abwechselnd auf die Wangen, während er Rosalie umarmte.

»Raoul meint, die Karre sei endgültig am Ende«, erklärte sie auch ihm.

»So ein Blödsinn«, erklärte Rachid auf seine unbekümmerte Art. »Mein Cousin Ali in Mazan bekommt das Auto unter Garantie wieder zum Laufen.«

»Der Wagen ist Schrott«, brummte Raoul finster. Es war nur allzu offensichtlich, dass ihm Rachids Bemerkung überhaupt nicht gefiel. »Soll ich die Karre nun abschleppen?« Er nahm von Rachid keine Notiz und wandte sich nachdrücklich an Rosalie. Diese war sich immer noch unschlüssig.

»Warte mal! Ich rede kurz mit Ali.« Rachid hatte bereits sein Handy in der Hand und wählte die Nummer. Kurz darauf begann er auf Arabisch zu...

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Julie Lescault ist das Pseudonym von Patricia Mennen, einer vielfach und erfolgreich veröffentlichten Autorin atmosphärischer Frauenromane. Sie hat schon als Kind die Welt bereist und so früh ihre Lust am Beobachten, Geschichtenerzählen und Theaterspielen entdeckt. Nach ihrem Studium arbeitete sie einige Jahre als Redakteurin in einem Jugendbuchverlag. Heute lebt sie mit ihrer Familie abwechselnd in Oberschwaben und in der Provence.