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Wenn Prinzen fallen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am11.12.2017
New York der 80er Jahre: Rooney, der eigentlich künstlerische Ambitionen hat, muss erkennen, dass sein Talent nicht reicht. Stattdessen ergattert er einen Job als Trader bei einer Wall-Street- Firma und wird erfolgreich, geradezu absurd erfolgreich. Nichts scheint unmöglich für ihn und die anderen »Prinzen« von Manhattan. Skrupel, Moral, Integrität - Fehlanzeige. Hemmungsloser Hedonismus ist ihre Devise. Doch wer hoch fliegt, stürzt umso tiefer. Und nicht nur Rooney erlebt den Höllensturz. Viele der Weggefährten fallen dem exzessiven Lebensstil zum Opfer: Drogen, Alkohol und einer geheimnisvollen neuen Krankheit, die noch keinen Namen hat.

Schriftsteller Robert Goolrick wuchs in einer Kleinstadt in Virginia auf. Von dort zog es ihn nach Europa, schließlich ging er nach New York, wo er viele Jahre in der Werbebranche tätig war, bis er mit 50 seinen Job verlor. Aufgrund seiner Drogen- und Alkoholabhängigkeit war sein Leben vollkommen aus den Fugen geraten. Er selbst sagt über diese Zeit: »Ich habe zehn Jahre meines Lebens einfach verloren, wie andere eine Brille verlieren.« Der New-York-Times-Bestsellerautor (»Eine verlässliche Frau«) wurde u.a. mit dem Leserinnenpreis der französischen ELLE und dem Fitzgerald-Preis ausgezeichnet. Im April 2022 erlag Robert Goolrick im Alter von 73 Jahren den Folgen einer Coviderkrankung.
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Produkt

KlappentextNew York der 80er Jahre: Rooney, der eigentlich künstlerische Ambitionen hat, muss erkennen, dass sein Talent nicht reicht. Stattdessen ergattert er einen Job als Trader bei einer Wall-Street- Firma und wird erfolgreich, geradezu absurd erfolgreich. Nichts scheint unmöglich für ihn und die anderen »Prinzen« von Manhattan. Skrupel, Moral, Integrität - Fehlanzeige. Hemmungsloser Hedonismus ist ihre Devise. Doch wer hoch fliegt, stürzt umso tiefer. Und nicht nur Rooney erlebt den Höllensturz. Viele der Weggefährten fallen dem exzessiven Lebensstil zum Opfer: Drogen, Alkohol und einer geheimnisvollen neuen Krankheit, die noch keinen Namen hat.

Schriftsteller Robert Goolrick wuchs in einer Kleinstadt in Virginia auf. Von dort zog es ihn nach Europa, schließlich ging er nach New York, wo er viele Jahre in der Werbebranche tätig war, bis er mit 50 seinen Job verlor. Aufgrund seiner Drogen- und Alkoholabhängigkeit war sein Leben vollkommen aus den Fugen geraten. Er selbst sagt über diese Zeit: »Ich habe zehn Jahre meines Lebens einfach verloren, wie andere eine Brille verlieren.« Der New-York-Times-Bestsellerautor (»Eine verlässliche Frau«) wurde u.a. mit dem Leserinnenpreis der französischen ELLE und dem Fitzgerald-Preis ausgezeichnet. Im April 2022 erlag Robert Goolrick im Alter von 73 Jahren den Folgen einer Coviderkrankung.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641171469
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum11.12.2017
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1682 Kbytes
Artikel-Nr.2363851
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1. KAPITEL

Die Erfindung des Geldes

Wenn man ein Streichholz anzündet, brennt es in der ersten Nanosekunde heller, als es das in der Folge tun wird. Dieses erste Aufglühen. Dieses plötzliche, helle Aufglühen wie ein Blitz. Wir schrieben das Jahr 1980, und ich war das Streichholz, und es war das Jahr, in dem ich lichterloh brannte.

Ich war ein Geschoss auf der Suche nach Hitze, das sich direkt in deinen Leib bohren wollte. Los, aus dem Weg, oder ich bring dich zur Strecke. Das schwöre ich. Ich bin nicht stolz darauf. Tatsächlich treibt mir die Erinnerung die Schamesröte ins Gesicht. Doch das war damals, und damals war das eben so. Heute sind die Dinge anders, und ich bin dieser Mensch nicht mehr.

Damals war ich dieser glühend heiße, brennende Kopf eines Streichholzes, dort wo alles und jeder zusammenlief. Selbst aus dem Weltall konnte man mich klar und deutlich sehen, ein heißer, leuchtend weißer Fleck, der sich ohne jedes Schuldgefühl und ohne jedes Mitleid durch die heißeste und hellste Stadt des ganzen Erdballs bewegte, und wer auch immer sich irgendwann in der Nacht auf einem Weltraumspaziergang befand, hatte einen Platz in der ersten Reihe und wurde Zeuge meiner geschäftlichen Betrügereien und meiner privaten Ausschweifungen. Ob ich nun unter meinem Federbett lag, das tausend Dollar gekostet hatte, auf einer Matratze für fünfzehntausend, ob ich in meiner marmorgefliesten Dusche stand oder in ein maßgeschneidertes schwarzes Kaschmirsakko geschlüpft war, um an einem verschneiten Winterabend um die Häuser zu ziehen - ich war unverwechselbar, denn ich brannte lichterloh.

Nach Tausenden von Stunden im teuersten Fitnessstudio der Welt, gecoacht von den erfahrensten Personal Trainern der Welt, befand sich mein Körper in einem derart vollendeten Zustand, dass den Frauen, die sich in meinem Schlafzimmer die Kleider vom Leibe rissen, der Atem stockte, so glücklich schätzten sie sich, dass mein Blick ausgerechnet auf sie gefallen war und sie damit, sollte es auch nur für eine Nacht sein, zu den schönsten Geschöpfen auf dieser Erde machte, mit ihren geschmeidig durchtrainierten Armen, ihrer Haut, die wie weichstes Leder war, und ihrem Duft, o Gott, ihrem Duft! Und mit diesen goldenen Mähnen, die ihnen über die Schultern fielen und meinen Brustkorb streiften. Ein Blick von mir genügte. Sie konnten sie spüren, die Hitze, ihre Lust auf mich wuchs, noch bevor sie meinen Namen kannten, und es war ihnen gleichgültig, ob ich der Mörder mit der Axt war oder der keusche Bischof von Lyon.

BSD. Das war eine Bezeichnung, die jemand für uns und nur für uns geprägt hatte. Big Swinging Dick - ein Ausdruck, bei dem es um viel mehr ging als nur um unsere Schwänze und unser ausschweifendes Sexualleben. Und wir trugen ihn so stolz wie einen Verdienstorden. Wir verkauften unsere Schrottanleihen und unsere Ramschaktien und machten in jeder Nanosekunde hunderttausend Dollar Gewinn, und dann loderte die Flamme noch galaktischer als vorher, sie beleuchtete unsere Gesichter, unsere geröteten Wangen und funkelnden Augen, unsere Megawatt an Habsucht und Ehrgeiz und Raffgier.

Ich stand mit beiden Füßen auf dem Boden, in sündhaft teuren Schuhen von John Lobb aus London, auf Beinen wie denen eines Mammuts, ich konnte dreihundert Pfund stemmen, kam ohne eine einzige Verschnaufpause die höchsten Gebäude hoch. Und so ging es weiter: mit einem muskelbepackten Becken und sehnigen Lenden, einem Sixpack-Bauch, flach und hart wie ein gefrorener See, der trotzdem glühte, wenn man ihn berührte. Und es war diesen Frauen egal, ob sie sich nur die Pfoten verbrannten oder für den Rest ihres Lebens gezeichnet waren, so wie Junkies, die einfach nicht aufhören können, bis der letzte Stoff verbraucht ist, obwohl sie doch wissen, dass es dann nichts mehr geben wird und der Entzug ganz schrecklich sein muss. Aber das war ihnen egal, so sehr gierten sie nach dem scharfen Nadelstich meines weißglühenden Ichs.

Ich sage das ohne Stolz oder Reue. Es ist die Feststellung einer Tatsache, an der es nichts zu rütteln gibt. Mit meinem Charme hätte ich ein schlüpfendes Küken schneller aus seinem Ei gelockt. Oder Eskimos Eiscreme verkauft. Toten Eskimos.

Und wir arbeiteten. Wir arbeiteten uns den Arsch ab. Bevor wir auf die Welt kamen, bis an die Zähne bewaffnet wie Pallas Athene, war die Arbeit irgendwie aus der Mode gekommen, die Männer und Frauen waren faul und träge geworden, ihre Erwartungen beschränkt, und der Horizont, an dem sie früher einmal die wabernden Trugbilder von Villen und anderen herrlichen Objekten ihrer Begierde gesehen hatten, war nichts anderes mehr als eine dünne Linie in der immer schneller auf sie zukommenden Ferne, der Ort, an dem sie bald landen würden, weder reicher noch schlauer, sondern nur angefüllt mit Bedauern und zweitklassigem Schnaps und mit den armseligen Überresten der Träume, an die sie sich nicht einmal mehr erinnern konnten, wenn sie eines Tages aufwachten und zu ihrer Überraschung feststellen mussten, dass man sie mit einem feuchten Händedruck und der Aussicht auf Frührente und ein Alter entließ, in dem es nur noch die gerahmten Fotos von Kindern und Enkeln gab und alle drei Jahre Urlaub an einem Ort, an den sonst keiner mehr fahren wollte, weil Nachsaison war, und die Vorstellung, an die sie es irgendwie fertigbrachten zu glauben, dass dies das angenehme Leben sei und damit der ganz und gar herrliche Lohn, den sie für vierzig Jahre unablässiges Malochen und Duckmäusertum bekamen.

Und auf all das sagten wir einfach: Leckt mich doch am Arsch, wir wollen alles, we want it all and we want it now, und wenn ihr uns dafür das Blut aus den Adern saugen müsst, ist es uns auch egal, aber wir wollen die unmöglichsten Dinge, nur das Allerfeinste und das Allerbeste. Wir wollen ein Jahresgehalt, so hoch wie unser Alter mal hunderttausend. Wir wollen ein Leben in Saus und Braus, ein Leben in Licht und Reichtum, wir wollen in unserer Nachbarschaft plündern und brandschatzen, wir wollen unsere besten und engsten Freunde ausrauben und schänden! Und bei alldem waren wir uns einer Sache sicher: Wenn wir alle dasselbe wollten, dann würde jeder auf gleiche Weise zu Ruhm und Ehren kommen und müsste seine Beute mit immer weniger anderen Leuten teilen. In unserer Großzügigkeit waren wir großartig, und außerdem waren wir geizig, was unser verborgenes Inneres anging. Wir sangen das Lied des Henkers, wenn wir vor Morgengrauen auf dem Weg zur Arbeit waren, und spielten Streetball mit dem Geld anderer Leute in abgedunkelten Räumen, in denen es keine Uhren gab - und damit auch keinen Kompass. Und bis auf das Knistern des Geldes, wenn es gezählt wird, gab es kein Geräusch. Wir waren mit lauter anderen jungen Männern wie uns zusammen, deren Innenleben von den Schatten ihrer Unersättlichkeit verdunkelt wurde, und wir ließen unsere zunehmend fragwürdigen Tugenden verkommen, bis sie unter vielen, vielen Schichten von Dingen dicht zugewachsen waren. Immer waren es Dinge - Anzüge, die teurer waren als die ersten Häuser, die unsere Väter gekauft hatten, Autos vom Allerfeinsten, und dann diese Berge von Strafzetteln wegen Geschwindigkeitsüberschreitung, die wir bekamen, wenn wir an das östliche Ende von Long Island fuhren, wo wir Pools hatten, die dreihundertfünfundsechzig Tage im Jahr beheizt wurden.

Nachts schliefen wir wie Babys.

Und ich ging durch diese Mengen von Männern hindurch, von denen alle genau das wollten, was ich auch wollte, und ich besiegte sie, bis ich ein Koloss geworden war und unbesiegbar, und statt sich vor mir zu fürchten oder mich zu hassen, beteten sie mich an, sie wünschten und suchten meine Gesellschaft, obwohl sie wussten, dass ich sie jedes einzelne Mal vom Platz fegen würde, und wenn ich sie besiegt hatte, überhäufte ich sie wie ein Rabenvater mit Geschenken, mit goldenen Uhren, mit Kaschmirpullovern und mit meinem Lächeln, diesem makellosen Gebiss, das Dr. Gregg Lituchy in seiner Praxis am Central Park South fabriziert hatte.

Irgendwann würde es vorbei sein. Anders war es gar nicht möglich. Und der Wurm würde tatsächlich sein eigenes Ende verschlingen, er würde sein eigenes Herz fressen, doch das war nicht von Belang. Damals nicht. Nicht in jener Zeit. Und nicht für mich.

Wollt ihr wissen, wie ich meinen Job bekommen habe? Wie alles begonnen hat? Heutzutage würde das so nicht mehr passieren. Heute würde man aufgrund irgendeines streng geheimen Algorithmus aus der Vorstandsebene angestellt werden, der deine Bestnoten in Wharton, deine Körpergröße und deine Flügelspanne ebenso einbezieht wie dein freiwilliges soziales Jahr in Guatemala, als du sechzehn warst, und ebenso deine ethnische Herkunft. Vielleicht wirst du heutzutage aber auch angestellt, weil du bislang noch kein Kapitalverbrechen auf dem Kerbholz hast.

In jenen Jahren aber, in denen ich lichterloh brannte, spielte man Poker, um an einen der begehrten Jobs an der Wall Street zu kommen. The Winner Takes It All. Ob du einen Job hattest oder nicht, hing allein von deiner Fähigkeit ab, einen Vorstandstypen am Pokertisch zu schlagen. So macht man das heutzutage nicht mehr. Wenigstens in den meisten Fällen nicht. Aber damals hing alles davon ab, ob man buchstäblich gute Karten hatte.

Es beginnt schon während des Studiums. Du wirst aus der Ferne beobachtet, hofiert. Du spürst, wie sie dich umkreisen, und dann kommen sie näher, du spürst ihren Atem in deinem Nacken. Du fühlst dich begabt, gesegnet, auserwählt. Dann, im zweiten Studienjahr, schlagen sie zu. Du bekommst den Anruf, auf den alle in deinem Semester gewartet haben. Und am anderen Ende der Leitung ist die FIRMA, die Legende, da sind Ruhm...

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Schriftsteller Robert Goolrick wuchs in einer Kleinstadt in Virginia auf. Von dort zog es ihn nach Europa, schließlich ging er nach New York, wo er viele Jahre in der Werbebranche tätig war, bis er mit 50 seinen Job verlor. Aufgrund seiner Drogen- und Alkoholabhängigkeit war sein Leben vollkommen aus den Fugen geraten. Er selbst sagt über diese Zeit: »Ich habe zehn Jahre meines Lebens einfach verloren, wie andere eine Brille verlieren.« Der New-York-Times-Bestsellerautor (»Eine verlässliche Frau«) wurde u.a. mit dem Leserinnenpreis der französischen ELLE und dem Fitzgerald-Preis ausgezeichnet. Im April 2022 erlag Robert Goolrick im Alter von 73 Jahren den Folgen einer Coviderkrankung.