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Aus Neugier und Leidenschaft

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
480 Seiten
Deutsch
Berlin Verlagerschienen am13.10.2017Auflage
»Immer wenn ich gerade beschlossen habe, weniger zu schreiben und stattdessen etwas für meine Gesundheit zu tun - vielleicht Eistanz oder so -, ruft mich garantiert irgendein glattzüngiger Verleger an und macht mir ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen kann. In gewisser Weise ist dieses Buch also schlicht das Ergebnis meiner unterentwickelten Fähigkeit, nein zu sagen.« Ob Rezensionen zu John Updike und Toni Morrison oder eine Würdigung Dashiell Hammets; ob ein Afghanistan-Reisebericht, der zur Grundlage für den Report der Magd wurde, ob leidenschaftliche Schriften zu ökologischen Themen, herrlich komische Geschichten über »meine peinlichsten Momente« oder Nachrufe auf einige ihrer großen Freunde und Autorenkollegen: Margaret Atwoods Vielfalt, ihr großes Engagement und ihr herrlicher Witz machen dieses durchaus lehrreiche Kompendium zu einem Riesen-Lesevergnügen.

Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit. Ihr »Report der Magd« wurde für inzwischen mehrere Generationen zum Kultbuch. Zudem stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Pen-Pinter-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Margaret Atwood lebt in Toronto. Auf Deutsch erschien zuletzt ihr Lyrikband »Innigst«.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR14,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR13,99

Produkt

Klappentext»Immer wenn ich gerade beschlossen habe, weniger zu schreiben und stattdessen etwas für meine Gesundheit zu tun - vielleicht Eistanz oder so -, ruft mich garantiert irgendein glattzüngiger Verleger an und macht mir ein Angebot, das ich unmöglich ablehnen kann. In gewisser Weise ist dieses Buch also schlicht das Ergebnis meiner unterentwickelten Fähigkeit, nein zu sagen.« Ob Rezensionen zu John Updike und Toni Morrison oder eine Würdigung Dashiell Hammets; ob ein Afghanistan-Reisebericht, der zur Grundlage für den Report der Magd wurde, ob leidenschaftliche Schriften zu ökologischen Themen, herrlich komische Geschichten über »meine peinlichsten Momente« oder Nachrufe auf einige ihrer großen Freunde und Autorenkollegen: Margaret Atwoods Vielfalt, ihr großes Engagement und ihr herrlicher Witz machen dieses durchaus lehrreiche Kompendium zu einem Riesen-Lesevergnügen.

Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit. Ihr »Report der Magd« wurde für inzwischen mehrere Generationen zum Kultbuch. Zudem stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Pen-Pinter-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Margaret Atwood lebt in Toronto. Auf Deutsch erschien zuletzt ihr Lyrikband »Innigst«.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783827079442
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.10.2017
AuflageAuflage
Seiten480 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1058 Kbytes
Artikel-Nr.2367181
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Allgemeines Vorwort

Aus Neugier und Leidenschaft ist ein Mischmasch aus Gelegenheitswerken, also Werken, die für bestimmte Gelegenheiten geschrieben wurden. Manchmal waren diese Gelegenheiten Bücher von anderen, sodass Artikel oder Rezensionen entstanden; manchmal waren sie politischer Natur, dann entstanden journalistische Arbeiten unterschiedlicher Art; manchmal, und mit der Zeit immer häufiger, waren es Tode, und die Bitte um einen Nachruf ereilte mich gern kurzfristig und an seltsamen Orten (den Text zu Carol Shields schrieb ich zum Beispiel in einem fahrenden Zug).

Im Rückblick über die Jahrzehnte habe ich wohl um die zwanzig solcher Artikel pro Jahr geschrieben. Dabei erspare ich dem Leser die politischen Pamphlete zu den Bürgermeisterwahlen in Toronto genauso wie die flammenden Umweltschutztraktate, jedenfalls die meisten, und genauso die Parodien à la Gilbert and Sullivan anlässlich von Ruhestandsfeiern und zudem die verhunzten Popsongs, die ich mit allen anderen verfügbaren Witzbolden für Organisationen wie den PEN vortrug. Sich für einen guten Zweck lächerlich zu machen hat in Kanada lange Tradition, und hinter dieser Tradition stehe ich felsenfest.

 

Begonnen habe ich mit dem Schreiben von Gelegenheitswerken in den 1950er-Jahren, mit sechzehn: Ich war offiziell dazu abgestellt, die Treffen des Schulbeirats an meiner Schule zu dokumentieren, und meine Berichte über diese mitunter mühsamen Zusammenkünfte erschienen im hektografierten Newsletter an die Eltern, der über Themen wie die schickliche Rocklänge für Schülerinnen Auskunft gab. Schon damals hatte ich beschlossen, passionierte Schriftstellerin zu werden - so richtig passioniert, also mit den entsprechenden Lungenkrankheiten, unglücklichen Liebesgeschichten, mit Alkoholsucht und einem höchstwahrscheinlich frühen Tod -, aber mir war auch klar, dass ich, um das schäbige Kämmerchen und den Absinth finanzieren zu können, einen Brotjob brauchte, und das war mein erster Ausflug in die schmachvolle Welt der Auftragsschreiberei. Und? Habe ich dabei etwas gelernt? Eigentlich hätte mir klar werden können, dass es für jede Geschichte nicht nur eine Erzählerin gibt, sondern auch eine Zuhörerin und dass so mancher Witz nicht zu jeder Gelegenheit passt, aber speziell diese Lektion begriff ich erst relativ spät.

An der Universität schrieb ich dann Rezensionen und Artikel für unser Literaturmagazin - zum Teil unter fremdem Namen, da wir damals gern so taten, als interessierten sich mehr Menschen für die Kunst, als tatsächlich der Fall war. Wie so viele junge Leute war ich intolerant und anspruchsvoll, was ich allerdings in den Rezensionen nicht allzu sehr heraushängen ließ; die sind eher freundlich-herablassend und strotzen vor langen Wörtern und Nebensätzen. Das mit den Rezensionen behielt ich jedenfalls auch nach meinem ersten Abschluss bei, auch während meines Graduiertenstudiums in Harvard in den Sechzigerjahren und auch noch, als ich mich mit diversen schlecht bezahlten Jobs finanzierte und begann, in kleinen Zeitschriften Prosa und Gedichte zu veröffentlichen.

 

Diese Sammlung fängt nicht mit dem Anfang an. Die Meisterwerke auf Matrize erspare ich dem Leser genauso wie meine vollmundigen Äußerungen als Undergraduate. Wir beginnen 1970, als ich bereits zwei Gedichtbände und einen Roman veröffentlicht hatte und auf dem Buchrücken als »preisgekrönte Autorin« beschrieben werden konnte. Die Frauenbewegung in ihrer Ausprägung des späten zwanzigsten Jahrhunderts war 1968 losgetreten worden und hatte mittlerweile volle Fahrt aufgenommen, zumindest in Nordamerika, und jede Frau, die je den Griffel in die Hand genommen hatte, wurde in einem neuen Licht gesehen, dem rotäugigen Schein flammenden Feminismus. Anhänger favorisierten sie, Gegner attackierten sie - neutralen Grund und Boden gab es nicht. In diesem Strudel wurde ich mitgerissen, und dabei taten sich mir viele faszinierende Welten auf.

So ging es eigentlich bis heute weiter. Irgendwann erschien ich dann auch in größeren Presseorganen wie der New York Times, der Washington Post, der Times, der New York Review of Books und dem Guardian, aber das hat seine Zeit gedauert.

Wenn ich mir diese Ansammlung von Seiten so ansehe, fällt mir auf, dass meine Interessen die Jahrzehnte über ziemlich konstant geblieben sind, auch wenn mein Horizont sich hoffentlich erweitert hat. Was mich schon früh beschäftigt hat, die Umweltproblematik zum Beispiel, galt damals als Außenseiterposition einer Verrückten, ist inzwischen aber in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit gerückt. Ich schreibe nicht gern im Dienst einer Sache - es macht keinen Spaß, weil die entsprechenden Themen keinen Spaß machen -, fühle mich jedoch trotzdem bemüßigt, hin und wieder aufrüttelnde Artikel zu verfassen. Die Folgen sind natürlich nicht immer angenehm, denn was dem einen gesunder Menschenverstand ist, ist dem anderen ärgerliche Polemik.

Manche Beiträge in diesem Buch waren ursprünglich Reden oder Vorlesungen. Ich habe meine erste Rede mit zehn gehalten, und es war kein guter Start. Lampenfieber habe ich nach wie vor, und zwar schon im Vorfeld, beim Schreiben. Mich verfolgt dabei eine Metapher von Edith Wharton, aus ihrer Erzählung Der Pelikan, in der der Vortrag einer Dame mit einem Zaubertrick verglichen wird, bei dem Berge von leerem weißen Papier aus dem Mund des Zauberers quellen. Und Rezensionen zu schreiben, finde ich immer problematisch: Es erinnert so an Hausaufgaben, und ich bin dabei gezwungen, eine Meinung zu haben, statt nur, frei nach Keats, die Fähigkeit zu akzeptieren, dass nicht jeder komplexe Sachverhalt erschöpfend erklärt werden kann. Was der Verdauung so viel besser täte. Ich schreibe trotzdem welche, denn wer rezensiert wird, soll auch seinerseits rezensieren, sonst hat das Prinzip der Gegenseitigkeit versagt.

Es gibt aber noch einen Grund: Die Werke anderer zu rezensieren zwingt einen, die eigenen ethischen und ästhetischen Vorlieben unter die Lupe zu nehmen. Was heißt bei einem Buch denn »gut«? Welche Eigenschaften finden wir »schlecht« oder »gut«, und warum? Gibt es nicht eigentlich zwei Arten von Rezensionen mit zwei unterschiedlichen Vorläufern? Da ist einerseits die journalistische Rezension, die auf den Klatsch am Dorfbrunnen zurückgeht (sie fand ich toll, ihn fand ich grässlich, und habt ihr die Schuhe gesehen!), und da ist andererseits die »akademische« Rezension, die auf die Bibelexegese und andere Traditionen der minutiösen Erforschung sakraler Texte zurückgeht. Hinter dieser Art von Analyse steht unausgesprochen der Glaube, dass manche Texte heiliger sind als andere und dass man mithilfe einer Lupe oder Zitronensaft verborgenen Sinn aufdecken kann. Geschrieben habe ich beides.

Ich bespreche keine Bücher, die mir nicht gefallen, obwohl das die Ms.âHyde in mir natürlich spaßig fände und die eher maliziös gesinnten Leser unterhaltsam. Aber entweder ist ein Buch wirklich schlecht, dann sollte es überhaupt nicht besprochen werden, oder es ist gut, aber einfach nicht mein Fall, und dann sollte jemand anderes es besprechen. Es ist ein großer Luxus, keine Vollzeitkritikerin zu sein: Wenn mich ein Buch nicht anspricht, kann ich es zuklappen, ohne es öffentlich verreißen zu müssen. Im Lauf der Zeit habe ich mich übrigens immer mehr für Geschichte einschließlich Militärgeschichte interessiert; genauso für Biografien. Und im Bereich Belletristik trauen sich auch meine weniger hochgestochenen Vorlieben (Krimis, Science-Fiction) inzwischen aus ihren Löchern.

Apropos Vorlieben, da kann ich gleich noch ein Muster erwähnen, das auf diesen Seiten wiederkehrt. Laut einer Leserin dieses Manuskripts beginne ich die Diskussion eines Buches, eines Autors bzw. einer Autorin oder einer Auswahl von Büchern gern mit der Bemerkung, dass ich es (oder ihn oder sie) als Jugendliche im Keller gelesen habe oder zufällig im elterlichen Bücherschrank gefunden oder im Cottage oder dass ich es mir in der Bibliothek ausgeliehen habe. Wenn das Metaphern wären, würde ich sie bis auf eine streichen, aber es sind einfach Einblicke in meine Lesegeschichte. Gerechtfertigt finde ich die Erwähnung dessen, wann und wo ich ein Buch zum ersten Mal gelesen habe, weil ich wie so viele Leser die Erfahrung gemacht habe, dass der Eindruck, den ein Buch bei uns hinterlässt, oft mit dem eigenen Alter und den Umständen zu tun hat, unter denen man das Buch gelesen hat, und wenn man ein Buch als junger Mensch geliebt hat, behält es ein Leben lang seinen Glorienschein.

 

Ich habe Aus Neugier und Leidenschaft in drei Teile gegliedert. Teil eins umfasst die Siebziger- und Achtzigerjahre, in denen ich eine Reihe von Gedichtbänden und Romanen geschrieben und veröffentlicht habe, darunter den Report der Magd, jenes meiner Bücher, das am ehesten auf Collegelektürelisten auftaucht. Damals stieg ich so allmählich von »weltberühmt in Kanada« (um mit Mordechai Richler zu sprechen) zu weltberühmt auf, mehr oder weniger jedenfalls, so weltberühmt Autoren eben werden. (Die Rolling Stones sind einfach ein anderes Kaliber.) Er endet 1989, mit dem Jahr, als die Berliner Mauer fiel und alle Figuren auf dem weltpolitischen Schachbrett kräftig durchgerüttelt wurden. Teil zwei versammelt Beiträge aus den Neunzigerjahren - einer Art Flautephase, in der manche etwas voreilig schon das Ende der Geschichte ausriefen - und kulminiert im Jahr 1999, als das Jahrtausend zu Ende geht. Teil drei reicht vom Jahr 2000, dem Millenniumsjahr, in dem...
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Autor

Margaret Atwood, geboren 1939 in Ottawa, gehört zu den bedeutendsten Autorinnen unserer Zeit. Ihr »Report der Magd« wurde zum Kultbuch einer ganzen Generation. Zudem stellt sie immer wieder ihr waches politisches Gespür unter Beweis, ihre Hellhörigkeit für gefährliche Entwicklungen und Strömungen. Sie wurde vielfach ausgezeichnet, unter anderem mit dem renommierten Man Booker Prize, dem Nelly-Sachs-Preis, dem Pen-Pinter-Preis und dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels. Margaret Atwood lebt in Toronto. Auf Deutsch erschien zuletzt ihr Lyrikband »Innigst«.