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Das Spiel mit der Angst

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
431 Seiten
Deutsch
Suhrkamp Verlag AGerschienen am07.08.2017Deutsche Erstausgabe
Ein feministischer Psychothriller

Alex Dueso ist Chef der Pariser Sondereinheit zur Bekämpfung von Sexualdelikten. Alex Dueso liebt Statistiken und das Feierabendbier mit Kollegen. Und Alex Dueso ist eine Frau. Das wird ihr nun zum Verhängnis.


Dueso, alleinerziehende Mutter und hartgesottene Kriminalpolizistin, hat es sich in den Kopf gesetzt, zusammen mit ihrem Ermittlerteam der Gewalt gegen Frauen in ihrer Stadt ein Ende zu setzen. Die völlig uneinsichtigen Täter, mit denen sie es zu tun bekommt, sind ihr mehr als zuwider. Doch plötzlich wird alles anders, als ein männliches Opfer auftaucht, das noch dazu aus Scham nicht über die Nacht des Verbrechens sprechen will. Bald darauf kommt es zu weiteren Überfällen auf Männer, und der Beginn einer unerhörten Gewaltserie stellt Dueso und ihren Freund und Kollegen Marco auf eine harte Probe: Sie müssen ihr bisheriges Ermittlungsschema über Bord werfen und sich in die Psyche der frauenfeindlichen Opfer begeben - und zwar sehr viel tiefer, als ihnen lieb ist.



Louise Mey ist 33 Jahre alt und lebt und arbeitet in Paris. Mehr ist über sie nicht bekannt. Das Spiel mit der Angst ist Meys erster Roman.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR10,95
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR10,99

Produkt

KlappentextEin feministischer Psychothriller

Alex Dueso ist Chef der Pariser Sondereinheit zur Bekämpfung von Sexualdelikten. Alex Dueso liebt Statistiken und das Feierabendbier mit Kollegen. Und Alex Dueso ist eine Frau. Das wird ihr nun zum Verhängnis.


Dueso, alleinerziehende Mutter und hartgesottene Kriminalpolizistin, hat es sich in den Kopf gesetzt, zusammen mit ihrem Ermittlerteam der Gewalt gegen Frauen in ihrer Stadt ein Ende zu setzen. Die völlig uneinsichtigen Täter, mit denen sie es zu tun bekommt, sind ihr mehr als zuwider. Doch plötzlich wird alles anders, als ein männliches Opfer auftaucht, das noch dazu aus Scham nicht über die Nacht des Verbrechens sprechen will. Bald darauf kommt es zu weiteren Überfällen auf Männer, und der Beginn einer unerhörten Gewaltserie stellt Dueso und ihren Freund und Kollegen Marco auf eine harte Probe: Sie müssen ihr bisheriges Ermittlungsschema über Bord werfen und sich in die Psyche der frauenfeindlichen Opfer begeben - und zwar sehr viel tiefer, als ihnen lieb ist.



Louise Mey ist 33 Jahre alt und lebt und arbeitet in Paris. Mehr ist über sie nicht bekannt. Das Spiel mit der Angst ist Meys erster Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783518751282
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum07.08.2017
AuflageDeutsche Erstausgabe
Reihen-Nr.4784
Seiten431 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2422850
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
I

Montag, 3. September

»Paris ist zauberhaft ...« Seit zehn Minuten war die Kreuzung zu. Eine schwarze Limousine blockierte den Verkehr, Warnblinker an, auf dem Fahrersitz niemand. Dahinter wurde wie wild gehupt, als würde das irgendwas ändern. Die Reihe der Fahrzeuge hatte schon bis zur Kreuzung zurückgereicht, als ein Bus, feinfühlig wie ein Catcher auf Amphetamin, sie partout noch überqueren wollte, jetzt steckte er richtig fest. Die Schlange wurde von Sekunde zu Sekunde länger. Ein einziges Chaos.

Im Rückspiegel sah Alex, wie der Mann im Wagen hinter ihr sein Fenster runterließ und den Kopf hinausstreckte.

»Fährst du jetzt endlich, dumme Pute?«, brüllte er in ihre Richtung.

Alex beugte sich seelenruhig zum Beifahrersitz und nahm das Blaulicht. Dann ließ sie ebenfalls ihr Fenster runter, setzte den magnetischen Sockel aufs Dach und trommelte mit den Fingern an die Tür, die Armbinde POLIZEI gut sichtbar. Als sie den Arm wieder hereinzog und das Fenster hochfuhr, hatte der Mann sich hinter seinem Lenkrad verkrochen.

Alex rief die Zentrale an.

»Sagt mal, habt ihr jemanden vom Verkehr zur Ecke Magenta/Chabrol geschickt? Seit fünf Minuten ist hier alles dicht.«

»Schon unterwegs«, knisterte eine Frauenstimme.

Links von Alex bewegte sich etwas, sie schaute hin. Ein Mann um die zwanzig, der sich offenbar zwischen den stehenden Wagen hindurchgeschlängelt hatte, hämmerte an die Windschutzscheibe einer jungen Frau und masturbierte voller Hingabe.

»Zentrale? Schickt ihr mir noch zwei Beamte zusätzlich?«

»Verstanden. Worum geht´s?«

»Ein Typ holt sich am Wagen links neben mir einen runter.«

»Okay, mache ich.«

»Verstanden, danke.«

Alex atmete tief ein, öffnete die Jacke, so dass ihre Dienstwaffe im Holster hervorschaute, und stieg aus.

»Paris ist zauberhaft«, murmelte sie ein weiteres Mal. Der Lärm und der Gestank der Auspuffgase hüllten sie wie in einen dichten Nebel.

»Du bist spät dran«, bemerkte Marco, als Alex schließlich in den Umkleideraum des Kommissariats trat.

»Was du nicht sagst ...« Sie bückte sich und nahm ein Paar Turnschuhe aus ihrem Fach.

Marco betrachtete Alex´ Stiefel und sah sie überrascht an. Dann hielt er seiner Kollegin einen Becher Kaffee hin.

»Erzähl.«

»Ich habe einen Kerl erwischt, der sich vor einer Frau in einem stehenden Wagen einen abgewichst hat. Er war so beschäftigt, dass er nicht mal gesehen hat, wie ich das Blaulicht rausgeholt habe.«

Mit angewiderter Miene schnürte sie sich die Stiefel auf.

»Als ich dann um den Wagen rum auf ihn zugegangen bin, hat er die Armbinde bemerkt. Er wollte abhauen ... und hat sich mit den Füßen in der Hose verheddert. Er ist mit der Nase voll auf die Motorhaube eines anderen Wagens geknallt. War gleich k. o. Ich hatte schon Verstärkung angefordert, jetzt musste ich noch mal anrufen, für einen Krankenwagen.«

Als sie die Turnschuhe anhatte, säuberte sie ihre Stiefel so gut es ging mit Wasser und Klopapier.

»Und die Frau?«

»Hat mir auf die Galoschen gekotzt. Sie kam aus der Creuse und wollte hier ein Praktikum anfangen. Man hatte ihr schon gesagt, dass die Stadt der Lichter nicht nur Diamanten kennt, aber so deutlich offenbar nicht. Sie war halb im Schockzustand.«

»Und da unten gibt´s keine Perversen?«

» Nicht so welche , meinte sie.«

»Und was hast du ihr gesagt?«

»Das Einzige, was mir eingefallen ist: Willkommen in Paris. « Alex warf den leeren Becher in einen Papierkorb und verzog das Gesicht. »Ich weiß nicht, wieso ich diesen Kaffee überhaupt noch trinke. Ekelhaft.«

»Oh! Wo er mit so viel Liebe gemacht wurde vom wohl ältesten Getränkeautomaten von Paris! Was sage ich, von Frankreich. Vielleicht gar Europa. Du hast keinen Respekt.«

Auf dem Weg zum Besprechungsraum begegneten sie den beiden Beamten, die die Zentrale geschickt hatte, um Alex bei der Festnahme ihres Exhibitionisten zu unterstützen. Sie hatten gerade noch mit ansehen dürfen, wie der junge Mann von feixenden Sanitätern in den Krankenwagen geschoben wurde.

»He, Dueso, du weißt, dass dein kleiner Wichser wieder zu Bewusstsein gekommen ist, ja? Du warst kaum weg.«

»Ach, tatsächlich ...«

Alex ging weiter auf den Besprechungsraum zu.

»Warte, du wirst lachen ...«

Sie stoppte, die Hand auf dem Türgriff, und sah Polaski fragend an.

»Er will Anzeige erstatten. Wegen Polizeigewalt.«

Alex seufzte. Polaski grinste bis zu den Ohren, die Fäuste in die Hüften gestemmt.

»Hast recht, Polaski, ich lach mich tot. Danke für die Info.«

Sie öffnete die Tür. Marco folgte ihr, und beide nahmen Platz, um an der morgendlichen Besprechung teilzunehmen, auf Plastikstühlen, die wahrscheinlich aus dem Paläolithikum stammten.

»Bleibt noch ein Mann in den Vierzigern, angezeigt von der Tochter seiner Lebensgefährtin wegen unsittlicher Berührung«, spulte Kommissar Blondeau die Tageskarte herunter. »Wantz, Martin, das ist was für Sie.«

»Nicht eher für den Jugendschutz?«, fragte Martin, ein kräftiger Dunkelhäutiger.

»Die Frau ist zweiundzwanzig, den Jugendschutz betrifft das nicht.«

»Zweiundzwanzig? Da kann sie sich ja wohl selber wehren, oder?«, meinte ein neu hinzugekommener Inspektor, ein Blonder, dessen Name Alex schon wieder entfallen war.

»Dann denk dran, ihr zu sagen, dass es ihre eigene Schuld ist, wenn du sie siehst«, stichelte Marco.

Blondeau wedelte mit den Händen.

»Nur die Ruhe, und immer schön freundlich zu den Neuen. Daumet, wir sind natürlich sehr froh über Ihre Mitarbeit in unserer Einheit. Ich bin sicher, Sie werden uns kompetent unterstützen, Ihre Personalakte ist ein einziges Lob. Und genauso bin ich der Überzeugung, dass Sie sich rasch in Ihre neue Abteilung einfinden werden. Und nicht vergessen, dass das Opfer eines Übergriffs niemals schuldig ist.«

Der Blonde rutschte unbehaglich auf seinem Stuhl hin und her und nickte.

»Nun denn«, fuhr der Kommissar fort, »letzter Punkt der Tagesordnung, unser Alle-Jahre-wieder ... Lassain meldet sich zurück.«

Ringsum gingen die Augenbrauen hoch.

»Jawohl«, nahm Blondeau die in der Luft hängende Frage auf. »In beiden Verfahren wegen sexueller Belästigung ist er davongekommen, man hätte also denken können, er würde sich glücklich schätzen und in irgendeine verlassene Gegend ziehen, Kaninchen züchten oder so ... Aber nein, er ist weiterhin Personalchef in derselben Firma ... der ... Sogecam?« Er warf einen Blick auf seine Notizen. »Ja, hier hab ich´s, die Sogecam. Und noch genauso voller Tatendrang. Diesmal waren gleich zwei junge Frauen hier ... Jennifer Semblat, siebenundzwanzig, und Aïssa Ndiaye, sechsundzwanzig. Das übliche Spiel: Ich ändere deinen Zeitvertrag in einen unbefristeten, wenn du lieb zu mir bist. «

»Sollte man nicht den Geschäftsführer auch vorladen?«, fragte Marco. »Ich meine, wir hatten schon vier Anzeigen, da sind bei ihm doch sicher Dutzende Beschwerden eingegangen.«

Die Besprechung endete mit Blondeaus rituellem »Tun Sie Ihr Bestes«, und alles strebte zur Tür.

»Dueso, könnten Sie bitte in meinem Büro auf mich warten?«, sagte der Kommissar zu Alex. »Daumet, bleiben Sie doch noch einen Moment, wären Sie so nett?«

Blondeau hatte diese Art, Befehle als höfliche Fragen zu formulieren, und als Alex ging, wandte er sich leise an den Neuen.

»Ich weiß, bei der Drogenfahndung gibt es ... einen gewissen Hang zur Schuldvermutung. Hier ist es umgekehrt.«

Alex trat gerade durch die Tür, als Blondeau mit einer Frage endete: »Ist Ihnen die Art und Weise, wie es bei uns läuft, jetzt klar?«

Kurz darauf war Blondeau in seinem Büro bei Alex.

»Was war denn nun mit dem Jungen, den uns das Krankenhaus zurückgeschickt hat? Exhibitionismus im öffentlichen Raum?«

»Sexueller Missbrauch.«

»Inwiefern Missbrauch?«

»Ausgeführt unter Anwendung von Gewalt, Zwang, Drohung oder durch Überrumpelung«, sagte Alex brav auf. »Die junge Frau, die in ihrem Wagen festsaß und bei der er versucht hat, die Tür zu öffnen, sah mehr überrumpelt als begeistert aus.«

»Na schön. Und Sie haben ihn angefasst, diesen Bengel?«

»Abgesehen vom Zugriff nicht. Haben Sie ihn gesehen?«

»Nein, ich war in der Besprechung, man hat mich nur über die Anzeige informiert.«

Blondeau legte sein Handy auf dem überquellenden Schreibtisch ab.

»Bei allem Respekt, ich denke, wir sollten es vermeiden, von ihm als einem Bengel zu sprechen, auch nicht unter uns. Es geht um einen Volljährigen, der meint, er müsste fünfzehn Zentimeter vor einer im Stau steckenden Frau masturbieren. Und sie dabei durchs Fenster bedrohen. Die Sanitäter hatten was zu lachen. Und Polaski, klar. Die Frau weniger.«

Der Kommissar schaute sie an, eine unendliche Müdigkeit lag in seinem Blick.

»Da sind wir uns einig. Aber da er fest entschlossen scheint, Opfer polizeilicher Gewalt geworden zu sein, und da dies, damit sage ich Ihnen nichts Neues, eindeutig zu den Dingen gehört, auf die dieses Kommissariat sehr gut verzichten kann, ergreifen wir...
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