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Schandgrab

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
439 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am01.07.20132024
Eine tote Wissenschaftlerin, Fachfrau für die Mainzer Stadtgeschichte. Ein Bilderdiebstahl im Landesmuseum. Eine Klosterhandschrift, die unbeachtet im Archiv schlummert. Die Historikerin Ernestine 'Tinne' Nachtigall wird in den Strudel dieser Ereignisse hineingezogen, gerät erst unter Mordverdacht und schließlich in Lebensgefahr. Gemeinsam mit dem Lokalreporter Elvis setzt sie alle Hebel in Bewegung, um die Wahrheit zu finden. Die beiden kommen einem Geheimnis auf die Spur, das zurückreicht bis in die Zeit der Pestepidemien ...

Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und lebt seit 20 Jahren in Mainz. Während seines Studiums jobbte er als Musiker und Kameramann, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Heute betreibt der promovierte Geowissenschaftler eine Medienagentur, arbeitet als Moderator und lehrt an der Universität Mainz. Er ist begeisterter Hobbykoch, Weinliebhaber und Sammler von Vintage-Gitarren. Mit der chaotischen Historikerin Tinne Nachtigall und dem dicken Reporter Elvis hat Helge Weichmann zwei liebenswerte Figuren geschaffen, die ihre außergewöhnlichen Abenteuer mit viel Pfiff, Humor und Improvisationstalent meistern.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR16,00
E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
EUR11,99
E-BookPDF0 - No protectionE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextEine tote Wissenschaftlerin, Fachfrau für die Mainzer Stadtgeschichte. Ein Bilderdiebstahl im Landesmuseum. Eine Klosterhandschrift, die unbeachtet im Archiv schlummert. Die Historikerin Ernestine 'Tinne' Nachtigall wird in den Strudel dieser Ereignisse hineingezogen, gerät erst unter Mordverdacht und schließlich in Lebensgefahr. Gemeinsam mit dem Lokalreporter Elvis setzt sie alle Hebel in Bewegung, um die Wahrheit zu finden. Die beiden kommen einem Geheimnis auf die Spur, das zurückreicht bis in die Zeit der Pestepidemien ...

Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und lebt seit 20 Jahren in Mainz. Während seines Studiums jobbte er als Musiker und Kameramann, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Heute betreibt der promovierte Geowissenschaftler eine Medienagentur, arbeitet als Moderator und lehrt an der Universität Mainz. Er ist begeisterter Hobbykoch, Weinliebhaber und Sammler von Vintage-Gitarren. Mit der chaotischen Historikerin Tinne Nachtigall und dem dicken Reporter Elvis hat Helge Weichmann zwei liebenswerte Figuren geschaffen, die ihre außergewöhnlichen Abenteuer mit viel Pfiff, Humor und Improvisationstalent meistern.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839242025
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum01.07.2013
Auflage2024
Reihen-Nr.1
Seiten439 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430013
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

ERSTER TEIL
Mittwoch, 14. März 2012

Hannah setzte vorsichtig einen Fuß vor den anderen. Die muffige Luft in dem unterirdischen Stollen war klamm und kalt, der unebene Boden brachte sie immer wieder zum Stolpern. Die Decke des Gangs war so niedrig, dass sie sich ständig bücken musste und ihr Helm in unregelmäßigen Abständen an vorspringende Steine stieß. Um sie herum herrschte Dunkelheit, lediglich der tanzende Lichtkegel ihrer Maglight wies ihr den Weg durch den Stollen. Hannah hatte sich ihren fluoreszierenden Tauchkompass um das Handgelenk geschnallt und warf einen Blick darauf.

»Bin jetzt 25 Schritte in nordwestliche Richtung gegangen. Der Tunnel ist nach wie vor gemauert, allerdings in schlechtem Zustand. Alles ist feucht, der Boden ist mit Geröll und losem Erdreich bedeckt.«

Hannahs Stimme klang dumpf und fremd in dem Gewölbe. Sie blieb stehen, zog eine kleine Digitalkamera aus ihrem Rucksack und schoss ein Foto des Stollens. Der Blitz erhellte für den Bruchteil einer Sekunde einen grob gemauerten Gang, rund 1,50 Meter hoch und ebenso breit. Sickerwasser bildete Rinnsale an den Wänden, die brackigen Pfützen auf dem Boden glänzten wie flüssiges Metall. Hier und dort waren Steine herausgebrochen, bleiche Baumwurzeln ragten wie Knochenarme in den Tunnel hinein.

»Ich gehe jetzt weiter. 35 Schritte. Der Gang wird schwerer passierbar.«

Mit Kraft zwängte sie sich durch eine halb eingestürzte Engstelle. Heißer Schreck durchfuhr sie, als ein wenig Gestein nachbrach und eine Mischung aus Schlamm und Wasser auf ihre Schultern klatschte. Zum wiederholten Male fragte Hannah sich, ob ihre Idee wirklich so gut gewesen war, und wie immer wusste sie die Antwort: Ihre nächtliche Exkursion war die einzige Möglichkeit, den Lauf der Dinge in letzter Sekunde noch zu ändern. Sie machte zwei, drei tiefe Atemzüge, dann ging sie weiter. Seit vielen Hunderten von Jahren hatte kein Mensch diesen Tunnel betreten, das war ihr klar. Ihr Herz klopfte vor Aufregung, aber auch vor Stolz.

»Jetzt macht der Gang eine 90-Grad-Kehre nach rechts, ich befinde mich ...«

Irritiert brach sie ab und fuhr herum. Einen Augenblick lang hatte sie geglaubt, hinter sich ein Geräusch gehört zu haben. Doch alles war still. Sie nahm den Faden wieder auf.

»Ich befinde mich in einem größeren Gang, der Boden ist besser erhalten, aber auch hier sind überall Brüche an den Wänden zu sehen.«

Sie musste ihre Angst niederkämpfen, als sie die mächtigen Steinblöcke sah, die herausgefallen waren. Die übrigen Mauersteine schienen stellenweise nur noch minimal verankert zu sein und entgegen jeder Physik an der Wand zu kleben.

»Der Tunnel, eh, macht einen akut einsturzgefährdeten Eindruck.«

Erneut drehte sie sich um. Diesmal war sie sich ganz sicher, ein Geräusch gehört zu haben, eine Art Scharren oder Klopfen. Sie lauschte. Da, schon wieder! Argwöhnisch leuchtete sie in die Richtung, aus der sie gerade gekommen war. Niemand wusste, dass sie hier war, kein Mensch kannte den Eingang zu diesem Tunnel. Wahrscheinlich war Geröll ins Rutschen geraten. Nicht gut. Sie hoffte inständig, dass ihre Aktion keinen größeren Erdrutsch hervorrufen und den Tunnel versperren würde. Aber rasch verdrängte sie diesen Gedanken und konzentrierte sich wieder auf ihr Ziel. Erneut las sie den Kompass ab und begann systematisch, die nassen Wände abzuleuchten. Nach einer halben Minute blieb der Lichtstrahl an einer Steinplatte hängen. Aufgeregt murmelte sie:

»Vor mir ist etwas, das wie der Übergang zur eigentlichen Kammer aussieht.«

Sie trat einen Schritt nach vorn, als plötzlich ein Lichtstrahl seitlich in ihre Augenwinkel fiel. Verblüfft kniff sie die Lider zusammen. Ein schwankendes Licht näherte sich. Also war doch jemand hinter ihr her! Mit einem leisen Fluch knipste Hannah ihre Maglight aus, doch es war zu spät. Schon hatte der tastende Strahl sie gefunden. Mit der Hand schattete sie ihre Augen ab, um sie vor dem grellen Licht zu schützen. Ihre Empfindungen wirbelten durcheinander - Wut, weil ihr offensichtlich jemand zuvorkommen wollte. Und Angst, weil sie wusste, dass sie sich mit rücksichtslosen Menschen angelegt hatte.

Sie ließ ihre Lampe aufflammen und leuchtete dem Ankömmling ihrerseits ins Gesicht. Sofort drehte dieser seinen Lichtstrahl zur Seite, sodass sie wieder sehen konnte. Erstaunt hob sie die Augenbrauen. Das dreckverschmierte Gesicht unter dem Helm kannte sie.

»Na, das ist ja mal eine Überraschung«, meinte sie lakonisch.

*

Im Philosophicum, dem größten geisteswissenschaftlichen Bau der Universität Mainz, herrschte in der vorlesungsfreien Zeit ein gemächliches Tempo. Die langen Flure, in denen normalerweise schwatzende Studierende hin und her eilten, waren nahezu verwaist, nur hier und dort lief jemand mit Büchern im Arm von einem Raum zum anderen.

Vor der verschlossenen Tür von Professor Eckhard Nümbrecht standen drei Gestalten. Nach einer halben Stunde Wartezeit hatte sich zwischen den Studierenden eine nette Plauderei entwickelt, es stellte sich heraus, dass zwei auf derselben Schule gewesen waren und der dritte allerlei Abenteuer während einer Rucksack-Tour durch Nordafrika erlebt hatte. Doch all die Anekdoten konnten nicht darüber hinwegtäuschen, dass sich im Zimmer des Professors nichts rührte und die Tür nach wie vor verschlossen blieb, obwohl heute seine Feriensprechstunde war.

Die Sekretärin des Instituts für Mittelalterliche Ge­schichte kam um die Ecke. Sie trug einen Stapel Unterschriftsmappen unter dem Arm und - wie gewöhnlich - eine Leidens­bittermiene im Gesicht. Die Studierenden nannten Frau Schillmer hinter vorgehaltener Hand nur den Drachen . Sie wusste das und tat alles, um diesem Bild zu entsprechen und damit die Anzahl studentischer Anfragen so gering wie möglich zu halten.

Einer der drei Wartenden fasste sich ein Herz und wandte sich an den Drachen.

»Entschuldigung, Frau Schillmer, der Herr Nümbrecht hat eigentlich Feriensprechstunde, aber er ist nicht da. Wissen Sie, wo er ist?«

Der Drache begutachtete den jungen Mann über den Rand seiner Lesebrille hinweg wie ein lästiges Insekt.

»Da weiß ich nichts drüber. Der Herr Professor hat vielleicht wichtigere Termine.«

Eingeschüchtert setzte sich der Student hin. Frau Schillmer drehte den Kopf ostentativ zur Seite und ging ein paar Schritte weiter zur nächsten Tür, hinter der das Büro von Frau Dr. Lohmann lag. Sie hatte während des Vormittags den Flur vor ihrer Bürotür im Auge behalten und wusste sehr genau, dass Frau Dr. Lohmann noch nicht da war. Heimlich warf sie einen Blick auf ihre Armbanduhr. Kurz vor elf. Perfekt! Alles, was sie jetzt brauchte, war ein leeres Büro - mit einem Telefon.

Übertrieben korrekt klopfte Frau Schillmer an die Tür und wartete. Schließlich betonte sie durch einen langen Blick die Wichtigkeit ihrer Unterschriftsmappen, klapperte mit dem Zentralschlüssel und öffnete die Tür.

Vor Überraschung blieb ihr der Mund offen stehen.

Das Büro war gar nicht leer. Am Schreibtisch von Frau Lohmann hockte Professor Nümbrecht, hielt einen Stapel Papiere in der Hand und starrte sie erschrocken an.

»Oh, hallo, Frau Schillmer, eh, ich ... ich habe gerade ein paar Folien gesucht für die, eh, Vorlesung über die Ottonen. Die müssen hier irgendwo sein, hm ...«

Er blätterte wahllos durch zwei, drei Unterlagen, stand auf und strich sein Sakko glatt.

»Tja, da werde ich wohl auf Frau Lohmann warten müssen.«

Er lächelte verlegen. Im Türrahmen standen inzwischen die drei Studenten und schauten ihn verblüfft an.

»Hallo, Herr Professor, wir warten schon die ganze Zeit vor Ihrem Büro wegen der Sprechstunde.«

»Oh, ja, klar, natürlich, ich ... ich komme. Danke, dass Sie gewartet haben.«

Unter dem verwunderten Blick des Drachens verließ der Professor das Zimmer und verschwand in seinem eigenen Büro.

*

Mit einem hellen Pling landete die umgekippte Kaffeetasse neben der Tastatur, ein Schwall schwarzer Brühe ergoss sich über Kalender, Unterlagen und Notizen. Tinne zerbiss einen Fluch zwischen den Zähnen, griff nach einigen herumliegenden Papiertaschentüchern und begann hektisch, die Flut einzudämmen. Sie hatte lediglich versucht, ihr Mauspad unter der Tastatur hervorzuzerren, dabei war sie ungeschickt an den Becher gestoßen.

Ihre Kollegin Annegret Dahlmann streckte ihren Wuschelkopf durch die offene Verbindungstür zwischen den beiden Büros. Als sie die Bescherung sah, kam sie herbei und half bei der Tupf- und Wischaktion.

»Ich bin manchmal aber auch ein Trottel!«

Tinne ärgerte sich über ihre eigene Ungeschicklichkeit. Annegret machte eine wegwerfende Handbewegung, doch Tinne sah ganz genau, dass sie ein Grinsen nicht unterdrücken konnte.

Tinne arbeitete noch keine drei Monate am Institut für Neuere Geschichte, doch ihr Ruf als wandelnder Pechvogel eilte ihr bereits voraus. Zuerst hatte sie durch ein paar unbedachte Tastenbefehle den heiligen Kopierer des Fachbereichs auf eine mysteriöse amerikanische Maßeinheit umgestellt, dann war ihr Schlüssel auf wundersame Art und Weise im Schloss abgebrochen, sodass der Schließzylinder der Bürotür ausgewechselt werden musste. Als Krönung hatte sie schließlich versehentlich den computergestützten Raumverteilungsplan des gesamten Instituts lahmgelegt, sodass eine halbe Woche lang aufgebrachte Studierende und saallose Professoren durch die Flure des Philosophicums irrten.

Tinne setzte sich und...

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Helge Weichmann wurde 1972 in der Pfalz geboren und lebt seit 20 Jahren in Mainz. Während seines Studiums jobbte er als Musiker und Kameramann, bevor er sich als Filmemacher selbstständig machte. Heute betreibt der promovierte Geowissenschaftler eine Medienagentur, arbeitet als Moderator und lehrt an der Universität Mainz.
Er ist begeisterter Hobbykoch, Weinliebhaber und Sammler von Vintage-Gitarren. Mit der chaotischen Historikerin Tinne Nachtigall und dem dicken Reporter Elvis hat Helge Weichmann zwei liebenswerte Figuren geschaffen, die ihre außergewöhnlichen Abenteuer mit viel Pfiff, Humor und Improvisationstalent meistern.