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Fundsachen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
246 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am04.02.20151. Auflage
Rudolf-Günther Böhnke findet keine Ruhe in dem idyllischen Eifelort Huppenbroich. Nachdem der pensionierte Kriminalhauptkommissar den verzweifelten Walter Frosch vor einem Selbstmord bewahrt hat, sieht er es als seine Pflicht an, ihm zu helfen: Frosch wird um 500.000 Euro erpresst. Zeitgleich droht Böhnke von anderer Seite Ärger. Ein Kölner hat ein Grundstück in Huppenbroich geerbt und will es mit Thuyas bepflanzen statt mit Buchen. Nachdem erste Anpflanzungen zerstört wurden, beauftragt er Böhnke, die Täter zu ermitteln. Jedenfalls glauben das die Bewohner ...

Kurt Lehmkuhl, 1952 in der Nähe von Aachen geboren, studierte Jura in Bonn und lebt heute in Erkelenz. Er ist als Redakteur beim Zeitungsverlag Aachen beschäftigt. Bislang sind 19 Kriminalromane sowie mehrere Kriminalgeschichten von ihm erschienen. 'Fundsachen' ist der sechste Fall für seinen Aachener Exkommissar Rudolf-Günther Böhnke.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR9,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
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E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR8,99

Produkt

KlappentextRudolf-Günther Böhnke findet keine Ruhe in dem idyllischen Eifelort Huppenbroich. Nachdem der pensionierte Kriminalhauptkommissar den verzweifelten Walter Frosch vor einem Selbstmord bewahrt hat, sieht er es als seine Pflicht an, ihm zu helfen: Frosch wird um 500.000 Euro erpresst. Zeitgleich droht Böhnke von anderer Seite Ärger. Ein Kölner hat ein Grundstück in Huppenbroich geerbt und will es mit Thuyas bepflanzen statt mit Buchen. Nachdem erste Anpflanzungen zerstört wurden, beauftragt er Böhnke, die Täter zu ermitteln. Jedenfalls glauben das die Bewohner ...

Kurt Lehmkuhl, 1952 in der Nähe von Aachen geboren, studierte Jura in Bonn und lebt heute in Erkelenz. Er ist als Redakteur beim Zeitungsverlag Aachen beschäftigt. Bislang sind 19 Kriminalromane sowie mehrere Kriminalgeschichten von ihm erschienen. 'Fundsachen' ist der sechste Fall für seinen Aachener Exkommissar Rudolf-Günther Böhnke.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839246306
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2015
Erscheinungsdatum04.02.2015
Auflage1. Auflage
Reihen-Nr.6
Seiten246 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2430486
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

3. Kapitel

Böhnke drängte zur Eile. »Komm endlich in die Puschen!«

Wer wusste, wie lange dieses Schauspiel noch dauern würde? Aber Lieselotte Kleinereich ließ sich Zeit, nach seiner Meinung viel zu viel Zeit.

»Commissario, nun hetz nicht so«, konterte seine Liebste die Nörgelei, »da fließt noch viel Wasser runter.«

Es zog ihn an den Rursee, an den zweitgrößten Stausee Deutschlands. Bei seinen Spaziergängen rund um Huppenbroich konnte er bisweilen einen Blick auf die Wasserfläche erhaschen, die einen großen Bereich der früheren Täler bedeckt, durch die die junge Rur auf dem Weg von ihren diversen Quellen im Hohen Venn zur Mündung in die Maas in Roermond floss.

Momentan gab es ein Schauspiel, das nur selten zu beobachten war. Nach dem schneereichen Winter und den fast ununterbrochenen Regenfällen der letzten Wochen hatte die Talsperre die Grenze ihrer Kapazität erreicht. Sie war, wie es ein Nachbar von Böhnke bei einem Plausch an der Theke der Gaststätte »Zur alten Post« formuliert hatte, bis zum Stehkragen voll; mehr noch, es lief derzeit mehr Wasser in die Talsperre als in die Rur abfloss. Gewaltige Wassermassen schossen derzeit am großen Überlauf an der breiten Staumauer in die Tiefe. Üblicherweise war der Überlauf nicht vonnöten, konnten Zufluss und Ablauf über Schleusen und Ventile gesteuert werden. Doch momentan gab es zu viel Wasser für die ausgeklügelte Technik und nur der Überlauf verhinderte Schlimmeres. Er lieferte ein gigantisches Spektakel aus tosendem Wasser, aufschäumender Gischt, in deren Wasserschleier sich Regenbögen bildeten.

Böhnke wollte unbedingt zur Staumauer, sich direkt oberhalb des Überlaufs über das Geländer lehnen, um sich das ungezügelte Spiel und die unbändige Kraft des Wassers noch einmal anzuschauen. Vor etlichen Jahren hatte es das ungewöhnliche Ereignis zum letzten Mal gegeben, ob er das nächste noch miterleben würde, war in Anbetracht seiner schweren Erkrankung ungewiss.

»Mach hinne!«, raunzte er Lieselotte an, die sich zum wiederholten Male vor dem Spiegel das kurz geschnittene, graue Haar zupfte.

»Commissario, ich bin nicht auf der Flucht«, meinte sie und gab ihm einen satten Kuss mitten auf den Mund, der ihn sofort wieder versöhnte.

Sie waren dem Rat der Zeitung gefolgt und hatten darauf verzichtet, bereits am Wochenende zum Rursee zu fahren. Dort hatte, wie sie am Montag lesen konnten, ein mächtiges Verkehrschaos geherrscht, weil noch mehr Touristen als gewöhnlich in die Nordeifel gekommen waren, um das seltene und spektakuläre Wasserereignis hautnah mitzuerleben. Lieselotte hatte deswegen und ihm zu Liebe ihren Wochenendaufenthalt in der Wohnung in Huppenbroich um einen Tag verlängert. Sie würde erst am Abend nach Aachen fahren, um in ihrer Apotheke den Nachtdienst zu übernehmen.

»Ich kann dich doch nicht alleine an den See lassen. Wer weiß, was du wieder anstellst ohne mich?«, hatte sie schmunzelnd gesagt.

Die Entscheidung für den Abstecher an den Rursee an einem Montag war die richtige gewesen. Als Ausflug konnten sie die Tour nicht betrachten, theoretisch hätten sie sogar zu Fuß dorthin gehen können. Danach war ihnen jedoch beide nicht zu Mute. Sie würden es sich gemütlich machen, am Überlauf das Spektakel beobachten, in einem Restaurant zu Mittag essen, am Nachmittag vielleicht eine Bootstour unternehmen und am späten Nachmittag gemütlich nach Huppenbroich zurückkehren.

»Was sollen wir auch sonst tun, als das, was alle Touristen am Rursee tun?«, hatte Lieselotte seinen Plan kommentiert, als sie schwungvoll in ihrem Polo von der Einfahrt auf die Kapellenstraße fuhr. »Oder willst du es wie Schmitze Billa machen und nicht mehr zurückkommen? Dann wäre ich aber echt sauer auf dich.«

Vor der Staumauer fanden sie auf dem bewachten Parkplatz einen Abstellplatz für Lieselottes Fahrzeug. Böhnkes Knurren wegen der aus seiner Sicht unverschämt hohen Parkgebühr nahm sie nicht zur Kenntnis. Wenn es nach ihm gegangen wäre, würden sie so lange durch die Gegend fahren, bis sie irgendwo vor einem Sportplatz oder an einem Friedhof kostenlos hätten parken können. Am liebsten hätte er sogar am Rand der Straße, die über die Staumauer führte, den Wagen geparkt, aber dort herrschte absolutes Halteverbot.

»Nun komm schon, alter Mann!«, drängelte sie, als er schwerfällig aus dem Beifahrersitz kletterte. Es wurde höchste Zeit, dass Lieselotte sich ein anderes Fahrzeug anschaffte; eines, in dem er nicht so tief saß, brummte er vor sich hin. Aber sie ignorierte seine Lamentiererei, ihr reichte der Kleinwagen.

Langsam gingen sie über die breite Staumauer, rechts breitete sich der aufgestaute See aus, in den sich an der linken Seite eine dichtbewaldete Landzunge hineinstreckte. Direkt vor ihnen lag dort hinter einigen flachen Gebäuden die Anlegestelle der »Weißen Flotte«, die mit ihren Schiffen die Touristen zu Rundfahrten oder zu anderen Orten über den See beförderte. Links, hinter dem Randstreifen und der Fahrbahn, auf der anderen Seite der Staumauer, fiel der Blick ins Grüne, ins Rurtal, durch das der Fluss seinen Weg fand bis zur nächsten Staustufe in Obermaubach. Dort wälzte sich das Wasser ebenfalls über die Absperrung, aber bei Weitem nicht so spektakulär wie hier am Überlauf in Schwammenauel.

Es waren nicht viele Menschen unterwegs, nur wenige Autos fuhren über die Straße auf der Staumauer, die an Wochenenden oft für Motorradfahrer zur großen Herausforderung wurde, wenn sie mit überhöhter Geschwindigkeit darüberrasten, um am hinteren Ende der Staumauer in einer scharfen Linkskurve davonzupreschen, ohne genau zu wissen, wie es dahinter weiterging.

Es gab nahezu keine störenden Geräusche, nur das Donnern der herabstürzenden Wassermassen war mehr und mehr zu vernehmen, je näher sie dem Oberlauf kamen. Oberhalb des Überlaufs sammelte sich die Gischt zu einem dünnen Nebelschleier, in dem sich die Sonnenstrahlen brachen. Einige Schaulustige kamen ihnen auf dem Gehweg entgegen, vor sich sahen sie die Menschen am Geländer stehen und in die Tiefe schauen.

Vorsichtig näherte sich Böhnke dem viereckigen Überlauf, der Lärm wurde ohrenbetäubend, das aufspritzende Wasser benässte das Gesicht und die Kleidung. Es war schon erstaunlich. Gleichförmig glatt, flach und ruhig lag die Wasseroberfläche des Stausees da, geradezu friedlich, nur durch eine Tonnenkette war rund um den Überlauf großräumig ein Bereich abgesperrt. Segelboote oder Paddler wurden auf großformatigen Hinweisschildern frühzeitig vor der Lebensgefahr gewarnt und aufgehalten, eigentlich überflüssig, war doch der Wassersport wegen des Hochwassers untersagt worden. Der Anlegeplatz für Segelboote in unmittelbarer Stelle hinter dem Überlauf war vorsorglich geräumt worden. Wer einmal in den Sog des zum Überlauf fließenden Wassers geriet, der würde unweigerlich mitgerissen.

Die ruhige Oberfläche des Sees war trügerisch, unvermittelt stürzte das Wasser an den zwei dem See zugewandten Seiten metertief in den Betontrog. Der Boden des meistens trockenen oder nur leicht befeuchteten Beckens war nicht einmal zu erahnen, die tosende Masse verwandelte sich in tanzenden Schaum. Es hätte Böhnke gereizt, über die Stege zu gehen, die sich über den beiden Seeseiten des viereckigen Überlaufs befanden. Sie waren nicht nur durch stabile Gittertüren versperrt, davor stand auch noch ein Wachmann, an dem kein Vorbeikommen sein würde.

»Wenn du da reinfällst, hast du es hinter dir«, sagte Lieselotte ehrfürchtig. Sie hatte sich an die Brüstung geklammert und schaute in den brodelnden Überlauf.

»Eine spektakuläre Art, um Selbstmord zu begehen«, murmelte Böhnke, der sich im Gegensatz zu den meisten, ängstlich wirkenden Schaulustigen über das Geländer gebeugt hatte. Er hatte mehr zu sich gesprochen als zu Lieselotte, aber sie hatte ihn trotz der lauten Umgebung verstanden.

»So, wie der da.« Mit einem leichten Kopfdrehen deutete sie auf einen Mann, der wenige Meter von ihnen entfernt an der der Straße zugewandten Seite des Überlaufs an der Absperrung lehnte. »Der sieht so aus, als wolle er sich in die Tiefe stürzen.«

Sie hatte kaum geendet, als der Mann tatsächlich ansetzte, ein Bein auf die Brüstung zu schwingen. Mit einer Behändigkeit, die Lieselotte ihm kaum zugetraut hatte, war Böhnke auf den Mann zugesprungen und hatte ihn an den Schultern gepackt. Ehe dieser sich versah, lag er auf dem Gehweg, und Böhnke kniete auf dessen Brust.

»Commissario, ich bewundere dich«, sagte Lieselotte anerkennend, als sie an seine Seite getreten war.

Böhnke achtete nicht auf sie. Er hatte gehandelt, wie er es in seiner Zeit im Polizeidienst gelernt hatte; die richtigen Griffe zum richtigen Zeitpunkt brachten den Erfolg. Er wunderte sich allenfalls, dass er trotz seines Ruhestands noch über derartige Reflexe verfügt. Stumm und wegen der Anspannung ein wenig außer Atem, betrachtete er den von ihm fixierten Mann.

Der verhinderte Selbstmörder wirkte wie ein normaler Durchschnittsbürger, vielleicht 50 Jahre alt, unauffälliges Gesicht, mit braunem, von einem leichten Grauschleier durchzogenen, kurz geschnittenen Haar, einfach und sauber gekleidet mit Jeans und aufgeknöpfter, heller Jacke, unter der ein blau-weiß kariertes Hemd zum Vorschein kam.

Böhnke scheuchte ein paar Neugierige fort, die sich um sie versammelt hatten. »Polizei, Notfall«, sagte er knapp mit strenger Stimme.

»Was sollte denn diese Nummer?«, schnauzte er den rücklings liegenden Mann an und lockerte den Druck seines Knies von dessen Brust. »Das Leben ist doch viel...

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