Hugendubel.info - Die B2B Online-Buchhandlung 

Merkliste
Die Merkliste ist leer.
Bitte warten - die Druckansicht der Seite wird vorbereitet.
Der Druckdialog öffnet sich, sobald die Seite vollständig geladen wurde.
Sollte die Druckvorschau unvollständig sein, bitte schliessen und "Erneut drucken" wählen.

Traufgänger

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
576 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am08.02.20172022
Ein Mann wird erschlagen, ein Finanzhai verschwindet spurlos - und die Angehörigen des Mordopfers halten sich verdächtig zurück. Nur die Kriminalpolizei hat großes Interesse daran, die Fälle aufzuklären. Denn im Umfeld des Mordes geht es um viel Geld. Die betrogenen Anleger fürchten nicht nur um ihr Vermögen, sondern auch um ihr Ansehen als unbescholtene Unternehmer, falls die Steuerfahndung hellhörig wird.

Manfred Bomm, geboren 1951 in Eybach (heute Stadtbezirk von Geislingen/Steige), hat zunächst durch eine kaufmännische Ausbildung in Ulm das reale Arbeitsleben kennengelernt, sich aber schon frühzeitig dem Journalismus zugewandt. Er war unter anderem lange Zeit in Göppingen und später in seiner Heimatstadt Geislingen für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig - und widmet sich nun im Ruhestand ganz dem Krimischreiben. Er fühlt sich eng mit Land und Leuten verbunden, liebt die Natur, das Wandern, Reisen und Radeln und ist auch Sportflieger.
mehr
Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR17,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextEin Mann wird erschlagen, ein Finanzhai verschwindet spurlos - und die Angehörigen des Mordopfers halten sich verdächtig zurück. Nur die Kriminalpolizei hat großes Interesse daran, die Fälle aufzuklären. Denn im Umfeld des Mordes geht es um viel Geld. Die betrogenen Anleger fürchten nicht nur um ihr Vermögen, sondern auch um ihr Ansehen als unbescholtene Unternehmer, falls die Steuerfahndung hellhörig wird.

Manfred Bomm, geboren 1951 in Eybach (heute Stadtbezirk von Geislingen/Steige), hat zunächst durch eine kaufmännische Ausbildung in Ulm das reale Arbeitsleben kennengelernt, sich aber schon frühzeitig dem Journalismus zugewandt. Er war unter anderem lange Zeit in Göppingen und später in seiner Heimatstadt Geislingen für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig - und widmet sich nun im Ruhestand ganz dem Krimischreiben. Er fühlt sich eng mit Land und Leuten verbunden, liebt die Natur, das Wandern, Reisen und Radeln und ist auch Sportflieger.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839252864
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum08.02.2017
Auflage2022
Reihen-Nr.17
Seiten576 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431513
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Prolog

Es war eine friedliche Stille. Das Laub der Buchen, die hoch und schwarz in den sternenklaren Nachthimmel ragten, verbreitete im sanften Sommerwind ein leises Rauschen. In dem großen Waldgebiet südlich der Donau schien sich die Natur von der Lebendigkeit des Tages zu erholen. Die Sonne war schon vor einer Stunde untergegangen, das vielstimmige Zwitschern der Vögel verstummt. Nur der schaurige Schrei eines Nachtvogels hallte bisweilen von den Stämmen der Bäume wider und ließ erahnen, dass sich in dieser undurchdringlichen Schwärze auch jetzt noch vielfältiges Leben regte. Die Stunden der nächtlichen Jäger waren angebrochen.

Tagsüber herrschte hier auf dem »Campus Galli« unweit von Meßkirch an diesen Sommertagen rege Betriebsamkeit. Verborgen in dem riesigen Waldgebiet, hatte man 2013 damit begonnen, einen Plan zu realisieren, der aufs 9. Jahrhundert zurückging: Im Rahmen eines ehrgeizigen Projekts sollte eine Klosterstadt entstehen - und zwar weitgehend nur mit den Mitteln und Möglichkeiten, die den Menschen der damaligen Zeit zur Verfügung gestanden hatten. Es war ein Vorhaben, das erst in ferner Zukunft realisiert sein würde. Manche, die jetzt Hand anlegten, dürften die Vollendung vermutlich gar nicht mehr erleben. Insofern würde es ihnen nicht anders ergehen als vielen mittelalterlichen Bauherren, deren großen Werke erst nach ihrem Tode fertiggestellt wurden. Beim Ulmer Münster waren zwischen Grundsteinlegung und dem Errichten der Turmspitze sogar 400 Jahre vergangen.

»Campus Galli« auf der Gemarkung Meßkirch, zwischen Donau und Bodensee gelegen, steckte jetzt, drei Jahre nach dem ersten Spatenstich, praktisch noch in den Kinderschuhen. Gerade dies dürfte aber der Grund dafür sein, dass es für viele engagierte Menschen eine Herausforderung war, an diesem Jahrhundertprojekt mitzuarbeiten: Unzählige Ehrenamtliche und Langzeitarbeitslose, die für einige Wochen oder Monate das beschauliche und technikferne Leben im Walde erleben wollten, packten ebenso mit an wie gelernte Handwerker, die ganz ohne die Segnungen der Zivilisation ihr Wissen einbrachten.

Lorenz Moll zählte zu jenen, die ein paar Tage die Hektik und den Stress des Alltags hinter sich lassen wollten. Seine Fachkenntnis als Elektromeister war zwar für den Bau einer früh-mittelalterlichen Klosteranlage nicht gefragt, dafür aber hatte er gelernt, als Handwerker in allen Bereichen auch mal kräftig zuzupacken. Außerdem interessierte ihn die Holzverarbeitung, die hier in großem Stil vonnöten war. Deshalb hatte er sich für das mühevolle Herausspalten von Schindeln entschieden, die fürs künftige Kirchendach gebraucht wurden. Dazu war ihm ein Fachmann im Rentenalter zur Seite gestellt worden, sodass er, der 46-Jährige mit leichtem Bauchansatz, bereits nach einem halben Tag diese Arbeit mit Holzhammer und dem eisernen Abspaltwerkzeug beherrschte. Natürlich stellten die ungewohnten Handgriffe und kräftigen Bewegungen eine körperliche Anstrengung dar, aber die vielen Besucher, die ihm tagsüber bei der Arbeit zusahen, entschädigten ihn für diese Mühe und sorgten überdies für Abwechslung und willkommene Pausen.

Moll, der wie alle im Campus kuttenartige mittelalterliche Kleidung trug, schilderte bereitwillig das mühevolle Heraushacken der Schindeln aus den Baumstämmen, berichtete, dass für ein dichtes Dach eine dreilagige Abdeckung notwendig sei und man für die Kirche immerhin 15.000 solcher Teile benötige.

Jetzt, in der Nacht, wenn der Campus für Besucher geschlossen war, hatten auch die Mitarbeiter das zwölf Hektar große Waldgebiet verlassen, um entweder daheim oder in Hotels und Pensionen zu schlafen oder â wie Moll es organisiert hatte - auf einem nahen Campingplatz. Doch bereits nachdem er am Montag angereist war, also vor genau vier Tagen, hatte er beschlossen, diese lauen Nächte umgeben von den Düften des frisch geschlagenen Holzes unter dem Schindeldach seiner Werkstatt zu verbringen, die nur nach hinten zum Hochwald hin mit einem Geflecht aus dünnen Stämmen begrenzt war.

Er genoss es, nach Einbruch der Dunkelheit noch ein oder zwei Gläschen Wein zu trinken, dann inmitten dieser Einsamkeit zu schlafen und von dem Krähen der Hähne geweckt zu werden, die nicht weit von ihm entfernt in einem offenen Gehege gehalten wurden. Alles war schließlich so angelegt worden, als befände man sich im 9. Jahrhundert: Ziegen freuten sich über ihre absolut artgerechte Haltung ebenso wie einige sich im Schlamm suhlende Schweine. Auf einer Weide grasten Kühe und Ochsen.

Noch vor Sonnenaufgang, im ersten Morgengrauen, verließ er die Anlage, um zum Campingplatz zu fahren, wo er sich in seinem Wohnwagen frisch machen und frühstücken konnte.

Inzwischen hatte er bereits drei Nächte hier draußen verbracht, jedes Mal eine halbe Flasche Rotwein getrunken und einmal sogar einen Fuchs vorbeischleichen sehen. Die Stille und Einsamkeit waren tatsächlich dazu angetan, die wilden Gedanken der vergangenen Monate zu besänftigen - auch wenn ihm dies schwerfiel. Der Versuch, die Probleme mit Alkohol zu dämpfen, war natürlich Schwachsinn, das wusste er. Aber er brauchte den Wein, bisweilen sogar ein Gläschen Cognac, um überhaupt einschlafen zu können. Viel zu viel hatte sich ereignet. Und viel zu weit hatte er sich in den Strudel all dessen hineinziehen lassen, wohin ihm andere den Weg geebnet hatten.

Inzwischen hatte er Dinge erfahren, von denen er nie geglaubt hatte, dass es sie auch weit ab der großen Metropolen geben würde. Und genau dieses Wissen konnte ihm gefährlich werden. Einige Vorsichtsmaßnahmen hatte er deshalb getroffen - auch hier.

Aber vielleicht spielten nur seine Nerven verrückt. Womöglich bildete er sich etwas ein, das gar nicht so war. Doch der Versuch, sich auf diese Weise zu beruhigen, endete jedes Mal mit der mahnenden inneren Stimme, die ihm sagte, dass er doch Fakten und Daten vorliegen habe, die seine Ängste begründeten.

Deshalb war er vorige Nacht, kurz vor dem Morgengrauen, auch aus seinem alkoholgeschwängerten Schlaf mit schwerem Kopf aufgeschreckt, als sich das Geräusch menschlicher Schritte in sein Unterbewusstsein geschlichen hatte. Er war regungslos liegen geblieben, hatte zwischen den dünnen Decken seiner harten Liegestatt in die Dunkelheit geblinzelt und neben einem Stapel fertiger Schindeln die Silhouette einer Person wahrgenommen.

Noch im Halbschlaf fingerte er mit der rechten Hand nach einem bereitliegenden Holzstecken, den er fest umklammerte. Mit zaghafter Stimme rief er in die Nacht: »Hallo - ist da jemand?« Der Schatten, der sich nur wenige Meter von ihm entfernt bewegt hatte, blieb abrupt stehen. Moll hob seinen Oberkörper vorsichtig und wiederholte etwas lauter: »Hallo, ist da jemand?« Er verspürte innere Unruhe. Angst. Panik.

Dann aber vernahm er eine erlösende Stimme, deren Klang und badische Einfärbung ihm vertraut waren: »Keine Angst, ich bin´s, der Peter. Der von der Schmiede.«

Erleichtert stand Moll vollends auf, zog seine Boxershorts über den Bauchansatz und warf den Holzstecken weg. Es war tatsächlich »der Peter aus Mannheim«, der da durch die Nacht geisterte - auch ein urlaubender Freiwilliger, gelernter Betriebswirtschaftler, der hier sein hektisches Leben entschleunigen wollte. Sie hatten sich gleich am ersten Tag beim Essen an der Verpflegungsstation getroffen und gegenseitige Sympathie empfunden. Auch Peter war in den Nächten meist in seiner Werkstatthütte geblieben. Beide verband das Bedürfnis, komplett abschalten zu wollen, beide hatten ihren Familien angekündigt, eine Woche völlig der Zvilisation zu entsagen und nicht einmal ein Handy zu benutzen.

Inzwischen hatten sie schon viele Stunden damit verbracht, über Gott und die Welt, vor allem aber auch über ihre persönlichen Probleme zu reden und dabei Wein zu trinken.

Lorenz Moll hatte Peter erzählt, dass sein ursprünglicher Plan, die Woche im Campus mit einem einst guten Freund zu verbringen, wegen einer heftigen Auseinandersetzung geplatzt sei.

Gerade wegen dieses Streits plagten ihn noch immer erhebliche Selbstzweifel und Vorwürfe. Vor dem Einschlafen und nachts, wenn er erwachte, ließ ihn der Gedanke an diesen Krach nicht los. Er war deshalb dankbar, mit Peter einen vertrauenswürdigen Menschen gefunden zu haben, mit dem er über alles offen und ehrlich reden konnte - zumindest über fast alles. Ein paar kleinere Details über die Hintergründe des Streits ließ er unausgesprochen. Nur einmal hatte er, eher versehentlich, zwei Namen erwähnt. Dass Peter im Laufe der weiteren Gespräche nie nachgehakt hatte, was aus diesen beiden geworden war, empfand Moll nicht als Desinteresse an seinen Erzählungen, sondern als Respekt gegenüber seinem Bemühen, niemanden direkt anschwärzen zu wollen. Peter war ein aufmerksamer Zuhörer - einer, der Ratschläge geben konnte und sich einfühlsam zeigte. Mit jedem Gespräch war das Vertrauen größer geworden, und jetzt, in diesen einsamen Nachtstunden, hätte er ihm gerne sogar seine innersten Geheimnisse anvertraut.

Aber vielleicht war alles viel zu gefährlich, um überhaupt mit jemandem darüber zu reden. Seine aufgewühlte Gedankenwelt wurde immer wieder von einer übermächtigen Angst ergriffen, gegen die er seit Monaten schon ankämpfte. Er hatte gehofft, ihr in der Beschaulichkeit dieser mittelalterlichen Atmosphäre zu entkommen. Doch es war wohl ein Irrtum gewesen. Denn die Vergangenheit holte ihn auch hier gnadenlos ein - gestern Nachmittag war dies sogar in Gestalt seines einstigen Freundes geschehen. Plötzlich war er aufgetaucht,...

mehr

Autor

Manfred Bomm, geboren 1951 in Eybach (heute Stadtbezirk von Geislingen/Steige), hat zunächst durch eine kaufmännische Ausbildung in Ulm das reale Arbeitsleben kennengelernt, sich aber schon frühzeitig dem Journalismus zugewandt. Er war unter anderem lange Zeit in Göppingen und später in seiner Heimatstadt Geislingen für Polizei- und Gerichtsreportagen zuständig - und widmet sich nun im Ruhestand ganz dem Krimischreiben. Er fühlt sich eng mit Land und Leuten verbunden, liebt die Natur, das Wandern, Reisen und Radeln und ist auch Sportflieger.