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Opferstock

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
310 Seiten
Deutsch
Gmeiner Verlagerschienen am02.08.20172017
Als der Pfarrer der St.-Michael-Kirche in Ückendorf ermordet aufgefunden wird, werden bei Jens Eigenhardt unliebsame Erinnerungen wachgerüttelt. Gemeinsam mit seinen drei besten Freunden hatte er sich geschworen, niemals über das zu sprechen, was damals in der Sommerfreizeit 1985 im Bergischen Land geschah. Doch was, wenn einer der drei Freunde etwas mit dem Tod des Pfarrers zu tun hat? Gemeinsam mit Hobbydetektivin Margareta begibt Jens sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis »Eisaugen«, »Zechenbrand«, »Hochzeitsglocken« und »Rosensalz«. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang neun Bücher veröffentlicht, darunter einen Roman, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. Labrador Enja ist stets dabei, wenn Margit Kruse sich auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Die Autorin ist Mitglied im SYNDIKAT sowie im Verband deutscher Schriftsteller.
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Verfügbare Formate
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR13,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR7,99
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR7,99

Produkt

KlappentextAls der Pfarrer der St.-Michael-Kirche in Ückendorf ermordet aufgefunden wird, werden bei Jens Eigenhardt unliebsame Erinnerungen wachgerüttelt. Gemeinsam mit seinen drei besten Freunden hatte er sich geschworen, niemals über das zu sprechen, was damals in der Sommerfreizeit 1985 im Bergischen Land geschah. Doch was, wenn einer der drei Freunde etwas mit dem Tod des Pfarrers zu tun hat? Gemeinsam mit Hobbydetektivin Margareta begibt Jens sich auf die Suche nach der Wahrheit.

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis »Eisaugen«, »Zechenbrand«, »Hochzeitsglocken« und »Rosensalz«. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang neun Bücher veröffentlicht, darunter einen Roman, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. Labrador Enja ist stets dabei, wenn Margit Kruse sich auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Die Autorin ist Mitglied im SYNDIKAT sowie im Verband deutscher Schriftsteller.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783839255124
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum02.08.2017
Auflage2017
Reihen-Nr.5
Seiten310 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2431619
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1. Kapitel

»Friede sei mit euch«, stand auf dem grünen Behang über dem Altar. Margareta seufzte spöttisch, setzte sich auf die Holzbank in der ersten Reihe der Bunten Kerke in Lieberhausen. Diese Dorfkirche aus dem 11. Jahrhundert wurde durch ihre besondere Deckenmalerei berühmt, hatte sie draußen auf der Hinweistafel gelesen.

»Alles klar, das ist genau das, was ich will, Frieden, nichts als Frieden«, sprach sie zu sich selbst und schaute die bunten Ornamente an der Decke an.

Lieberhausen! Lieberhausen im Oberbergischen Land, bei allen Gelsenkirchenern allein schon durch das damalige Landschulheim bekannt. Auch Margareta war vor drei Jahrzehnten in den Genuss einer solchen Klassenfahrt gekommen. Zähneknirschend hatte ihr Vater die 65 Mark dafür lockergemacht. An diesen kleinen Ort Lieberhausen erinnerte sie sich nur ungern, denn genau in diese Kirche führte sie der sonntägliche Kirchgang damals, steil bergauf, ungefähr drei Kilometer von dem Landschulheim entfernt.

Und was will ich heute hier?, fragte sie sich. Frieden finden? Nicht wirklich. Wieder einmal begleitete sie ihre Mutter auf einen Ausflug. Diesmal handelte es sich allerdings um eine abgespeckte Reise, denn auch die Kirche musste sparen. Ein klappriger Kleinbus des günstigsten ortsansässigen Unternehmens kutschierte 20 Frauen der Kirchengemeinde aus Buer-Erle für 20 Euro inklusive Mittagessen und regionaler Kaffeetafel hier ins Bergische Land. 100 Kilometer fernab von ihrer Heimatstadt. Ihre Mutter Waltraud hatte sie überreden können, daran teilzunehmen. Mutters Freundin Monika, arm wie eine Kirchenmaus, die diese Fahrt schon bezahlt hatte, war erkrankt, und damit die Karte nicht verfiel, war Margareta eingesprungen.

Nein, es war kein Déjà-vu. Diese Ausflugsfahrt war nicht zu vergleichen mit der Tagesreise vor drei Jahren nach Bad Sassendorf. Sie musste lächeln. Zwischen alten Leuten saßen damals der Schönling Simon von Brehden und die steinreiche schmuckbehangene Brigitte. Als sie heute Morgen vor der Kirche in den Bus stieg, dachte sie im ersten Moment, das Armenhaus aus Lönneberga aus der TV-Serie »Michel aus Lönneberga«, in dem die Alten und Erwerbslosen ein erbärmliches Dasein fristeten, unternehme einen Ausflug. Eine Horde in tarnfarbenen Klamotten quälte sich in die alte Karre, um einen Platz in diesem muffigen, nach Diesel stinkenden Gefährt zu suchen. Der urige Busfahrer grinste nur, duftete vor sich hin und sagte nichts. Wahrscheinlich war seine Aussprache nicht die beste. Der damalige Busfahrer hatte witzige Anekdoten erzählt, und sie hatten »Lustig ist das Zigeunerleben, faria, faria, ho«, gesungen. Vor Scham wäre sie damals am liebsten unter den Sitz gekrochen. Heute konnte sie darüber nur schmunzeln.

Ihr Blick ging wieder zur Decke. Bunte Engel mit langen Flöten huschten um den lieben Gott herum. In der rechten Ecke riss ein Ungeheuer, halb Pferd, halb Wolf, das Maul weit auf, um darin wohl böse Menschen verschwinden zu lassen.

»Pah, Friede sei mit euch!« Margareta schüttelte den Kopf.

Anstatt sich weiterhin das Geschnatter der alten Frauen um Waltraud anzuhören, hatte sie sich in diese Kirche verzogen. Sie musste zugeben, dass diese Ruhe für ihre Ohren eine wahre Wohltat war. Okay, das Essen im Landgasthof Reinhold war lecker gewesen, die Atmosphäre urig, eben so, wie man sich einen Landgasthof vorstellte. Zarte Lendchen, die Pfifferlinge samt Soße hervorragend, die Röstis handgemacht und der Salat spitzenmäßig. Ihr gegenüber hatte Waltraud gesessen und den beiden anderen Damen am Tisch im Beisein ihrer Tochter erzählt, was diese aber auch immer für ein Pech mit den Männern hätte. Sie wäre ja schon mit einem Verbrecher liiert gewesen, dann mit einem polnischen Migranten und mit einem Heiratsschwindler. Zuletzt lebte sie mit einem Kommissar zusammen, der sich hatte versetzen lassen. Jetzt sei sie wieder auf der Suche, verkündete sie lautstark in den Raum. An einem Tisch in der Ecke saß eine Gruppe Vertreter, wie Margareta nach einem Blick aus dem Fenster auf sechs identische schwarze Luxuskarossen mit dem gleichen Firmenlogo vermutete. Außerdem sahen sie vertretermäßig aus und benahmen sich auch so. Die gesamte Gruppe starrte sie, die mit offenem Mund wie eine Debile dasaß, an und taxierte sie ab. Da half auch Margaretas wütender Einwand »Halt doch einfach die Klappe, Waltraud« nichts mehr. Die mit am Tisch sitzende mausgraue Anna Bienert mit ihrem Pferdegebiss sowie die ihr gegenübersitzende Elfriede Urban mit ihren Altersflecken im Gesicht zuckten zusammen. Sie hatten Angst vor der frechen Margareta, was unschwer zu erkennen war. Wer weiß, was Waltraud den beiden Frauen schon über sie erzählt hatte. Am liebsten hätte Margareta Anna Bienert mit dem Kopf in ihren Sauerbraten gedrückt und so lange gewartet, bis ihr dieses dumme Grinsen verging.

So entschied sie sich gegen die Wanderung zur Aggertalsperre und suchte die gegenüberliegende Kirche auf. Ein wahres Idyll, dieses Dörfchen mit dem romantischen Kirchplatz. Leise knarrend öffnete sich plötzlich die Tür. Margareta hörte Schritte, die näherkamen. Ihr Herz schlug schneller. Würde einer dieser Vertreter sie auf ihre weiblichen Qualitäten hin testen wollen? Hier mitten in der Kirche? Langsam drehte sie sich zur Seite und schaute in ein freundliches Männergesicht. Fast schon engelhaft erschien ihr dieser Mann in dieser frommen, Ehrfurcht gebietenden Umgebung. Neutraler heller Regenmantel trotz herrlichen Sommerwetters. Die Hände in die Taschen gestopft, grüßte er freundlich. Seine halblangen mittelblonden Haare waren gelockt, seine Augen blau, sein Mund wohlgeformt. Er sah weder verweichlicht noch männlich herb aus. Irgendwie wirkte er neutral.

»Ich wollte Sie nicht erschrecken, tut mir leid.« Er setzte sich neben sie auf die alte Kirchenbank und starrte auf den Altar.

»Hallo! Ich habe mich tatsächlich erschrocken und dachte schon, mich verfolgt einer dieser komischen Vertreter, die drüben im Gasthof abgestiegen sind.« Margareta betrachtete sein ebenmäßiges Profil. Zum Glück keine Geiernase oder ein Fliegerkinn. Sah ganz normal aus, der Kerl. Gleichzeitig schimpfte sie sich einen Narren. Dumme Kuh, war doch völlig egal, wie er aussah. Mit Männern bist du doch wohl durch. Ob schön oder schäbig, irgendwie haben sie alle eine Macke. Nach dem Ende der Liebesbeziehung mit dem schönen Kommissar Stefan Kornblum trug sie sich ernsthaft mit dem Gedanken, sich mit einer Frau zusammenzuschließen. Frauen waren ordentlich, machten keine Probleme im Haushalt, die meisten jedenfalls nicht. Na ja, da wäre noch der Sex. Sex mit einer Frau konnte sie sich bisher so gar nicht vorstellen. Doch sind nachts nicht alle Katzen grau?

»Haben Sie Probleme mit Vertretern?«, holte der freundliche Mann sie in die Gegenwart zurück.

»Nein, nein, heute beim Mittagessen gafften die nur so dämlich, da dachte ich, mir wäre einer von ihnen gefolgt.«

Der Regenmantelmann lachte. Ein sympathisches, freundliches, nicht anbaggerndes Lachen.

»Nein, ich leide nicht an Verfolgungswahn. Bin eigentlich psychisch stabil, momentan jedoch etwas angeschlagen, was mich bewog, mit meiner Mutter und ihren unmöglichen Bekannten einen Ausflug hierher zu unternehmen. Nichts gegen Lieberhausen, hier war ich als Kind schon mal, doch irgendwie hatte ich andere Vorstellungen.« Margareta zuckte zusammen. Was labere ich diesen fremden Mann voll? Geht es noch?

»Ich war als Kind auch schon mal hier, 1985, auf einer Kirchenfreizeit im Käte-Strobel-Haus. Mein Name ist übrigens Jens Eigenhardt.« Immer noch freundlich lächelnd reichte er ihr die Hand.

»Margareta Sommerfeld.«

Es folgte eine Zeit des Schweigens, in der beide nach vorne zum Altar schauten.

»Wieso hatten Sie andere Vorstellungen? Der Ort und auch die Umgebung sind doch zum Relaxen einfach hervorragend geeignet. Bleiben Sie länger?«

»Nein, es ist schon sehr romantisch hier, doch stehe ich momentan nicht auf Romantik. Nachdem meine Mutter und ihre Bekannten mich beim Mittagessen so vollgeblubbert haben, ist mir die Lust auf eine Wanderung vergangen. Nachher geht es wieder zurück gen Heimat. Und Sie?« Margareta wollte nicht neugierig sein. Es interessierte sie jedoch, was dieser Mann hier wollte.

»Ich bleibe noch bis morgen. Habe mich für drei Tage in der Herberge eingemietet, um alte Erinnerungen aufzufrischen. Na ja, auffrischen ist nicht der richtige Ausdruck. Sagen wir, alten Erinnerungen nachzugehen.«

»Ich hoffe doch guten Erinnerungen?«, hakte Margareta nach.

»Nein, leider keinen guten. Aber das ist eine lange Geschichte. Ich will Sie nicht langweilen.« Jens schaute Margareta fragend an. Was wollte er hören? Vielleicht: »Ich habe Zeit, legen Sie schon los!«

Ihr Blick blieb an seinem hellen langen Regenmantel hängen. Sie fragte sich, woher er dieses gute Stück hatte. Ein Erbstück seines Vaters? Wer läuft denn in seinem Alter - sie schätzte ihn auf höchstens 40 Jahre - so herum? Schlimm genug, dass die Alten sich ab einem gewissen Alter in Tarnfarben hüllten. Nichts mehr mit bunt und frisch, ausgenommen ihrer Mutter Waltraud, die sich noch immer farbenfroh kleidete. Ob die Senioren zum 65. Geburtstag ein Schreiben irgendeiner zuständigen Behörde bekamen, die ihnen mitteilte, dass sie sich ab dem soundsovielten nur noch in Klamotten in gedeckten Farben zu hüllen hatten? Beige, Schilfgrün, Lebergrau, Kotbraun führten die Hitliste der Seniorenfarben an.

»Lassen Sie mich raten? Ihre Frau, eine Sandkastenliebe, mit der Sie damals auf dieser Kirchenfreizeit waren, hat Sie verlassen, ist mit dem Küster ihrer Kirchengemeinde durchgebrannt....

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Autor

Margit Kruse wurde 1957 in Gelsenkirchen geboren. Bekannt wurde sie vor allem durch ihre Revier-Krimis »Eisaugen«, »Zechenbrand«, »Hochzeitsglocken« und »Rosensalz«. Sie ist ein echtes Kind des Ruhrgebiets. Seit 2004 ist die Gelsenkirchenerin als freiberufliche Autorin tätig. Neben zahlreichen Beiträgen in Anthologien hat sie bislang neun Bücher veröffentlicht, darunter einen Roman, der für den Literaturpreis Ruhr 2009 nominiert war. Labrador Enja ist stets dabei, wenn Margit Kruse sich auf Recherche-Tour begibt. Besonders der Hauptfriedhof ihres Heimatortes hat es der Autorin angetan. Die Autorin ist Mitglied im SYNDIKAT sowie im Verband deutscher Schriftsteller.