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Winterküsse in New York

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
96 Seiten
Deutsch
dtv Verlagsgesellschafterschienen am13.10.20171. Auflage
Eine Winterromanze in New York Lexi und Liam treffen sich zufällig auf der Eisbahn im verschneiten Central Park und verlieben sich. Leider müssen sie sich ganz überhastet trennen. Zum Glück kritzelt Lexi gerade noch Liams Handynummer in ihr Notizbuch - nur um es an der Eisbahn zu verlieren. Liam findet es und macht sich auf die Suche nach ihr

Susanne Mischke wurde in Kempten im Allgäu geboren, lebt in Hannover und ist sowohl im Jugendbuch als auch der Belletristik eine der bekanntesten deutschsprachigen Autorinnen. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur und der 'Agathe', dem Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, die Erfolgstitel 'Mordskind' und 'Die Eisheilige' wurden vom ZDF verfilmt.
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Produkt

KlappentextEine Winterromanze in New York Lexi und Liam treffen sich zufällig auf der Eisbahn im verschneiten Central Park und verlieben sich. Leider müssen sie sich ganz überhastet trennen. Zum Glück kritzelt Lexi gerade noch Liams Handynummer in ihr Notizbuch - nur um es an der Eisbahn zu verlieren. Liam findet es und macht sich auf die Suche nach ihr

Susanne Mischke wurde in Kempten im Allgäu geboren, lebt in Hannover und ist sowohl im Jugendbuch als auch der Belletristik eine der bekanntesten deutschsprachigen Autorinnen. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur und der 'Agathe', dem Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, die Erfolgstitel 'Mordskind' und 'Die Eisheilige' wurden vom ZDF verfilmt.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783423433013
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum13.10.2017
Auflage1. Auflage
Seiten96 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1077 Kbytes
IllustrationenFormat: EPUB
Artikel-Nr.2434236
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
Noch vier Tage bis zum Abflug

Central Park

Der Himmel über der Skyline ist blau und klar, und es ist so eisig kalt, dass sogar mein Atem am Schal gefriert. Tapfer beschließe ich, die Kälte zu ignorieren, während ich ... elegant über die Eisfläche gleite ...

Das würde sich hier gut machen, aber die Realität sieht ein bisschen anders aus. Mit der gesteppten Daunenjacke und dem dicken Wollschal sehe ich aus wie ein Pinguin im Winterspeck, und so ähnlich bewege ich mich auch: Ich watschle übers Eis. Es muss an den neuen Schlittschuhen liegen, die Grandma mir geschenkt hat. Die Kufen sind so scharf geschliffen, sie verzeihen nicht die kleinste Unachtsamkeit. Dazu kommt, dass ich zum letzten Mal vor einem Jahr Schlittschuh gelaufen bin, bei mir zu Hause. In meiner Erinnerung hat es ziemlich gut geklappt und in der Subway auf dem Weg von Brooklyn hierher sah ich mich im Geist schwerelos und grazil wie eine Eisprinzessin dahinschweben. Wahrscheinlich habe ich zu viele Disney-Filme gesehen.

Zwischendurch halte ich immer wieder an, verschnaufe und betrachte die Kulisse: die dünne Schneedecke auf den Rasenflächen, die von Raureif glitzernden Bäume des Parks und dahinter die Wolkenkratzer; strenge, aufwärtsstrebende Linien, die scharf in die klare Winterluft schneiden. Normalerweise stehe ich auf Naturlandschaften und nicht so sehr auf Städte, aber mit New York ist das etwas anderes. Wie so oft in den letzten Tagen berührt mich die Schönheit dieser Stadt tief in meinem Innern, und schon ist da wieder dieser lästige Kloß in meinem Hals. Ich wünschte, Mum wäre hier, oder wenigstens Grandma.

»Du weißt, dass sich Granny nicht die ganze Zeit um dich kümmern kann, sie hat schließlich ein Hotel zu führen«, hat mich meine Mutter vor der Abreise gewarnt. Und ich habe erwidert, dass ich durchaus in der Lage sei, mich selbst zu beschäftigen, schließlich sei ich kein Kleinkind mehr, sondern sechzehn. Ich war voller Vorfreude und stolz darauf, dass ich allein zu Grandma nach New York fliegen durfte. Ich würde die Stadt auf eigene Faust erobern und kam mir allein schon bei dem Gedanken daran richtig cool und abenteuerlustig vor.

Tatsächlich habe ich mich in den vergangenen Tagen recht gut allein durch den Großstadtdschungel geschlagen. Ich bin nicht beklaut oder entführt worden, ich habe mich nicht verirrt und es sogar geschafft, mich mit den Mysterien der Subway vertraut zu machen. Bei alledem habe ich mich nicht einsam gefühlt, sondern eher wie ein Pionier. Oder wenn doch, dann nur für einen flüchtigen Augenblick, und seltsamerweise immer dann, wenn ich etwas besonders schön fand.

Aber allein eislaufen ist irgendwie nicht so toll. Niemand lacht, wenn man hinfällt, keiner ist da, mit dem man lästern könnte über die, die sich noch ungeschickter anstellen als ich. Stattdessen bin ich umgeben von Paaren, Familien und Freundescliquen, die in den immer gleichen Posen für ihre Selfies posieren. Das muss einen ja runterziehen. Trotzdem, ich bereue es nicht, in den Park gekommen zu sein. Welche von meinen Freundinnen zu Hause kann schon von sich behaupten, im Central Park Schlittschuh gelaufen zu sein? Okay, das mit dem Laufen ist relativ, und dass der Wollman Rink zum Trump-Imperium gehört, muss man halt ausblenden. Gar nicht so leicht, wo doch der Name in fetten Lettern auf der Bande steht. Im Geist beschließe ich, diesen Neujahrs-Nachmittag als »tolles Erlebnis« abzuspeichern.

Ursprünglich hatte die Eisbahn am Rockefeller Center auf meiner Liste gestanden. Aber Grandma meinte, dort würde man um die Feiertage herum das Eis vor lauter Menschen nicht mehr sehen. Das hätte immerhin den Vorteil gehabt, dass es keinen Platz mehr zum Hinfallen gibt, erkenne ich jetzt. Inzwischen bin ich schon einige Male auf meinem Hintern gelandet. Aber auch hier ist es ganz schön voll, und ich muss höllisch aufpassen, um nicht dauernd Leute anzurempeln. Dabei hatte ich gehofft, die New Yorker würden ihren Silvesterkater auskurieren und zu Hause bleiben, aber das war ein Irrtum.

 

Da! Ein Inder mit Steppjacke und Turban rudert windmühlenartig mit den Armen und rast auf mich zu! Der gute Mann hat die Sache anscheinend noch weniger im Griff als ich. Ich kann ihm noch gerade so ausweichen, komme aber selbst ins Trudeln, und genau in dem Moment prallt etwas von hinten gegen meine Beine. Ich schieße nach vorn wie eine angestoßene Billardkugel. Das kann nicht gut gehen. Prompt lege ich eine perfekte Bauchlandung hin, schlittere noch ein paar Meter übers Eis und werde erst von einem Paar Beinen in Jeans gestoppt. Deren Besitzer verfügt zum Glück über ausreichend Standfestigkeit, um dem Aufprall von sechzig Kilo Lebendgewicht standzuhalten. Ein kleines Mädchen in einem pinkfarbenen Anorak knallt mir jetzt auch noch direkt in den Rücken. Wir murmeln beide ein paarmal »sorry«, ich noch öfter als sie, obwohl sonnenklar ist, dass sie es war, die mich zu Fall gebracht hat. Aber die New Yorker sind überaus höflich, das habe ich in den vergangenen zehn Tagen gelernt. Werden sie auf dem Gehweg angerempelt, entschuldigen sie sich, anstatt, wie bei mir zu Hause in Bayern, dem Rempler etwas Unfreundliches hinterherzurufen.

»Ist dir was passiert?«, frage ich die Kleine, nachdem wir uns genug entschuldigt haben.

Sie sieht mich mit großen blauen Augen neugierig an. Ihre Nase ist übersät mit Sommersprossen, rote Locken ringeln sich unter ihrer weißen Bommelmütze hervor. Sie schüttelt den Kopf und ist schon wieder auf den Beinen, während ich noch dabei bin, meine Gliedmaßen zu sortieren und meine Füße so in Position zu bringen, dass ich beim Aufstehen möglichst nicht gleich wieder hinfalle.

»Wirklich, Norah, du musst schon ein bisschen aufpassen!«

Ich lege den Kopf in den Nacken, um zu sehen, woher diese sympathische Stimme kommt, gleichzeitig spüre ich, wie mich jemand an den Ellbogen hochhievt und mich wieder aufs Eis stellt, so mühelos, als bestünde ich aus Styropor. Es ist der Jeansträger, gegen den ich geknallt bin.

»Bist du okay?«, fragt er.

Statt zu antworten, starre ich meinen Helfer an wie ein Schaf. Er dürfte so knappe zwanzig sein und genau wie seine Begleiterin hat auch er ein paar Sommersprossen auf der Nase und ... grüne Augen! Sehr grüne Augen. Mit braunen Sprenkeln darin. Wow!, denke ich und stottere dann auf Deutsch: »Ich ... ich glaube schon, ja, geht schon wieder«, ehe ich mich darauf besinne, wo ich bin, und ihm nochmals auf Englisch versichere, dass mit mir alles in Ordnung ist. Glaube ich jedenfalls. Probehalber bewege ich meine Handgelenke, die ein wenig schmerzen, weil ich mich beim Fallen gerade noch aufgestützt habe. Aber der Schmerz lässt bereits nach.

»Das kleine Trampeltier, das dich umgefahren hat, ist Norah, meine Nichte«, stellt der Typ die Kleine vor. »Sie kommt aus Little Falls in Upstate New York, dort ist man es gewohnt, mehr Platz zu haben. Norah, entschuldige dich bitte.«

»Das hat sie schon«, versichere ich eilig. »Ist ja nichts passiert. Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich heute hingefallen bin.«

»Hab ich gesehen.«

Ich merke, wie meine Wangen heiß und rot werden. Aber das könnte man auch der Kälte zuschreiben.

»Ich bin schon sieben«, lässt mich Norah wissen. »Wie alt bist du?« Sie schaut mich fragend an.

»Sechzehn«, antworte ich. »Ich heiße Lexi.«

»Ich bin Liam«, kommt es von Grünauge. Er schiebt eine Strähne seines dunklen, etwas borstigen Haars unter sein Stirnband. Dieses Lächeln!

»Lexi«, sage ich erneut und erwidere sein Lächeln. Genau genommen strahle ich ihn an wie ein Stadionscheinwerfer.

»Liam und Lexi, Liam und Lexi ...«, singt Norah vor sich hin.

Liam und Lexi ... hört sich gut an, denke ich.

»War das eben Deutsch?«, fragt Liam.

»Ja, ich komme aus Deutschland. Ich bin über die Weihnachtsferien zu Besuch bei meiner Großmutter.«

Sehe ich da so etwas wie Enttäuschung in seinem Blick? Bin ich jetzt, da ich mich als Touristin geoutet habe, in seinem Ansehen gesunken? Dabei fühle ich mich eigentlich gar nicht wie eine gewöhnliche Touristin. Vielleicht sollte ich noch einmal extra darauf hinweisen. »Ich besuche meine Grandma, sie wohnt in Brooklyn«, erkläre ich.

»Da wohne ich auch. Und woher aus Deutschland kommst du?«

»Daglfing«, sage ich.

»Dägel ...?«

»München«, korrigiere ich rasch. Daglfing! Mensch, Lexi!

»Ah, Munich!«, wiederholt er und nickt.

»Weltstadt mit Herz«, füge ich hinzu.

»Wie bitte?«, fragt er in holprigem Deutsch.

»Nichts«, lache ich, denn nach zwei Wochen in der Stadt habe ich gelernt, dass es für einen New Yorker keine andere Weltstadt gibt als die eigene.

Liam sieht mich ein wenig irritiert an. Kein Wunder, bei dem Blödsinn, den ich daherrede. Warum bin ich eigentlich plötzlich so nervös?

»Können wir weiterfahren? Mir ist kalt«, quengelt Norah.

»Ja, ja«, sagt Liam, aber er rührt sich nicht vom Fleck, sondern sagt zu mir: »Du bist Deutsche, hast aber einen irischen Akzent. Wie kommt das?«

»Meine Mutter und meine Großmutter stammen aus Dublin.«

Seine Augen leuchten auf. »Meine Vorfahren stammen aus Fair Isle. Das ist in Schottland, ziemlich weit im Norden. Allerdings war ich da noch nie.«

»Schottland kenne ich auch nicht, aber ich bin ab und zu in Dublin, weil da meine Tante wohnt. Meine Großmutter lebt allerdings schon seit dreißig Jahren in Brooklyn. Sie und mein Großvater sind hierher ausgewandert. Sie hatten...

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Susanne Mischke wurde in Kempten im Allgäu geboren, lebt in Hannover und ist sowohl im Jugendbuch als auch der Belletristik eine der bekanntesten deutschsprachigen Autorinnen. Sie wurde ausgezeichnet mit dem Georg-Christoph-Lichtenberg-Preis für Literatur und der "Agathe", dem Frauenkrimipreis der Stadt Wiesbaden. Ihre Romane wurden in mehrere Sprachen übersetzt, die Erfolgstitel "Mordskind" und "Die Eisheilige" wurden vom ZDF verfilmt.