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Constellation - Gegen alle Sterne

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
512 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am23.10.2017
Er ist programmiert, sie zu töten. Sie ist bereit, ihn zu vernichten. Bis sie sich näher kommen als gedacht ...
Noemi ist bereit zu sterben, um ihren Planeten gegen die Erde zu verteidigen. Als sie in einem verlassenen Raumschiff nach Hilfe für ihre schwer verletzte Freundin sucht, trifft sie auf Abel, die perfekteste künstliche Intelligenz, die je entwickelt wurde. Er ist programmiert, sie zu töten. Gleichzeitig aber muss Abel dem ranghöchsten Menschen an Bord gehorchen. So gelingt es Noemi, ihm das Geheimnis zu entlocken, das ihren Planeten retten kann. Dafür müsste sie Abel zerstören. Doch Abel sieht nicht nur aus wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Je näher sich die beiden auf der lebensgefährlichen Mission kommen, desto klarer wird Noemi: Er fühlt auch wie ein Mensch. Bald steht er längst nicht mehr nur aus programmiertem Gehorsam zu ihr. Aber ist er wirklich frei, alles für sie zu tun?

Die »New York Times«-Bestsellerautorin Claudia Gray machte sich einen Namen mit ihren Young-Adult-Romanen wie der Evernight-Serie (auf Deutsch erschienen bei Penhaligon und Blanvalet). Bevor Claudia Gray sich ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie als Anwältin, Journalistin und DJ. Seit ihrer Kindheit interessiert sie sich für Filmklassiker, die Stile vergangener Epochen und Architektur. Heute lebt sie in New Orleans mit ihrem Mann und einigen Hunden.
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Produkt

KlappentextEr ist programmiert, sie zu töten. Sie ist bereit, ihn zu vernichten. Bis sie sich näher kommen als gedacht ...
Noemi ist bereit zu sterben, um ihren Planeten gegen die Erde zu verteidigen. Als sie in einem verlassenen Raumschiff nach Hilfe für ihre schwer verletzte Freundin sucht, trifft sie auf Abel, die perfekteste künstliche Intelligenz, die je entwickelt wurde. Er ist programmiert, sie zu töten. Gleichzeitig aber muss Abel dem ranghöchsten Menschen an Bord gehorchen. So gelingt es Noemi, ihm das Geheimnis zu entlocken, das ihren Planeten retten kann. Dafür müsste sie Abel zerstören. Doch Abel sieht nicht nur aus wie ein Mensch aus Fleisch und Blut. Je näher sich die beiden auf der lebensgefährlichen Mission kommen, desto klarer wird Noemi: Er fühlt auch wie ein Mensch. Bald steht er längst nicht mehr nur aus programmiertem Gehorsam zu ihr. Aber ist er wirklich frei, alles für sie zu tun?

Die »New York Times«-Bestsellerautorin Claudia Gray machte sich einen Namen mit ihren Young-Adult-Romanen wie der Evernight-Serie (auf Deutsch erschienen bei Penhaligon und Blanvalet). Bevor Claudia Gray sich ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie als Anwältin, Journalistin und DJ. Seit ihrer Kindheit interessiert sie sich für Filmklassiker, die Stile vergangener Epochen und Architektur. Heute lebt sie in New Orleans mit ihrem Mann und einigen Hunden.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641193980
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum23.10.2017
Seiten512 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3697 Kbytes
Artikel-Nr.2440834
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


1

In drei Wochen wird Noemi Vidal sterben - genau hier, an diesem Ort.

Heute ist es nur eine Übung.

Noemi würde gerne beten wie die anderen Soldaten ringsum. Das sanfte An- und Abschwellen ihrer flüsternden Stimmen klingt wie der Wellenschlag am Strand. In der Schwerelosigkeit wirkt es sogar so, als befänden sie sich unter Wasser - ihr Haar steht fächerartig vom Kopf ab, ihre gestiefelten Beine baumeln von den Sitzen, als würden sie in der Brandung treiben. Nur das dunkle Sternenfeld draußen vor den wenigen kleinen Fenstern verrät, wie weit weg von zu Hause sie sind.

Die Soldaten um sie herum gehören den unterschiedlichsten Glaubensgemeinschaften an. Die meisten Anhänger der Buchreligionen sitzen nah beieinander: Die Juden halten einander an den Händen; den Muslimen hat man eine Ecke zugewiesen, in der sie besser in Richtung Mekka beten können, von hier aus nur ein weit entfernter Punkt am Himmel. Wie die anderen Mitglieder der Zweiten Katholischen Kirche hält Noemi ihren Rosenkranz in der Hand, das kleine, aus Stein gemeißelte Kruzifix schwebt neben ihrem Gesicht. Sie umfasst ihn fester und wünschte, sie würde sich nicht so leer fühlen. So klein. Würde nicht so verzweifelt am Leben hängen, mit dem sie bereits abgeschlossen hat.

Jeder einzelne Teilnehmer hat sich freiwillig gemeldet und doch ist keiner wirklich bereit zu sterben. Hier im Innern des Truppentransporters scheint die Luft vor erbitterter Entschlossenheit zu knistern.

Zwanzig Tage, ruft Noemi sich in Erinnerung. Mir bleiben noch zwanzig Tage.

Das ist kein großer Trost. Und so wirft sie einen Blick quer über die Reihe zu ihrer besten Freundin, die nicht zur Kampftruppe gehört und nur mit von der Partie ist, um potenzielle Flugrouten für die Masada-Offensive zu ermitteln, und nicht, um dabei zu sterben. Esther Gatson hält die Augen in inbrünstigem Gebet geschlossen. Wenn Noemi auch so beten könnte, hätte sie vielleicht nicht solche Angst. Esthers lange, goldblonde Haare sind zu dicken Zöpfen geflochten und hochgesteckt, sodass sie ihren Kopf wie ein Heiligenschein umrahmen, und Noemi spürt, wie sie von neuem Mut erfüllt wird.

Ich tue das für Esther. Wenn ich schon sonst niemanden retten kann, dann wenigstens sie.

Jedenfalls für eine Weile.

Die meisten der neben Noemi festgeschnallten Soldaten sind zwischen sechzehn und achtundzwanzig. Noemi ist erst siebzehn. Ihre Generation dezimiert sich selbst.

Und die Masada-Offensive wird ihr größtes Opfer werden.

Es ist ein Himmelfahrtskommando - auch wenn niemand von Selbstmord sprechen will. Hundertfünzig Schiffe werden gleichzeitig zuschlagen, alle auf dasselbe Ziel. Hundertfünfzig Schiffe werden sich selbst in die Luft jagen. Noemi wird eines davon fliegen.

Die Masada-Offensive wird den Krieg nicht zu ihren Gunsten entscheiden. Aber sie wird Genesis Zeit erkaufen. Ihr Leben gegen Zeit.

Nein. Erneut sieht Noemi zu Esther. Dein Leben für ihres.

In den vergangenen Jahren sind Tausende in diesem Krieg gefallen und ein Sieg ist nicht in Sicht. Das Raumschiff, auf dem sie sich befinden, ist fast vierzig Jahre alt, somit eines der neuesten in der Genesis-Flotte. Aber jeder auch nur flüchtige Blick zeigt Noemi einen weiteren Mangel: die geflickte Stelle, die auf einen Riss im Rumpf hindeutet, die zerkratzten Fensterscheiben, die die Sterne draußen verschwommen erscheinen lassen, und die abgenutzten Gurte, mit denen sie und ihre Mitstreiter auf ihren Sitzen angeschnallt sind. Sie müssen sogar den Einsatz künstlicher Schwerkraft begrenzen, um Energie zu sparen.

Das ist der Preis, den Genesis für seine intakte Umwelt bezahlt, für die Gesundheit und Kraft jedes Lebewesens in ihrer Welt. Genesis stellt nichts Neues her, solange es noch etwas Altes gibt, was funktioniert. Der Schwur, die industrielle und handwerkliche Produktion zu drosseln, hat ihrer Gesellschaft mehr Gewinn als Schaden gebracht - zumindest war das so, bis der Krieg wieder aufflammte, Jahre nachdem sie sämtliche Rüstungsbetriebe geschlossen und den Bau neuer Raumjäger eingestellt hatten.

Vor über drei Jahrzehnten schien der Befreiungskrieg beendet zu sein, und natürlich hatten sie darauf vertraut, dass ihr Sieg von Dauer sein würde. Ihr Planet hatte angefangen, abzurüsten. Die Kriegswunden waren noch nicht verheilt; das weiß kaum jemand besser als Noemi. Aber sogar sie hatte, wie jeder andere, geglaubt, dass sie wirklich in Sicherheit lebten.

Vor zwei Jahren war der Feind dann zurückgekehrt. Seitdem hat Noemi gelernt, Waffen abzufeuern und einen Einmann-Raumjäger zu fliegen. Sie hat gelernt, Freunde zu betrauern, die noch Stunden zuvor an ihrer Seite kämpften. Sie hat gelernt, wie es ist, zum Horizont zu schauen, Rauch zu sehen und zu wissen, dass von der nächstgelegenen Stadt nur noch Trümmer übrig sind.

Sie hat gelernt zu kämpfen. Als Nächstes muss sie lernen zu sterben.

Die feindlichen Schiffe sind neu. Ihre Waffen sind schlagkräftiger. Und ihre Soldaten sind nicht einmal aus Fleisch und Blut. Stattdessen haben sie mechanische Armeen: Roboter in Menschengestalt, aber ohne Gnade, ohne Schwachstellen, ohne Seelen.

Was für Feiglinge ziehen in den Krieg und kämpfen dann nicht mal selbst?, denkt Noemi. Wie schlecht muss man sein, um die Bewohner eines anderen Planeten zu töten, ohne das Leben der eigenen Leute zu riskieren?

Das heute ist nur ein Übungslauf, ruft sie sich ins Gedächtnis. Keine große Sache. Du fliegst deinen Einsatz, bringst ihn hinter dich, damit du, wenn der Tag X kommt, auch wenn du noch so viel Angst hast, in der Lage bist -

Das Blinken der orangefarbenen Lämpchen in jeder Reihe warnt die Soldaten, dass in Kürze die künstliche magnetische Schwerkraft einsetzt. Es kommt zu früh. Die anderen Soldaten wechseln besorgte Blicke, Noemi hingegen ist von der nahenden Gefahr wie elektrisiert. Sie hält sich bereit und holt tief Luft.

Rumms! Hunderte Füße knallen gleichzeitig auf den Metallboden. Noemis Haar, das von einem gepolsterten Haarreif aus dem Gesicht gehalten wird, fällt ihr bis zum Kinn. Sofort ist sie im Kampfmodus, löst den Gurt und greift nach ihrem Helm. Sie spürt wieder das Gewicht ihres dunkelgrünen Exosuits, doch er ist anschmiegsam und ebenso bereit für die Schlacht wie sie.

Wie es klingt, steht ihnen nämlich eine Schlacht bevor.

»Alle Krieger in ihre Jäger!«, schreit Captain Baz. »Die Sensoren melden, dass jeden Moment Schiffe durch das Tor eindringen werden. Start in fünf Minuten!«

Ihre Todesangst verflüchtigt sich und ihr Kampfinstinkt gewinnt die Oberhand. Noemi reiht sich in die Schlange der Soldaten ein, die sich in Staffeln aufteilen und über die schmalen Korridore zu ihren jeweiligen Raumjägern eilen.

»Warum sind die hier?«, murmelt ein rundgesichtiger Kämpfer direkt vor ihr, ein Neuling, während sie durch einen Tunnel mit fehlenden Paneelen und bloß liegenden Leitungen hasten. Unter seinen Sommersprossen ist er leichenblass geworden. »Wissen die, was wir vorhaben?«

»Sie haben uns noch nicht in die Luft gejagt, oder?«, erklärt Noemi. »Also haben sie keine Ahnung von der Masada-Offensive. Ein Glück, dass wir gerade hier oben sind, wo sie kommen, so können wir sie an einem Ort abwehren, der noch weit von zu Hause entfernt ist. Okay?«

Der arme Kerl nickt. Er schlottert am ganzen Leib. Noemi würde gerne etwas Tröstlicheres sagen, aber es würde wahrscheinlich nicht echt klingen. Sie hat eine raue Schale, versteckt ihr Herz so gut hinter ihrem hitzigen Gemüt, dass fast niemand merkt, dass sie eines hat. Manchmal wünschte sie, sie könnte ihr Innerstes nach außen kehren. Dann würden die Menschen zuerst das Gute in ihr sehen, bevor sie das Schlechte bemerkten.

Der Kampf bringt ihre schlechte Seite zum Vorschein und da ist es sogar etwas Positives. Wie dem auch sei, es hat nicht viel Sinn, ausgerechnet jetzt an sich zu arbeiten.

Esther, die direkt vor dem Jungen geht, dreht sich um und lächelt ihn an. »Das wird schon«, verspricht sie ihm mit ihrer sanften Stimme. »Wirst sehen. Sobald du im Raumjäger sitzt, spulst du das ab, was du in der Ausbildung gelernt hast, und fühlst dich so tapfer wie nie zuvor.« Er lächelt zurück, schon ein wenig beruhigt.

Als Noemis Eltern gestorben waren, hasste sie die Welt für ihre Existenz, hasste die anderen Menschen dafür, dass sie nicht ebenso litten wie sie, und hasste sich selbst dafür, dass sie noch lebte und atmete. So nett es von den Gatsons gewesen war, sie aufzunehmen, entgingen Noemi doch nicht die Blicke, die Esthers Eltern wechselten - ihre Verärgerung darüber, dass sie so viel für jemanden taten, der dies weder schätzen konnte noch wollte. Erst nach Jahren konnte Noemi eine gewisse Dankbarkeit empfinden oder überhaupt etwas anderes als Wut und Bitterkeit.

Bei Esther hingegen fühlte sie sich nie schlecht. Schon in der schlimmen Anfangszeit hatte Esther, obwohl sie beide damals erst acht Jahre alt gewesen waren, es verstanden, ihre Freundin nicht mit dem billigen Trost abzuspeisen, dass ihre Eltern in ihrer Erinnerung weiterlebten oder dass es Gottes Wille gewesen sei. Sie hatte gewusst, dass Noemi einfach jemanden brauchte, der für sie da war und nichts von ihr wollte, sondern ihr das Gefühl gab, nicht allein zu sein.

Wie kommt es nur, dass davon nichts auf mich abgefärbt hat?, denkt Noemi, als sie durch die letzten Korridore...

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Bevor Claudia Gray sich ganz dem Schreiben widmete, arbeitete sie als Anwältin, Journalistin und DJ. Seit ihrer Kindheit interessiert sie sich für Filmklassiker, die Stile vergangener Epochen und Architektur.