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Morrisons Versteck

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
304 Seiten
Deutsch
Haymon Verlagerschienen am02.02.20121. Auflage
Jim Morrison, legendärer Sänger der Rockgruppe 'The Doors', ist am 3. Juli 1971 in einer Pariser Badewanne gestorben. Herzversagen mit 27. Doch es gibt auch andere Stimmen, die den Mythos um den 'Lizard-King' beschwören: Jim is alive ... Davon ist jedenfalls die Fotografin Petra überzeugt: An der Mauer eines geheimnisvollen Gartens ist ihr ein Exhibitionist begegnet, in dem sie J. M. wiederzuerkennen meint. Nur so viel, schreibt sie in ihrem Brief an den Journalisten Paul, ich bin einer Weltsensation auf der Spur. Dazu notiert Paul sarkastisch: Das hatte ich befürchtet. Mit einem Augenzwinkern verbindet Peter Henisch die Mythen, die sich um Morrisons Leben ranken, mit realen Elementen und baut daraus eine kühne Rockbiographie - ein Muss für alle Doors-Fans und jene, die es noch werden wollen, zum 40. Todestag einer Ikone der Popkultur.

Peter Henisch, geboren 1943 in Wien, wo er als freier Schriftsteller lebt. Vielfach ausgezeichnet. Zahlreiche Romane, zuletzt Die schwangere Madonna (2005), Eine sehr kleine Frau (2007) und Der verirrte Messias (2009).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR20,20
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR11,99

Produkt

KlappentextJim Morrison, legendärer Sänger der Rockgruppe 'The Doors', ist am 3. Juli 1971 in einer Pariser Badewanne gestorben. Herzversagen mit 27. Doch es gibt auch andere Stimmen, die den Mythos um den 'Lizard-King' beschwören: Jim is alive ... Davon ist jedenfalls die Fotografin Petra überzeugt: An der Mauer eines geheimnisvollen Gartens ist ihr ein Exhibitionist begegnet, in dem sie J. M. wiederzuerkennen meint. Nur so viel, schreibt sie in ihrem Brief an den Journalisten Paul, ich bin einer Weltsensation auf der Spur. Dazu notiert Paul sarkastisch: Das hatte ich befürchtet. Mit einem Augenzwinkern verbindet Peter Henisch die Mythen, die sich um Morrisons Leben ranken, mit realen Elementen und baut daraus eine kühne Rockbiographie - ein Muss für alle Doors-Fans und jene, die es noch werden wollen, zum 40. Todestag einer Ikone der Popkultur.

Peter Henisch, geboren 1943 in Wien, wo er als freier Schriftsteller lebt. Vielfach ausgezeichnet. Zahlreiche Romane, zuletzt Die schwangere Madonna (2005), Eine sehr kleine Frau (2007) und Der verirrte Messias (2009).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783852188959
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2012
Erscheinungsdatum02.02.2012
Auflage1. Auflage
Seiten304 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1249 Kbytes
Artikel-Nr.2445317
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Diesseits
1

Ich habe Jim Morrison, sagte er, nie leiden können.

Diese provokant langweilige Stimme, dieses unverschämt leere Gesicht, dieser lächerlich laszive Körper!

Diese mißglückte Nachgeburt Elvis Presleys!

Wie der zum Idol werden konnte, ist mir ein Rätsel!

Wenn ich ihn damals, so zwischen ´68 und ´70, kaum hab ich am Morgen das Radio aufgedreht, gleich habe hören müssen, war mir der ganze Tag vermiest.

Noch unerträglicher als Morrisons Organ war mir nur die Instrumentalbegleitung der DOORS.

Ray Manzareks ödes Orgelgedudel, John Densmores phantasieloses Schlagzeuggehämmer, zu Robby Kriegers Gitarrengewürge fällt mir nicht einmal ein Adjektiv ein ...

Sagte Morgenrot, aber der weiß nicht, wovon er redet, schrieb Petra.

In diesem Park dort: Warum hatte sie ihn bloß angesprochen?

Aber sie hatte ihn gar nicht angesprochen. Erinnern wir uns genau, wie es gewesen ist.

Also, wie war es?

Er hatte sich ihr gezeigt.

Er hatte sich ihr gezeigt, und sie hatte ihn fotografiert.

Geistesgegenwärtig. In unerwarteter Gegenwart eines mutmaßlichen Geistes.

Aber nein: Sie hätte ihn keinen Augenblick für einen Geist gehalten.

Was man so Geist nennt. Ghost oder spirit. Wer glaubt schon an so was?

In immer noch aufgeklärten Zeiten wie diesen.

Außerdem würde ein Geist nicht derart erscheinen.

Wie? Darauf ging sie vorerst nicht näher ein.

Seine Art zu sprechen, immer noch die Billy the Kids, den er nie gespielt hat.

Plante eine Filmfassung von Mike Mc Clures Stück
THE BEARD, dieser Producer, wie hieß er doch gleich, Eliot Kistner, nein Kastner, a german name, ist aber nichts draus geworden, haben zuviel gesoffen und drüber den Film vergessen, damals in London.

The Beard, der Bart - er brauchte sich nicht dahinter zu verstecken, ihr konnte er nichts vormachen. Noch dazu, wo er doch einen Bart, einen gepflegten, weniger filzigen zwar, im charismatisch bis melancholisch blickenden Antlitz getragen hatte, auf vorletzten Fotos. Obgleich man ihn anders in Erinnerung behalten hat: die Büste auf seinem Grab, von idealisierender Glätte. Wie Jacques Louis Davids Napoleon. Jung Jim allerdings, berichten die Biographen, schätzte eher Alexander.

Du schreibst eine Biographie? sagte Morgenrot. Nein!

Einen Roman? Nein, einen Roman erst recht nicht!

Kann man überhaupt? Kann man heute noch? Kann man heute schon wieder?

So etwas schreiben? Wenn man nicht völlig naiv ist?

Was sollte ich sagen?`Die Wahrheit? Die volle Wahrheit?

Unmöglich. Die hätte mir Morgenrot nie geglaubt.

Oder er hätte mich schlicht für verrückt gehalten.

Ein Alibi also. Und sei es ein narratives.

Biographien. Ein alter Hut. Spätestens seit Plutarch.

Den las er. Jung Jim. Eine recht ungewöhnliche Lektüre für einen werdenden Rockstar.

Aber ein typischer Rockstar war er auch kaum.

Auf diese Feststellung legte er nach wie vor Wert.

Seine Art zu lachen, noch immer die eines sadomasochistischen Riesenbabys, ganz und gar zahnlos.

Nein, Lady, Sie irren, hier hinten hab ich noch einige Zähne!

Das alles natürlich auf englisch, nein, amerikanisch.

Trotz des französischen, italienischen, spanischen, griechischen, arabischen oder, God knows, was für eines verfickten Akzents.

Fucking. Hard to translate. Wirklich, ein Geist würde so nicht reden.

Und ein Geist, damit fängt die Geschichte an, würde so nicht auftreten.

Wie? Na, du weißt schon. So sich entblößend, obszön.

Liebe Lady, was wissen denn Sie, was obszön ist?

Der Vater: Ein Karrierist in der US-Army.

Pearl Harbour 1941. Im Zeitraffer geheiratet. Rasch bevor Steves Minenleger wieder aus dem Trockendock heraus mußte.

Die Mutter (Clara): Besuchte ihre schwangere Schwester in Hawaii, das hätte sie lieber nicht tun sollen.

Das beste ist, nicht geboren zu werden, das zweitbeste, möglichst bald zu sterben.

On December 8, 1943, James Douglas Morrison joined the wartime baby-boom, so ein haarsträubender Blödsinn!

I joined nothing. Ich bin überhaupt nicht gefragt worden!

Wie kommt man dazu: eine Seele, herumflanierend, free & easy, in so was hineingezogen, hineingesogen zu werden: eine American-way-of-life-Umarmung?!

Und dann aufzuwachen in Melbourne, Florida, near what is now Cape Canaveral: Da kannst du tatsächlich nur schreien, bis dir der Kopf rot wird!

Jim´s father left him at six months to go back to the Pacific to fly Hellcats - wäre er doch gleich zur Hölle gefahren!

Die nächsten drei Jahre putzteufelte die Mutter in Clearwater, Florida, das hieße weit treffender Aqua Destillata.

Noch cleaner als sie waren nur meine Großeltern, Queen Victoria und ihr vertrocknender Prinzgemahl.

Rauchen: verboten; trinken: verpönt; Sex: völlig indiskutabel - mein Dad ist, das sieht ihm ähnlich, durch Knospung entstanden.

Obszön oder nicht obszön: Sie war jedenfalls nur mäßig an dem Teil interessiert, den er ihr zeigen wollte.

Vielmehr an dem, was er vor ihr zu verbergen versuchte, sich von ihr abwendend, zurück ins Gebüsch fliehend, kaum hatte sie die Kamera gezückt: seinem Gesicht.

Etwas in diesem Gesicht, schrieb sie, sei ihr gleich im ersten Augenblick bekannt vorgekommen.

Darum habe sie auch schon im nächsten Augenblick durch den Sucher geschaut und den Finger gekrümmt und abgedrückt.

Sie dürfen mir nicht in die Augen sehen und mit dem Kamera-Auge schon gar nicht.

The sniper´s rifle is an extension of his eye. He kills with injurious vision.

(James Douglas Morrison: THE LORDS & THE NEW CREATURES, Simon & Schuster, New York 1971).

Pan hinter der Nymphe her / die Nymphe hinter Pan her, so ändern sich die Zeiten.

Lieber Paul!

Du wirst Dich wahrscheinlich wundern, daß ich Dir nach all den Jahren schreibe. Aber ich habe eine Bitte an Dich, die Du mir, wie immer Du unsere Beziehung heute einschätzen magst, doch hoffentlich nicht abschlägst. Schrieb sie. Ich darf ihren wirklichen Namen nicht nennen. Ich darf auch den Namen des Ortes nicht nennen (sie nannte ihn vorsichtshalber selbst nicht).

Ein Ort mit einem Park; ein Park (oder Garten) mit zwei Ebenen. Die untere, soweit ich das ihren Briefen entnehme, französisch, die obere englisch. Sie habe, so schrieb sie, gedacht, sie sei nur auf der Durchreise. Hätte nur eine zufällige Nacht dort verbracht und würde kaum länger als einen Tag bleiben.

Sie wollte woanders hin. Vielleicht nirgendwohin.

Nach dem Zwischenfall im Park aber sagte sie dem Hotelier, daß sie noch bleiben wolle, und zwar auf unbestimmte Zeit.

Das wunderte den Hotelier; er hatte das einzige Hotel am Ort; das Hotel hatte nur selten Gäste.

Noch seltener hatte es Gäste, die länger blieben.

Der Ort war keiner, an dem man länger blieb, obwohl er einen schönen Park hatte. Einen Park übrigens, der von den meisten Durchreisenden übersehen wurde. Etwas zurückversetzt lag sein Tor im hintersten Winkel des kleinen Hauptplatzes. Aber vom Fenster des Hotelzimmers, in dem Petra (ich gebe ihr diesen Namen) wohnte, sah man, so schrieb sie, ins Grüne, über die Mauer.

Der Ort: An drei Seiten von (gut erhaltenen) Mauern umgeben, die vierte offen ... Ein Hinweis? - Aber man findet, wenn man sich systematisch damit zu beschäftigen beginnt, eine ungeahnte Menge ganz oder teilweise ummauerter Orte und Städte in allen Windrichtungen. Der Park: ein Garten mit zwei Ebenen, einer unteren und einer oberen, durch eine Treppe getrennt oder verbunden, an deren Fuß, folgen wir Petras Beschreibung, ein Januskopf steht. Auf der oberen (höheren) Ebene soll jene denkwürdige Begegnung stattgefunden haben.

Zwei- oder dreimal hatte sie exponiert. Dann schlug sich der - wer immer er war - in die Büsche. Durch die Kamera in die Flucht geschlagen, war er im nächsten Augenblick wie vom Erdboden verschluckt. Schrieb sie. Im Laub, das den Boden bedeckte, raschelten mutmaßliche Eidechsen.

Dann stand sie im Abendlicht, im Amselgezwitscher. Und wußte nicht, wie und was ihr geschehen war. Nur dieses Gesicht, das wußte sie, kam ihr bekannt vor. War...

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