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Karl Rahner

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
126 Seiten
Deutsch
SCHWERPUNKT-BIOGRAPHIE EINES DER EINFLUSSREICHSTEN KONZILSTHEOLOGEN DES 20. JAHRHUNDERTS Karl Rahner war einer der wichtigsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Sein Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil, an dem er als Berater des Wiener Kardinals König teilnahm, ist bis heute unbestritten und weiterhin Thema einer breiten, internationalen Forschung. In Innsbruck hat der Jesuitenpater Karl Rahner drei wichtige Phasen seines Lebens verbracht: • 1936-1939: Machtübernahme und Vertreibung durch die Nazis, die Theologie in Innsbruck wurde geschlossen • 1948-1964: Rahner gilt als Revoluzzer und wird vor dem Konzil von den eigenen Leuten ruhig gestellt • 1981 bis zu seinem Tod 1984: diese Zeit ist gezeichnet vom bedrohlichen Gesundheitszustand des Theologen Karl Rahner galt als Großer Denker in einer engstirnigen Welt Grundlegende Arbeiten seines reichen publizistischen Wirkens sind in diesen drei Abschnitten entstanden. Diesen 'Innsbrucker Jahren' widmet Martin Kolozs in seiner Biografie besondere Aufmerksamkeit und zeigt Anknüpfungspunkte zu Papst Franziskus und dessen 'Kirche der Sünder' auf. Mit Interviews mit em. Univ.-Prof. Dr. Otto Muck SJ und Univ.-Prof. Dr. Günther Wassilowsky sowie kommentierten Lesevorschlägen, zusammengestellt von Univ.-Prof. Dr. Roman A. Siebenrock.mehr

Produkt

KlappentextSCHWERPUNKT-BIOGRAPHIE EINES DER EINFLUSSREICHSTEN KONZILSTHEOLOGEN DES 20. JAHRHUNDERTS Karl Rahner war einer der wichtigsten Theologen des 20. Jahrhunderts. Sein Einfluss auf das Zweite Vatikanische Konzil, an dem er als Berater des Wiener Kardinals König teilnahm, ist bis heute unbestritten und weiterhin Thema einer breiten, internationalen Forschung. In Innsbruck hat der Jesuitenpater Karl Rahner drei wichtige Phasen seines Lebens verbracht: • 1936-1939: Machtübernahme und Vertreibung durch die Nazis, die Theologie in Innsbruck wurde geschlossen • 1948-1964: Rahner gilt als Revoluzzer und wird vor dem Konzil von den eigenen Leuten ruhig gestellt • 1981 bis zu seinem Tod 1984: diese Zeit ist gezeichnet vom bedrohlichen Gesundheitszustand des Theologen Karl Rahner galt als Großer Denker in einer engstirnigen Welt Grundlegende Arbeiten seines reichen publizistischen Wirkens sind in diesen drei Abschnitten entstanden. Diesen 'Innsbrucker Jahren' widmet Martin Kolozs in seiner Biografie besondere Aufmerksamkeit und zeigt Anknüpfungspunkte zu Papst Franziskus und dessen 'Kirche der Sünder' auf. Mit Interviews mit em. Univ.-Prof. Dr. Otto Muck SJ und Univ.-Prof. Dr. Günther Wassilowsky sowie kommentierten Lesevorschlägen, zusammengestellt von Univ.-Prof. Dr. Roman A. Siebenrock.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783703009068
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2014
Erscheinungsdatum13.03.2014
Seiten126 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1542 Kbytes
Artikel-Nr.2445707
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1.Lebens- und Persönlichkeitsbeschreibung Karl Rahners

"Das Christentum ist immer noch eine höchst unmoderne Sache; auch in dem, worüber ich nun so lang zu schreiben versuchte. Gott sei Dank, dass es so ist. Gott gebe mir und Ihnen die Gnade, das zu begreifen."2

Karl Rahner

Nach seinem eigenen Dafürhalten war Karl Rahners Leben geradezu unspektakulär, vor allem was dessen äußere Ereignisse betraf. So meinte er etwa über seine Prägung in der Kindheit und Jugend: "Ich bin natürlich in einer normal-christlichen, nicht bigotten Familie katholischen Bekenntnisses aufgewachsen, zusammen mit sechs anderen Geschwistern. Ich bin auf einer normalen Mittelschule gewesen, habe dort mein Abitur gemacht, und dann bin ich in den Jesuitenorden eingetreten. […] In solch einer Familie wuchs man eigentlich relativ problemlos auf. Die Dinge, die man zu tun und zu lassen hatte, waren irgendwie von vornherein klar. Da war nicht so furchtbar viel zu überlegen. Fürchterliche Problematiken erlebten wir eigentlich nicht. Ich habe keinen Streit zwischen meinen Eltern erlebt. Von einer Ehescheidung war in der damaligen Zeit, in dem Milieu, in dem ich groß wurde, bei meinen Verwandten und im Bekanntenkreis nie die Rede. Alle diese Dinge, die heute problematisch sind, die sozialkritische Haltung gegenüber der Gesellschaft und dem Staat, die Eheprobleme, die Probleme der Sexualmoral und so weiter, die ganze Bildungskrise gab es noch nicht."3 Und dennoch wurzelte vieles, das Karl Rahner später im Leben zu seinem nonkonformen Denken und Handeln machte, gerade in dieser Frühzeit, als "alles unproblematischer und bis zu einem gewissen Grade nüchterner [war]"4. Denn unabhängig von Rahners Art, bescheiden und auch recht verhalten bei Fragen zu seiner Person aufzutreten, lassen sich wenigstens drei Einflüsse in seiner Biographie ausmachen, welche zwar verschieden stark, aber allesamt nachhaltig auf ihn gewirkt haben dürften. Zum einem war er im Jugendalter Mitglied der Quickborn, "das war eine mehr freie, von der Basis herkommende, nicht so ausdrücklich kirchlich gesteuerte Jugendbewegung, aber doch katholisch und religiös, durchaus lebendig und intensiv sich betätigend. Und insbesondere habe ich da schon auch einige Eindrücke positiver Art für mein künftiges Leben bekommen."5 Zum Beispiel traf er dort erstmals auf den Philosophentheologen Romano Guardini, dem Rahner Jahrzehnte danach auf dessen Lehrstuhl für Christliche Weltanschauung und Philosophiegeschichte in München folgen sollte.

Zweitens trat 1919 sein um vier Jahre älterer Bruder Hugo, "der am Schluss des ersten Weltkriegs noch Soldat war, wenn er es auch nur bis Belgien gebracht hat und nicht mehr in den eigentlichen Kampf kam"6, in die Gesellschaft Jesu ein, was Karl Rahners eigenen Entschluss, drei Jahre später dem Orden beizutreten, zwar nicht sonderlich begünstigt hat7, aber dennoch eine wahrscheinlich ähnlich wirksame Atmosphäre geschaffen haben könnte, wie es sein familiäres Umfeld schon tat: "Die Familie war irgendwie selbstverständlich katholisch und christlich - praktizierend christlich. […] Kurz und gut, wenn man in einer solchen Familie aufwächst und vielleicht - ohne von irgendwo anders her stark beeinflusst zu sein - sich zu einem Beruf entschließt, dann war der Entschluss, Priester, Jesuit, zu werden, eigentlich nicht so ferne liegend."8

Einen ganz bestimmenden Eindruck auf Karl Rahner hat wohl dessen Begegnung mit dem jungen Pier Giorgio Frassati gemacht. Noch in seinem letzten großen Fernsehinterview mit dem ZDF erinnerte er sich an den - 1990 von Papst Johannes Paul II. selig gesprochenen - Jugendfreund voll der dankbaren Freude: "Ungefähr 1920/21 gab es einen italienischen Gesandten in Berlin, der Frascati [sic!] hieß. Er war Senator des Königreichs Italien. Er war Besitzer und Leiter einer großen Turiner italienischen Zeitung, 'Stampa', und er schickte seinen Sohn, der damals schon Bergbauingenieur-Student war, in unsere Familie, um Deutsch zu lernen. Dieser junge Mann lebte vergnügt und munter und nett und bescheiden in unserer Familie. Nicht lange, aber immerhin so, dass von da an eine gewisse bleibende Beziehung zum mindesten einmal mit meiner älteren Schwester bestehen blieb, und dieser junge Mann war ein intensiver - können wir sagen - Caritas-Apostel in Turin und ist 1924 durch Kinderlähmung, die er sich bei dieser seiner Arbeit zugezogen hatte, gestorben. Und er wird in Italien verehrt als ein heroisches Vorbild eines jungen Christen, und es scheint, dass er Aussicht hat, in Rom einmal selig gesprochen zu werden. […] Wenn ich das noch erlebe, hätte ich also einen beatifizierten Menschen in meinem Leben kennen gelernt, mit dem ich im Wald Ringkämpfe veranstaltete."9

Nach dem Abitur (1922) und dem Beginn seines Noviziats studierte Karl Rahner Philosophie an den Ordenshochschulen im Vorarlberger Feldkirch-Tisis und in Pullach bei München. In diesen ersten Jahren seiner Ausbildung begegnete er einem weiteren Menschen, dessen unbeugsame Glaubensstärke einerseits und dessen sozialer Mut andererseits eine nicht zu unterschätzende, psychologische Kraft hatten, die für Rahner wohl ein lebenslanges Vorbild abgaben: "Ich glaube, dass ich - hoffentlich nicht unbescheiden und - mit einem gewissen Stolz sagen kann, dass [Alfred] Delp ein guter Freund von mir war. […] Er war ein lebendiger, selbstverständlich in der geistigen Atmosphäre der damaligen Zeit lebender Mensch, ein tapferer Mensch. Ein Mensch von einer gewissen starken Vitalität, die auch nicht immer von seinen Oberen so hundertprozentig leicht ertragen werden konnte, obwohl er mit absoluter Treue bis zu seinem Tod an seinem Orden festhielt und absolut sich weigerte, sich in dieser Beziehung von den Nazirichtern da in Berlin etwas sagen zu lassen. Er war philosophisch, gesellschaftspolitisch […], politisch, höchst interessiert. […] er war seinen Idealen getreu und hat das mit seinem Leben, mit seinem Lebensopfer, besiegelt. Er gehört, glaube ich, wirklich zu den großen Gestalten aus dem sogenannten Kreisauer Kreis - das war ein Widerstandskreis. Er ist ja dort hineingekommen durch seinen damaligen Provinzial Augustin Rösch. In diesem Kreis wurde kein Attentat auf Hitler geplant, aber überlegt, wie soll Deutschland werden, wenn diese fürchterliche Periode des Nazismus endlich zu Ende gegangen sein wird. Deshalb wurde er verhaftet und in Berlin hingerichtet. Ich glaube, dass er wirklich zu den Zeugen des christlich-motivierten Widerstands gegen das Unwesen des Nationalsozialismus in erster Reihe gehört."10

Rund zehn Jahre später, als Karl Rahner bereits in Innsbruck als Privatdozent für Dogmatik tätig war, hat er sich mit ziemlicher Sicherheit an diesen unbeirrbaren Zeugen des Glaubens erinnert, als er selbst mit der Willkür der Nationalsozialisten konfrontiert war und als Jesuit mit dem Gauverbot belegt wurde.

Alle diese frühen Erfahrungen zusammengenommen formten Karl Rahners Charakter nachhaltig - die Vermutung lässt sich zwar nicht gänzlich bestätigen, es liegt allerdings nahe, dass der Großteil seiner Persönlichkeit diesen ersten Eindrücken durch Umstände und Personen geschuldet ist; dies betrifft sowohl sein Leben als Jesuit, als auch als Gelehrter und zeitlebens kritischer Geist. "Bei ihm waren Werk und Person, Leben und Theologie in einer nahtlosen Weise eins: Alles war Werk, und das Werk war eine einzige Gestikulation christlicher Existenz in unserer spätmodernen Zeit."11

Anschließend an sein Theologiestudium in Valkenburg (Holland) und seine Priesterweihe (1932) sowie das Tertiat in St. Andrä im Lavanttal (Kärnten) beginnt Karl Rahner an der Universität Freiburg im Breisgau zu studieren. Hier hört er u. a. den schon damals berühmten wie viel diskutierten Philosophen Martin Heidegger, an dessen persönlichen akademischen Einfluss sich Rahner folgendermaßen erinnert: "Ich glaube, es gibt kein einzelnes, konkretes theologisches Thema, zu dem Heidegger jemals ein Wort gesagt hätte. Aber natürlich habe ich einiges von ihm gelernt: einen Text zu interpretieren, Zusammenhänge zu sehen, die nicht unmittelbar auf der Hand liegen, moderne Probleme an die traditionelle Theologie heranzutragen usw. In diesem mehr - sagen wir einmal - formalen Sinn bin ich Martin Heidegger noch immer dankbar."12

Aus verschiedenen Bemerkungen wird offenkundig, dass im Grunde Joseph Maréchal den entscheidenden Einfluss auf Karl Rahner ausübte. Hinzu kommt die Wirkung Erich Przywaras, den Rahner bis zu dessen Tod achtete. Karl Rahner hat nicht verleugnet, dass seine Philosophie und, wenn auch mit einem größeren Abstand, seine Theologie thomistisch geprägt sind. Schließlich meinte Rahner 1981, dass man zwar in der Theologie nüchtern mit einem Pluralismus verschiedener Philosophien zu rechnen habe, dennoch aber auch bestimmte Bedingungen bestehen: "Ich fühle mich bei Thomas von Aquin durchaus zu Hause. Und damit […] auch bei...
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