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Jean Paul von Adam bis Zucker

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
264 Seiten
Deutsch
Haymon Verlagerschienen am30.07.20131. Auflage
Im Jahr 2013 jährt sich zum 250. Mal der Geburtstag von Jean Paul. Zu diesem Anlass nähern sich der Schriftsteller und Jean-Paul-Kenner Bernhard Setzwein und der Zeichner Christian Thanhäuser dem Leben und vielfältigen Werk des großen deutschen Autors in der einzigen ihm angemessenen Form: ein literarischer Zettelkasten, geordnet von A bis Z. Gleichzeitig ist es eine Biographie von Anfang bis Ende, die in kleinen, geschliffenen Stichwort-Artikeln und sprechenden Bildern mit Jean Paul bekannt macht. So erfährt man unter anderem von seinem 1244 Seiten schweren Wörtervorrat oder dass Lausewenzel der 'allerschlechteste Tabak' ist, dessen Geruch den Dichter in seiner Kindheit quälte. Seit vielen Jahren lesen und schätzen die beiden Autoren Jean Paul ob seiner wilden Gedankenflüge und Sprachbilder, die ein ganzes Universum aufspannen. Mit diesem Buch bieten sie ein einmalig unterhaltsames Abecedarium für Fans und alle, die es noch werden wollen.

Bernhard Setzwein, geboren 1960 in München, lebt in Waldmünchen an der bayerisch-böhmischen Grenze. Mehrfach ausgezeichnet, verfasst Romane, Lyrik, Theaterstücke und Hörfunk-Features. Bei Haymon erschienen seine Romane Das Buch der sieben Gerechten (1999), Nicht kalt genug (2000) und Die grüne Jungfer (2003). Christian Thanhäuser, geboren 1956 in Linz, lebt in Ottensheim/OÖ. Preisgekrönter bildender Künstler, Grafiker, Buchgestalter und Verleger der Edition Thanhäuser. Illustriert u.a. die deutschsprachige Gesamtausgabe der Erinnerungen eines Insektenforschers von Jean-Henri Fabre. Bei Haymon: Die Donau hinab (gem. mit Karl-Markus Gauß, 2009).
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR22,90
E-BookPDF1 - PDF WatermarkE-Book
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR16,99

Produkt

KlappentextIm Jahr 2013 jährt sich zum 250. Mal der Geburtstag von Jean Paul. Zu diesem Anlass nähern sich der Schriftsteller und Jean-Paul-Kenner Bernhard Setzwein und der Zeichner Christian Thanhäuser dem Leben und vielfältigen Werk des großen deutschen Autors in der einzigen ihm angemessenen Form: ein literarischer Zettelkasten, geordnet von A bis Z. Gleichzeitig ist es eine Biographie von Anfang bis Ende, die in kleinen, geschliffenen Stichwort-Artikeln und sprechenden Bildern mit Jean Paul bekannt macht. So erfährt man unter anderem von seinem 1244 Seiten schweren Wörtervorrat oder dass Lausewenzel der 'allerschlechteste Tabak' ist, dessen Geruch den Dichter in seiner Kindheit quälte. Seit vielen Jahren lesen und schätzen die beiden Autoren Jean Paul ob seiner wilden Gedankenflüge und Sprachbilder, die ein ganzes Universum aufspannen. Mit diesem Buch bieten sie ein einmalig unterhaltsames Abecedarium für Fans und alle, die es noch werden wollen.

Bernhard Setzwein, geboren 1960 in München, lebt in Waldmünchen an der bayerisch-böhmischen Grenze. Mehrfach ausgezeichnet, verfasst Romane, Lyrik, Theaterstücke und Hörfunk-Features. Bei Haymon erschienen seine Romane Das Buch der sieben Gerechten (1999), Nicht kalt genug (2000) und Die grüne Jungfer (2003). Christian Thanhäuser, geboren 1956 in Linz, lebt in Ottensheim/OÖ. Preisgekrönter bildender Künstler, Grafiker, Buchgestalter und Verleger der Edition Thanhäuser. Illustriert u.a. die deutschsprachige Gesamtausgabe der Erinnerungen eines Insektenforschers von Jean-Henri Fabre. Bei Haymon: Die Donau hinab (gem. mit Karl-Markus Gauß, 2009).
Details
Weitere ISBN/GTIN9783709971239
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2013
Erscheinungsdatum30.07.2013
Auflage1. Auflage
Seiten264 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse10089 Kbytes
Artikel-Nr.2445926
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Adam

Wo wohnen Sie? Wie heißen Sie? Wer sind Sie? - Ihr Werk ist ein Juwel. Man stelle sich vor: Nach einigem Zaudern und Zögern entschließt sich ein eigentlich gar nicht mehr so junger Mann - 29 ist er -, einer Berühmtheit seinen ersten Roman zu schicken, als mehrere hundert Seiten starkes handgeschriebenes Manuskript wohlgemerkt. Denn das Werk hat ja noch keinen Verleger. An einen solchen soll diese Berühmtheit es ja erst vermitteln. Aber man weiß doch: Vielbeschäftigt sind solche Exzellenzen, zumal wenn sie Professor der Königlichen Akademie in Berlin sind wie der Angeschriebene. Und außerdem selbst ein gefeierter Romanautor (deshalb hat man s ihm ja geschickt, der Mann ist vom Fach). Und wie oft wird ihm das passieren, daß er unaufgefordert Manuskripte zugesandt bekommt, zur wohlwollenden Begutachtung. Eigentlich wäre es ein Wunder, wenn er überhaupt antwortet. Doch dann dieses! Mit noch weiter geöffneten Armen kann man jemanden gar nicht empfangen: Wo wohnen Sie? Wie heißen Sie? Wer sind Sie? - Ihr Werk ist ein Juwel.

Karl Philipp Moritz, Verfasser des Anton Reiser , war es, der solchermaßen reagierte. Er wußte in der Tat buchstäblich nichts über den Mann, der ihm dieses Manuskript, das wahrscheinlich noch ohne Titel war, zugeschickt hatte. Ließ sich vielleicht aus dem Romangeschehen etwas ableiten über die Person dessen, der das geschrieben hatte? Bekanntlich formen Autoren ja in ihren Erstlingswerken gerne einmal mehr oder weniger verschlüsselt das eigene Leben um. Sollte Moritz tatsächlich so gedacht haben, wäre er damit völlig in die Irre gegangen. Denn die Welt, die in diesem Buch beschrieben war, konnte kaum weiter entfernt sein von dem, was ihr Verfasser in seinem bis dato 29jährigen Leben gesehen und erlebt hatte. Der Roman spielt im Milieu von Fürstenhöfen, sein romantischer Held ist Gustav, der Sohn eines Rittmeisters, an dem ein außergewöhnliches Erziehungsexperiment vorgenommen wird: So als sei er Adam, der erste Mensch, soll Gustav von seiner Geburt an acht Jahre von der Außenwelt abgeschnitten in einer unterirdischen Höhle auf dem Falkenbergischen Rittersitz Auenthal aufwachsen und erzogen werden. Gewissermaßen in einem moralischen Treibhaus ohne Fremdeinflüsse - allerdings auch einem ohne Sonne.

Eine eigenartige Erzählkonstruktion. Was muß das für ein Mensch sein, der sich so etwas ausdenkt? Vielleicht gar selbst ein Rittmeisterssohn? Aber unter der Erde wird er doch wohl nicht aufgewachsen sein? Moritz wurde bald aufgeklärt, denn der überschwenglich Belobigte reagierte postwendend. Nicht nur mit Auskünften darüber, wer er sei und wo er wohne, sondern - nur wenige Wochen nach Zusendung des Romanmanuskriptes - bereits mit einer zweiten Probe seines Schaffens. Diesmal ist es eine weitaus kürzere Erzählung, eine Art Idylle , mit Titel Leben des vergnügten Schulmeisterlein Maria Wutz in Auenthal . Moritz liest auch diese Erzählung ⦠und ist begeistert. Laut einem seiner Söhne soll er gesagt haben: Das ist noch über Goethe, das ist was ganz Neues. Wohlgemerkt: Zu diesem Zeitpunkt, 1792, galt Goethe bereits unwidersprochen als der Olympier von Weimar, der Unerreichbare. Und nun soll sogar er übertroffen sein, durch diesen Neuling, dem Moritz noch etwas attestieren muß, nämlich: Wer solches wie den Wutz dichte, der könne unmöglich sterblich sein.

Doch um zum unsterblichen Autor zu werden, wäre es vielleicht nicht schlecht, wenn er jetzt vorderhand einmal mit seinem ersten Roman herauskommen würde. Und tatsächlich: Moritz sorgte durch Fürsprache bei seinem späteren Schwager Carl Matzdorf dafür, daß die Unsichtbare Loge in dessen Verlagsbuchhandlung in Berlin erschien, und zwar gleich mit dem Wutz im Anhang. Das Buch erregte einiges Aufsehen. Jetzt stellte sich das literarisch interessierte Deutschland noch einmal jene Fragen, die schon Moritz beschäftigt hatten: Wo wohnt der? Wie heißt der? Wer ist das? Nach und nach sollte das Publikum es erfahren. So wie auch der Leser dieses Alphabets nach und nach alles Wichtige über den Helden unserer Geschichte erfahren wird, so hoffe ich doch zumindest. - Ach ja, er heißt übrigens Jean Paul, unser Held. Beziehungsweise: eigentlich Richter. Johann Paul Friedrich Richter. Wie das? Wird gleich erklärt. Vorher aber noch: Wieso ausgerechnet in der Form eines alphabetischen Wörterverzeichnisses?

Alphabet

Im Grunde ist es wie mit Frederick , der Maus, die anders ist als alle anderen Mäusegesichter - wer kennt sie nicht, die bezaubernde Geschichte des Kinderbuchautors Leo Lionni über die Macht von Kunst und Phantasie. Während die anderen für den Winter Körner und Nüsse horten, sammelt Frederick Sonnenstrahlen, Farben und vor allem Wörter. Nichts anderes hat auch Jean Paul getan. Von frühester Jugend an sorgte er für einen Wörtervorrat, wie es keinen zweiten in irgendeiner deutschen Dichterstube je gegeben hat. Die Scheuer, in seinem Fall Exzerpthefte, Notizbücher und Einfallsblätter, waren zum Schluß so randvoll, daß er ein Problem hatte: nämlich dasjenige wiederzufinden, was er gerade brauchte.

So kam Jean Paul auf die Idee mit den Wortregistern. In ihnen listete er ellenlange Kolonnen von Stichwörtern auf, hinter denen rätselhafte Zahlenkombinationen standen. Allein diese Register machen im Nachlaß des Dichters 1244 Seiten aus. Jedes Stichwort darin führt in Verbindung mit einer dahinterstehenden Sigelnummer zu einem Eintrag in einem der Notizbücher, in dem letztendlich der Wörtervorrat lagert. Aus was genau der besteht? Aus allem, was Jean Paul seit seinem fünfzehnten Lebensjahr an Lektüre unter die Finger bekam. Darunter waren theologische Bücher ebenso wie Reisebeschreibungen und naturkundliche Werke über Astronomie und Botanik, Medizinfachbücher und philosophische Klassiker, Zeitschriften sowie Journale en masse, aber auch Lexika, Heiligenviten und der jüngste Schund- und Schauerroman. Aus diesem gewaltigen Lesestoff nahm er sich heraus, was ihm brauchbar schien, später einmal bei Abfassung seiner eigenen Werke: Zitate, kuriose Mitteilungen, naturkundliche Besonderheiten, geistreiche Aussprüche etc. etc. Weil es noch kein Internet gab und folglich auch keine Favoriten -Liste, mußte er alles abschreiben. Sein ganzes Schreiberleben lang griff er auf diese Aufzeichnungen zurück. Sie lagen in einem sogenannten Repositorium immer in direkter Nähe von seinem Schreibplatz. Ohne sie konnte er nicht sein. Viele Jahre später, da war er schon verheiratet und lebte mit seiner Familie in Bayreuth, schrieb er einmal seiner Frau von unterwegs einen unter Eheleuten üblichen brieflichen Merkzettel: Sie solle bitte daran denken, daß, wenn es einmal in der Wohnung brenne, unbedingt die schwarzeingebundenen Exzerpte zuerst zu retten seien.

Ja, und deshalb nun also dieses Alphabet für Jean Paul , ganz gemäß dem Geist seiner eigenen Arbeitsweise. Allerdings hoffe ich doch sehr, daß hier mehr als nur Stichwörter stehen. Eher schon eine Nacherzählung aller wesentlichen Vorkommnisse in seinem Leben und in seinen Büchern. Und statt kryptischer Sigel bemühe ich mich um nachvollziehbare Querverweise, wo in Jean Pauls labyrinthischem Gesamtwerk für den interessierten Leser weitere Verirrungsmöglichkeiten offenstehen. Denn sich mit Jean Paul beschäftigen, heißt immer auch: bereit sein für Umwege, offen fürs Verlaufen. Auch bei dem Schreiben mus man sich nirgends anzukommen vorsezen.

Asche des Phönix

Ich habe noch die drei Fragen zu beantworten. Fangen wir mit der schwierigsten an: Wer sind Sie?

Abgesehen davon, daß jeder Autor, zumal wenn er figurenreiche Romane schreibt, viele sein können muß, bleibt der alte Streit: Ist man das Produkt seiner Eltern, seines Umfeldes, seiner Herkunftsgegend oder ist man das, was man selbst aus sich macht? Eine Mischung aus beidem wird es wohl sein und allenfalls über die Gewichtung der einzelnen Anteile läßt sich streiten. Jean Pauls Herkunftskomplex ist jedenfalls klar einzugrenzen: Seine Vorfahren sind samt und sonders tief verwurzelt mit der Gegend des Fichtelgebirges und seiner Ausläufer. Eine waldreiche Gegend ist das heute und war es auch schon zu Jean Pauls Zeiten, allerdings mit einigen Unterschieden. Die Wälder waren lichter, der Artenreichtum größer, auch dominierte der Wacholder noch wesentlich stärker das Landschaftsbild, das immer wieder auch weite Blicke über halbwegs freie Flächen bot. Nebelverhangen und einschichtig konnte es hier sein, von urwelthafter geologischer Gestalt mitunter, denkt man etwa an die Vulkankegel Parkstein und Rauher Kulm (am Fuße des letzteren, in Neustadt am Kulm, kam Jean Pauls Vater Johann Christian Christoph Richter zur Welt, 1727). Paul Nerrlich, der frühe Biograph Jean Pauls zu Ende...
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Autor

Bernhard Setzwein, geboren 1960 in München, lebt in Waldmünchen an der bayerisch-böhmischen Grenze. Mehrfach ausgezeichnet, verfasst Romane, Lyrik, Theaterstücke und Hörfunk-Features. Bei Haymon erschienen seine Romane Das Buch der sieben Gerechten (1999), Nicht kalt genug (2000) und Die grüne Jungfer (2003).
Christian Thanhäuser, geboren 1956 in Linz, lebt in Ottensheim/OÖ. Preisgekrönter bildender Künstler, Grafiker, Buchgestalter und Verleger der Edition Thanhäuser. Illustriert u.a. die deutschsprachige Gesamtausgabe der Erinnerungen eines Insektenforschers von Jean-Henri Fabre. Bei Haymon: Die Donau hinab (gem. mit Karl-Markus Gauß, 2009).