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Der Fall Charles Dexter Ward

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
278 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am26.10.20171. Auflage
Charles Dexter Ward, ein junger Mann aus einer angesehenen Familie von Providence, ist aus der Nervenheilanstalt entflohen, in die er aufgrund merkwürdiger Persönlichkeitsveränderungen eingewiesen wurde. Der Arzt der Familie, Marinus Bicknell Willett, geht seinem Fall nach und stößt dabei auf den geheimnisvollen Joseph Curwen, einen Vorfahren Wards, der zwar schon lange tot ist, aber noch immer einen schrecklichen Einfluss auf die Lebenden ausübt ... H. P. Lovecrafts einziger unheimlicher Roman in ungekürzter Neuübersetzung, der es erstmals gelingt, Lovecrafts speziellen Stil und die besondere Atmosphäre seiner Erzählung in deutscher Sprache schillern zu lassen. »H. P. Lovecraft ist der bedeutendste Horror-Autor des 20. Jahrhunderts.« Stephen King Unter dem Titel »The Case of Charles Dexter Ward« erstmals veröffentlicht 1941 in der Zeitschrift »Weird Tales« Erstdruck der Übersetzung in»Der Fall Charles Dexter Ward« (Golkonda, 2016); Wiederabdruck in »H. P. Lovecraft - Das Werk« (FISCHER Tor, 2017)

H. P. Lovecraft (1890-1937) ist der einflussreichste und beliebteste Horror-Autor des 20. Jahrhunderts. Seine Erzählungen erschienen zu seinen Lebzeiten vor allem in Magazinen wie »Weird Tales« und werden heute in Millionenauflagen gedruckt und gelesen.
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Produkt

KlappentextCharles Dexter Ward, ein junger Mann aus einer angesehenen Familie von Providence, ist aus der Nervenheilanstalt entflohen, in die er aufgrund merkwürdiger Persönlichkeitsveränderungen eingewiesen wurde. Der Arzt der Familie, Marinus Bicknell Willett, geht seinem Fall nach und stößt dabei auf den geheimnisvollen Joseph Curwen, einen Vorfahren Wards, der zwar schon lange tot ist, aber noch immer einen schrecklichen Einfluss auf die Lebenden ausübt ... H. P. Lovecrafts einziger unheimlicher Roman in ungekürzter Neuübersetzung, der es erstmals gelingt, Lovecrafts speziellen Stil und die besondere Atmosphäre seiner Erzählung in deutscher Sprache schillern zu lassen. »H. P. Lovecraft ist der bedeutendste Horror-Autor des 20. Jahrhunderts.« Stephen King Unter dem Titel »The Case of Charles Dexter Ward« erstmals veröffentlicht 1941 in der Zeitschrift »Weird Tales« Erstdruck der Übersetzung in»Der Fall Charles Dexter Ward« (Golkonda, 2016); Wiederabdruck in »H. P. Lovecraft - Das Werk« (FISCHER Tor, 2017)

H. P. Lovecraft (1890-1937) ist der einflussreichste und beliebteste Horror-Autor des 20. Jahrhunderts. Seine Erzählungen erschienen zu seinen Lebzeiten vor allem in Magazinen wie »Weird Tales« und werden heute in Millionenauflagen gedruckt und gelesen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104907338
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum26.10.2017
Auflage1. Auflage
Seiten278 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1964 Kbytes
Artikel-Nr.2453693
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

I. Ein Resultat und ein Prolog

1.

Aus einer privaten Klinik für Geisteskranke in der Nähe von Providence, Rhode Island, verschwand vor kurzem ein außerordentlich merkwürdiges Individuum. Der Patient nannte sich Charles Dexter Ward und war nur äußerst widerstrebend von seinem untröstlichen Vater in die Anstalt eingeliefert worden. Dieser hatte miterlebt, wie die Geistesverwirrung seines Sohnes sich von bloßer Exzentrizität zu einer dunklen Manie steigerte, die nicht nur plötzliche Anfälle von Mordlust fürchten ließ, sondern auch tiefgreifende und eigentümliche Veränderungen des Bewusstseins mit sich brachte. Die medizinische Fachwelt steht dem Fall weitgehend ratlos gegenüber, da er eine Reihe erstaunlicher physiologischer und psychologischer Merkwürdigkeiten aufweist.

Zum einen erschien der Patient auf sonderbare Weise älter, als es seinen sechsundzwanzig Jahren entsprach. Zwar lassen geistige Störungen den Menschen bekanntlich rascher altern, aber das Gesicht des jungen Mannes hatte gewisse kaum sichtbare Züge angenommen, die man gewöhnlich nur bei sehr alten Menschen findet. Zum anderen waren seine Organfunktionen auf eine Art aus dem Gleichgewicht geraten, für die sich in der medizinischen Praxis nichts Vergleichbares findet. Atmung und Herzschlag waren merkwürdig aus dem Takt geraten, und der Patient hatte seine Stimme verloren, so dass er nur noch ein Flüstern hervorbringen konnte. Die Verdauung war unglaublich verlangsamt und reduziert, und seine Nervenreaktionen auf die üblichen Stimuli wiesen keine Ähnlichkeit mit irgendetwas auf, das je zuvor bei Gesunden oder Kranken beobachtet wurde. Die Haut war krankhaft kühl und trocken, und die Zellstruktur des Gewebes schien ungewöhnlich grob und porös. Ein großes olivfarbenes Muttermal an der rechten Hüfte war verschwunden, während sich auf der Brust ein sehr eigentümlicher Fleck oder schwarzer Punkt gebildet hatte, der zuvor nicht dort gewesen war. Im Großen und Ganzen waren sich die Ärzte einig, dass sich Wards Stoffwechsel in einem nie dagewesenen Grad reduziert hatte.

Auch in psychologischer Hinsicht war Charles Ward ein einzigartiger Fall. Selbst wenn man die neusten und umfassendsten Abhandlungen hinzuzog, hatte sein Wahnsinn keine Ähnlichkeit mit irgendeinem bekannten Krankheitsbild und verband sich mit einer Geisteskraft, die ihn zu einem Genie oder einer Führerpersönlichkeit gemacht hätte, wäre sie nicht durch irgendetwas in seltsame und groteske Bahnen gelenkt worden. Dr. Willett, der Hausarzt der Wards, versichert, dass die ungeheure geistige Leistungsfähigkeit des Patienten, die sich auf allen Gebieten äußerte, welche außerhalb des Bereichs seiner Geistesstörung lagen, mit dem Ausbruch seines Wahns sogar noch zugenommen hatte. Ward war tatsächlich von jeher ein Gelehrter und Historiker gewesen, doch selbst seine brillantesten frühen Arbeiten zeigten nicht jene ans Wunderbare grenzende Auffassungsgabe und Erkenntnisfähigkeit, die er während seiner letzten Untersuchungen durch die Nervenärzte an den Tag legte. Es gestaltete sich dementsprechend schwierig, eine gerichtliche Einweisung in die Klinik zu erwirken, so kraftvoll und klar schien der Geist des jungen Mannes. Nur aufgrund der Aussagen Dritter und angesichts der Diskrepanz zwischen seiner überragenden Intelligenz und einer Vielzahl ungewöhnlicher Wissenslücken wurde er schließlich in Verwahrung genommen. Bis zum Moment seines Verschwindens war er ein unersättlicher Leser gewesen und hatte, soweit es seine angeschlagene Stimme zuließ, jede Gelegenheit zur Konversation genutzt. Scharfsinnige Beobachter, für die seine Flucht vollkommen überraschend kam, waren daher optimistisch gewesen, dass schon bald mit seiner Entlassung aus der Klinik zu rechnen sei.

Nur Dr. Willett, der ihn auf die Welt gebracht und seither seine körperliche und geistige Entwicklung verfolgt hatte, schien erschrocken bei dem Gedanken, dass Charles Ward in die Freiheit zurückkehren könne. Der Arzt hatte Fürchterliches erlebt und etwas entdeckt, das er seinen skeptischen Kollegen nicht zu enthüllen wagte. Ja, Willett und seine Verbindung zu dem Fall stellen ein eigenes kleines Geheimnis dar. Er war der Letzte, der den Patienten vor dessen Flucht sah, und empfand nach jenem letzten Gespräch eine Mischung aus Grauen und Erleichterung, woran sich mehrere Zeugen erinnerten, als Wards Flucht drei Stunden später bemerkt wurde. Die eigentliche Flucht ist eines der ungelösten Rätsel von Dr. Waites Klinik. Ein geöffnetes Fenster über einer sechzig Fuß senkrecht abfallenden Wand bietet kaum eine hinreichende Erklärung, aber nach jener Unterredung mit Willett war der junge Mann unzweifelhaft verschwunden. Auch Willett hat der Öffentlichkeit keine Erklärung anzubieten, obwohl er seit Wards Flucht seltsam erleichtert wirkt. Viele meinen, dass er gern mehr erzählen würde, wenn er hoffen könnte, bei einer nennenswerten Zahl von Zuhörern Glauben zu finden. Er hatte Ward in seinem Zimmer angetroffen, doch kurz nachdem er weggegangen war, klopften die Wärter vergeblich. Als sie die Tür öffneten, war der Patient verschwunden, und sie fanden nur das offene Fenster vor, durch das eine kühle Aprilbrise eine Wolke feinen bläulich-grauen Staubs hereinwehte, die ihnen beinahe den Atem raubte. Zwar hatten die Hunde einige Zeit vorher angeschlagen, doch war das noch während Willetts Besuch gewesen, und sie hatten niemanden gestellt und auch später keine Anzeichen von Beunruhigung mehr gezeigt. Wards Vater wurde unverzüglich telefonisch benachrichtigt, schien jedoch eher betrübt denn überrascht. Als Dr. Waite ihn persönlich aufsuchte, hatte Dr. Willett bereits mit ihm gesprochen, und beide bestritten, von der Flucht gewusst zu haben oder gar bei ihr behilflich gewesen zu sein. Nur einige enge und vertraute Freunde von Willett und Ward senior machten später gewisse Andeutungen, die jedoch zu ungereimt und phantastisch waren, um Glauben zu finden. Was bleibt, ist allein die Tatsache, dass man bis heute keine Spur von dem verschollenen Wahnsinnigen gefunden hat.

Charles Ward liebte von Kindheit an alles Altertümliche, und zweifellos waren es die ehrwürdige Stadt, in der er aufwuchs, und die Relikte der Vergangenheit, die das alte Haus seiner Familie in der Prospect Street auf dem Gipfel des Hügels bis unters Dach füllten, die diesen Geschmack in ihm geweckt hatten. Mit den Jahren war seine Liebe zu alten Dingen noch gewachsen, so dass Geschichte, Genealogie und die Beschäftigung mit der Architektur, den Möbeln und der Handwerkskunst der Kolonialzeit alles andere aus dem Kreis seiner Interessen verdrängten. Wenn man Charles Wards Wahnsinn begreifen will, ist es wichtig, sich diese Neigungen vor Augen zu führen. Denn wenn sie auch nicht seinen innersten Kern bildeten, so waren sie doch in hohem Maße für seine äußere Form verantwortlich. Die Wissenslücken, welche die Nervenärzte feststellten, beschränkten sich ausschließlich auf die Gegenwart, und ihnen stand - wie durch geschicktes Fragen offenbar wurde - ein immenses, wenn auch von dem Patienten nach außen hin verheimlichtes Wissen über die Vergangenheit gegenüber, so dass man auf den Gedanken kommen konnte, er habe sich durch eine Art geheimnisvoller Selbsthypnose buchstäblich in eine vergangene Epoche versetzt. Das Merkwürdige dabei war, dass Ward sich für die geschichtlichen Tatsachen, die er so gut kannte, nicht im Geringsten zu interessieren schien. Offenbar hatten sie durch übermäßige Vertrautheit jede Bedeutung für ihn verloren. Alle Anstrengungen seiner letzten Tage waren vielmehr darauf gerichtet, sich jene alltäglichen Fakten der modernen Welt anzueignen, die so völlig und unzweifelhaft aus seinem Geist getilgt worden waren. Dass diese vollständige Löschung seines Gedächtnisses stattgefunden hatte, versuchte er nach besten Kräften zu verbergen. Aber für alle, die ihn beobachteten, war offensichtlich, dass seine gesamte Lektüre und Konversation von dem verzweifelten Wunsch bestimmt war, sich über sein eigenes Leben und die gängigen praktischen und kulturellen Gegebenheiten des 20. Jahrhunderts ein Wissen anzueignen, wie man es von jemandem, der 1902 geboren wurde und das Schulsystem unserer Zeit durchlaufen hat, erwarten konnte. Die Nervenärzte rätseln, wie es dem entflohenen Patienten in Anbetracht des Fehlens lebenswichtiger Kenntnisse augenblicklich gelingt, sich in der komplizierten Welt von heute zurechtzufinden. Die vorherrschende Meinung ist, dass er in irgendeiner niederen und anspruchslosen Stellung »untergetaucht« ist, bis er sein Wissen über die Gegenwart auf ein normales Niveau gebracht hat.

Wann Wards Wahnsinn erstmals auftrat, ist unter den Spezialisten umstritten. Dr. Lyman, die eminente Bostoner Autorität, datiert seinen Beginn auf 1919 oder 1920, während des letzten Schuljahrs des Jungen auf der Moses Brown School. Damals gab er ganz plötzlich seine historischen Interessen zugunsten okkulter Studien auf, während er sich zugleich weigerte, den für einen Collegebesuch nötigen Abschluss zu machen, da er sich weit bedeutenderen privaten Forschungen widmen müsse. Für diese These spricht die Veränderung in Wards Gewohnheiten um diese Zeit und insbesondere, dass er begann, in städtischen Archiven und auf alten Friedhöfen nach einem gewissen 1771 angelegten Grab zu suchen - dem Grab eines seiner Vorfahren namens Joseph Curwen. Ward behauptete, einige von Curwens Papieren hinter der Täfelung eines sehr alten Hauses am Olney Court auf dem Stampers´ Hill gefunden zu haben, von dem bekannt war, dass Curwen es erbaut und dort gewohnt hatte. Es ist, grob gesagt, unbestreitbar, dass im Winter...

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Autor

H. P. Lovecraft (1890-1937) ist der einflussreichste und beliebteste Horror-Autor des 20. Jahrhunderts. Seine Erzählungen erschienen zu seinen Lebzeiten vor allem in Magazinen wie »Weird Tales« und werden heute in Millionenauflagen gedruckt und gelesen.