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Im hellen Schein der Kerzen

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
120 Seiten
Deutsch
Mira Taschenbuch Verlagerschienen am09.10.20171. Auflage
Carolyn Green: Im hellen Schein der Kerzen
Der erfolgreiche Manager Robert Maddock kommt bei einer Weihnachtsfeier der hübschen Lehrerin Ruth Marsh näher. Alles scheint perfekt - bis alte Ängste in ihm erwachen ...
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Produkt

KlappentextCarolyn Green: Im hellen Schein der Kerzen
Der erfolgreiche Manager Robert Maddock kommt bei einer Weihnachtsfeier der hübschen Lehrerin Ruth Marsh näher. Alles scheint perfekt - bis alte Ängste in ihm erwachen ...
Details
Weitere ISBN/GTIN9783955767235
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum09.10.2017
Auflage1. Auflage
Seiten120 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2491725
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe
1. Kapitel
Willow Glen Plantation war Tucker beim ersten Besuch wie ein wahres Herrenhaus vorgekommen. Auch heute beeindruckte es ihn noch mit der runden Auffahrt, der breiten Veranda, den Zinnen und den Giebelfenstern. Hier hatte er vom zehnten Lebensjahr bis zum College die glücklichste Zeit seines Lebens verbracht, und es hatte ihn tief getroffen, dass Chris Eltern das Haus verkauften, als Chris und er zum College gingen.

Will Carlton, ein Antiquitätenhändler, hatte damals die Immobilie erworben. Er hatte nur wenige Veränderungen durchgeführt und eine Pension daraus gemacht.

Da Tucker ohnedies irgendwo unterkommen musste, konnte er sich genauso gut auch hier auf Willow Glen Plantation einmieten. Ein älterer Mann, der offenbar von einer Einkaufstour zurückkehrte, betrat vor ihm das Haus und hielt ihm die Eingangstür auf.

An Ihrer Stelle, junger Mann, würde ich mich beeilen. Es gibt bald Abendessen, und das sollten Sie wirklich nicht versäumen.

Girlanden und Tannenzweige schmückten den Eingangsbereich, das Treppengeländer und sogar den Lüster in der Diele. Abgesehen vom Empfangstresen mit einer altmodischen Registrierkasse hatte sich nicht viel geändert. Es roch sogar noch immer nach Cranberries und Tannenholz und â¦

Wonach roch es noch? Tucker stellte die Reisetasche neben dem Tresen ab, schloss die Augen und sog die Luft ein. Dabei sah er förmlich Mr. und Mrs. Newland und Chris vor sich. In diesem Haus hatte er öfter geschlafen als daheim und war sozusagen zu einem Familienmitglied geworden. Die Newlands hatten ihm sogar verschiedene Arbeiten zugeteilt, wie ihrem eigenen Sohn. An einem bestimmten Samstag im Monat hatten er und Chris regelmäßig weiche Lappen und eine Flasche Möbelpolitur erhalten und mussten alle Holzflächen einreiben.

Tucker öffnete die Augen. Genau danach roch es. Nach Möbelpolitur. Vielleicht war es sogar dieselbe Marke.

Eine alte Frau tauchte in der Diele auf. Mein lieber Oren, wie schön, dich zu sehen , sagte sie zu dem Mann, der vor Tucker eingetreten war, begrüßte ihn mit einem Kuss auf die Wange und hinterließ dort einen rosigen Lippenabdruck. Deine Frau wartet schon sehnsüchtig auf dich , fügte sie hinzu und zeigte zum Aufenthaltsraum, in dem sich etliche Gäste versammelt hatten.

Der ältere Mann, vermutlich ein Stammgast, beeilte sich, zu seiner Frau zu kommen.

Was für ein attraktiver junger Mann , stellte die Frau fest und musterte Tucker vom Scheitel bis zur Sohle. Ich bin Tante Shirley.

Es kam ihm seltsam vor, wie sie einen neuen Gast begrüßte. Aber er schrieb es ihrem hohen Alter zu, dass sie ihn so vertraulich behandelte. Tucker Maddock, Ma am. Ich hoffe, es gibt noch ein freies Zimmer für mich.

Tante Shirley lachte so herzlich, dass es geradezu ansteckend wirkte und die Aufmerksamkeit der Leute im Aufenthaltsraum erregte. Er fragt, ob wir für ihn ein freies Zimmer haben , erklärte sie den anderen, die das offenbar auch lustig fanden. Jedenfalls lachten alle.

Eine dunkelhaarige Schönheit von Mitte zwanzig, die gerade Popcorn zu einer Kette auffädelte, hob den Kopf. Tucker wurde schlagartig heiß, als sich ihre Blicke trafen.

Ein junges Mädchen tauchte in der Tür auf, entdeckte ihn, wurde rot und zog sich wieder zurück.

Die schöne Brünette betrachtete ihn so eingehend, als käme er ihr bekannt vor, ohne dass sie ihn einordnen könnte. Dabei war Tucker sicher, ihr noch nie begegnet zu sein. Diese Frau hätte er bestimmt nicht vergessen.

Sie saß auf einer Couch, die schlanken Beine untergeschlagen. Der graue Pullover war für sie viel zu weit. Das dunkle Haar fiel ihr offen auf die Schultern, ihre braunen Augen waren faszinierend, und ihre Lippen schienen wie zum Küssen geschaffen.

Ruth Marsh hatte sich große Mühe gegeben, um dieses möglicherweise letzte Familientreffen schön zu gestalten. Der Mann, der als Letzter unerwartet aufgetaucht war, machte es vielleicht sogar zum interessantesten Treffen überhaupt. Sein forschender Blick wirkte auf sie geradezu hypnotisierend, und es fiel ihr schwer, sich lässig zu geben und keine Reaktion zu zeigen.

Halt, befahl sie sich. Auf der Schiene durfte sie nicht weiterdenken, schließlich handelte es sich um einen Verwandten, wenn auch um einen entfernten. Also spielte es keine Rolle, wie groß und breitschulterig der Mann war, wie verlockend das dunkelbraune Haar und wie durchdringend der Blick aus seinen dunklen Augen sein mochte. Es war fast, als könnte er ihre Gedanken lesen.

Ganz bewusst sah sie zu ihrer Schwester Vivian hinüber, die den Neuankömmling noch nicht bemerkt hatte. Lächelnd wandte sie sich wieder dem gut aussehenden Fremden zu, der ihr Lächeln erwiderte. Dieser tolle Mann war für ihre ältere Schwester tabu, für sie selbst aber leider auch.

Vielleicht sollte sie gemeinsam mit ihrer Tante das letzte der Familienmitglieder begrüßen, die aus allen Gegenden zu dem Weihnachtstreffen gekommen waren. Diese Zusammenkunft war zu einem alljährlichen Ereignis geworden, seit sie vor acht Jahren die ehemalige Pension gekauft hatten. Ruth war zwar in Willow Glen aufgewachsen, hatte aber erst in dem alten Herrenhaus ein wirkliches Heim gefunden.

Tante Shirley wandte sich erneut an Tucker. Was für ein wundervoller Humor. Natürlich haben wir ein Zimmer, und selbst wenn keines mehr frei wäre, würden wir eines frei machen.

Vielen Dank, Ma am. Er griff nach seiner Reisetasche. Wenn Sie mir den Weg beschreiben und den Schlüssel geben, ziehe ich mich sofort zurück.

Ich bin Tante Shirley, und hier duzen wir uns alle , erklärte sie, trat hinter den Tresen und befestigte ein Bild des Weihnachtsmannes, das sich von der Wand gelöst hatte. Bei uns braucht man keinen Schlüssel, mein Lieber. Niemand wird an deine Sachen gehen. Oren schlafwandelt zwar gelegentlich, aber man kann bei den Zimmern von innen einen Riegel vorschieben.

Tucker kannte zwar ähnliche Familienbetriebe, doch diese Pension war unvergleichlich. Die Sicherheit seines Zimmers stellte für ihn jedoch kein Problem dar, weil er sich ohnehin die ganze Zeit dort aufhalten wollte. Sollte es keinen Videorekorder geben, würde er einen kaufen, sich während der Feiertage mit Actionfilmen betäuben und an vergangene schöne Zeiten denken, bis diese schreckliche Fröhlichkeit endlich nachließ. Am ersten Weihnachtsfest, das er ganz allein verbrachte, war das genau die richtige Medizin.

Maddock? Tante Shirley strich sich nachdenklich über die Wange. An den Namen Maddock erinnere ich mich gar nicht.

Wahrscheinlich überlegte sie, ob er schon früher hier abgestiegen war. Oder sie ging davon aus, dass er aus Willow Glen stammte. In einer solchen Kleinstadt waren die meisten Leute miteinander verwandt oder hatten zumindest dieselbe Schule besucht. Tante Shirley würde sich hoffentlich nicht an seinen Namen erinnern. Seine Eltern waren erst kurz vor seiner Geburt nach Willow Glen gekommen. Nach dem Tod seiner Mutter vor ungefähr zwanzig Jahren hatte sein Vater das ganze Geld vertrunken, und danach hatten sie von der Fürsorge gelebt. Das würde er Shirley jedoch bestimmt nicht auf die Nase binden.

Ich bin in der Gegend groß geworden , erklärte er stattdessen, aber ich war seit zehn Jahren nicht mehr hier.

Die Brünette kam gerade in diesem Moment in die Diele. Tante Shirley hatte aus purer Neugierde gefragt, doch die junge Frau wirkte skeptisch.

Wie heißen deine Eltern?

Tucker nutzte die Gelegenheit, sich die hübsche Frau aus der Nähe anzusehen. Helen und Bob , erwiderte er und öffnete die obersten Knöpfe seiner Jacke.

Sie fasste sich ihrerseits an den Ausschnitt des T-Shirts, und Tucker ließ ihre Finger nicht aus den Augen.

Wir haben eine Helen in der Familie , bemerkte Tante Shirley, aber ich erinnere mich an keinen Bob. War er vielleicht der zweite Ehemann deiner Mutter?

Wie bitte?

Lass doch den Jungen in Ruhe, Shirley , rief Oren aus dem Aufenthaltsraum, und komm zu uns, damit wir endlich den Baum aufstellen können!

Ja, ja, schon gut, nur keine Ungeduld!

Tucker schüttelte verwundert den Kopf über den familiären Umgangston, der hier herrschte. Wahrscheinlich fühlten sich die Gäste in diesem Haus so wohl, dass sie sehr oft herkamen und sich deshalb schon wie richtige Verwandte benahmen. Möglicherweise lag es an dem Haus und der Liebe, die in diesen Mauern gelebt hatte, wenn sich die Leute hier so heimisch fühlten.

Komm , forderte Shirley ihn auf, ich zeige dir das Zimmer. Hoffentlich stört es dich nicht, dass es im zweiten Stock liegt. Ursprünglich wollte ich einen Aufzug einbauen lassen, aber dann habe ich mein Geld doch lieber vernünftiger angelegt.

Lass ruhig, Tante Shirley, ich zeige ihm den Weg.

Die hübsche junge Frau führte ihn die dunkle Holztreppe hinauf. Oben angekommen, betrat Tucker das Zimmer und fühlte sich sofort in die Vergangenheit zurückversetzt. Zahlreiche Erinnerungen stürmten auf ihn ein, als er die Reisetasche abstellte. Die Vorhänge, die handgenähte Bettdecke und die einzelnen Teppiche waren zwar neu, entsprachen aber durchaus dem Stil des Hauses.

Das Bett war eindeutig zusammen mit Willow Glen Plantation an den neuen Besitzer übergegangen. Tucker entdeckte sogar noch die eingeritzten Initialen R. T. M. für Robert Tucker Maddock. Mrs. Newland war damals zuerst ärgerlich geworden, als sie merkte, was er angerichtet hatte. Nach einigem Überlegen hatte sie ihm jedoch...
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