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Annette Kolb

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
368 Seiten
Deutsch
Piper Verlag GmbHerschienen am02.10.20171. Auflage
»D'Leut ärgern« wählte sich Annette Kolb (1870-1967) schon als junges Mädchen zum Motto, doch nicht aus Bosheit, sondern weil sie ihre Meinung offen vertreten wollte. Sie war scharfsinnig und naiv, sie war Pazifistin und ging keiner Fehde aus dem Weg, sie trug als Deutsch-Französin zwei Vaterländer in ihrem Herzen und hatte Europa im Kopf. Ihre Bücher vermitteln eine große Leichtigkeit, dabei fiel ihr das Schreiben zeitlebens schwer. Diese Biografie erzählt die aufregende Geschichte ihres Lebens, die exemplarisch ist für ein von Anerkennung und Verfolgung gleichermaßen bestimmtes Schriftstellerdasein im 20. Jahrhundert.

Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien, Porträtsammlungen und Romane. Sein Buch »Verkannte Pioniere« wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb »Historisches Buch des Jahres« mit dem 3. Platz prämiert und stand auf der Shortlist »Wissenschaftsbuch des Jahres« des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Zuletzt erschienen bei Piper »Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern«, »Weltensammlerinnen. Spektakuläre Reiseabenteuer mutiger Frauen«, »Dichterkinder. Liebe Verrat und Drama - der Kreis um Klaus und Erika Mann«, »Große Philosophinnen. Wie ihr Denken die Welt prägte« und »?Wir sind unser sechs?. Die Geschichte der Geschwister Mann«. Armin Strohmeyr ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. www.armin-strohmeyr.de
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Produkt

Klappentext»D'Leut ärgern« wählte sich Annette Kolb (1870-1967) schon als junges Mädchen zum Motto, doch nicht aus Bosheit, sondern weil sie ihre Meinung offen vertreten wollte. Sie war scharfsinnig und naiv, sie war Pazifistin und ging keiner Fehde aus dem Weg, sie trug als Deutsch-Französin zwei Vaterländer in ihrem Herzen und hatte Europa im Kopf. Ihre Bücher vermitteln eine große Leichtigkeit, dabei fiel ihr das Schreiben zeitlebens schwer. Diese Biografie erzählt die aufregende Geschichte ihres Lebens, die exemplarisch ist für ein von Anerkennung und Verfolgung gleichermaßen bestimmtes Schriftstellerdasein im 20. Jahrhundert.

Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien, Porträtsammlungen und Romane. Sein Buch »Verkannte Pioniere« wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb »Historisches Buch des Jahres« mit dem 3. Platz prämiert und stand auf der Shortlist »Wissenschaftsbuch des Jahres« des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. Zuletzt erschienen bei Piper »Annette Kolb. Dichterin zwischen den Völkern«, »Weltensammlerinnen. Spektakuläre Reiseabenteuer mutiger Frauen«, »Dichterkinder. Liebe Verrat und Drama - der Kreis um Klaus und Erika Mann«, »Große Philosophinnen. Wie ihr Denken die Welt prägte« und »?Wir sind unser sechs?. Die Geschichte der Geschwister Mann«. Armin Strohmeyr ist Mitglied des PEN-Zentrums Deutschland. www.armin-strohmeyr.de
Details
Weitere ISBN/GTIN9783492977951
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2017
Erscheinungsdatum02.10.2017
Auflage1. Auflage
Seiten368 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse3754 Kbytes
Artikel-Nr.2493783
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Inhaltsverzeichnis
Vorbemerkung" Sympathie zwischen Bayern und Frankreich "

Herkunft und geistige Voraussetzungen" Meine geistige Einzelhaft "

Kindheit und Jugend (1870 - 1888)" Nichtstun -, das wird nicht länger gehen "

Literarische Anfänge (1888 - 1899)" Hofnarrenposten "

Auf dem diplomatischen Parkett (1899 - 1906)" Ich würde Ihnen alle Blumen ins Haus schicken "

Der literarische Durchbruch (1907 - 1913)" Jene Meisterprobe männlicher Stupidität "

Erster Weltkrieg und Schweizer Exil (1914 - 1918)" René guckst du nach meinem Rosengarten ? "

Neubeginn in Badenweiler (1919 - 1923)" Meine Liebe, es ist ziemlich aussichtslos

Das Badenweiler Jahrzehnt (1923 - 1933)" Aber wir werden nicht zu Schanden werden "

Europäisches Exil (1933 - 1941)" Dankbar und unglücklich "

Amerikanisches Exil (1941 - 1945)" Aber einer muß es ihnen doch sagen "

Schwierige Rückkehr (1945 - 1961)" Dein Land ist schon mein Land geworden !! "

Sehnsucht nach dem Heiligen Land (1961 - 1967)

AnmerkungenBibliografie Zeittafel Bildnachweis Danksagung
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Leseprobe

»Sympathie zwischen Bayern und Frankreich«
Herkunft und geistige Voraussetzungen

In den Sechzigerjahren des 20. Jahrhunderts konnte man - so wird kolportiert - bisweilen beobachten, wie der junge, 1933 geborene Wittelsbacher Prinz Franz von Bayern in der Händelstraße 1 im Münchner Stadtteil Bogenhausen vorfuhr, um dort den Nachmittag bei Tee und Konversation mit einer alten Dame zu verbringen. Ihr Name: Annette Kolb. Als im Februar 1965 hochoffiziell ihr neunzigster Geburtstag gefeiert wurde, erstaunte sie die Öffentlichkeit mit dem Eingeständnis, sie sei bereits fünfundneunzig und führe seit einem halben Jahrhundert falsche Papiere.

Diese beiden Anekdoten sind bezeichnend für Leben und Haltung der Schriftstellerin Annette Kolb. Sie lassen etwas erahnen von der leicht skurrilen Zuneigung der überzeugten Demokratin zum Hause Wittelsbach, von der versponnenen Eitelkeit angesichts des eigenen Alters und von der Lust an Geheimnis und Geheimniskrämerei. Diese Anekdoten lassen den biografischen Blick aber auch hundert Jahre weiter zurückwandern in eine Zeit, als Bayern noch Königreich war und es noch kein geeintes Deutschland gab. Annette Kolbs langes und aufregendes Leben umfasste ein Jahrhundert, das von großen politischen, ökonomischen und soziokulturellen Umwälzungen geprägt war, ein Jahrhundert, in dem Deutschland eine führende und zugleich fatale Rolle spielte. In ihre Lebenszeit fallen: der Krieg gegen Frankreich, die Gründung des deutschen Kaiserreichs, die drängende soziale Frage, die Erstarkung der sozialdemokratischen Bewegung, der Erste Weltkrieg mit dem Zusammenbruch des deutschen Kaiserreichs und des bayrischen Königreichs, die Räterepublik in München, die Weimarer Republik, die nationalsozialistische Diktatur, der Zweite Weltkrieg, die Teilung Deutschlands und die Gründung zweier deutscher Staaten, die zweite Demokratie auf deutschem Boden mit ihrer konservativen Ausrichtung unter Konrad Adenauer und ihren linken Gegenströmungen in der Jugend- und Hippiebewegung der 1960er-Jahre.

Annette Kolb hat dieses bewegte Jahrhundert kritisch begleitet, in ihren Schriften wie in ihrem öffentlichen Engagement. Sie war katholisch und aufklärerisch, konservativ und liberal. Und sie strafte Kritiker Lügen durch die Kompromisslosigkeit ihrer Zivilcourage, als sie - die die Freiheit über alles liebte und verteidigte - um der Freiheit willen mehrmals ins Exil ging: Von 1916 bis 1922 lebte sie in der Schweiz, von 1933 bis 1941 in der Schweiz, in Luxemburg, Frankreich und Irland, von 1941 bis 1945 in den Vereinigten Staaten von Amerika - ein Zeitraum, dem sich noch ein »Exil nach dem Exil« anschloss: die unruhigen Wanderjahre zwischen Irland, Frankreich und der Schweiz von 1945 bis zu ihrer endgültigen Rückkehr in die Vaterstadt München im Jahre 1961.

Annette Kolbs gesellschaftliche und kulturelle Prägung weist jedoch über Deutschland und dieses Jahrhundert hinaus. Sie führt über die Eltern zurück ins liberal gesinnte, Künste und Wissenschaften fördernde Königreich unter Maximilian II. Joseph von Bayern. Es waren zudem die Jahrzehnte unter König Ludwig II. und dem Prinzregenten Luitpold, die Annette Kolbs künstlerische und politische Anschauungen prägten. Das »Deutsche« war ihr insofern suspekt, als es für sie lange Zeit ein Synonym für das »Preußische« war. Erst in der Weimarer Republik konnte sie sich als Künstlerin, Katholikin, Pazifistin und nicht zuletzt als Münchnerin mit dem Staat aussöhnen, wenngleich in dieser Republik das von ihr verehrte Herrscherhaus der Wittelsbacher keine politische Macht mehr besaß. Aus ihren letzten Lebensjahren stammt ein unveröffentlichter Essay mit dem Titel Bayern, worin sie sich an das Königreich ihrer Kindheit und Jugend erinnert und dessen zivilisatorischen Rang rühmt - wenngleich im nostalgischen Rückblick des Alters verklärt: »Wir nannten Bayern berufen: Es hatte eine Dynastie wie kein anderes Land. Der Krieg und seine Greuel waren ihr fremd. Sie hat gelebt für die Kultur, die Schönheit, den Frieden. In unserer schwer bedrohten Zeit war Bayern mit seiner Dynastie ein Glück und Segen für Europa.«[1]

Wie Annette Kolb um ihr Alter ein Geheimnis machte, so auch um ihre Herkunft. Es gab seit jeher Gerüchte über eine illegitime adlige Abkunft ihres Vaters Max Kolb. Annette Kolb selbst - so sehr sie mit der Liebe zur bayrischen Monarchie kokettierte - wies zeitlebens alle Mutmaßungen zurück. Im Jahre 1917 strengte sie sogar einen Rechtsstreit mit dem Genfer Verlag Éditions ATAR an, der behauptet hatte, sie sei »verwandt mit dem Hof des Königs von Bayern«.[2] Sie selbst hat jedoch im hohen Alter einmal ihrer Nichte ihre »wahre« Abkunft vom Hause Wittelsbach eingestanden.[3] Auch ihrem engsten Freund, dem Schriftsteller René Schickele, hatte sie von ihrer Verwandtschaft mit dem Königshaus erzählt.[4]

Max Kolb, Annette Kolbs Vater, kam am 28. Oktober 1829 in München als unehelicher Sohn der Juliana Lorz, einer Zofe Königin Thereses von Bayern, zur Welt. Nach der Geburt des Knaben unterschrieb der Hoflakai Dominikus Kolb eine Vaterschaftserklärung und gab damit dem Kind auch seinen Familiennamen. Max Kolb wuchs auf Schloss Possenhofen am Starnberger See auf und durfte später die Schule der Benediktinerabtei Scheyern besuchen. Die Schulkosten für den Sohn der mittellosen Zofe wurden vom Hause Wittelsbach getragen.[5] Es ist zu vermuten, dass Juliana Lorz-Kolb ihren Sohn nicht von ungefähr auf den Namen Max taufen ließ, und dass Kronprinz Maximilian, der spätere König Maximilian II. Joseph, der leibliche Vater des Knaben war. Die schulische und berufliche Förderung Max Kolbs durch den König deutet ebenfalls darauf hin.

Als junger Mann wurde Max Kolb nach Berlin geschickt, wo er bei Peter Joseph Lenné eine Ausbildung zum Gartenarchitekten erhielt. Es folgten Anstellungen in Potsdam-Sanssouci, in Gent und seit 1855 in Paris als »jardinier principal«. In der französischen Hauptstadt lernte Max Kolb seine Frau kennen. Zu jener Zeit herrschte Napoleon III. als Kaiser der Franzosen. Wenngleich das Empire ein Jahr nach Annette Kolbs Geburt im Deutsch-Französischen Krieg unterging, wurden doch Stil und Lebensweise der Pariser Gesellschaft im Kaiserreich prägend für Annette Kolbs eigene Kindheit - dies durch Vermittlung ihrer Mutter. Sophie Danvin wurde 1840 in Paris geboren und - anders als ihr eher bodenständiger Mann - früh mit den Künsten vertraut. Ihre Eltern waren die damals bekannten Landschaftsmaler Félix Danvin (er starb bereits 1842) und Constance Amélie Lambert-Danvin. Sophie selbst war hochmusikalisch und studierte am berühmten Pariser Konservatorium Klavier. Mit sechzehn Jahren gewann sie den Ersten Preis des Instituts. Sie komponierte auch und schrieb Aufsätze zur Musik.[6] Das Haus der Danvins war weniger bohemienhaft als vielmehr bürgerlich-akademisch. Max Kolb, der einen bürgerlichen Beruf ausübte (später brachte er es in München noch bis zum Oberinspektor und führte den Titel »königlicher wirklicher Rat«), galt den Danvins deshalb als gesellschaftlich akzeptabler Schwiegersohn, doch bedeutete die Ehe, die Max Kolb und Sophie Danvin 1858 schlossen, für die Braut den Verzicht auf eine pianistische Karriere.

Die Verbindung des bayrischen Gartenarchitekten mit der französischen Pianistin war eher eine amour fou als eine tiefere Seelenverwandtschaft. Für Annette Kolb jedoch wurden die Ehe der Eltern und das Aufwachsen an der Schnittstelle zweier Kulturen zum Symbol für das Verbindende dieser beiden Völker, die zur Kaiserzeit und darüber hinaus oft als »Erbfeinde« apostrophiert wurden. Zwar lebten Max und Sophie Kolb in ihrer Ehe ein wenig nebeneinander her, doch zeigten sie voreinander Achtung - wenngleich mit einer gewissen Ironie. Annette Kolb schrieb: »Daß sie mit sechzehn Jahren den ersten Preis für Klavier am Pariser Conservatorium davongetragen hatte, imponierte zwar meinem Vater, doch besaß er für Musik ebenso wenig Verständnis wie sie für Botanik. [...] Ein sehr anmutiges und interessantes, aber ungereimtes Paar machte seine Hochzeitsreise nach London.«[7]

Annette Kolb setzte ihrem Elternhaus später ein zweifaches literarisches Denkmal: einmal in ihrem Essay König Ludwig II. von Bayern und Richard Wagner, ein andermal in dem autobiografischen Roman Die Schaukel. Noch wenige Jahre vor ihrem Tod erhob Annette Kolb die binationale Ehe der Eltern zu einem Symbol der Völkerfreundschaft und äußerte zugleich Vorbehalte gegen Preußen und dessen Rolle bei der Einigung des Deutschen Reichs: »Das alles in Folge der Kriege, an deren Ausbruch Bayern gewiss nicht schuld war. Sie [die Bayern] liessen sich von den Berlinern blenden. [...] Es bestand von jeher eine Neigung zur Sympathie zwischen Bayern und Frankreich [...].«[8]

1859 kam König Maximilian II. Joseph nach Paris und griff erneut in das Schicksal seines illegitimen Sohnes ein: Der frisch verheiratete Max Kolb führte den Monarchen durch die von ihm angelegten Gartenanlagen. Wenig später erhielt Max Kolb aus München das Angebot, die Leitung der botanischen Gärten in der bayrischen Hauptstadt zu übernehmen. »Haus, Licht und Holz frei, ein hübsches Gehalt, die Ermächtigung, Gärten anzulegen, wo sich ihm Gelegenheit bot, und last not least, freie Fahrt auf den bayrischen Staatsbahnen«, erinnerte sich Annette Kolb. Nicht alle waren darüber glücklich: »Meine Großmutter [Constance Danvin] war...

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Armin Strohmeyr ist promovierter Germanist und Autor viel beachteter Biografien und Porträtsammlungen. Sein Buch "Verkannte Pioniere" wurde von der Zeitschrift DAMALS beim Wettbewerb "Historisches Buch des Jahres" mit dem 3. Platz prämiert und stand auf der Shortlist "Wissenschaftsbuch des Jahres" des Österreichischen Bundesministeriums für Wissenschaft und Forschung. armin-strohmeyr.de