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Mein Leben für Israel

von
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
288 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am25.04.20181. Auflage
Das persönliche Vermächtnis des legendären israelischen Staatsmannes und Friedensnobelpreisträgers Über sechs Jahrzehnte gestaltete Shimon Peres maßgeblich die Politik Israels: als Staatspräsident sowie als Minister in beinahe jedem Ressort. In seinem letzten Buch rekapituliert er die entscheidenden Ereignisse in der Geschichte des Landes aus seiner ganz persönlichen Sicht und legt den Fokus darauf, warum sie so geschehen sind. Entstanden ist ein politisches und hautnah erlebtes Porträt Israels sowie eine Meditation über die zentralen Fragen der Politik: Wie trifft man Entscheidungen in einem Klima der Unsicherheit? Wie kann man Frieden erreichen? Was zeichnet einen guten Staatsführer aus? Peres' Weisheit und seine große Erfahrung sind ein Appell, unseren Planeten sicherer, friedlicher und gerechter zu gestalten. »Ein Genie mit großem Herzen.« Bill Clinton »Die Essenz Israels.« Barack Obama »Ein Leben im Dienste des Friedens und der Versöhnung kann ein Beispiel für die Jungen sein.« Joachim Gauck

Schimon Peres (1923-2016) wurde im damaligen Polen geboren und wanderte mit seiner Familie 1934 nach Palästina aus. Er studierte Verwaltungswissenschaften in Harvard, wurde in die Knesset gewählt und war ab 1959 Israels stellvertretender Verteidigungsminister. In seiner politischen Laufbahn hatte er viele Ministerämter inne und war mehrfach Ministerpräsident. Für seine Bemühungen um den Frieden in Nahost wurde ihm 1994 der Nobelpreis verliehen.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR24,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR19,99

Produkt

KlappentextDas persönliche Vermächtnis des legendären israelischen Staatsmannes und Friedensnobelpreisträgers Über sechs Jahrzehnte gestaltete Shimon Peres maßgeblich die Politik Israels: als Staatspräsident sowie als Minister in beinahe jedem Ressort. In seinem letzten Buch rekapituliert er die entscheidenden Ereignisse in der Geschichte des Landes aus seiner ganz persönlichen Sicht und legt den Fokus darauf, warum sie so geschehen sind. Entstanden ist ein politisches und hautnah erlebtes Porträt Israels sowie eine Meditation über die zentralen Fragen der Politik: Wie trifft man Entscheidungen in einem Klima der Unsicherheit? Wie kann man Frieden erreichen? Was zeichnet einen guten Staatsführer aus? Peres' Weisheit und seine große Erfahrung sind ein Appell, unseren Planeten sicherer, friedlicher und gerechter zu gestalten. »Ein Genie mit großem Herzen.« Bill Clinton »Die Essenz Israels.« Barack Obama »Ein Leben im Dienste des Friedens und der Versöhnung kann ein Beispiel für die Jungen sein.« Joachim Gauck

Schimon Peres (1923-2016) wurde im damaligen Polen geboren und wanderte mit seiner Familie 1934 nach Palästina aus. Er studierte Verwaltungswissenschaften in Harvard, wurde in die Knesset gewählt und war ab 1959 Israels stellvertretender Verteidigungsminister. In seiner politischen Laufbahn hatte er viele Ministerämter inne und war mehrfach Ministerpräsident. Für seine Bemühungen um den Frieden in Nahost wurde ihm 1994 der Nobelpreis verliehen.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104906355
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum25.04.2018
Auflage1. Auflage
Seiten288 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2587 Kbytes
Artikel-Nr.2504884
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Kapitel 1 Zum Dienst berufen

Ich war elf Jahre alt, als ich das hinter Bäumen versteckte einfache Haus zum ersten Mal sah. Es gehörte meiner Tante und meinem Onkel, sie hatten es nach ihrer Ankunft in Israel selbst gebaut. Das war 1934, als in diesem Gebiet nur wenige hunderttausend Juden lebten, die Straßen noch unbefestigt waren und das Land weitgehend unbesiedelt.

Als wir näher kamen, wurde mir klar, dass ich solche Bäume noch nie gesehen hatte; es waren Orangenhaine, von Hand angelegt. Mein Bruder Gigi und ich liefen sofort los und rannten die perfekt angelegten Reihen auf und ab. Jeder Baum trug mehr als hundert pralle, leuchtende Früchte. Die noch verbliebenen weißen Blüten füllten die Luft mit einem wunderbaren Duft.

Mit einem Schlag war ich in Gedanken wieder in mein kleines jüdisches Dorf, unser »Schtetl«, zurückversetzt, in den Augenblick, als ich zum ersten Mal eine Orange sah - an einen Ort, der jetzt so unendlich fern war.

Unser Schtetl hieß Wischnewa. Es lag an der polnisch-russischen Grenze - ein von Wäldern umgebener Streifen Land, in dem ewiger Winter zu herrschen schien. Es gab Wochen, in denen ein bitterkalter Wind ohne Unterlass die niedrigen Birken peitschte und unerbittlich an den Kunden auf dem Markt zerrte. Auch im Sommer war uns, als bekämen wir die Sonne kaum einmal zu sehen. Doch trotz all der Kälte und Abgeschiedenheit strahlte das Schtetl Wärme und einen eigenen Zauber aus, war von Freundlichkeit und Gemeinschaft geprägt. Wir hatten in dieser Gemeinschaft einen Ort gefunden, dem wir uns zugehörig fühlten.

Wir führten ein einfaches Leben: Wischnewa hatte nur drei Straßen, gesäumt von schlichten Holzhäusern. Es gab kein fließendes Wasser und keinen Strom. Doch knapp fünf Kilometer weiter war ein Bahnhof, und durch die Reisenden und ihr Gepäck erhaschten wir einen Blick auf die Welt jenseits des Waldes.

Noch heute erinnere ich mich an jenen bewegenden Augenblick, an meine erste Orange. Die Eltern hatten mich zu Freunden mitgenommen, wo bereits viele Menschen beisammen saßen. Ein junger Mann, der vor kurzem aus Israel zurückgekehrt war, unterhielt die Gruppe mit beeindruckenden Schilderungen aus einem fernen Land. Er sprach von endlosem Sonnenschein und einer fremden Kultur, von Wüstenflecken mit Obstbäumen voller Früchte, von zähen, braungebrannten Juden, die mit ihren Händen arbeiteten und auch mit ihnen kämpften. Als er fertig war, wandte er sich einer Kiste zu, die hinter ihm stand, und hob sie hoch, damit alle sie sehen konnten. Ein hörbares Luftholen ging durch die Reihen. Seine Vorstellung wirkte feierlich und formell, als hätte er das schon oft getan. Einer nach dem anderen nahmen die Gäste ein Päckchen aus der Kiste und entfernten behutsam das Pergamentpapier, bis eine frisch gepflückte reife Jaffa-Orange sichtbar wurde. Als die Reihe an mir war, griff ich langsam und bedacht zu, wollte auf keinen Fall etwas falsch machen. Ich hielt die Frucht an meine Nase, sog zum ersten Mal den Zitrusduft ein. Sie war etwas völlig Fremdes - in ihrer Farbe, ihrem Duft, ihrem Geschmack -, etwas Außergewöhnlicheres konnte sich ein Junge wie ich kaum vorstellen. Sie war für mich viel mehr als eine Frucht: Sie war ein Symbol meiner Hoffnungen und meiner Sehnsüchte.

Meine Familie hatte seit mehreren Generationen in dieser Gegend gelebt, die seit Jahrhunderten die Heimat von Juden war. Doch trotz seiner schlichten Schönheit betrachteten meine Eltern den Ort nicht als ihr endgültiges Zuhause. Er war vielmehr eine Zwischenstation für sie, eine von vielen auf dem Jahrtausende langen Weg zurück ins Land unserer Väter. Israel war nicht nur der Traum meiner Eltern, sondern auch die Antriebskraft für viele andere Menschen, die wir kannten. Bei jeder Zusammenkunft ging es irgendwann darum, das geliebte Schtetl zu verlassen und nach Zion zu gehen, sich den Pionieren anzuschließen, die das Land wieder in Besitz nahmen. Und oft sprachen wir von Theodor Herzl, dem Begründer der zionistischen Bewegung, für den die Zukunft des jüdischen Volkes untrennbar mit der Existenz eines jüdischen Staates verbunden war, zusammengehalten nicht nur durch die Religion, sondern auch durch eine gemeinsame Sprache und eine gemeinsame Nationalität. »Man gebe uns die Souveränität eines für unsere gerechten Volksbedürfnisse genügenden Stückes der Erdoberfläche, alles andere werden wir selbst besorgen.«

Herzls Traum war zu meinem geworden. Meine Familie, das waren Menschen, die ein zufriedenes Leben führten, jedoch im Exil. Wir sprachen Hebräisch, dachten Hebräisch und lasen begierig alle Nachrichten aus dem britischen Mandatsgebiet Palästina, das auch das Land unserer Väter umfasste. Wir alle sehnten uns dorthin zurück - ein Verlangen, das uns unnachgiebig packte. Bisweilen gab es mir das Gefühl, ich säße im Fegefeuer zwischen einer fernen Vergangenheit und einer unmittelbar bevorstehenden Zukunft. Je näher diese Zukunft heranrückte, desto unerträglicher erschien jede Verzögerung.

Trotz dieses Drangs, den Weg fortzusetzen, habe ich viele wunderschöne Erinnerungen an meine Kindheit. Meine Mutter Sara war eine großartige, liebevolle Frau; sie war ausgebildete Bibliothekarin und liebte die russische Literatur. Nur wenige Dinge im Leben bereiteten ihr mehr Freude als das Lesen, und diese Freude gab sie an mich weiter. Ich wuchs zum Bücherfreund heran, wurde an der Seite meiner Mutter zur Leseratte. Es war eine Art liebevoller Wettbewerb: Ich versuchte, mit ihr Schritt zu halten, allein schon wegen der anschließenden Gespräche. Mein Vater Jitzchak (auch Getzel genannt) handelte mit Holz, wie zuvor schon sein Vater. Er war warmherzig und großzügig, ein energischer, freundlicher Mann, nachsichtig und gewissenhaft zugleich. Er ermutigte mich stets und strahlte, wenn ich etwas geschafft hatte. Seine Liebe gab mir Selbstvertrauen, und mein Selbstvertrauen verlieh mir Flügel. Ich war glückselig.

Meine Eltern erzogen mich ohne Grenzen oder Beschränkungen, sagten mir nie, was zu tun sei, sondern vertrauten darauf, dass mich meine Wissbegierde auf den richtigen Weg führen würde. Wenn ich, noch als Kind, ihnen und ihren Freunden eine kleine Vorstellung gab oder eine Rede hielt, erhielt ich nichts als ermutigende Worte. Manchmal machte ich Erwachsene nach (es gab ein paar Menschen im Schtetl, deren Stimmen und Verhaltensweisen ich perfekt imitieren konnte). Bisweilen glänzte ich mit regelrechten Vorträgen über das Wesen des Zionismus oder die Vorzüge meiner Lieblingsschriftsteller. Das machte mich in den Augen der Erwachsenen zu einem frühreifen Bürschchen, dem eine strahlende Zukunft bevorstand. Für mich selbst fühlte es sich an wie der Beginn von etwas Größerem. Doch für meine Schulkameraden wurde ich zum Außenseiter, zu einem, der so ganz anders war als sie. Aber im Grunde bin ich immer derselbe geblieben: Auch mit dreiundneunzig bin ich noch der wissbegierige Junge, der sich gern in schwierige Fragen verbeißt, immer bereit zum Träumen und unbeeindruckt von den Zweifeln der anderen.

Meine Eltern trugen dazu bei, dass ich zu dem Mann wurde, der ich bin, doch der Mensch, den ich am meisten bewunderte und zu dem ich die engsten Bindungen hatte, war mein Großvater Rabbi Tsvi Meltzer. Er war untersetzt, wirkte aber eigenartigerweise trotzdem immer hochgewachsen. Da er die renommierteste Jeschiwa in ganz Europa besucht hatte, gehörte er zu den Gründungsmitgliedern der hebräischsprachigen zionistischen Tarbut-Schule und war eine angesehene Führungspersönlichkeit der jüdischen Gemeinde. Während der Zionismus im Zentrum unseres bürgerlichen Lebens stand, war unser moralisches Leben vom Judentum geprägt. Mein Großvater war die Autorität, an der sich meine Familie ausrichtete, und dank seiner Position und seines außergewöhnlichen Verstands war er auch der Gemeindevorsteher, bei dem das ganze Schtetl weisen Rat suchte.

Ich empfand es als besonderes Glück, nicht nur so eine wichtige Persönlichkeit in der Familie zu haben, sondern auch noch ihre besondere Aufmerksamkeit zu genießen. Großvater war der Erste, der mich die Geschichte des jüdischen Volkes lehrte, und er machte mich als Erster mit der Thora bekannt. Jeden Sabbat begleitete ich ihn zur Synagoge und lauschte aufmerksam der wöchentlichen Lesung. Wie für die anderen Juden war auch für mich der Versöhnungstag Jom Kippur unser höchster Feiertag. Doch für mich hatte er noch etwas ganz Besonderes, weil ich dann immer den feierlichen Gesang meines Großvaters hören konnte. Nur an diesem Tag sang er als unser Kantor mit seiner wunderbaren, volltönenden Stimme das ergreifend schöne Kol Nidre-Gebet. Es berührte mich in tiefster Seele, und ich versteckte mich unter seinem Gebetsmantel, dem einzigen Ort, an dem ich mich an solch einem bedeutungsvollen Tag sicher fühlte. Aus dem Dunkel meines Verstecks heraus bat ich Gott, den Sündern zu vergeben und mit allen Menschen Erbarmen zu haben, schließlich hatte er selbst ja die Samen der Schwäche gesät.

Durch das Vorbild meines Großvaters und seine Lehren wurde ich als Kind streng religiös, viel mehr als meine Eltern. In mir wuchs der Glaube, dass es meine Pflicht war, Gott zu dienen und seine Gebote zu befolgen, ohne jede Ausnahme. Meine Eltern begannen mein religiöses Engagement erst von dem Tag an zu würdigen, an dem mein Vater mit einem Radio nach Hause kam, dem ersten in Wischnewa. In seiner Begeisterung wollte er meiner Mutter sofort zeigen, wie es funktionierte, und schaltete es ein, mitten am Sabbat, einer Zeit der inneren Einkehr, wo doch unsere Religion bestimmte Tätigkeiten verbietet, auch das Einschalten eines...
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Autor

Schimon Peres (1923-2016) wurde im damaligen Polen geboren und wanderte mit seiner Familie 1934 nach Palästina aus. Er studierte Verwaltungswissenschaften in Harvard, wurde in die Knesset gewählt und war ab 1959 Israels stellvertretender Verteidigungsminister. In seiner politischen Laufbahn hatte er viele Ministerämter inne und war mehrfach Ministerpräsident. Für seine Bemühungen um den Frieden in Nahost wurde ihm 1994 der Nobelpreis verliehen.