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Vielleicht passiert ein Wunder

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am23.05.20181. Auflage
Steffi spricht nicht. Rhys kann nicht hören. Doch die beiden verstehen einander auch ohne Worte. Steffi ist so lange still gewesen, dass sie das Gefühl hat, unsichtbar zu sein. Doch dann kommt Rhys an ihre Schule. Er ist gehörlos und schert sich nicht darum, ob jemand redet oder nicht. Steffi und Rhys finden eine ganz besondere Art, miteinander zu kommunizieren. Schnell brauchen sie nicht mehr als einen Blick, um zu wissen, was der jeweils andere gerade fühlt. Durch Rhys lernt Steffi, dass ihre Stimme etwas wert ist, dass sie gehört werden will, Rhys gibt ihr den Mut, wieder zu sprechen. Und dann passiert ... ein Wunder.

Sara Barnard, geboren 1987, liebt Bücher und alles, was damit zu tun hat. Sie hat schon geschrieben, bevor sie groß genug war, um den Familiencomputer selbst anzuschalten. Heute schreibt sie am liebsten beim Zugfahren. So kann sie gleichzeitig ihr Ziel erreichen, jedes Land in Europa zu bereisen. Sara Barnard lebt in Brighton, England. Sarar Barnards Titel »Wunder, die wir teilen« wurde für die ?Bookseller? YA Shortlist und den YA BOOK PRIZE nominiert.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR16,99
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR14,99

Produkt

KlappentextSteffi spricht nicht. Rhys kann nicht hören. Doch die beiden verstehen einander auch ohne Worte. Steffi ist so lange still gewesen, dass sie das Gefühl hat, unsichtbar zu sein. Doch dann kommt Rhys an ihre Schule. Er ist gehörlos und schert sich nicht darum, ob jemand redet oder nicht. Steffi und Rhys finden eine ganz besondere Art, miteinander zu kommunizieren. Schnell brauchen sie nicht mehr als einen Blick, um zu wissen, was der jeweils andere gerade fühlt. Durch Rhys lernt Steffi, dass ihre Stimme etwas wert ist, dass sie gehört werden will, Rhys gibt ihr den Mut, wieder zu sprechen. Und dann passiert ... ein Wunder.

Sara Barnard, geboren 1987, liebt Bücher und alles, was damit zu tun hat. Sie hat schon geschrieben, bevor sie groß genug war, um den Familiencomputer selbst anzuschalten. Heute schreibt sie am liebsten beim Zugfahren. So kann sie gleichzeitig ihr Ziel erreichen, jedes Land in Europa zu bereisen. Sara Barnard lebt in Brighton, England. Sarar Barnards Titel »Wunder, die wir teilen« wurde für die ?Bookseller? YA Shortlist und den YA BOOK PRIZE nominiert.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783733602680
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum23.05.2018
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1817 Kbytes
Artikel-Nr.2504926
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Millie Gerdavey hat mal wieder ihren Freund betrogen.

Aber das ist okay. Braucht ja keiner zu wissen, oder? Und nein, sie wird es Jack nicht sagen (»Natürlich nicht!«), und sie will nicht mit Leo zusammen sein (»Mit dem Blödmann?«). Es war eine einmalige Sache. Mal wieder.

Stellt euch die Szene vor, in der ich das erfahren habe. Millie hat sich neben mich auf die Bank gequetscht, ein zerknülltes Papiertaschentuch in der Faust, das von Tränen und Schnodder vielleicht schon ganz durchgeweicht war. Sie schluchzt und flüstert die ganze Zeit.

»Ich bin so froh, dass ich mit dir reden kann«, sagt sie.

Nette Szene, oder? Zwei Freundinnen, die sich am ersten Schultag einander anvertrauen. Irgendwie ganz normal. Was könnte normaler sein als zwei Mädchen, die die Köpfe zusammenstecken und sich Geheimnisse zuflüstern, wobei die eine weint und die andere sie beruhigt? Nichts.

Aber ... seht ihr das andere Mädchen auf der Bank? Das schmächtige Ding, das den Kopf einzieht? Dem die Haare ins Gesicht hängen, im Schoß ein Buch, das sie gar nicht liest?

Ja, das bin ich. Die beiden Mädchen haben nichts mit mir zu tun, und sie führen diese streng geheime Unterhaltung direkt neben mir, als wäre ich komplett unsichtbar.

Irgendwann wirft mir das zweite Mädchen, das Jez heißt, einen Blick zu, dann sagt sie zu Millie: »Ähm, meinst du, sie hat was gehört?«

»Ach die.« Millie wirft sich abschätzig die Haare aus dem Gesicht. »Das ist okay. Sie wird nichts sagen.«

»Woher weißt du das?«, fragt Jez ein bisschen nervös.

»Pass mal auf«, erwidert Millie, und mein Herz setzt aus. Ich packe mein Buch ein bisschen fester. »Hey! Hey, Steffi!«

Geh weg. Geh weg geh weg geh weg.

»Steffiiiiii.« Millies Stimme ist zu einem Singsang geworden. »Steffi Bro-o-o-ns!« Sie zieht meinen Nachnamen in die Länge, bis er irgendwie vier Silben hat. »Siehst du?« Plötzlich ist ihre Stimme wieder normal. »Sie ist so stumm wie eine Statue.«

Zumindest habe ich meinen Freund nicht betrogen, würde ich sagen, wenn ich könnte. Aber wahrscheinlich ist es gut, dass das in dem Moment nicht geht, denn es wäre eine ziemlich blöde Retourkutsche. Um meinen Freund zu betrügen, müsste ich erst mal einen haben. Ich habe aber überhaupt keinen.

»Sie könnte es ins Internet stellen«, spekuliert Jez.

Millie beugt sich plötzlich vor, bis ihr Kopf dicht vor meinem ist. »Brons, du stellst doch nichts von dem hier ins Internet?«

Ich sehe mich plötzlich an meinem Laptop sitzen und einen Tweet in den Äther schicken: »MILLIE GERDAVEY HAT JACK COLE BETROGEN #mal wieder #LOL«, und muss darüber wie gestört lachen.

»Brons.« Als Millie mich anstupst, erschrecke ich. »Hallo!« Ich kann den Hohn in ihrer Stimme hören. »Warum bist du so komisch? Ich bin´s, Millie. Ähm, ich kenne dich, seit wir fünf sind.« Das stimmt, sie kennt mich, seit ich fünf bin, aber wenn sie mich wirklich kennen würde, wäre sie nicht so aufdringlich. »Weißt du noch? Du hast in mein Planschbecken gepinkelt.«

Jetzt reicht´s. Mein Kopf schnellt hoch, und ich funkle sie wütend an. Doch bevor mir die Worte aus dem Mund sprudeln können, haben sie sich schon wieder aufgelöst.

Millie grinst mich an. »Na bitte! Ich weiß, dass du nichts sagen wirst.« Sie zwinkert mir zu, und ich möchte ihr am liebsten eine kleben. Aber sie hat den Kopf schon wieder zu Jez gedreht. »Steffi ist doch meine Freundin.« Im Aufstehen boxt sie mich pseudofreundlich in die Schulter. »Bis nachher, Freundin.«

Als sie weg sind, genieße ich es, endlich allein zu sein, und genehmige mir ein ganz leises Murmeln: »Du hast in mein Planschbecken gepinkelt, Millie.«

Da fühle ich mich gleich ein bisschen besser.

 

Ich bin im Gemeinschaftsbereich von der Oberstufe, weil Mr Stafford, mein neuer Jahrgangsleiter, vor der Begrüßungsveranstaltung mit mir sprechen will. Wahrscheinlich erwarten mich wieder die üblichen aufbauenden oder einleitenden Worte, die ich schon seit fünf Jahren in Windham über mich ergehen lassen muss. Keine Ahnung, wer sich danach besser fühlen soll: ich oder die Lehrer?

Ein paar Minuten, nachdem Millie und Jez gegangen sind, öffnet sich die Tür zu Mr Staffords Büro, und er kommt herausgeschritten, strahlt schon. Das Schreiten & Strahlen übt er bestimmt zu Hause vor dem Spiegel.

»Stefanie!«, sagt er, und seine Hand schießt in meine Richtung. Eine Schrecksekunde lang denke ich, er will mich kumpelhaft von der Bank hochziehen, aber er will mir nur die Hand schütteln. Zum Glück. Beruhige dich, Steffi.

Das versuche ich und erwidere sein Lächeln. Ich will sagen: »Guten Morgen, Mr Stafford«, aber mitten in »Morgen« ersterben mir die Worte im Mund, als ich nämlich merke, dass Mr Stafford nicht allein ist. Verdammt. Ich war so stolz, dass ich vor einem Lehrer richtige Worte aussprechen konnte, und dachte schon, das wäre ein gutes Zeichen für dieses Jahr, das erste Jahr der Oberstufe, das Jahr, in dem ich zeigen soll, dass ich so grundlegende Dinge hinbekomme, wie vor Lehrern zu reden. Ich will später an die Uni gehen, und das wird nie klappen, wenn ich nicht mal in der Schule reden kann, sagen jedenfalls meine Eltern.

Mr Stafford strahlt immer noch. »Stefanie, das hier ist Rhys.« Er deutet auf den Jungen neben sich, der mich anlächelt.

Was soll das bitte schön werden? Spannen sie jetzt schon Fremde ein, um sich darüber lustig zu machen, dass ich kein Wort herausbringe? Irgendwo in meinem Bauch meldet sich eine panische Angst, die mir vertraut ist. Meine Wangen fangen an zu brennen.

Ich starre Mr Stafford an, wobei ich weiß, dass mein Gesichtsausdruck irgendwo zwischen getretenem Welpen und Bambi schwankt.

»Oh«, sagt er hastig. »Oh, schon okay. Rhys ist taub.«

Meine Augenbrauen schießen nach oben.

»Oh!«, sagt er wieder und sieht betreten aus. »Ich meinte nicht ... ich meinte, es ist okay, wenn du nichts ... ich meinte nicht, dass es okay ist, Schwierigkeiten zu ... wobei es natürlich völlig in Ordnung ist, wenn man ...«

Rhys, der ein Stück links von Mr Stafford steht, wartet geduldig. Er sieht mich immer noch an, aber sein Lächeln ist ein bisschen matter, und er wirkt leicht verwirrt. Wer ist dieses dusselige Mädchen?, denkt er bestimmt.

»Du meine Güte«, murmelt Mr Stafford. »Das Schuljahr fängt ja gut an. Ich versuch´s noch mal. Rhys ...« Er klopft Rhys auf die Schulter, dann deutet er auf mich. Dabei dreht er den Kopf, so dass er Rhys direkt ins Gesicht sieht. »Das hier ist Stefanie«, sagt er laut. »STEF-AN-IIIE.«

Um Gottes Willen.

Rhys verzieht die Lippen zu einem warmen, leicht amüsierten Grinsen. Er sieht mich an, dann hebt er die Hand und winkt. Hallo.

Ich winke automatisch zurück. Hallo. Ich überlasse meine Hände den vertrauten Bewegungen. Ich bin Steffi.

Schön, dich kennenzulernen. Rhys tippt sich mit zwei Fingern an die rechte Wange. Taub?

Ich schüttle den Kopf, tippe mir dann mit einem Finger an die Wange. Ich kann hören. Ich zögere, überlege, wie ich mich verständlich machen kann. Ich könnte »selektiver Mutismus« mit dem Fingeralphabet buchstabieren, aber er weiß wahrscheinlich nicht, was das bedeutet, und es trifft auch gar nicht mehr ganz zu. Ich kann nicht ..., fange ich an und will sagen, dass ich nicht sprechen kann, aber das trifft auch nicht zu, denn grundsätzlich kann ich ja sprechen. O Gott, Rhys und Mr Stafford starren mich beide an. Mein Gesicht glüht. Schließlich sage ich in Gebärdensprache ein bisschen lahm: Ich spreche nicht. Was die schlechteste Antwort aller Zeiten ist.

Aber Rhys lächelt, sieht mich ein wenig fragend an, dann nickt er, und ich bin so froh, dass ich zurücklächle.

»Wunderbar.« Mr Stafford sieht aus, als wolle er vor Erleichterung in Ohnmacht fallen. »Wunderbar. Steffi, Rhys hat heute seinen ersten Tag bei uns. Ich dachte, es wäre eine gute Idee, euch beide zusammenzubringen. Wir haben hier niemanden in der Oberstufe, der die Gebärdensprache beherrscht. Nicht dass Rhys das bräuchte - er kann perfekt von den Lippen ablesen, wurde mir gesagt -, aber ist doch schön für ihn, jemanden zu kennen, der die Gebärdensprache beherrscht. Dann lebt er sich schneller ein.«

Oh, er sieht so zufrieden mit sich aus, dass ich ihn am liebsten knuddeln und gleichzeitig ohrfeigen möchte. Ich möchte ihm sagen, dass ich nur die grundlegenden Sachen kann, aber jetzt hat mich die Sprache komplett verlassen, deshalb lecke ich mir nur nervös die Lippen und nicke dabei. Mein Vorsatz, dieses Jahr in der Schule zu sprechen, läuft eher schleppend an.

»Vermutlich werde ich auch ein wenig Gebärdensprache lernen müssen, hab ich recht, Mr Gold?« Mr Stafford wendet Rhys den Kopf erst gegen Ende des Satzes zu, ohne zu merken, dass Rhys alles verpasst hat, was er vorher gesagt hat.

Aber Rhys nickt trotzdem fröhlich, und plötzlich mag ich ihn. Er muss in Ordnung sein, wenn er Mr Stafford dieses wohlmeinende Theater spielen lässt, ohne ihn in Verlegenheit zu bringen. Schade, dass ich nicht so bin, ich bringe immer alle in Verlegenheit. Die Leute wissen einfach nicht, was sie mit jemandem anfangen sollen, der kein Wort sagt.

Ich bin neugierig auf diesen...
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Autor

Sara Barnard, geboren 1987, liebt Bücher und alles, was damit zu tun hat. Sie hat schon geschrieben, bevor sie groß genug war, um den Familiencomputer selbst anzuschalten. Heute schreibt sie am liebsten beim Zugfahren. So kann sie gleichzeitig ihr Ziel erreichen, jedes Land in Europa zu bereisen. Sara Barnard lebt in Brighton, England.Sarar Barnards Titel »Wunder, die wir teilen« wurde für die >Bookseller