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Das Mädchen, das die Hoffnung fand

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
416 Seiten
Deutsch
FISCHER E-Bookserschienen am26.09.20181. Auflage
Nach »Der Junge, der vom Frieden träumte« der zweite Roman der Erfolgsautorin Michelle Cohen Corasanti Ein bewegender Roman über die Sehnsucht nach Frieden und die Kraft der Hoffnung Sarah, Tochter wohlhabender jüdischer Eltern in Odessa, muss aus Russland fliehen. 1932 landet sie auf einem Schiff im Hafen von Jaffa, der blühenden Stadt der Orangenhaine in Palästina. Hier begegnet sie dem jungen Arzt Yussef. Doch ihr Onkel - ein glühender Zionist - zwingt sie, einen Mann ihres Glaubens zu heiraten. Ihre verbotene Liebe führt zu einer Tragödie. USA, 1995: Die junge Jüdin Rebekah trifft den Studenten Amir, einen Flüchtling aus Palästina. Obwohl so viel zwischen ihnen steht, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Doch kann ihre Liebe stärker sein als Politik, Religion und Hass - und der Druck ihrer Familien? Und was hat Sarahs und Yussefs Geschichte mit ihnen zu tun?

Michelle Cohen Corasanti ist eine in den USA geborene Jüdin. Mit sechzehn schickten ihre Eltern sie nach Israel, um Hebräisch zu lernen und die jüdische Kultur und Religion zu studieren. Sie besuchte die Hebrew University of Jerusalem, wo sie ihren Master in Nahostwissenschaften machte. Inzwischen hat sie zwei Harvard-Diplome und ist Anwältin für Menschenrechte. »Der Junge, der vom Frieden träumte« war international sehr erfolgreich und wurde in viele Sprachen übersetzt. »Das Mädchen, das die Hoffnung fand« ist ihr zweiter Roman.
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Verfügbare Formate
BuchGebunden
EUR12,00
TaschenbuchKartoniert, Paperback
EUR15,00
E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
EUR9,99

Produkt

KlappentextNach »Der Junge, der vom Frieden träumte« der zweite Roman der Erfolgsautorin Michelle Cohen Corasanti Ein bewegender Roman über die Sehnsucht nach Frieden und die Kraft der Hoffnung Sarah, Tochter wohlhabender jüdischer Eltern in Odessa, muss aus Russland fliehen. 1932 landet sie auf einem Schiff im Hafen von Jaffa, der blühenden Stadt der Orangenhaine in Palästina. Hier begegnet sie dem jungen Arzt Yussef. Doch ihr Onkel - ein glühender Zionist - zwingt sie, einen Mann ihres Glaubens zu heiraten. Ihre verbotene Liebe führt zu einer Tragödie. USA, 1995: Die junge Jüdin Rebekah trifft den Studenten Amir, einen Flüchtling aus Palästina. Obwohl so viel zwischen ihnen steht, fühlen sie sich sofort zueinander hingezogen. Doch kann ihre Liebe stärker sein als Politik, Religion und Hass - und der Druck ihrer Familien? Und was hat Sarahs und Yussefs Geschichte mit ihnen zu tun?

Michelle Cohen Corasanti ist eine in den USA geborene Jüdin. Mit sechzehn schickten ihre Eltern sie nach Israel, um Hebräisch zu lernen und die jüdische Kultur und Religion zu studieren. Sie besuchte die Hebrew University of Jerusalem, wo sie ihren Master in Nahostwissenschaften machte. Inzwischen hat sie zwei Harvard-Diplome und ist Anwältin für Menschenrechte. »Der Junge, der vom Frieden träumte« war international sehr erfolgreich und wurde in viele Sprachen übersetzt. »Das Mädchen, das die Hoffnung fand« ist ihr zweiter Roman.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783104904955
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum26.09.2018
Auflage1. Auflage
Seiten416 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse1283 Kbytes
Artikel-Nr.2504943
Rubriken
Genre9201

Inhalt/Kritik

Leseprobe

Teil 1

1


Odessa

22. April 1932


Sarah

Ich erschrak, als ein hämmerndes Geräusch zu mir hochdrang. Dann folgte ein lautes Krachen, und ich zuckte zusammen.

»Was wollen Sie?« Mamas schrille Frage hallte von unten aus der Diele.

Soldaten. Ich stürzte durch mein Zimmer zum Schrank. Der Revolver, den mir Onkel Isaak »nur für alle Fälle« aufgedrängt hatte, war in meinem Teddybär versteckt. Ich riss das Stofftier auf und zog die geladene Waffe heraus.

Ich handelte, ohne nachzudenken, und spannte den Hahn. Leise öffnete ich die Zimmertür und schlich dicht an der Wand entlang über den Flur. Zwei Soldaten hatten ihre Pistolen auf Mama gerichtet. Mir stockte der Atem. Reiß dich zusammen. Ich musste sie beide erschießen, bevor einer von ihnen meine Mutter töten konnte.

»Wo habt ihr eure Waffen?« Eine dicke rote Narbe verlief senkrecht über die rechte Gesichtshälfte des Soldaten, der die Frage gestellt hatte. Er war Anfang zwanzig, wie ich, und sah sehr kräftig aus. Er packte meine Mutter an den Haaren und riss ihren Kopf nach hinten.

»Wir haben keine Waffen.« Mutters Stimme war so schrill, dass ich sie kaum wiedererkannte. »Bitte, tun Sie mir nichts.«

»Lüg mich nicht an.« Wieder riss er Mamas Kopf zurück.

»Ich lüge nicht«, schrie meine Mutter. Sie warf ihren mageren Körper hin und her, vergeblich. Ich sah, wie sie in verzweifelter Panik um sich trat. Ich musste näher ran.

Mama kreischte auf, als der Soldat ihr seine Pistole an die Stirn presste. »Mit dem Rücken an die Tür.« Er stieß sie mit der freien Hand nach hinten. Mutter prallte mit dem Kopf gegen die Tür, die durch den Stoß aufflog. Der Soldat hielt seine Pistole weiter auf Mamas Stirn gerichtet. Er sah den anderen Soldaten an.

»Sascha, durchsuch das Haus, ich halt sie hier solange in Schach. Such zuerst im Elternschlafzimmer und dann unter den Bodenbrettern in den Schränken.«

Ich hielt den Revolver mit beiden Händen, die Füße sprungbereit. Erschieß den Soldaten, sobald er oben an der Treppe ist, dann töte den anderen. Mit polternden Armeestiefeln kam er die Stufen herauf.

»Da oben ist nichts.« Mamas Stimme klang angsterstickt.

Wie kann ich ihr vermitteln, dass ich einen Plan habe?

»Bitte, kommen Sie wieder runter.«

Mein Magen verkrampfte sich. Nein, Mama.

»Ich dachte, du wüsstest nichts von irgendwelchen Waffen«, sagte der Soldat. »Die sind garantiert oben, Sascha.«

»Nein«, rief Mutter. »Sie sind im Arbeitszimmer meines Mannes. Kommen Sie runter, dann zeig ich´s Ihnen.«

O nein.

»Wenn du lügst, knall ich dich auf der Stelle ab«, sagte der Soldat namens Sascha, drehte sich um und ging die Treppe wieder hinunter. »Und keine Bange«, grinste er. »Was du da oben versteckt hast, finden wir auch noch.«

Der Soldat mit der Narbe packte Mama am Arm und zerrte sie in Vaters Arbeitszimmer.

»Wo sind die Waffen?«, schrie er.

»Das verrate ich erst, wenn der andere auch hier im Zimmer ist«, sagte Mutter so laut, dass ich es hören konnte.

Ich schlich lautlos hinter Sascha her, wobei ich die ganze Zeit den Revolver auf ihn gerichtet hielt.

Sascha lief zum Arbeitszimmer und ging hinein. Mama schrie los. Was machen die mit ihr? Mein Herz raste. Vielleicht schrie sie, damit ich fliehen konnte. Aber ich würde sie niemals allein lassen.

Mit hastigen Schritten, die von den Schreien meiner Mutter übertönt wurden, eilte ich zu Vaters Arbeitszimmer. Ich spähte durch die offene Tür. Mir wurde schwindelig vor Angst.

»Sie sind unter dem Teppich«, sagte Mutter.

Sascha zog den Teppich beiseite und öffnete die Luke über dem versteckten Hohlraum. Er sah hinein und funkelte dann meine Mutter wütend an. Sie wirkte so zart, bebte am ganzen Körper. Der andere Soldat trat vor, um auch einen Blick in den Hohlraum zu werfen.

»Da hat offensichtlich jemand gelogen und muss bestraft werden«, sagte Sascha. »Wem gehören die Waffen?«

Mama legte die Handflächen aneinander, die Fingerspitzen nach oben gerichtet, und blickte flehend zu Sascha hoch. »Bitte haben Sie Erbarmen.«

»So ist es recht, Jüdin, bettele schön.« Sascha spannte seine Pistole und zielte auf Mamas Körper. »Sag mir, wo ihr die herhabt, oder du bist tot!«

Der andere Soldat stand ein Stück abseits und hielt seine Pistole ebenfalls auf Mama gerichtet. Wenn ich ihn tötete, würde Sascha meine Mutter erschießen. Aber wenn ich nichts tat, würden sie sie wahrscheinlich ohnehin töten. Ich musste etwas tun. Ich musste es wenigstens versuchen.

Zitternd zielte ich auf Saschas Kopf. Ich hatte im Laufe der Jahre zahllose Schießübungen absolviert, aber noch nie auf einen Menschen geschossen. Meine Hand bebte, doch ich drückte ab. Ein Schuss fiel, dann noch einer. Ich schrie auf. Sascha fiel zu Boden. Mutter sackte in sich zusammen, als der andere Soldat zu mir herumfuhr. Ich drückte eine Sekunde schneller ab als er. Die Kugel traf ihn in den Kopf, und er stolperte rückwärts, fiel über meine Mutter.

Ich stieß einen gellenden Schrei aus.

»Lauf weg, Sarah!« Mutter hielt sich den Bauch. »Es werden noch mehr kommen, und sie töten dich, wenn sie dich finden.« Sie rang nach Luft.

»Mama!« Ich eilte zu ihr.

»Nein!« Mutter hob eine schwache Hand, wollte mich fortwinken.

Schon tränkte Blut ihre weiße Bluse über dem Unterleib. Zu viel Blut. Die Kugel musste eine Hauptader getroffen haben oder vielleicht die Milz. Ich streckte die Arme aus, wollte die Blutung stoppen, obwohl ich wusste, dass es mir nicht gelingen würde. Ich drückte eine Hand auf ihren Bauch, zuckte zusammen, als sie aufstöhnte.

»Lass mich.« Mutters Stimme war ein Flüstern, ihr Gesicht aschfahl.

Ich streichelte mit der freien Hand ihre Wange. »Ich lass dich nicht allein.«

»Geh«, sagte Mutter wieder. »Mir zuliebe.« Ihre Augen wurden glasig, und ihre Stimme verlor an Kraft. »Ich hab dich lieb.«

»Ich hab dich noch mehr lieb.« Unser altes Spiel, als ich noch ein Kind war. Ich wünschte inständig, Mama würde sagen, dass sie mich am allermeisten liebhatte, dass sie überleben würde, doch ihr warmes Blut quoll weiter über meine Hand.

»Sei stark«, flüsterte sie.

Ich nickte und beugte mich vor, drückte meine tränennasse Wange an ihre.

»Kümmer dich um deinen Vater.«

»Versprochen. Ich hab dich lieb, Mama.«

Sie antwortete nicht mehr, sondern erbebte ein letztes Mal, ehe ihre Brust reglos blieb. Ein Schluchzen drang aus meiner Kehle, als ich sie weinend in die Arme schloss.

 

»Sarah. Ist ja gut, Sarah.«

Ich griff nach der ausgestreckten Hand meiner Mutter, doch statt weicher Haut spürte ich nur raue Bretter. Ich zuckte zurück, als Splitter sich mir in die Finger bohrten.

Das Bild meiner Mutter verschwand, und als ich die Augen öffnete, sah ich nur Dunkelheit rings um mich herum, unter mir und über mir. Es roch nach feuchtem Holz. Ich hatte von Mama geträumt - oder nicht? Es kam mir vor, als würde sich das Fass, in dem ich steckte, enger und enger um mich schließen. Vielleicht war der Tod nahe. Ich presste die Augen wieder zusammen, wünschte mir, Mutter würde zurückkommen und mich holen.

Die Luft war drückend. Ich hatte das Gefühl zu ersticken. Meine Beine schmerzten, weil sie so lange gekrümmt waren. Wegen der Enge konnte ich die Arme nicht um die Beine schlingen, daher hielt ich sie fest an den Kopf gepresst, und mir taten die Schultern weh. Schlucken war fast unmöglich geworden, so ausgetrocknet war meine Kehle. Durch die Hitze und den Sauerstoffmangel fühlte ich mich benommen und hatte stechende Kopfschmerzen.

Und wie mochte es Vater gehen? Mit seinem gut ein Meter achtzig war er zwölf Zentimeter größer und rund fünfundzwanzig Kilo schwerer als ich. Ich hoffte, dass sein Fass größer war, traute mich aber nicht, nach ihm zu rufen, aus Angst, wir könnten entdeckt werden.

Wie lange steckten wir schon in diesen Fässern? Waren wir überhaupt schon aus russischen Gewässern heraus? Was, wenn die Russen das Schiff vorher stoppten? Die Erinnerung an Stalins Soldaten, die Jagd auf uns machten, während Vater und ich uns im Wald versteckten, war noch frisch. Ich schloss die Augen, als ich daran zurückdachte, wie Mutter ihren letzten Atemzug tat. Warum hatten wir Onkel Isaak erlaubt, seine Waffen bei uns im Haus zu verstecken? Jetzt waren Vater und ich vollkommen von ihm abhängig. Seine Kontaktleute halfen uns, aus der UdSSR zu fliehen, und sie würden uns helfen, in Palästina neu anzufangen.

Um mich zu beruhigen, versuchte ich, an all die Menschen zu denken, die wir sehen würden, falls wir überlebten. Im Verlauf der vergangenen anderthalb Jahrzehnte hatte mein Onkel sein Netzwerk aus jüdischen Kämpfern über ganz Europa bis nach Palästina ausgedehnt. Und ich wusste, dass sie sich massiv dort ausbreiteten. Er hatte sogar einige jüdisch-britische Offiziere rekrutiert, da die Briten Palästina besetzt hielten.

Ich hörte Schritte in der Nähe, und Panik überkam mich. Stalins Soldaten oder -

Das Fass wackelte, und ich hörte schmerzhaft laut, wie der Deckel aufgehebelt wurde. Als das erste Licht hereindrang, spürte ich das Vibrieren jeder Zelle unter der Haut. Mein Herzschlag dröhnte mir in den Ohren. Schließlich wurde der Deckel abgenommen, doch in dem grellen Licht konnte ich unmöglich erkennen, ob da ein Freund vor mir aufragte oder ein russischer Soldat.

»Dein Onkel Isaak...

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Michelle Cohen Corasanti ist eine in den USA geborene Jüdin. Mit sechzehn schickten ihre Eltern sie nach Israel, um Hebräisch zu lernen und die jüdische Kultur und Religion zu studieren. Sie besuchte die Hebrew University of Jerusalem, wo sie ihren Master in Nahostwissenschaften machte. Inzwischen hat sie zwei Harvard-Diplome und ist Anwältin für Menschenrechte.»Der Junge, der vom Frieden träumte« war international sehr erfolgreich und wurde in viele Sprachen übersetzt. »Das Mädchen, das die Hoffnung fand« ist ihr zweiter Roman.