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Der Sturm

E-BookEPUB0 - No protectionE-Book
527 Seiten
Deutsch
Bastei Lübbeerschienen am27.07.20181. Aufl. 2018
Prospero, der Herrscher von Milano, stürzt nach dem Tod seiner Frau in tiefe Verzweiflung. Mit Hilfe der gefangenen Hexe Coraxa und ihres Zauberbuches will er sie aus der Unterwelt heraufbeschwören. Doch der magische Akt führt zur Katastrophe - und zu seinem Sturz. Mit nur wenigen Vertrauten auf einer verlassenen Insel gestrandet, stößt Prospero bald auf Coraxas dämonischen Diener Taifunos und den Tiermenschen Caliban. Beide sind entschlossen, Prospero zu vernichten. Mit aller Kraft stemmt der sich gegen seinen Untergang ...


Eine kraft- und fantasievolle Adaption frei nach Shakespeare





Tom Jacuba ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Jacuba war bis Mitte der 90er Jahre Diakon und Sozialpädagoge und schrieb vorwiegend Satiren, Kurzgeschichten und Kinderbücher. Seither ist er freier Autor und verfasst Fantasyromane, historische Romane, Spannungs- und Science-Fiction-Geschichten. Er erhielt 2001 den Deutschen Phantastik Preis als Autor des Jahres.
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Produkt

KlappentextProspero, der Herrscher von Milano, stürzt nach dem Tod seiner Frau in tiefe Verzweiflung. Mit Hilfe der gefangenen Hexe Coraxa und ihres Zauberbuches will er sie aus der Unterwelt heraufbeschwören. Doch der magische Akt führt zur Katastrophe - und zu seinem Sturz. Mit nur wenigen Vertrauten auf einer verlassenen Insel gestrandet, stößt Prospero bald auf Coraxas dämonischen Diener Taifunos und den Tiermenschen Caliban. Beide sind entschlossen, Prospero zu vernichten. Mit aller Kraft stemmt der sich gegen seinen Untergang ...


Eine kraft- und fantasievolle Adaption frei nach Shakespeare





Tom Jacuba ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Jacuba war bis Mitte der 90er Jahre Diakon und Sozialpädagoge und schrieb vorwiegend Satiren, Kurzgeschichten und Kinderbücher. Seither ist er freier Autor und verfasst Fantasyromane, historische Romane, Spannungs- und Science-Fiction-Geschichten. Er erhielt 2001 den Deutschen Phantastik Preis als Autor des Jahres.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783732556793
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format Hinweis0 - No protection
FormatFormat mit automatischem Seitenumbruch (reflowable)
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum27.07.2018
Auflage1. Aufl. 2018
Seiten527 Seiten
SpracheDeutsch
Artikel-Nr.2510024
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe

1

Der Sturm

Eine Frau saß in der Takelage des Großmastes. Ganz oben, neben dem Krähennest. Himmelblaues Kleid, zierliche Gestalt, langes weißblondes Haar. Sie bewegte Arme und Oberkörper wie zum Klang einer unhörbaren Musik.

Hübsch anzusehen - aber ein Trugbild.

Feridan blinzelte zu dem schönen Bild hinauf. Blinzelte, bis das grelle Flimmern der Vormittagssonne die Frau mit dem Segeltuch und dem wolkenlosen Himmel verschwimmen ließ. Die Sinnestäuschung löste sich in nichts auf.

Gott sei Dank!

Schade.

Feridan senkte den Kopf, umklammerte die Balustrade der Reling und kniff für einen Moment die Lider zusammen. Nach einem tiefen Atemzug wandte er sich wieder der krummen Gestalt des Herzogs zu. Und der Seekarte, die der Herrscher von Milano zwischen seiner linken Hand und dem Haken seines rechten Armes auf der Reling ausbreitete; dabei drückte er eine Seite des großen Pergaments mit der eisernen Prothese auf die Brüstung.

Herzog Tonio schüttelte ungläubig den Kopf. »Wohin um alles in der Welt hat es uns verschlagen? Was ist das für eine Insel da drüben? Das kann doch nicht wahr sein!« Der Herzog murmelte so vor sich hin, als würde er mit sich selbst sprechen. Oder mit niemandem. Eine Insel? Feridan blickte sich um. Er konnte nirgends Land entdecken. Nur Wogen und Möwen. Meinte der edle Tonio vielleicht dieses dunkle Etwas zwischen Ozean und Himmel da hinten am Nordhorizont? Ein weit abgetriebenes Schiff der kleinen königlichen Flotte wahrscheinlich. Oder eine aufsteigende Wolke oder ein Möwenschwarm. Aber niemals Land.

Oder doch?

Wieso wurde es eigentlich plötzlich so dunkel?

»Land! Backbords!«, schrie der Schiffsjunge vom Krähennest herab. »Eine Insel!«

Feridan blinzelte zu ihm hinauf. Nur eine Armlänge weit von dem Jungen entfernt saß eine Frau in der Takelage. Immer noch. Ganz oben, neben dem Ausguck mit dem Jungen. Diesmal verschwamm ihre Gestalt nicht mit Himmel und Segel, da konnte Feridan blinzeln, so oft er wollte. Der Atem stockte ihm, denn die Frau hielt sich nirgendwo fest, ließ die Beine einfach so baumeln, fuchtelte einfach so mit den Armen, als wollte sie ein Orchester dirigieren.

Schwachsinn! Feridan kniff die Augen zu. Frauen saßen nicht in Takelagen. Niemals! Frauen in Takelagen, die sich nirgendwo festhielten, die Beine baumeln ließen und mit den Armen fuchtelten? Das gab es überhaupt nicht! Das hatte es noch nie gegeben.

Feridan riss die Augen wieder auf und schüttelte sich. Der Wein. Sein Vater, der König, hatte zum Frühstück Wein ausschenken lassen. Viel Wein. Und jetzt saß eben eine Frau in der Takelage. Na und?

Feridan schaute lieber aufs Meer hinaus. »Na und?«, murmelte er.

Wieso rauschte und brauste und heulte es plötzlich von allen Seiten? Wieso zogen alle Möwen auf einmal ab? Wieso türmten sich die Wellen plötzlich haushoch vor dem Bug? Und wieso riss eine Sturmböe dem Herzog auf einmal die Seekarte aus den Händen? Das Pergament klatschte Feridan ins Gesicht. Er erschrak, griff nach der Reling und hielt sich fest.

Der Wein! Das hatte er jetzt davon. Wein schon zum Frühstück, und nun eine Frau in der Takelage; und Möwen, die in einem großen Schwarm nach Süden abzogen; und ein Schiff, das sich vor hohen Wellen aufbäumte; und einen schwarzen Himmel im Norden; und einen Kapitän, der plötzlich Befehle schrie, als gelte es sein Leben; und im Gesicht eine Seekarte.

Viel zu viel tunischen Wein schon zum Frühstück, und nun schaute er Sachen, die es gar nicht gab.

DIE ES GAR NICHT GAB!

Panik ergriff ihn. Als würde ein Windstoß in einen Haufen Flaumfedern fahren, so fühlte es sich hinter seinem Brustbein und unter seiner Schädeldecke an. Und schlecht war ihm auch.

Feridan klammerte sich an der Bugreling fest und versuchte, die Seekarte von seinem Gesicht zu ziehen. Der Sturm presste das Pergament so heftig in seine Augenhöhlen und in seinen Mund, dass er schwarz sah und kaum noch Luft bekam.

Was hätte er denn tun sollen? Wasser trinken? Sein Herr Vater, der König Arbosso, hatte befohlen Wein auszuschenken. Hatte trinken wollen, feiern, fröhlich sein, vergessen. Sein Vater, der König von Napoli, hatte seinen Abschiedsschmerz betäuben wollen, denn seine Tochter war in Tunisch zurückgeblieben - als Gattin des Königs von Tunischan, als unverbrüchliches Siegel unter dem Friedensvertrag, den sie viele Jahre zuvor geschlossen hatten. Schon bei der Hochzeitszeremonie im Tempel von Tunisch hatte der König seine Tränen kaum zurückhalten können.

Armer Vater. Aus Liebe zu ihm hatte Feridan mitgetrunken. Aus Mitleid mit dem Vater, genau. Dazu kam: Er selbst hatte Grund zum Feiern - er war seine ältere Schwester los, für immer. Also stürzte er genauso viele Becher wie die anderen, die geübter waren im Trinken als er, der Neunzehnjährige.

Und jetzt sah er eben eine Frau in der Takelage. Weißblond, zierlich, in himmelblauem Gewand. Das konnte schon mal passieren, wenn man ungeübt war im Trinken. Dann sah man schon mal derartige Dinge.

»Wir sind verloren!« Der Herzog riss Feridan die Karte vom Gesicht. »Es ist vorbei.«

Oben im Ausguckskorb brüllte der Schiffsjunge, vor dem Ruderhaus brüllte der Kapitän, auf dem Heckkastell unter dem Kreuzmast brüllte der Bootsmann, und unter dem Großmast brüllte Sebasto, Feridans Onkel. Alle brüllten sie gegen das Heulen des Sturmes und das Brausen des Meeres an, und die Seeleute rannten wie geköpfte Hühner kreuz und quer über das Oberdeck und brüllten ebenfalls. Feridan verstand kein Wort und begriff gar nichts mehr.

Verloren?, dachte er und wagte dann doch wieder einen Blick hinauf zum Hauptmast.

Der Himmel wölbte sich inzwischen wie eine schwarze Kuppel über der See. Der brüllende Schiffsjunge im Krähennest deutete auf die weißblonde Frau. Sah er sie also auch! Gab es sie also doch! Sie baumelte und fuchtelte weiterhin mit Beinen und Händen, als gebiete sie dem Tosen der Wellen, dem Knarren des Schiffsrumpfes, dem Heulen des Sturmes und dem Kreischen der abziehenden Möwen.

Ein Blitz zuckte, ein Donnerschlag krachte, eine haushohe Welle schlug über Feridan und Herzog Tonio zusammen. Die königliche Fregatte neigte sich nach Steuerbord, Feridans nasse Hände rutschten von der Balustrade der Reling ab. Er stürzte und schlidderte gegen die Bugkanone. Dort lag schon die bucklige Gestalt des Herzogs. Aneinander und an den Speichen der Kanonenräder hielten sie sich fest.

»Wir sind verloren!«, rief Tonio von Milano zum zweiten Mal. »Das ist nicht einfach nur ein Seesturm, das ist er !«

»Er?«

Wieder ein Blitz, und der ihm folgende, ohrenbetäubende Donnerschlag machte Feridans Stimme sogar für seine eigenen Ohren unhörbar. Aus dem Augenwinkel sah er die Seeleute zwischen den Masten umherlaufen und die Segel einholen. Andere folgten den Rufen des Kapitäns und machten sich an den Geschützen zu schaffen. Der Bootsmann gestikulierte wild, der Steuermann krallte sich am Steuerruder fest, Feridans Vater, der König von Napoli, klammerte sich an eine Tür in den Decksaufbauten und redete auf den Bootsmann ein. Hinter ihm tauchten des Königs Bruder Sebasto und der ohrenlose Hauptmann mit der Narbenglatze auf. Und der gute Gonzo. Der Bootsmann und seine Matrosen deuteten zum Großmast hinauf.

Die Frau saß in der Takelage, immer noch. Das Krähennest neben ihr jedoch war leer.

Jäh öffnete sich das schwarze Himmelsgewölbe, und Wassermassen stürzten auf Schiff und Mannschaft herab. Ein Platzregen? Nein - die Sintflut. Binnen weniger Atemzüge war Feridan nass bis auf die Haut. Ebenso Herzog Tonio.

»Wer ist ER?«, rief Feridan dicht an des Herzogs Ohr. »Von wem sprichst du?«

Der Herzog rief gegen den Sturm an, Feridan verstand kein Wort. Er schob sein Ohr an den Mund des Älteren. »Von meinem Bruder!«, schrie Tonio.

Von seinem Bruder also, aha. Der Regen prasselte auf den Helm des Herzogs, klatschte in sein bleiches Gesicht und auf seinen ledernen Brustharnisch. Feridan wischte sich das Wasser aus den Augen, drehte den Kopf, blinzelte in die Regenschleier, versuchte seinen Vater dahinter zu erkennen.

König Arbosso hielt sich noch immer vor der Treppe zum ersten Unterdeck an der im Sturm schwankenden Tür fest. Der gute Gonzo lag auf den Knien, raufte sich die weißen Locken und starrte zum Hauptmast hinauf. Des Königs Bruder, Feridans Onkel Sebasto, stritt mit dem Bootsmann, weil der offenbar befohlen hatte, die Masten zu kappen und sämtliche Geschütze über Bord zu kippen. Kapitän und Bootsmann deuteten auf die Treppe, wollten die Edelmänner zurück ins Unterdeck schicken. Doch Sebasto war keiner, der sich schicken ließ.

Hatte Herzog Tonio einen Bruder? Feridan schob sich das nasse Schwarzhaar aus dem Gesicht, blinzelte zur Spitze des Großmastes - die Frau war ein hellblauer Lichtfleck hinter Regenschleiern, mehr nicht. Doch sie war da, ruderte noch mit den Armen, musste sich noch immer nirgends festhalten. Obwohl Feridan sie nur verschwommen wahrnahm, jagte ihr Anblick ihm einen Eisschauer nach dem anderen über Nacken und Rücken.

Und wenn es nun gar keine Frau war? Wenn nun der Leibhaftige selbst dort oben saß?

Der König und dessen Bruder starrten nun ebenfalls zum Großmast hinauf. Zur Weißblonden. Und der gute Gonzo schlug die Hände vor den Mund. Der Regen trommelte auf die Deckplanken. Plötzlich hockte die Frau nicht mehr in der Takelage. Sie stand jetzt auf der obersten Spiere des Hauptmastes - und tanzte.

Gütiger Gott, sie schwang die Arme und...

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Autor

Tom Jacuba ist das Pseudonym eines deutschen Autors. Jacuba war bis Mitte der 90er Jahre Diakon und Sozialpädagoge und schrieb vorwiegend Satiren, Kurzgeschichten und Kinderbücher. Seither ist er freier Autor und verfasst Fantasyromane, historische Romane, Spannungs- und Science-Fiction-Geschichten. Er erhielt 2001 den Deutschen Phantastik Preis als Autor des Jahres.