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Ewig ist nur der Tod

E-BookEPUBePub WasserzeichenE-Book
448 Seiten
Deutsch
Penguin Random Houseerschienen am21.05.2018
Rom im August: Privatdetektiv Fabio Gracco observiert den bekannten Politiker Nicola de Nicola. Seine Frau möchte Beweise für ihre Vermutung, dass Nicola sie mit einer Jüngeren betrügt. Und tatsächlich findet Gracco heraus, dass Nicola eine Affäre mit der hübschen Archäologin Carla Caggiani hat. Gracco will den Auftrag möglichst schnell beenden, denn er riskiert seine Zulassung, da Nicola Immunität genießt. Doch dann findet man am Ausgrabungsort eines alten römischen Tempels Carlas übel zugerichtete Leiche. Und Gracco steckt plötzlich mitten in einem Mordfall ...

Giuseppe Furno, Jahrgang 1953, ist ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Sein erster Roman, »Die Feuer von Murano«, wurde 2012 mit dem Premio Hemingway ausgezeichnet. »Ewig ist nur der Tod« ist der Beginn einer Serie um den römischen Privatdetektiv Fabio Gracco.
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Produkt

KlappentextRom im August: Privatdetektiv Fabio Gracco observiert den bekannten Politiker Nicola de Nicola. Seine Frau möchte Beweise für ihre Vermutung, dass Nicola sie mit einer Jüngeren betrügt. Und tatsächlich findet Gracco heraus, dass Nicola eine Affäre mit der hübschen Archäologin Carla Caggiani hat. Gracco will den Auftrag möglichst schnell beenden, denn er riskiert seine Zulassung, da Nicola Immunität genießt. Doch dann findet man am Ausgrabungsort eines alten römischen Tempels Carlas übel zugerichtete Leiche. Und Gracco steckt plötzlich mitten in einem Mordfall ...

Giuseppe Furno, Jahrgang 1953, ist ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Sein erster Roman, »Die Feuer von Murano«, wurde 2012 mit dem Premio Hemingway ausgezeichnet. »Ewig ist nur der Tod« ist der Beginn einer Serie um den römischen Privatdetektiv Fabio Gracco.
Details
Weitere ISBN/GTIN9783641212353
ProduktartE-Book
EinbandartE-Book
FormatEPUB
Format HinweisePub Wasserzeichen
FormatE101
Erscheinungsjahr2018
Erscheinungsdatum21.05.2018
Seiten448 Seiten
SpracheDeutsch
Dateigrösse2301 Kbytes
Artikel-Nr.2514824
Rubriken
Genre9200

Inhalt/Kritik

Leseprobe


4

Der Frecciabianca kam pünktlich um 20.03 Uhr kreischend und zischend zum Stehen. Nach einem kurzen Moment öffneten sich die Türen, und die Treppen klappten nach unten. Fabio Gracco spürte einen Moment lang, wie es war, komplett anonym zu sein. Gedankenverloren blickte er auf einen Süßigkeitenautomaten, in dessen Scheibe er sich spiegelte. Er hatte sich für den blauen Leinenanzug entschieden, der ihn schlanker aussehen ließ. Er fuhr sich mit den Fingern durch die hochgegelten Haare, um ihnen mehr Natürlichkeit zu verleihen, als ihm klar wurde, wie lächerlich diese Geste war. Es wimmelte von Menschen, die Luft war erfüllt vom Surren der Rollkoffer. Dann entdeckte er Silvia. Sie stand auf dem untersten Trittbrett des Erste-Klasse-Wagens. Bei ihrem Anblick kam er sich vor wie in einem amerikanischen Musical: graue Leggings, türkisfarbene Sandalen, türkisfarbenes T-Shirt, eine geblümte Tasche über der Schulter. Sie sah noch schmaler aus, jünger, mädchenhafter. Ihre perfekt sitzenden Haare glänzten, als käme sie gerade vom Friseur. Ihre Haut war leicht gebräunt, ihr Lächeln fast scheu. Fabio schob sich durch die Menschenmenge und ging ihr entgegen. Um nicht für einen illegalen Taxifahrer gehalten zu werden, küsste er sie auf die Wange und nahm ihr die Tasche ab.

»Lass uns irgendwohin gehen, wo es ruhiger ist«, sagte sie, während sie ihn in ihr Parfüm einhüllte. Er hatte sich vorbereitet und nach einem passenden Lokal in der Nähe des Bahnhofs gegoogelt.

»Bitte sehr, gnädige Frau, hier entlang«, versuchte er es mit einem Scherz. Zehn Minuten später saßen sie auf der Dachterrasse eines Fünf-Sterne-Hotels mit einem traumhaften Blick auf Rom in der Abenddämmerung.

»Möchtest du etwas trinken?«, Fabio warf einen raschen Blick auf die Weinkarte.

»Such du aus«, antwortete sie und schenkte ihm ein scheues Lächeln. Als der Kellner kam, deutete Fabio mit dem Zeigefinger auf den Namen des Weins, nicht weil er ein Snob sein wollte, sondern weil er Gewürztraminer liebte, jedoch den Namen nicht aussprechen konnte.

»Spann mich nicht auf die Folter«, drängte Silvia, nachdem der Kellner ihnen eine Kerze angezündet und sich wieder entfernt hatte. »Ich hatte recht, oder?«

Fabio reagierte nicht gleich, er wollte wohlüberlegt antworten. Allmählich wurde es dunkel, und eine leichte Abendbrise begann die drückende Schwüle zu vertreiben. Silvia interpretierte sein Schweigen auf ihre Weise. »Dieses Schwein!«, rief sie und funkelte Fabio an. Den Kellner, der sich mit einer Flasche Wein dem Tisch näherte, bedachte sie mit einem eisigen Blick. »Entschuldige«, setzte sie hinzu. Zu spät, Fabio registrierte die Verlegenheit des Kellners, der nur das zweite Wort gehört und die Situation falsch verstanden hatte. Am liebsten hätte er ihm erklärt, dass sie nicht ihn gemeint hatte. Er gab ihm ein Zeichen. Immer noch verunsichert kam der Kellner an ihren Tisch, nahm die Flasche aus dem Eiskübel und löste den Korken, ohne ihnen in die Augen zu sehen.

»Was für ein prächtiger Anblick, oder?«, fragte Fabio, in dem Versuch, die Atmosphäre zu entspannen, und deutete auf das Lichtermeer der zu ihren Füßen liegenden Stadt. Sie bestellten Pasta mit Hummer. Beide das Gleiche, um unausgesprochene Harmonie zu demonstrieren. Silvia nahm einen Schluck Wein und sagte dann: »Na los, raus mit der Sprache.«

Fabio ließ sie nicht aus den Augen, während sie sich die fünfzig Beweisfotos anschaute, jedes einzelne. Er hatte sie im Format 13 × 18 ausgedruckt, die Reihenfolge sorgfältig ausgewählt. Die ersten Bilder zeigten flüchtige Berührungen, aus der Ferne aufgenommen, dann folgten vertraute Gesten und Umarmungen, unwiderlegbare Beweise, dass sie sich nähergekommen waren. Auf einem Foto hielt Nicola einer Unbekannten die Tür eines Taxis auf, im Hintergrund ein Park mit Pinien, Blumen und Tauben. Auf dem nächsten betraten sie ein Haus, das »Danach« lag in der Fantasie des Betrachters. Bis dahin waren Silvias Kommentare zwar nicht gerade wohlwollend, aber doch sachlich und kontrolliert gewesen, wie es ihrer Persönlichkeit entsprach. »Die zwanzigjährige Praktikantin, sieh mal an« oder »Ich habe einen Trottel geheiratet, der für ein paar knackige Brüste alles aufs Spiel setzt«. Bei einigen Schnappschüssen hatte sie sogar aufgelacht: »Das schicke ich seinem Parteivorsitzenden, und das hier meiner Schwiegermutter, die mich für eine Ehebrecherin hält.« Das Essen kam, und Silvia stocherte immerhin in der Pasta herum und versuchte, das Drama auszublenden. Sie bestellten eine zweite Flasche Gewürztraminer. Silvia hatte ihr Glas schon heruntergestürzt, bevor der Kellner Fabio auch nur einschenken konnte. Danach zeigte er ihr die anderen Fotos, die man nicht mehr kommentieren musste, aufgenommen mit einer Spezialkamera. Intime Fotos, auf denen die ineinander verschlungenen Körper durch den leichten Grünstich fast wie Leichen aussahen. Silvias Gesicht erstarrte zu einer Maske, sie sagte nichts mehr. Hoch konzentriert blätterte sie die Fotos durch, als suchte sie in einem Waffenkatalog nach der richtigen Pistole. Doch als sie den Blick wieder hob, konnte Fabio die Tränen sehen, in denen sich das flackernde Licht der Kerze spiegelte.

Fabio hasste diesen Moment, denn nachdem die Beweise auf dem Tisch lagen und er ein paar Fragen beantwortet hatte, war seine Arbeit beendet. Die Entscheidungen mussten die Auftraggeber selbst treffen, er hatte seinen Teil des Vertrags erfüllt.

»Trifft er sie oft?«

Keine ungewöhnliche Frage, der Betrogene versucht in seiner Verzweiflung mildernde Umstände für den Betrüger zu finden.

Fabio konnte ihr nicht helfen. »Jeden Tag, würde ich sagen.«

Sie war überrascht: »Aber Nicola hat doch so viele Termine und ist ständig unterwegs. Manchmal erreiche ich sogar nur seine Sekretärin.« Dann bekam ihr Gesicht einen hasserfüllten Ausdruck: »Ich bin ja so was von naiv, natürlich, sie arbeitet ja für ihn!«

»Treffer, versenkt«, hätte Fabio gesagt, wenn das alles nur ein Spiel gewesen wäre. »Sei nicht so streng mit dir, Silvia.«

Silvia schloss die Augen und ließ den Kopf sinken. Zum einen lag es am Wein, zum anderen aber auch an der Gewissheit, dass sich ihr Verdacht bestätigt hatte.

»Was hast du noch über sie herausgefunden?«, fragte sie und hob den Kopf. Sie wirkte erschöpft.

Fabio zog einen Umschlag aus der Jackentasche, auf dem sein Firmenlogo prangte: eine große Lupe über einem sehr kleinen Kolosseum. Dieses Markenzeichen hatte er von seinem Vater übernommen, der die Detektei in den 1960er Jahren gegründet hatte.

»Das findest du alles hier.« Er legte den Umschlag auf den Tisch, dabei streifte er ihre Hand. »Das, was du wissen wolltest, weißt du jetzt«, sagte er sanft. »Silvia, die Entscheidung liegt bei dir. Denk aber auch an euren Sohn, er ist erst neun. Alles andere sind Nebensächlichkeiten.«

Silvias Körper straffte sich, sie griff nach dem Umschlag und schlitzte ihn mit ihrem Messer auf, dann zog sie das Blatt heraus und begann zu lesen.

»Carla«, flüsterte sie, das Papier zitterte, »netter Name. Kurz, aber prägnant«, sie bemerkte das Zittern und griff fester zu. »Immerhin Akademikerin«, versuchte sie zu scherzen, auch das machte ihr zu schaffen. »Archäologin, aha«, ihre Stimme vibrierte, »25 Jahre, kein Wunder, halb so alt wie die Ehefrau.«

Fabio bemerkte, dass der Kellner unschlüssig einige Schritte vor ihrem Tisch stand und darauf wartete, dass Silvia verstummte. Er gab ihm zu verstehen, sich noch etwas zu gedulden. Aber auch sie hatte ihn bemerkt und fragte mit eisigem Blick: »Entschuldigen Sie, wünschen Sie noch etwas?« Der Kellner war wie vor den Kopf geschlagen und stammelte: »Äh, nein. Aber wünschen Sie noch etwas ...?«

Silvia spielte ihr Spielchen weiter: »Sind Sie verheiratet?«

»Silvia ...«, Fabio versuchte sie zu beruhigen, ohne Erfolg.

»Ja, Signora«, antwortete der Kellner leicht irritiert.

»Seit wann?«

»Seit fünfundzwanzig Jahren, Signora. Wir feiern in diesem Jahr Silberhochzeit.« In seiner Stimme lag Stolz.

»Wie schön!«, gab Silvia voller Sarkasmus zurück. »Und haben Sie Ihre Frau jemals betrogen?«

»Silvia, ich bitte dich ...«

Der Kellner riss entgeistert die Augen auf, dann blickte er Hilfe suchend zu Fabio, dann zu Silvia, dann wieder zu Fabio. Wie sollte er heil aus dieser Situation herauskommen?

»Nein, Signora. Nie«, antwortete er mit einer Inbrunst, die Silvia zusammenzucken ließ.

»Danke«, sagte sie. »Vielen Dank.« Dann fragte sie seufzend: »Haben Sie Profiteroles?« Es klang wie eine Entschuldigung.

»Selbstverständlich, Signora, hausgemacht von unserem Patissier«, antwortete er wie aus der Pistole geschossen, sichtlich erleichtert, das Minenfeld verlassen und auf sicheres Terrain zurückkehren zu können.

»Und für Sie?«, fragte er Fabio kühl, fast ein wenig feindselig.

Fabio verstand, dass der Kellner ihn noch immer für den betrügerischen Ehemann hielt. Er dachte an seinen erhöhten Blutzuckerspiegel, aber vor allem an seinen Freund Claudio, der eine Vinothek in Prati besaß und ihm einmal erzählt hatte, dass seine Kellner unangenehmen und unhöflichen Gästen manchmal heimlich in die Teller und Gläser spuckten.

»Für mich nichts, danke«, sagte er knapp.

Der Kellner verbeugte sich und verschwand.

Die Melodie der »Cavalleria rusticana« ertönte. Silvia wühlte in ihrer Handtasche. Sie zog ein Päckchen Taschentücher, Schlüssel und einen Parfümflakon heraus. Dann das Handy.

»Er«, zischte sie und schaute...

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Autor

Giuseppe Furno, Jahrgang 1953, ist ein sehr erfolgreicher Drehbuchautor für Film und Fernsehen. Sein erster Roman, »Die Feuer von Murano«, wurde 2012 mit dem Premio Hemingway ausgezeichnet. »Ewig ist nur der Tod« ist der Beginn einer Serie um den römischen Privatdetektiv Fabio Gracco.